Purpose Company: Was versteht man darunter? Wie leben reale Unternehmen Company Purpose?

Arbeitshilfen Strategie und Innovation
Wenn eine Firma ihr Geschäftsmodell in einer Weise ausrichtet, das es einem Zweck dient, hilft dies Mitarbeitern sich besser mit dem Unternehmen und Ihrer Tätigkeit zu identifizieren. Corporate Purpose steigert aber auch die Wettbewerbsfähigkeit und so letztendlich den Umsatz. Potenzielle Kunden entscheiden sich häufig für eine Purpose Company wenn sie diese Werte teilen. Dabei untersteht alles, was ein Unternehmen kreiert, beispielsweise Produkte, Dienstleistungen oder ähnliches einem konkreten Zweck. Dieser Zweck kann auch als Philosophie verstanden werden, denn sie ist die Linie, auf der sich ein Unternehmen zu bewegen versucht.
Fortschrittlich, innovativ, Zuverlässig, Klimaneutral, vegan, ohne Kinderarbeit, Plastikfrei oder was auch immer wichtig erscheint: Der Purpose ist so individuell wie das Unternehmen
Angesichts der absehbaren Klimakatastrophe entscheiden sich aktuell vor allem viele Dienstleistungs-Unternehmen für Themen rund um CO2-Immissionen bzw. Carbon-Footprint. Ebenfalls weit verbreitet ist ein Purpose im Bereich Lieferketten bzw. Soziale Verantwortung. In der Regel sind politische Rahmenbedingungen in Form von Gesetzen das gesellschaftlich vertretbare absolute Minimum, ein Unternehmen, dass ausschließlich auf Gewinnmaximierung aus ist reizt in der Regel diese Rahmenbedingungen so weit wie legal möglich aus, ein gutes Beispiel ist hier Massentierhaltung und Schlachtbetriebe mit ausländischen Werkvertragsarbeitern. Die Ausbeutung von Menschen und Natur ermöglicht hier maximale Gewinne, aber wohl kaum ein Mitarbeiter wird stolz darauf sein Teil dieser Ausbeutung zu sein.
Ähnlich sieht es im fast Fashion Bereich aus, Unternehmen die besonders günstig in Asien produzieren lassen nehmen in Kauf, dass dabei Menschen ausgebeutet und die Umwelt geschädigt wird.
Eine Purpose Company hingegen definiert für sich selbst Standards, in der Regel mit dem Zweck die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern, ganz bewusst auch unter der Bedingung, dass dadurch kurzfristig Investitionen nötig sind oder Produktionskosten steigen und die Profitabilität kurzfristig sinken kann.
Putzmittelhersteller everdrop ist eine typische Purpose Company
Ein Paradebeispiel einer Purpose Company ist everdrop. Das deutsche Start-up aus München hat als Company Purpose Plastikmüll im Haushalt zu vermeiden. Schon bei der Gründung 2019 stand der Slogan “Gemeinsam die Welt ein bisschen sauberer machen” und zur Einführung des ersten Produkts „Tschüss Einwegplastik. Hallo Putzmittel-Tabs.“
Gestartet ist das Unternehmen mit Reinigungsmittel-Tabs die zu Hause in wiederverwendbaren Glasflaschen mit Leitungswasser gemischt werden. Während klassische flüssige Reinigungsmittel meist zu 99% aus Wasser in Plastikflaschen bestehen, soll durch die winzigen Tabs in Papiertütchen CO2 beim Transport aber vor allem Plastikmüll vermieden werden.
In der Schweiz sind die everdrop Reinigungsmittel Tabs online erhältlich, in Deutschland sind die everdrop Produkte sogar bereits in Alnatura-Bio-Supermärkten, Rossmann-Drogeriemärkten und EDEKA-Filialen erhältlich, die konsequente Nachhaltigkeit war hier also kein Hindernis für rasantes Wachstum sondern der USP der die Nachfrage der Konsumenten beflügelt.
Die Drei Gründer von everdrop messen den Erfolg des noch jungen Unternehmens auch nicht in Umsatz sondern Impact, auf der Missions-Seite die auch nach außen für Transparenz sorgen soll wird stolz von Millionen eingesparten Plastik Flaschen und Tonnen vermiedenem CO2 berichtet.
