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Fit für die Zukunft: Lebenslanges Lernen erhöht die Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt

Unser Gehirn ist wie ein Muskel. Solange es trainiert wird, bleibt es stark und leistungsfähig. Lebenslanges Lernen dient deshalb nicht nur der Karriere, sondern auch der Gesundheit und sollte entsprechend gefördert werden.

12.05.2021 Von: Slavica Sovilj
Fit für die Zukunft

Fit für die Zukunft?

Unsere Arbeitswelt verändert sich in rasantem Tempo, viele Tätigkeiten werden verschwinden bzw. durch Automatisierung und maschinelle Intelligenz ersetzt, und es entstehen neue Tätigkeitsfelder, die andere Kompetenzen verlangen. Economiesuisse hat in einer Studie dargelegt, dass im Jahr 2016 im Schnitt 1200 Stellen pro Tag wegfielen, gleichzeitig aber 1300 neue geschaffen wurden. Dabei sind sich alle Experten einig, dass der technologische Wandel nicht die Arbeit vermindert, aber die Tätigkeitsfelder verschiebt.

Nicht nur der digitale Wandel, sondern auch die steigende Lebenserwartung mit einer zukünftig wohl längeren Lebensarbeitszeit erfordern ständige Weiterbildung und die Fähigkeit, sich an sich verändernde Rahmenbedingungen anpassen zu können. Dies gilt für Jung und Alt. Niemand kann heute mit dem Wissen von gestern beruflich lange mithalten.

Deshalb geht es beim «Lebenslangen Lernen» nicht nur um das Erwerben von Wissen und Fertigkeiten, sondern um eine innere Haltung, mit den Entwicklungen Schritt zu halten, neugierig zu bleiben und sich so Chancen zu eröffnen. Um fit für die Zukunft zu werden, braucht es die Arbeitgeber wie auch die Arbeitnehmenden gleichermassen.

Die Arbeitgeber müssen für Rahmenbedingungen sorgen, die es allen Mitarbeitenden ermöglichen, sich on- und off-the-job weiterzubilden – unabhängig von Alter, Bildung, Firmenzugehörigkeit etc. Mitarbeitende ihrerseits müssen sich bewusst werden, dass Karrieren heute selten lebenslang und linear verlaufen. Dieses Bewusstsein ist gemäss Deloitte gerade bei älteren Mitarbeitenden noch nicht überall durchgedrungen. Oft sehen sie die Notwendigkeit nicht, sich weiterzubilden, oder wissen nicht, in welchen Bereichen.

Über welche Fähigkeiten verfügen Mitarbeitende im mittleren Alter?

Aus der Hirnforschung wissen wir, dass das Gehirn kein statisches Gebilde ist, das nach der Geburt kontinuierlich abbaut. Vielmehr verändert sich unser Denkorgan ein Leben lang bis ins hohe Alter – diese Fähigkeit wird als Neuroplastizität bezeichnet. Besagte Veränderungen des Gehirns werden dabei hauptsächlich durch Lernen, Training und Erfahrung ermöglicht. Natürliche Alterserscheinungen betreffen vor allem die sogenannte «fluide Intelligenz», vergleichbar mit der Hardware eines Computers. Die Software, die sog. «kristalline» Intelligenz, nimmt im Alter nicht ab. Ältere Menschen zwischen 60 und 70 Jahren weisen nahezu die gleichen kognitiven Fähigkeiten auf wie Mittvierziger. Man konnte nachweisen, dass man bis ins hohe Alter Informationen aufnehmen, verknüpfen und somit Neues lernen und geistig sehr leistungsfähig bleiben kann. Die Gehirnleistung bleibt in Gebieten, in denen auf erworbenes Wissen zurückgegriffen werden kann, auch im Alter sehr stabil.

Im Berufskontext kommt gerade dieser kristallinen Intelligenz hohe Bedeutung zu. Dieses gesammelte Erfahrungswissen befähigt einen, Zusammenhänge zu erkennen, mit widersprüchlichen Informationen und Zweideutigkeiten umzugehen, und resultiert oft in einem besseren Urteilsvermögen. Alles Kompetenzen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Wie wichtig sind körperliche Fitness, Gehirntraining und kulturelle Aspekte?

Viele Studien konnten nachweisen, dass ein gesunder Lebenswandel langfristige kognitive Leistungsfähigkeit positiv beeinflusst. Wer sich ausgewogen ernährt und sich regelmässig an der frischen Luft bewegt, begünstigt die Verschaltung von Synapsen und die Bildung neuer Nervenzellen. Ebenso ist Schlaf enorm wichtig, damit Gedächtnisinhalte und neu Gelerntes verfestigt werden.

Untersuchungen zeigen zudem, dass man das Gehirn sehr unterschiedlich trainieren kann, wobei die eher auf einzelne Aspekte bezogenen Trainings auch nur eingeschränkt wirken. Wenn ich Kreuzworträtsel löse, dann werde ich darin besser, jedoch ohne grösseren Effekt auf generelle kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnisleistung, Problemlösungsfähigkeit oder logisches Denken.

Aus Studien weiss man, dass ältere Menschen in Kulturen, in denen Älteren grosser Respekt entgegengebracht wird, über bessere Gedächtnisleistung verfügen als bei uns. Ein positives soziales Umfeld und ein wertschätzendes Altersbild sind dabei wichtiger als reines Lernen oder Trainieren.

Was können Firmen tun, um fit für die Zukunft zu werden?

Aufgrund des demografischen Wandels ist es sinnvoll, wenn Unternehmen vermehrt in das Potenzial ihrer Mitarbeitenden investieren, um die nötigen Skills und Kompetenzen auf- und auszubauen. Die Rekrutierung von in- und ausländischen Fachkräften wird zunehmend schwieriger.

Wenn ältere Mitarbeitende bis zur Pensionierung Neues lernen, steigert das nicht nur das interne Know-how, sondern es fördert auch generell die Motivation und die Loyalität der Mitarbeitenden. Wichtig dabei ist, dass unterschiedliche analoge und digitale Lernangebote ermöglicht werden und zumindest ein Teil der Weiterbildung als Arbeitszeit verstanden wird.

Führungskräfte müssen zudem befähigt werden, Mitarbeitende aller Altersgruppen zu führen und deren Potenzial auszuschöpfen.

Und die Politik?

Da wir länger leben und arbeiten und die Berufsanforderungen sich stetig ändern, braucht es neue Konzepte, die diesem Umstand Rechnung tragen. Politisch könnten solche Vorhaben dadurch unterstützt werden, dass Aus- und Weiterbildung langfristig ausgerichtet wird und man mittels eines Lern-Passes in regelmässigen Abständen neues Wissen und Qualifikationen erwerben kann. Es wäre wünschenswert, wenn Rahmenbedingungen geschaffen werden könnten, die mehr Flexibilität für Unternehmen, Mitarbeitende und Bildungsinstitutionen ermöglichen und die Kosten auf alle fair verteilen.

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