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Führen in der Krise: 10 Tipps für Führungskräfte in der Corona-Krise

Die COVID-19-Pandemie hält die Gesellschaft auf Trab. Für Unternehmen ist die neue Situation mit grossen Herausforderungen und Unsicherheit verbunden. Gerade jetzt sind gute Führungskräfte gefragt, die überlegt und ruhig ihre Aufgabe wahrnehmen, ohne dabei selbst in Panik zu geraten. Die nachfolgenden Tipps zum Führen in der Krise bieten einen Denkanstoss.

14.05.2020 Von: Matthias K. Hettl
Führen in der Krise

Führen in der Krise

Ich persönlich habe in meinem Bera­tungsunternehmen die letzten 25 Jahre eine Reihe von Krisen erlebt. Angefangen im Jahr 2000 mit dem Börsenabsturz, den Anschlägen am 11. September 2001, der Banken- und Finanzkrise 2008/2009, und nun die Corona-Krise. Das heisst, wir ha­ben mehrfach eine komplette Disruption erlebt und überlebt.

Daher weiss ich persönlich, dass es für jede Führungskraft eine absolute Herausfor­derung darstellt, die aktuelle Corona-Krise zu meistern. Das ist eine Situation, die einzigartig ist und viele Unwägbarkeiten mit sich bringt. Daher ist es verständlich, dass Sie selbst verunsichert sind. Doch was mindestens genauso herausfordernd ist: dass Ihre Mitarbeitenden mindestens genauso verunsichert sind wie Sie.

Damit kommt es jetzt auf Sie an. Sie als Führungskraft stehen im Augenblick und mehr denn je im Mittelpunkt. Ihre Mitar­beitenden suchen einen Fels in der Brandung, eine Orientierung und einen Ruhe­pol. Auch wenn Sie Angst haben vor dem, was vor Ihnen liegt, gilt Winston Chur­chills Spruch: «Auch für einen Winston Churchill ist es keine Schande, Angst zu haben. Aber es ist eine verdammte Schan­de, sie zu zeigen.» Führen in der Krise bringt gleichzeitig Herausforderungen und Chancen mit.

Führungsqualitäten sind gefragt

Ihre Mitarbeitenden erwarten gerade jetzt eine besonnene, ermutigende und entschlossene Führungskraft. Das müs­sen Sie jetzt sein und dies auch so zei­gen. Und das können Sie nur dann zei­gen, wenn Sie selbst auch an einen guten Ausgang der aktuellen Krise glauben. Die Erfahrung zeigt, dass auch nach ei­ner noch so grossen Krise immer wieder ein Aufschwung folgt. Nach jeder Ebbe kommt die Flut, nach der Nacht kommt der Tag. Also richten Sie Ihren Blick nach vorne. Gerade jetzt kommt es darauf an, was Sie sagen und wie Sie sich verhalten. Ihre Worte hallen deutlich nach, und Ihr Auftritt wirkt und steht für Ihre Glaub­würdigkeit.

Sie als Führungskraft werden in der mo­mentanen Krise von Ihren Mitarbeitenden und Kollegen daran gemessen, ob Ihre Worte und Taten in Einklang stehen.

Aus anderen Krisen ist bekannt, dass Unter­nehmen mit führungsstarken Persönlich­keiten besser durch die Krise kommen. Beim Führen in der Krise erkennen Sie auch die Chancen, die sich in der Krise ergeben. Die «Führung» ist der strategische Schlüsselfaktor zum Erfolg.

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Daher hier einige konkrete Tipps zum Führen in der Krise für Sie:

Tipp 1: Kommunikation – das A und O

Sprechen Sie mit allen Ihren Mitarbeiten­den. Sprechen Sie ihnen Mut zu, bauen Sie Ihre Kollegen auf. Geben Sie diesen ein Gefühl von Zuversicht. Stimmen Sie Ihr Team auf die vor Ihnen liegende Zeit ein. Zeigen Sie sich zuversichtlich, aber seien Sie ehrlich. Brutal ehrlich.

Tipp 2: Vertrauen und Motivation

Sagen Sie jedem einzelnen Mitarbeiten­den, dass Sie auf ihn oder sie setzen und ihnen vertrauen. Sagen Sie ihnen auch, dass es auf jeden und jede ganz persön­lich ankommt. Dass Sie sich darauf ver­lassen, dass alle das Beste geben über die nächsten Wochen und damit nicht auf­hören, bis sich alles wieder zum Positiven wendet. Nicht die Krise ist das Problem, sondern, wie wir darauf reagieren.

Tipp 3: Chancen aufzeigen

Versuchen Sie, auch wenn die Situation noch so ausweglos erscheint, Chancen zu sehen. Was ergeben sich für Möglich­keiten aus der aktuellen Situation? Was können Sie tun, um die Situation zu be­einflussen? Wo besteht eine Möglichkeit, auch wenn diese noch so klein erscheint? Schauen Sie auf die Chancen und moti­vieren Sie Ihre Mitarbeitenden, das auch zu tun.

