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Generation Y: Millennials sind die grossen Transformer

Jede Generation hat ihrer Zeit einen Stempel aufgedrückt. Das war bei der Nachkriegsgeneration so, bei den 68ern und bei der statusorientierten Generation X natürlich auch. Doch die Transformation, die die Generation Y erlebt und bewirkt, wird die grösste aller Zeiten sein.

16.03.2022 Von: Anne M. Schüller
Generation Y

Neue Gesellschafts-, Geschäfts- und Arbeitsformen

Die Millennials werden die Verschmelzung von Computern mit Menschen erleben. Mithilfe der fortschreitenden Digitalisierung werden sie ganz neue Gesellschafts-, Geschäfts- und Arbeitsformen entwickeln. Kulturelle und politische Grenzen verschwimmen für sie. Weltenbürger nennen sich viele schon heute.

Als erste wirklich global vernetzte Generation haben die Ysiloner ein tiefes Verständnis für kulturelle Unterschiede. «Dies versetzt sie eher in die Lage, sich in andere hineinzudenken und auf breiterer Basis mitmenschliche Solidarität zu entwickeln», schreibt Lynda Gratton in einem Beitrag. Das schon so lang vorhergesagte globale Dorf wird endlich gebaut. Nun müssen wir es nur noch gemütlich für alle machen.

Die Chancen dafür stehen gut, denn die Generation Y ist die kreativste und bestausgebildete Generation, die es je gab. Und sie ist eine May-be-Generation: Alles steht zunächst auf vielleicht. Entscheidungen werden erst in letzter Sekunde getroffen. Denn die Optionen, die sich jederzeit bieten, sind zahlreich.

Und die Möglichkeiten, Spass zu haben, lauern an jeder Ecke. Was man sich wünscht, ist per Fingerwisch erreichbar und nah. Flexibilität ist deshalb sehr wichtig. Das Sowohl-als-auch muss bis zum letzten Moment möglich sein. Dies gilt in der Freizeit wie auch bei der Arbeit.

Transformer der Unternehmenskultur

Schon längst transformieren die Millennials auch die Unternehmenskultur. Sie sorgen dafür, dass die Businesswelt mit der sozialen Entwicklung Schritt halten kann. Dabei geht es vor allem darum, soziale Abstände zu reduzieren, Gemeinsamkeiten zu betonen und sich auf die gleiche Stufe zu stellen.

Die in der Old Economy üblichen Statussymbole, gern als Krücken der Macht tituliert, interessieren sie wenig. Während in etablierten Organisationen die Oberen vor dem Fussvolk bestmöglich abgeschirmt werden und höchstens ab und zu jemandem die Gnade einer Audienz erweisen, geht es in jungen Unternehmen ganz unkompliziert zu.

Jeder redet mit jedem, ohne dabei Hierarchie- oder Abteilungsgrenzen einhalten zu müssen. Der Beitrag zählt, nicht das Schild an der Tür. Und eines ist sicher: Unternehmen, in denen die Generation Y ihre Wertewelt nicht leben können, kommen für sie nicht in Betracht. Es ist die Zukunft, die solche Arbeitgeber damit verlieren.

Sharing-Ökonomie: Teilen statt besitzen

Zugang ist der Generation Y wichtiger als Besitz. Das Teilen von eigenem und gefundenem Wissen sowie das «Sharen» von Erlebnissen aus ihrem Leben mit einer weltweiten Webgemeinde ist für viele längst ganz normal. Während die Generation X ihren Status über Besitztümer definierte, so tun dies die Ysiloner durch das Erzählen von Geschichten.

Wertigkeit, Wichtigkeit und Zuwendung drücken sich über die Likes, die Shares und die Kommentare aus, die es für coole Postings dann gibt. Und sie verstehen: Der teilende Mensch baut Sozialkapital auf. So liegen auch physische Sharing-Konzepte im Trend.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist dafür offen, wie eine ECC-Umfrage ergab. Unter anderem werden Designerkleidung, Babysachen, Bücher, Werkzeuge, Gartengeräte, Möbel, Fahrräder, Haustiere, Werkstätten, Parkplätze, Gabelstapler und Lkw-Stauraum bereits geteilt. Bis zu 40 Prozent aller Autos, prognostizieren Experten, könnten durch Carsharing-Konzepte mittelfristig vom Markt verschwinden.

Eine riesige Teilen-Bewegung ist im Gange

Der Abgesang auf den Wachstumswahn hat längst begonnen. Denn die Leute haben schon alles, wenn auch vielleicht auf Kredit. Unternehmen verkaufen in volle Bäuche, in volle Kleiderschränke und in volle Fertigungshallen.

