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Investitionsprozess: Die dazugehörigen Phasen

Die erste Phase des Investitionsprozess bildet die Investitionsplanung, im Rahmen derer das Investitionscontrolling nicht nur die Aufgabe übernimmt, neue Investitionen anzuregen, sondern ebenso die Koordination der Investitionsplanung und des Investitionsvolumens sowie die Entscheidungsvorbereitung im Hinblick auf die Auswahl von Investitionsvorhaben.

14.05.2021 Von: Prof. Dr. Thomas Rautenstrauch
Investitionsprozess

Die drei zentralen Phasen des Investitionsprozesses

Gerade die Anregung von neuen Investitionen erfordert einen intensiven Dialog mit den technischen Einheiten der Unternehmung sowie eine Auswertung der aggregatbezogenen Wartungs-, Reparatur- und Instandhaltungskosten, aus denen sich ebenso ein Investitionsbedarf ableiten lässt, sofern eine auffällige Kostenentwicklung in diesen Bereichen vorliegt.  

Hier finden Sie eine Abbildung der drei zentralen Phasen des Investitionsprozesses.

Investitionsplanung und -beurteilung

Die Investitionsplanung verläuft regelmässig in Abhängigkeit von den Investitionsarten, denn bei einer Erweiterungs- bzw. Ergänzungsinvestition werden auch andere Entscheidungskriterien angelegt als bei einer betriebsnotwendigen Ersatzinvestition. Hier finden Sie eine Abbildung, die die wesentlichen Investitionsarten aufzeigt.

Gerade im Rahmen einer strategischen Investitionsplanung können sich folgende Fragestellungen aus Sicht des Investitionscontrollings ergeben:

  1. Welche strategischen Prioritäten setzt das Unternehmen?
  2. Welche Investitionsalternativen bestehen?
  3. Sind die Investitionskonzepte strategiekonform geplant?
  4. Ist das Einzelvorhaben strategisch stimmig?
  5. Ist das Einzelvorhaben wirtschaftlich?

Somit ergeben sich als Anforderungen an eine strategische Investitionsplanung,            

  • die Durchgängigkeit von der Unternehmensstrategie bis zur Einzelinvestition           
  • die Transparenz aller strategisch relevanten Aspekte des Einzelvorhabens               
  • eine systematische Beurteilung von nicht oder nur schwer quantifizierbaren Faktoren   
  • die Berücksichtigung der Komponente Zeit               
  • die Fixierung und Verfolgung von Planungsprämissen               
  • eine Wirtschaftlichkeitsanalyse unter Einbeziehung strategischer Aspekte        
  • die Berücksichtigung von Opportunitätskosten             
  • das Aufzeigen von kritischen Einflussgrössen der Investitionsplanung

sicherzustellen.  

Bei der Investitionsplanung sind neben dem benötigten lang-, mittel- und kurzfristigen Investitionsbedarf auch der Bedarf an Betriebsmitteln sowie ein allfälliger Gründungsbedarf zu schätzen. Während langfristige Investitionen im Anlagevermögen sichtbar werden, zeigen sich kurz- bis mittelfristige Investitionen regelmässig im Umlaufvermögen. Zu den wichtigsten Gründungskosten lassen sich Kosten für Beratung, für Anmeldungen/Genehmigungen sowie die Eintragung ins Handelsregister nennen. Ebenso (in Abhängigkeit von der Rechtsform) können überdies Kosten für einen Notar, Aus- und Fortbildungskosten, Kautionen oder auch Markteinführungskosten als Bestandteile von Gründungskosten bzw. Gründungsinvestitionen angesehen werden.

Hier finden Sie ein Beispiel, welches eine typische Situation im Rahmen der Investitionsplanung eines KMU illustriert.

