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Lebenslauf: Ungereimtheiten beim Curriculum Vitae

Ungereimtheiten und selbst kleinere (und auch grössere) Lügen in Lebensläufen sind häufiger als man gemeinhin denkt. Böse Zungen behaupten sogar, dass frisierte Curricula Vitae zum Courant normal gehören würden. Dabei wird gerne auf das Beispiel des früheren CEO des Internetkonzerns Yahoo, Scott Thompson, verwiesen. Dieser musste wegen falscher Angaben in seinem Lebenslauf zurücktreten.

11.01.2022 Von: Alex Müller
Lebenslauf

Erschwindelte Bachelor- und Doktorabschlüsse

Nachdem bekannt wurde, dass der in seinem Lebenslauf aufgeführte Bachelor-Abschluss in Computerwissenschaften frei erfunden war, musste der CEO von Yahoo, Scott Thompson von seinem Posten zurücktreten. Diese Nachricht machte vor einigen Jahren Schlagzeilen. Auch wenn sein Leistungsausweis als oberster Chef dieses weltweit bekannten IT-Konzerns sich sehen lassen konnte – sein Weggang war unvermeidlich geworden, wollte Yahoo seine Glaubwürdigkeit wahren. Der Imageschaden wäre grenzenlos gewesen.

Die Personalverantwortlichen sind besonders gefordert

Dieses Paradebeispiel eines frei erfundenen Titels (um es gelinde auszudrücken) ist leider nicht das Einzige dieser Art. Allgemein bekannt ist auch der etwas weiter zurückliegende Fall (buchstäblich im doppelten Sinn) eines deutschen Spitzenpolitikers, der sich mit «fremden Federn» schmückte, um den Doktortitel zu ergattern. Doch es muss nicht unbedingt ein erlogener akademischer Titel sein, um ein Curriculum Vitae zu «verschönern», zu frisieren oder zu fälschen.

Das Papier auf dem die Biographien geschrieben oder gedruckt werden, ist bekanntlich geduldig. Und genau hier sind die Personalverantwortlichen besonders gefordert. Es gilt also, die eingehenden CVs in der engeren Auswahl nicht einfach zu «überfliegen», sondern genau hinzuschauen und die Substanz der Angaben sorgfältig zu überprüfen und zu verifizieren.

Fliessende Grenze zwischen Aufschneiderei und Lüge

Von der «Verschönerung» des Lebenslaufs über die Irreführung bis zur deftigen Lüge ist es weniger weit als gemeinhin angenommen wird. In meiner langjährigen Tätigkeit als Rekrutierer und Personalleiter habe ich die gesamte Palette schillernder Biographien von Bewerbenden für Kaderpositionen auf meinem Schreibtisch vorgefunden. Bei aller Sorgfalt, die ich jeweils für die Bearbeitung der Bewerbungsunterlagen aufgewendet habe, bin ich aber nie in die Rolle eines eigentlichen «Investigators» bzw. Ermittlers geschlüpft. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mehr als einmal über die Tücken von «verschleierten» und frisierten CVs gestolpert bin: Einmal war es eine kleine, das andere Mal eine grössere Mogelei; in beiden Fällen zum Glück ohne Folgen für das Unternehmen. Dabei bin ich mir bewusst geworden, dass die Grenze zwischen purer Angeberei und expliziter Schummelei im Curriculum Vitae fliessend ist.

Kleinere Sünden im Lebenslauf sind fast normal

Dazu gehören Übertreibungen und Selbstüberschätzungen, um die Leistungen und Stärken im besten Licht erscheinen zu lassen; dazu einige Beispiele aus der Praxis:

  • Der Bewerber gibt an, neben der deutschen Muttersprache  perfektes mündliches und schriftliches Französisch und Englisch zu beherrschen.
    Tipp: Es ist nur logisch, das Bewerbungsgespräch in einer der beiden (oder in beiden) Fremdsprachen zu führen. Nachher wissen Sie als Personal- oder Abteilungsleiter mehr über die tatsächlichen Sprachkenntnisse.
  • Meine eigenen Erfahrungen decken sich mit Befragungen von Personal- und Finanzexperten in mehreren Ländern, wonach nicht wenige Kandidaten für eine gehobene Position ihre Führungskompetenz überschätzen. Eine einmalige Teilnahme an einem 3-tägigen Führungsseminar für unteres Kader ist noch kein Persilschein für die Leitung einer 30-köpfigen Expertengruppe.
    Tipp: Hier können Sie durch das Einholen von mehreren Referenzauskünften den Wahrheitsgehalt der vom Kandidaten angepriesenen Führungserfahrung überprüfen. Wenn der Bewerber keine Referenzpersonen nennen will, könnte dies darauf hindeuten, dass die erforderliche Führungskompetenz ein Wunschtraum des Bewerbers ist.
  • Wer einen Abschluss an einer Fachhochschule (Bachelor, Master) als solchen einer Universität ausgibt, hat die Grenze der«kleinen Sünden» hin zur Schummelei bereits deutlich überschritten.
    Tipp: Bei aller Würdigung und Wertschätzung eines FH-Bachelor- oder Masterabschlusses: Studien an der Uni oder an der FH sind nicht identisch und verfolgen unterschiedliche Ziele. Der Kandidat hat also irreführende Angaben gemacht. Keine Berücksichtigung, wenn der Kandidat bei der Bewerbung bewusst und explizit den CV in unzulässiger Weise «verschönert» hat.
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