Die richtige Liquiditätsplanung verhindert einen Liquiditätsengpass und Konkurse
Die Kostenstruktur jedes Unternehmens ist individuell. Jedoch weisen alle Unternehmen fixe und variable Kosten auf, welche mehr oder weniger regelmässige Geldabflüsse zur Folge haben. Auf der anderen Seite generiert jedes Unternehmen Umsätze, woraus Geldzuflüsse resultieren. Weiter ist zu beachten, dass praktisch alle Unternehmen im Laufe der Zeit Investitionen tätigen und bestehende Darlehen amortisieren müssen, was auch zu Geldabflüssen führt. Der Zeitpunkt und die Höhe der Geldabflüsse und -zuflüsse sind normalerweise nicht identisch. Oft müssen Unternehmen anfallende Kosten vorfinanzieren, bevor dem Auftraggeber eine Rechnung ge-stellt werden kann und die Rechnung von diesem beglichen wird. Dieser Mechanismus kann bei Unternehmen trotz sehr guter Auftragslage zu Liquiditätsengpässen führen. Durch eine seriöse Liquiditätsplanung können mögliche Liquiditätsengpässe frühzeitig erkannt und notwendige Mass-nahmen in die Wege geleitet werden.
Aufbau einer Liquiditätsplanung und Festlegung der Planperiode
Ein Liquiditätsplan zeigt die während eines festgelegten Planungszeitraums zu erwartenden Einnahmen und Aus-gaben (Cashflows) auf. Bei vielen KMU und in vielen Branchen ist eine monatliche Detailplanung ausreichend. Dies bedeutet, dass für jeden Monat der Planungsperiode die Cashflows geplant werden und der voraussichtliche Bestand an Liquidität an jedem Monatsende ersichtlich ist. Um die Aussagekraft des Liquiditätsplans zu erhöhen ist es sinnvoll, eine Gliederung nach operativen, finanzierungs- sowie investitionsseitigen Cashflows vorzunehmen. Bei grossen Gesellschaften oder in Krisenzeiten können auch Wochen- oder Tages-Liquiditätsplanungen sinnvoll sein.
Wir empfehlen, als Planperiode mindestens zwölf Monate zu wählen, damit mögliche Liquiditätsengpässe frühzeitig erkannt werden. Nur so können ohne Zeitdruck Massnahmen zur Sicherstellung der Liquidität evaluiert und umgesetzt werden.
In der Praxis sind zwei Arten von Planungen anzutreffen: die «Blockplanung» und die «rollende Planung». Bei der Blockplanung wird die Liquidität für die festgelegte Planperiode erstellt und danach nicht mehr angepasst. Am Ende der aktuellen Planperiode wird dann die Liquiditätsplanung für die nachfolgende erarbeitet. Bei der rollenden Planung wird hingegen die Planung monatlich oder quartalsweise revidiert, beziehungsweise aufgrund neuer Gegebenheiten und Erkenntnisse angepasst. Weiter wird bei der rollenden Planung der Liquiditätsplan monatlich oder quartalsweise um einen Monat beziehungsweise ein Quartal erweitert, damit dieser immer einen gleich grossen Zeitraum umfasst. Die rollende Planung endet somit nicht am Ende eines Geschäftsjahres, sondern es entsteht ein fliessender Übergang zum nächsten Geschäftsjahr. Durch die Aufgabe der starren «Geschäftsjahres-Betrachtung» ist gewährleistet, dass sich der Planhorizont nicht verkürzt und somit kein «Blind-Spot» entsteht. Bei der Blockplanung hingegen verkürzt sich jeden Monat der Planhorizont, was zu einem Blind-Spot führt und Liquiditätsengpässe möglicherweise zu spät erkannt werden.
Sowohl bei der Blockplanung als auch bei der rollenden Planung werden den Planzahlen monatlich die Ist-Werte gegenübergestellt und die Abweichungen analysiert. Erst durch diese Analyse wird ersichtlich, ob das Unternehmen hinsichtlich der Liquidität auf Kurs ist oder ob zusätzliche Massnahmen not-wendig sind.
Fazit
Die Einführung und konsequente Anwendung einer Liquiditätsplanung verhindert die Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens. Weiter wird dadurch ein wichtiges Instrument für die Unternehmensführung geschaffen. Durch die Liquiditätsplanung und die vermehrte Beschäftigung mit diesem Thema wird die Basis für eine Verbesserung der Liquidität gelegt. Hat sich in einem Unternehmen die Liquiditätsplanung einmal etabliert, kann in einem weiteren Schritt die Einführung eines aktiven Working Capital Managements in Betracht gezogen werden, damit die Liquidität sowie die Kapitalproduktivität nachhaltig gesteigert und der Zugang zu allenfalls notwendigem Fremdkapital erleichtert wird.
Quellenangabe:
MEMO das Kundenmagazin für KMU der Gewerbe-Treuhand AG, Ausgabe 53, April 2020
Mit freundlicher Genehmigung der Gewerbe-Treuhand AG