Tipp 4: Managen Sie aktiv den Status der Unsicherheit

Wir fahren alle auf Sicht, wie durch Nebel bei einer Sichtweite unter zehn Metern. Daher müssen Sie diese Unsicherheit an­nehmen und mit ihr umgehen. Unsicher­heit zu managen, bedeutet einerseits, kurzfristig Entscheidungen zu treffen und deren Auswirkung zu betrachten. Ande­rerseits immer wieder Entscheidungen von Neuem zu überdenken und mit mög­lichen neuen Erkenntnissen zu revidieren.

Ihre Aufgabe liegt darin, den Zustand der Unsicherheit anzunehmen und so gut wie möglich für Sie selbst zu strukturieren. Das hilft auch Ihnen selbst im Umgang mit der Krise. Da Sie sowohl agieren als auch reflektieren. Nehmen Sie diese drei Fragen zur Orientierung:

  1. Was ist in der Unsicherheit sicher? Worauf können wir uns relativ sicher verlassen?
  2. Welches sind die unsicheren Faktoren?
  3. Was können wir gemeinsam dafür tun, um Klarheit zu bekommen, und bis wann?

Diese Fragen schaffen ein gewisses Mass an Transparenz und bringen Sicherheit. Für Ihre Mitarbeitenden, aber auch für Sie. Die Folge ist, dass Ihre Mitarbeiten­den die Unsicherheit eher akzeptieren. Fordern Sie sie dazu auf, sich aktiv zu be­teiligen. Das hilft schon ungemein.

Tipp 5: Agieren – statt reagieren

Nehmen Sie eine aktive, agierende Rol­le ein. Denken Sie bewusst in Szenarien. Bereiten Sie sich auf mögliche Entwick­lungen vor, simulieren Sie die Situation und spielen Sie diese durch. Es haben sich in der Szenario technik die «Worst Case»- und die «Best Case»-Variante als zielführend erwiesen. Stimmen Sie sich mit Ihrem Team darüber ab.

Tipp 6: Regelmässige Lagebesprechung

Machen Sie regelmässig eine Lagebe­sprechung mit Ihren Mitarbeitenden. Informieren Sie diese über aktuelle Ent­wicklungen. Geben Sie ihnen ein Update zu weiteren Massnahmen und behalten Sie dabei einen kühlen Kopf.

Tipp 7: Bilden Sie einen Notfallstab

Bilden Sie mit zwei bis drei weiteren Ihrer Mitarbeitenden einen Notfallstab. Die­ser soll Ihnen bei Ihren Entscheidungen helfen und Ihnen als Berater dienen, wie Sie angeordnete Schutzmassnahmen und geplante Massnahmen aus Ihrem Pandemie-Notfallplan umsetzen.

Tipp 8: Führen auf Distanz

Führen auf Distanz ist eine Herausforde­rung, wenn Sie es nicht kennen. Es kann Ihr Team und Sie jedoch auch weiterent­wickeln. Wichtig ist, dass Sie die Kollegen in die Systeme einweisen und ihnen zei­gen, wie alles funktioniert.

Zudem bedarf es beim Führen über Dis­tanz gerade zu Beginn mehr Abstimmung und Möglichkeit zum Gespräch mit Ihnen. Vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeitenden einen täglichen Gruppencall (per Telefon oder besser per Video).

Und zusätzlich mit jedem Einzelnen, nach individuellem Bedarf tägliche, zweitägige oder wöchentliche Rücksprache-Calls für Abstimmungen zu laufenden Projekten, der laufenden Arbeit etc. Lassen Sie sich dabei informieren und geben Sie Ihren Mitarbeitenden ein Template (inhaltliche Punkte), worüber diese Sie konkret infor­mieren sollen. Ihre Mitarbeitenden kön­nen dieses ausfüllen (one note) und Ihnen dann nach dem Gespräch zuschicken. So sind Sie immer auf dem aktuellen Stand, und Ihre Mitarbeitenden sehen ebenfalls, wie weit sie bei den Projekten sind.

Tipp 9: Regelkommunikation auf dem Prüfstand

Überdenken Sie auch Ihre Regelkommu­nikation mit jedem einzelnen Mitarbei­tenden. Etablieren Sie falls nötig neue (virtuelle) Möglichkeiten zur Kommuni­kation. Und stellen Sie sicher, dass alle Ihre Mitarbeitenden teilnehmen können oder im Nachgang informiert werden. In Krisenzeiten ist «informieren» stärker ei­ne Bringschuld der Führungskräfte, ohne die Mitarbeitenden aus der Holschuld zu entlassen.

Tipp 10: Regelmässige 1:1-Kontakte

Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden auch re­gelmässige «One-on-Ones» an. Geben Sie ihnen die Möglichkeit, sich mit Ihnen per­sönlich und virtuell auszutauschen. Zum Beispiel über die eigene aktuelle Situati­on und den persönlichen Umgang damit (Homeoffice, Arbeiten und Kinderbetreu­ung in Balance zu halten, fehlende oder hauptsächlich virtuelle soziale Kontakte).

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen, blei­ben Sie gesund und kommen Sie gut und gestärkt aus der aktuellen Krise!

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