Insgesamt gehören die folgenden Aufgaben zur Phase der Investitionsplanung und -beurteilung:       

  • Bereitstellung von Daten und Koordination der Informationsversorgung. 
  • Unterstützung bei der Festlegung des Investitionsbudgets.         
  • Kontrolle der Investitionsanträge.       
  • Unterstützung bei der Durchführung von Investitionsrechnungen.

Einsatz von Investitionsrechenverfahren zur Beurteilung

Im Rahmen der Investitionsbeurteilung werden Investitionsrechenverfahren zwar vorwiegend zur Bewertung der wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit der Investitionsvorhaben eingesetzt, doch sie sind darüber hinaus auch für Bereitstellungsentscheidungen sowie Investitionskontrollen von grosser Bedeutung. Man unterscheidet hier die Gruppe der statischen Investitionsrechenverfahren von der Gruppe der dynamischen Investitionsrechenverfahren, die beide in der Praxis eine hohe Bedeutung haben, auch wenn sie Risiko- bzw. Unsicherheitsüberlegungen unberücksichtigt lassen.  

Bei einem Investitionsprozess basieren die statischen Verfahren der Investitionsrechnung auf der Betrachtung der durchschnittlichen Kosten und Erlöse einer Investition unter Bezug auf eine Referenzperiode, weshalb eine Betrachtung der exakten Zahlungsstruktur und Zinswirkung hier unterbleibt. Insofern handelt es sich bei den statischen Verfahren um eine einperiodische, durchschnittliche Erfolgs- und Rentabilitätsrechnung mit Abschreibungen sowie mit dem Ansatz von Zinskosten nach dem Prinzip der Durchschnittswertverzinsung.  

Zu den statischen Verfahren zählen im Einzelnen die Kosten-, die Gewinn-, die Rentabilitäts- und die statische Amortisationsvergleichsrechnung. Zusammenfassend sind die wichtigsten Merkmale der statischen Verfahren folgende:                 

  • Sie basieren auf Erfolgsgrössen.               
  • Sie berücksichtigen keine Zeitpräferenz zum Geld.        
  • Sie bilden die Kapitalbindung der Investition nur unzureichend ab.
  • Sie rechnen mit Restbuchwerten.  

Mit Hilfe der dynamischen Verfahren werden sämtliche mit einer Investition verbundenen Ein- und Auszahlungen erfasst und vergleichbar gemacht. Dazu werden die Zahlungen entweder auf den Anfangspunkt der Investition zum Barwert abgezinst, auf den Endzeitpunkt zum Endwert aufgezinst oder zu einem beliebigen Zeitpunkt der Investition mit dem Jahreswert unter Einsatz der finanzmathematischen Zinseszinsrechnung berechnet.  

Die folgenden Merkmale sind den dynamischen Methoden der Investitionsrechnung zuzurechnen:     

  • Sie basieren auf Zahlungsströmen.         
  • Sie berücksichtigen die Zeitpräferenz zum Geld durch Zins- und Zinseszinsrechnung.    
  • Durch sie wird die effektive Kapitalbindung abgebildet.  

Zu den traditionellen dynamischen Investitionsrechenverfahren gehören:          

  • Kapitalwertmethode: ermittelt die Vermögensmehrung zu Beginn des Investitionszeitraumes.
  • Endwertmethode: ermittelt die Vermögensmehrung zum Ende des Investitionszeitraumes.        
  • Annuitätenmethode: Umrechnung des Kapitalwertes in eine Annuität oder auf einen konstanten Entnahmestrom abstellende Endwertmethode. 
  • Methode des internen Zinssatzes.

Von den oben genannten Methoden ist vor allem die Methode des internen Zinssatzes besonders weit verbreitet in der betrieblichen Praxis. Ihr besonderes Merkmal ist, dass sie nicht von einer vorgegebenen Investitionsfinanzierung ausgeht, sondern stattdessen die im Cashflowprofil zum Ausdruck kommende Ertragskraft einer Investition in einen kritischen Soll-Zinssatz umrechnet, welcher anschliessend mit dem faktischen Soll-Zinssatz zu vergleichen ist.