David Löwe (Co-Founder von everdrop):
“Bei uns steht der Impact im Vordergrund. In unseren wöchentlichen Team-Meetings kommunizieren wir wie viele Plastik-Flaschen und Tonnen CO2 bereits durch uns eingespart wurden. Zum Beispiel konnten wir durch everdrop bereits über 3 Millionen Plastikflaschen vermeiden. Genau solche Zahlen geben allen die hier arbeiten die Bestätigung, dass es sich lohnt.”
Die Gründer starteten das Unternehmen nach dem Versuch die eigenen 4-Wände zu entplastifizieren.
„Dabei ging es nicht um eine Marke oder ein Start-up, sondern einfach nur um starkes Bedürfnis nachhaltiger zu werden. Auf dieser Reise stellten wir fest, wie sehr Haushaltsprodukte unsere Umwelt mit Plastik, CO2 und Chemie verschmutzen und wie einfach es doch wäre diese Situation mit richtig guten Produkten zu verbessern.” berichten die drei Gründer von everdrop, die mittlerweile nicht nur Putzmittel-Tabs sondern auch Waschpulver, Spülmaschinen-Tabs und nachhaltiges Haushaltszubehör im Angebot haben
Ein erfolgversprechendes Modell?
Dieses Modell der Purpose Company steht in der heutigen Zeit aber für viel mehr als nur ein gutes Gewissen gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt, denn der State of Mind der heutigen Generationen scheint sich geändert zu haben gegenüber früheren Zeiten, als alles noch dem einen falschen Traum des Profits unterworfen war.
Die reine Profitgier wird hier also abgelöst von einem Zweck, der mehreren Entitäten dient. Außerdem sind es die Mitarbeiter, die direkt von einem zweckgebundenen Unternehmen profitieren. Die Mitarbeiter einer Purpose Company sind demnach zufriedener mit dem, was sie tun, als Mitarbeiter eines rein gewinnorientierten Unternehmens. Die Messung des Erfolgs bei Purpose Companies nicht mehr am Gewinn, sondern daran, ob er Zweck erfüllt wird oder nicht fühlt sich für alle Beteiligten besser an.
Das Start-up Got Bag beispielsweise stellt Taschen und Rucksäcke aus recyceltem Plastik her und die Gründer plagte dabei das Wissen um die zunehmende Vermüllung der Weltmeere. "Die Plastikvermüllung, der Klimawandel und die Überfischung setzen dem Meer zu und verändern bereits die Lebensräume. Seevögel, Wale und weitere Meerestiere sterben, weil sie Plastik in ihren Mägen haben" – so die Gründer von Got Bag.
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Was ist die Motivation hinter diesem Geschäftsmodell?
Die Motivation hinter einem Geschäftsmodell kann viele Gründe haben, jedoch sind es meist einzelne Personen in führenden Positionen, die sich auf die Fahne geschrieben haben, etwas Positives zur Gesellschaft beizutragen. Mittlerweile sind sogar größere Unternehmen auf diesen Zug aufgesprungen, wenn auch nur in einer abgespeckten Variante.
So ist beispielsweise bei einem großen Unternehmen wie Adidas zu sehen, dass sie versuchen immer mehr Produkte nachhaltig zu produzieren und die Menschen beispielsweise auf den Plastikmüll in den Weltmeeren hinzuweisen. Eine der wichtigsten Fragen, die sich Purpose Companies stellen dreht sich darum, was für einen Mehrwert das Unternehmen der gesamten Welt konkret bringt.
Diese Frage müssen die meisten Firmen der Finanz- und Aktienwelt wohl mit einem klaren “nichts” beantworten, denn sie sind rein gewinnorientiert und leisten keinen Mehrwert für die Allgemeinheit. Purpose Companies dagegen versuchen immer und mit allen Mitteln einen Weg zu finden, die Welt besser zu machen, auch wenn dies pathetisch klingen mag.
Was genau ist ein Zweck und wie kann dieser aussehen?
Der große Unterschied zwischen einem konkreten Zweck und einer Firmenphilosophie lässt sich am besten an den Mitarbeitern festmachen. Wenn ein Angestellter täglich zur Arbeit kommt, dann stellt er sich die Frage, warum er dies tut, neben dem monetären Zweck natürlich.
Wenn die einzige Antwort, die er darauf finden kann, die ist, dass das Unternehmen seinen Profit steigert und somit einen höheren Gewinn als vergangenes Jahr erzielt, dann ist dies sehr ernüchternd. Außerdem führt dieser Fakt dazu, dass die Motivation sinkt, denn warum sollte man sich darum bemühen, jemand anderen reicher zu machen.