Im Durchschnitt besitzt ein Haushalt 10`000 Dinge. Damit die Wirtschaft wie gehabt wachsen kann, müssten es 12`000 Teile werden. Doch vielfach ist die Richtung nun gegenläufig. Im Web ist eine riesige Teilen-Bewegung in Gange. Dabei hat alles ganz harmlos angefangen: mit dem Teilen von Wissen in der Wikipedia, mit Tauschbörsen und mit dem Teilen-Button bei Facebook & Co.

«Ich habe eine Idee und du hast eine Idee. Wenn wir sie miteinander teilen, hat jeder von uns dann zwei.» Frei nach diesem Motto hat die Internetgeneration die Vorteile des Teilens entdeckt. Horten entspringt einer asozialen Gesinnung, es stärkt nur den Einzelnen und erzeugt Konkurrenz.

Teilen hingegen stärkt die Gemeinschaft. Je mehr Marktteilnehmer Dinge miteinander teilen, desto mehr erhöht sich der Wohlstand für alle. So hat der Sharing-Hype nicht nur mit Geldsparen zu tun, er entspringt auch einer sozialen Gesinnung. Man will die Umwelt schonen, hautnah erfahren, wie Menschen anderswo leben, oder denen helfen, die weniger haben. Denn die Kluft zwischen Arm und Reich wird wachsen.

Vermittlungsplattformen haben immer mehr Zulauf

Mit steigender Mobilität ist allzu viel Eigentum eine Belastung. Teilen ist eine Alternative. So haben auch Vermittlungsplattformen für Privatzimmer riesigen Zulauf. Die Idee selbst ist so alt wie der Stall von Bethlehem. Auch Messemuttis gibt es schon lange. Erst Brian Chelsky machte daraus ein dickes Geschäft.

2008, als er abgebrannt war und ein Designerkongress in San Francisco tagte, kam ihm die Idee, ein Zimmer in seiner Wohnung auf einer Website anzubieten, die er eigens dafür erstellt hatte. Die Nachfrage nach dem Konzept explodierte und aus Airbed and Breakfast, also Luftmatratze und Frühstück, wurde Airbnb. Das Modell an sich steht, wie viele andere der Sharing-Ökonomie auch, in der Kritik, doch Chelsky sagt, es gehe vor allem darum, Ineffizienzen zu beseitigen. Wohnraum steht ungenutzt in Städten herum und er bringt Angebot und Nachfrage zusammen.

In Unternehmen ist das Potenzial für Sharing-Konzepte sogar noch viel grösser als unter Privatpersonen. Dazu könnten systematisch alle Geschäftsfelder auf Sharing-Tauglichkeit gescannt werden. Die junge Generation, für die das Teilen eine Selbstverständlichkeit ist, kann dabei eine grosse Hilfe sein.

Längst lässt sich auf internen Wissensplattformen die Weisheit der Belegschaft allen umfassend zur Verfügung stellen, statt sie in den Köpfen einzelner Mitarbeitenden zu horten. Der eigene Firmenwagen als Statussymbol? Als riesiger Kostenblock in manchen Organisationen steht er die meiste Zeit nutzlos herum. Firmenflotten-Sharing-Konzepte werden dies ändern.

Wer teilt, baut Sozialkapital auf

Wer teilt, kommt sich näher und schafft Verbundenheit. Vertrauen und Miteinander können entstehen. Reputationsmechanismen sorgen für Sicherheit. Denn beide Seiten, also Anbieter und Nutzer, werden öffentlich bewertet. So verlagert sich die notwendige Kontrolle in den sozialen Raum. Die Gruppendynamik sorgt dafür, dass man sich «anständig» benimmt. Und schwarze Schafe werden schnell aussortiert. «Ohne Evaluierungssystem würde Airbnb nicht funktionieren», bestätigt Brian Chelsky.

Auch für die Hersteller ändert sich in der Share-Economy eine Menge. Produkte, die geteilt werden sollen, müssen hochwertig sein. Alles, was die üblichen Sollbruchstellen hat, die ja so gern kurz nach Ablauf der Garantie ihre vorgesehene Arbeit tun, fällt von nun an durchs Raster.

Was schnell kaputtgeht, ist in einer Sharing-Gesellschaft nicht attraktiv. Insofern freut sich ganz sicher auch die Ökologie über diesen Langzeittrend. «Teilen ist der smarteste, sozialste und schnellste Weg, um Ressourcenverbrauch zu reduzieren», resümiert Karin Frick, Research-Leiterin des Gottlieb-Duttweiler-Instituts.

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