Die Methode des internen Zinssatzes eignet sich somit vor allem in frühen Phasen der Investitionsplanung, in der eine Unternehmung nicht auf zeitlich geballten Kapitaleinsatz und kein Operieren mit der Wiederanlageprämisse angewiesen ist. Vielmehr basiert diese Methode auf der Definition desjenigen Kapitaldienstes, der bis zum Ende des Investitionszyklus eine Vollamortisation des eingesetzten Kapitals sicherstellt und der als Einheitszinssatz die realisierbare Verzinsung jenes Kapitals repräsentiert, das in Abhängigkeit vom Cashflowprofil am Ende der Teilperioden noch gebunden ist. Betrachtet man die Gemeinsamkeiten von Kapitalwertmethode und der Methode des internen Zinssatzes, so findet sich der interne Zinssatz gerade da, wo der Kapitalwert null erreicht.

Auch wenn quantitative Methoden zur Investitionsbeurteilung weit verbreitet sind, so soll doch nicht vergessen werden zu erwähnen, dass es ebenso mehrere qualitative Methoden zur Bewertung einer Investition gibt.

Eine von diesen ist die Aufstellung einer Argumente-Bilanz, welche zur Erfassung und Vorabbeurteilung sachlicher Investitionskriterien eingesetzt wird. Die Grundidee der Argumente-Bilanz ist die Gegenüberstellung von Vorteilen und Nachteilen.

Hier finden Sie eine Abbildung, die ein Beispiel für eine investitionsbezogene Argumente-Bilanz aufzeigt.

Investitionsumsetzung

Bei einem Investitionsprozess ist die Investitionsumsetzung gekennzeichnet durch den Erwerb des Investitionsobjekts, der eine Bestellung und Lieferung einschliesst und an den sich weiterhin die Inbetriebnahme des Objekts sowie gegebenenfalls Schulungsmassnahmen für das Personal anschliessen können. Zur zentralen Herausforderung während der Investitionsumsetzung gehört die Kontrolle des Investitionsprojektes in sachlicher und zeitlicher Hinsicht. Hierzu gehört vor allem die Mittelkontrolle im Rahmen derer sichergestellt werden muss, dass das dem Projekt zugesprochene Finanzmittelbudget nicht überschritten wird sowie die wesentlichen Projekt(teil)ziele bzw. Meilensteine zeitlich und wirtschaftlich erreicht werden. Eine solche projektbegleitende Kontrolle schliesst regelmässig eine Termin-, Kosten- und Leistungskontrolle mit ein. Weiterhin kann aus Sicht des Investitionscontrollings ebenso die Erstellung von laufenden Berichten über Bestellungen, über Liefertermine, Zahlungsfristen, Investitionsauszahlungen oder die Budgetausnutzung als begleitende Unterstützung in der Realisierungs- oder Umsetzungsphase einer Investition einen wichtigen Beitrag leisten.

Investitionskontrolle bei einem Investitionsprozess

An die Investitionsumsetzung schliesst sich nahtlos die Phase der Investitionskontrolle an, im Rahmen derer die folgenden Aufgaben zu erledigen sind:  

  • Durchführung von Investitionsnachrechnungen.         
  • Unterstützung der Budgetkontrolle.             
  • Durchführung der bilanzorientierten Kapital- und Vermögensbindungskontrolle.  

Die betriebliche Praxis zeigt, dass eine ergebnisorientierte Investitionskontrolle zwar vielfach aus Kapazitäts- und Kostengründen vernachlässigt wird, allerdings sollte das Investitionscontrolling darum besorgt sein, dass wenigstens bei Grossprojekten oder in anderer Weise als kritisch zu bewertende Investitionsprojekte eine Investitionskontrolle erfolgt und somit der notwendige Lernprozess starten kann.

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