Ist die Antwort auf die Frage jedoch, dass das Unternehmen mit seinem überschüssigen Gewinn hilft in einem Land der dritten Welt für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen, oder Bäume zu pflanzen um CO2 aus der Luft zu filtern, dann ist die Antwort befriedigend. Der Angestellte sieht demnach einen ganz konkreten Sinn, warum er täglich für diese Purpose Company arbeitet.
Die Mitarbeiter sind das Unternehmen
Die Mitarbeiter sind in einer Purpose Company das höchste Gut. Dafür ist es jedoch sehr wichtig, dass auch alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen und den Zweck des Unternehmens verinnerlicht haben. Wenn dies der Fall ist, dann sind die Angestellten automatisch motivierter für das Unternehmen zu arbeiten.
Dies führt zu einer viel höheren Zufriedenheit und ein angenehmeres Arbeitsklima. Der Zweck ist also auch für das eigene Unternehmen und somit den eigenen Erfolg wichtig. Wenn sich ein Unternehmen den Purpose nur auf die Fahnen schreibt, aber nichts dafür tut, diesen auch umzusetzen, dann merken die Mitarbeiter dies und die Moral sinkt.
The Nu Company pflanzt Bäume wenn Kunden naschen
Ein weiteres Beispiel für nachhaltige Produktion und einen grüneren Planeten ist das Start-Up The Nu Company, nachhaltige Lebensmittel im Bereich Snacks. Dabei werden ausschließlich fair gehandelte und nachhaltige Zutaten in der Produktion verwendet. Die Gründer definieren ihr konkretes Ziel wie folgt: “Wir suchen nach Hebeln, um gesunde Ernährung und einen nachhaltigen Lebensstil möglichst vielen Menschen zu vereinfachen.” – so die Gründer von The Nu Company.
Das Unternehmen investiert einen Teil des Umsatzes in Aufforstungsprojekte um so einen langfristigen positiven Impact zu haben.
Es geht dabei also um einen direkten Nutzen für die gesamte Gesellschaft, der allen ersichtlich ist. Möglicherweise könnte das Unternehmen mit billig produzierten Zutaten und ohne Bäume zu pflanzen einen höheren Profit erreichen, vielleicht liegt der Erfolg der Marke aber auch gerade am Purpose.
Langfristig gewinnen alle
Auf den ersten Blick und kurzfristig gedacht mag es so aussehen als würden sich Purpose Companies selber Hürden auferlegen die ihren wirtschaftlichen Erfolg ausbremsen. Manch ein Unternehmer hat sicher auch heute noch vor allem Gewinne im Blick, koste es was es wolle. Das Stichwort hier ist Externalisierung interner Kosten, also Kosten die von einem Produzenten verursacht werden aber von der gesamten Gesellschaft getragen werden müssen. Oft wirkt ein Geschäft kurzfristig gewinnbringend aber die Last die kommende Generation zu ertragen haben sind riesig. Diese Erkenntnis setzt sich nicht nur bei Unternehmern sondern auch Verbrauchern durch, wo gesetzliche Rahmenbedingungen fehlen oder zu lasch sind, setzt das Gewissen von Menschen ein und die Erkenntnis dass Egoismus nicht zu einer lebenswerten Zukunft für Generationen führt. Wir stehen als Gesellschaft und Weltgemeinschaft noch am Anfang die kompletten Auswirkungen unseres Konsums zu begreifen, aber umso mehr sichtbar wird, dass unser Konsum nicht nur den Preis hat den wir unmittelbar an der Kasse bezahlen umso mehr werden Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen nachgefragt die Ihren Impact transparent kommunizieren.
Mitarbeiter hinterfragen die Handlungen Ihres Arbeitgebers und wechseln wenn sie erkennen, dass sie für ein „böses“ Unternehmen arbeiten.
Kunden hinterfragen den Impact ihres Konsums und wählen nachhaltigere Produkte wenn diese zu einem ähnlichen Preis in ähnlicher Qualität zu den konventionellen verfügbar sind.
Unternehmen hinterfragen den Purpose ihrer Dienstleiser und Lieferketten, einige Unternehmen die selber CO2-Neutral werden wollen, schließen z.B.: Keine neuen Verträge mit Dienstleistern die nicht selber auch CO2-Neutralität als Ziel gesetzt haben.
Der Wandel der Gesellschaft zu einem nachhaltigeren Lebensstil macht vor Unternehmen nicht halt, eine Purpose Company mag heute noch die Ausnahme sein, wird aber schon bald Normalität und langfristig gewinnen alle!