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Selbstbewusstes Verhalten: Sind Sie ein selbstbewusster Typ?

In Diskussionen eine konkrete Meinung haben, sich durchsetzen, Kontakte knüpfen, andere überzeugen, sich Forderungen stellen – attraktive Eigenschaften, die «selbstbewussten» Menschen zugeschrieben werden. Ist selbstbewusstes Verhalten erlernbar oder trainierbar, ohne tieferliegende Persönlichkeitsmerkmale zu berücksichtigen? Wieviel Show ist möglich und wieviel Wirklichkeit notwendig?

17.12.2020 Von: Peter Engel
Selbstbewusstes Verhalten

Selbstbewusstes Verhalten

Als Selbstbewusstsein wird zum einen das durch Denkvorgänge bewirkte Erkennen der eigenen Persönlichkeit („Wer oder was bin ich?“) definiert. Zum anderen wird Selbstbewusstsein mit dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten verknüpft, das Menschen zuversichtlich und recht sorglos in ihre Zukunft blicken und schreiten lässt.

Unsere Vorstellungen und Eindrücke von der eigenen Persönlichkeit erzeugen ein Selbstbild, das durch eigene negative und positive Erlebnisse und Erfahrungen vor allem in sozialen Beziehungen geformt wird. Unser Bild von uns ist jedoch verzerrt, dafür sorgen von unserem Gehirn organisierte Mechanismen: Informationen, die potenziell den Selbstwert erhöhen oder erniedrigen können, werden nicht in gleicher Weise verarbeitet. Eigene Leistungserfolge werden vorwiegend auf interne Faktoren, wie Fähigkeit und Anstrengung zurückgeführt, eigene Misserfolge werden hingegen externen Faktoren wie der Schwierigkeit der Aufgabe und Pech zugeschrieben. Das Selbstbild orientiert sich stark an dem Ideal- oder Wunschbild, also dem, wie wir sein wollen.

Unser Denken über uns und andere fusst also hauptsächlich auf unserer subjektiven, gefilterten Wahrheit, einem eingeschränkt verlässlichen Gedankenkonstrukt. Wer sein Selbstbewusstsein fördern möchte, sollte demnach nicht im Kopf beginnen, zumal hier häufig Angst zu finden ist: Angst – ein emotionaler Zustand ohne konkrete Bedrohung im Aussen – kann ausgelöst werden, allein wenn wir an eine Bedrohung denken, die auf uns zukommen bzw. vor uns liegen könnte, oder indem wir über Vergangenes grübeln. Da Angst viel Energie bindet, schränkt sie unser selbstbewusstes Verhalten ein und kann uns blockieren.

Ein möglicher Ausweg aus unserem Selbstbild

Das bewusste Verlagern unserer Aktivität vom Denken hin zur Körperwahrnehmung kann einerseits negativem Denken und daraus entstehender Angst entgegenwirken und andererseits ein Selbst-Bewusst-Werden im wahrsten Sinne des Wortes fördern. Eine Veränderung bzw. Entwicklung unseres Selbstbewusstseins kann weder in der Vergangenheit korrigiert noch in der Zukunft erdacht werden. Sie kann nur im Hier und Jetzt stattfinden.

Der Körper und dessen Sinne (Sehen, Hören, Tasten, Riechen und Schmecken) sind die einzig verlässliche Verbindung zum Hier und Jetzt, denn bis der Kopf das „Jetzt“ gedacht hat, ist dies bereits Vergangenheit.  Es gilt also, die Wahrnehmung des eigenen Körpers – das Wahrnehmen äusserer Reize (z. B. einen Stress-Auslöser) und deren Wirkung auf unseren Körper (z. B. eine Stress-Reaktion) – zu schulen. Die Fähigkeit, den eigenen Körper ohne Denken und Bewertungen wahrzunehmen, führt zu mehr Körper-Bewusstheit.

Mit der Zeit lernen wir unseren Körper, in dem meist unbewusst unsere Wertvorstellungen, Ziele, Probleme und Glaubenssätze wirken, als Ort unserer inneren Wirklichkeit kennen. Dieses Kennen(lernen) ist die Grundvoraussetzung für sich seiner Selbst-Bewusst-Sein im eigentlichen Sinne, ohne Wunschdenken oder antrainiertes Verhalten (z. B. Imponiergehabe). Je besser diese Bewusst-Werdung gelingt, desto mehr Selbst-Vertrauen und Selbst-Sicherheit erlangen wir, was wiederum unsere Selbst-Annahme und letztlich unseren Selbst-Wert fördert. Diese Art von Bewusst-Sein – als Gegenentwurf zum „über sich und andere nachdenken“ – kann der Schlüssel zu unserem Unbewussten sein, das uns in weiten Teilen steuert und uns auf „Autopilot“ agieren lässt.

Wer sein „wirkendes“ Selbstbewusstsein, sein selbstbewusstes Verhalten nachhaltig entwickeln möchte, der wird wohl nicht daran vorbeikommen, sich mit sich auf der Ebene der Gefühle und Emotionen – jenseits von Sentimentalität und Gefühlsduselei – auseinanderzusetzen.

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