Der Hintergrund des Kapitalbindungsplan
Vor dem Hintergrund des Ziels der Liquiditätssicherung übernimmt die Finanzplanung die Aufgabe, die Abstimmung der Ein- und Auszahlungen kurz-, mittel- und langfristig zu sichern. Da hierbei zukünftig erwartete Zahlungsströme noch prognostiziert werden müssen ist die Einbeziehung der Finanzplanung in die leistungswirtschaftliche Gesamtplanung erforderlich, weil vor allem aus dem Absatz-, Fertigungs- und Beschaffungsplan der Unternehmung massgebliche Vorgaben für die Finanzplanung resultieren.
Kapitalbindungsplan als Form der Finanzplanungsrechnung
Aus kurz- bis mittelfristiger Sicht befasst sich die Finanzplanung mit einem Planungszeitraum, welcher in Grossunternehmen vom Tagesfinanzstatus bis zu einem Jahr reicht. Auch aus der Perspektive der Planungshäufigkeit kann die Finanzplanung täglich erfolgen oder, wie vor allem in KMU verbreitet, in einem monatlichen Planungsrhythmus. Diese unterschiedlichen Erscheinungsformen der kurz- bis mittelfristigen Finanzplanung werden ergänzt durch die stets langfristige Kapitalbindungsplanung, die regelmässig einen Zeitraum von mehr als einem Jahr bis hin zu mehreren Jahren umfassen kann und wenigstens im jährlichen Rhythmus wiederholt wird.
Mit der Kapitalbindungsplanung sollen die finanziellen Auswirkungen von langfristigen unternehmenspolitischen (Investitions-)Entscheidungen sichtbar gemacht werden. Dazu zeigt der Kapitalbindungsplan einerseits die geplanten Investitionen, aus denen ein Kapitalbedarf resultiert. Andererseits wird im Kapitalbindungsplan auch die Finanzierung dieses Kapitalbedarfs des nächsten Jahres sowie gegebenenfalls der Folgejahre einbezogen, so dass im Ergebnis die Zusammensetzung der geplanten, mittel- bis langfristigen Ein- und Auszahlungen transparent wird, die es anschliessend zu gestalten gilt.
Beispiel für einen Kapitalbindungsplan
Vorhaben | Investitionssumme |
Kapitalbedarf 2014 |
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a) Kapitalbindende Auszahlungen (Investitionen) |
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Zwischensumme | 3'680'000 |
b) Kapitalentziehende Auszahlungen (Definanzierung) | 140'000 15'000 29'000 51'000 |
Zwischensumme | 235'000 |
Total Kapitalbedarf | 3'915'000 |
Kapitalbedarfsdeckung 2014 | |
a) Innenfinanzierung: Kapitalzuführende Einzahlungen | 2'065'000 1'150'000 2014'000 58'000 139'000 |
Zwischensumme | 3'626'000 |
b) Aussenfinanzierung: Kapitalzuführende Einzahlungen Beteiligungsfinanzierung Kreditfinanzierung | 82'000 207'000 |
Zwischensumme | 289'000 |
Total Kapitalbedarfsdeckung | 3'915'000 |
Die Erweiterung des Kapitalbindungsplan auf einen mehrjährigen Planungszeitraum stellt durch das Einfügen weiterer Spalten keine grosse Mühe dar. Wesentlich ist, dass Kapitalbedarf und Kapitalbedarfsdeckung sich ausgleichen müssen, wobei ein nicht gedeckter Kapitalbedarf (d.h. eine Unterfinanzierung im Hinblick auf den Kapitalbedarf) in der betrieblichen Praxis häufig durch die Erweiterung der Kreditfinanzierung erfolgt, die dann allerdings wieder kapitalentziehende Konsequenzen durch erhöhte Zinszahlungen zur Wirkung hat.
Fazit
Im Kapitalbindungsplan wird die zukünftige Zusammensetzung aller Ein- und Auszahlungsströme abgebildet, so dass für das Finanzmanagement allfälliger Handlungsbedarf erkennbar wird und gegebenenfalls notwendige strukturelle Finanzierungsmassnahmen entschieden werden können. Mit einem Kapitalbindungsplan wird der Finanzbereich regelmässig mit dem Leistungsbereich verbunden. Als Planungsinstrument besitzt er den Vorteil, dass die finanziellen Auswirkungen von Managemententscheidungen (z.B. Durchführung oder Verzicht auf Investitionen) transparent gemacht werden und zugleich alternative Entscheidungen der Kapitalbedarfsdeckung in ihrer Konsequenz abgebildet werden können.