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Kritik üben: So kritisieren Sie ohne zu verletzen

Verdammt, verflixt und zugenäht. Jetzt ist es doch wieder passiert. Dabei wollte ich mir so grosse Mühe geben und den Mitarbeiter nicht in der gewohnten Manier in die Senkel stellen. Wohlwollend sollten die Worte sein, so dass sie auch ihre entsprechende Wirkung entfalten. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie am besten Kritik üben ohne zu verletzen.

08.05.2019 Von: Heike Eberle
Kritik üben

Kritik üben ist wichtig und nötig

Zunächst einmal: Kritik üben ist wichtig und nötig.

  • «K» (vorne wie hinten) steht für konkret & klar
  • «R» steht für rechtzeitig bzw. den Rahmen beachten
  • 2 mal «i» steht für Ich-Botschaften
  • «T» steht für «Der Ton macht die Musik»

 

Das kennen Sie bestimmt: Kritik üben ist kein einfaches Geschäft, vor allem, wenn man es gut machen will und man die Mitarbeiter nicht verprellen möchte. Da heisst es, «Achten Sie auf das und jenes!» Aber wenn es dann soweit ist, tappen Sie mit beiden Füssen in die «Kritikfalle». Ihre Kritik mündet in eine vorwurfsvolle Attacke, der Mitarbeiter macht dicht und mauert nur noch.

«Sie haben hier aber einen Stuss zusammengeschrieben» oder «Haben Sie nicht daran gedacht, Herrn Meier zu benachrichtigen» oder «Immer müssen Sie aus der Reihe tanzen.»

Das sind sie: Die unliebsamen Formulierungen, die bei den Mitarbeitern abprallen und auf taube Ohren stossen. Mit Vorwürfen und verbalen Attacken kommen Sie nicht weit. Die Folge: Sie schaukeln sich gegenseitig hoch – eine Sackgasse! Hinterfragen wir kritisch: Warum überhaupt Kritik, wenn die Beteiligten sich schlecht dabei fühlen und das Ganze nichts bringt?

So gehen Sie am besten vor – Kritik üben ohne zu verletzen

Kritik wirkungsvoll zu platzieren, ist unangefochten eine hohe Kunst der Personalführung und muss im Trockenen mehrmals eingeübt werden. Deshalb: Nehmen Sie die folgenden Anregungen mit auf eine Trainings-Spielwiese, notieren Sie für den konkreten Fall ein paar Stichwörter und üben Sie für den Ernstfall.

Und damit Sie immer wieder an die wichtigen Kritikpunkte erinnert werden, leite ich Ihnen diese aus dem Wort «Kritik» ab. Diese Methode, die Vera Birkenbihl praktiziert, setzt sich wie ein Anker in Ihrem Hirn fest.

«K» (vorne wie hinten) steht für konkret & klar

Nehmen wir den obigen Satz «Immer müssen Sie aus der Reihe tanzen». Dieser Satz ist oberflächlich, verallgemeinernd, schwammig und unkonkret. Bei was hat sich der Mitarbeiter daneben benommen? Und was heisst hier immer?

Konkret und klar zu werden, ist tatsächlich für uns eine der schwersten Alltagsübungen. Gerne faseln wir im nebulösen Raum herum. Versetzen wir uns in die Rolle des Kritisierenden: Der kann mit dieser Art von Kritik überhaupt nur erahnen, was gemeint ist. Kurzum: Eine Verhaltensbesserung ist mit diesen spärlichen Informationen gar nicht denkbar, weil nicht gesagt wird, was «verbockt» worden ist.

«R» steht für rechtzeitig bzw. den Rahmen beachten

Achten Sie darauf, dass Sie Fehler Ihrer Mitarbeiter zeitnah bemängeln. Also nicht erst Wochen später, wo keiner sich mehr erinnern kann.

Greifen Sie direkt ein, damit sich das Verhalten ändern kann. Wenn also Ihr Mitarbeiter heute zu spät gekommen ist, dann stellen Sie das bitte nicht erst im Spätherbst im Rahmen eines Beurteilungsgespräches fest, sondern äussern Sie das am gleichen Tag.

Und machen Sie nicht den Fehler, Kritik vor den Augen anderer zu üben. Wer Fehler begangen hat, fühlt sich in die Ecke gedrängt. Mitanwesende stören und fördern nicht gerade das Klima eines Kritikgespräches.

2 mal «i» steht für Ich-Botschaften

Im Kritikwort verstecken sich gleich zwei I’s: Das zeigt uns, wie wichtig Ich-Botschaften sind. Bei der Kritik dürfen Sie ausschliesslich und gerne den Egotrip einlegen! Warum? Weil, Sie mit dem Wechsel von den DU- zu den ICH-Botschaften jegliche Angriffs-Schärfe aus Ihrer Botschaft nehmen. Das ist ab sofort Ihre Wunderwaffe schlechthin.

Was haftet den obigen Kritiksätzen an? Die SIE-Attacke! Mit dem «SIE» heizen Sie dem Kritisierenden heftig ein. Das wirkt sehr druckvoll und wie wir alle ja wissen, bewirkt Druck Gegendruck. Der Mitarbeiter setzt sich im Allgemeinen zur Wehr, geht in die Verteidigung und anstatt eines konstruktiven weiteren Gesprächsverlaufs geht das Ganze aus wie das «Hornberger Schiessen».

Besser ist es also: «Ich habe das Gefühl, in Ihrem Schreiben passt was nicht.» Oder «Ich darf Sie daran erinnern, Herrn Meier in dieser Sache zu benachrichtigen» oder «Ich habe heute festgestellt, dass Sie ½ Stunde zu spät zur Arbeit kamen». Lesen Sie sich diese Sätze einmal laut vor: Hören Sie den Unterschied im Vergleich zu den Du-Botschaften? Mit den Ich-Botschaften öffnen Sie das Gespräch anstatt es gleich einzudampfen.

«T» steht für «Der Ton macht die Musik»

Die Symmetrieachse des Wortes bildet das T und T steht für: der Ton macht’s. Chefs regen sich gerne über die Fehler auf, werden oft impulsiv und laut. Sie fauchen, werden bissig und poltern herum. Das alles bringt nichts. Ein lautes Gefecht verhallt. Falls Sie also Ihren Gefühlszustand nicht verhehlen können, regen Sie sich erst mal ab, bevor Sie lautstark auf der Matte stehen und Ihren Mitarbeiter wie einen Löwen anbrüllen.

Mit dem Ton ist auch die kluge Wortwahl verbunden. Ingo Vogel beschreibt in seinem Buch «So reden Sie sich an die Spitze» wie wirkungsvoll die Power-Sprache – nicht nur für die Kritik – sein kann.

Fazit

Mit diesen kleinen Anregungen sind Sie für Kritik-Situationen bestens gewappnet. Ich wette, dass Ihnen das Aussprechen von Kritik nicht länger mehr schwer im Magen liegt und Sie mit einer frischen Kritik-Kultur für Wachstum und Entwicklung sorgen.

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