Die Vorteile von Financial Supply Chain Management (SCM)
Der Prozess des Financial Trade Enablement ermöglicht die Leistungserbringung und ist dieser daher zeitlich vorgelagert (ex ante). Hierzu gehören mehrere Teilprozesse, die von der Identifikation eines Geschäftspartners bis zur Ausführung der Geschäftstransaktion reichen und somit Teilprozesse wie die eigene Qualifikation, Finanzierung, Preisfindung und Versicherung einschliessen. Dagegen ist der Financial Trade Settlement ein Hauptprozess, welcher erst nach der Leistungserbringung startet (ex post) und Teilprozesse umfasst, die von der Rechnungsstellung bis zur Zahlung durch den Kunden reichen. Aus Sicht des Prozessmanagements sind diese Teilprozesse vom leistungserbringenden Unternehmen kontinuierlich zu überprüfen und kontinuierlich zu verbessern, so dass Störungen wie z.B. durch Engpässe, Erhöhung der Durchlaufzeit, Doppelspurigkeiten und andere Ineffizienzen entlang der gesamten Finanzflüsse identifiziert, beurteilt und schliesslich korrigiert werden können.
Zu den Aufgaben des Financial Supply Chain Management (SCM) gehört es folglich, die in der Financial Supply Chain involvierten Prozesse und mitwirkenden Unternehmen so zu gestalten, dass eine hohe Transparenz innerhalb der Finanzflüsse vorherrscht und darüber hinaus folgende Ziele erreicht werden können:
- verbesserte Analyse und Planung des Cashflows,
- eine Reduktion des gebundenen Umlaufvermögens;
- eine Verminderung von Finanzprozesskosten und
- eine Reduzierung der Dauer des Zeitspanne von der Bezahlung der Einsatzfaktoren bis hin zum Ausgleich der ausstehenden Rechnungspositionen durch den Kunden (Cash-Conversion-Cycle). Mit Hilfe der oben genannten Kennzahlen lässt sich der Cash-Conversion-Cycle kontinuierlich auf Effizienz hin messen:
- Days Payable Outstandings (DPO): misst den Zeitraum vom Erhalt der Lieferung bis zur Bezahlung derselben
- Days In Inventory (DII): bezeichnet den Zeitraum von der Lieferung der Einsatzfaktoren bis zum Verkauf der Fertigfabrikate
- Days Sales Outstandings (DSO): misst die Zeitspanne zwischen dem Verkauf der Produkte bis zum Erhalt ausstehender Rechnungspositionen der verkauften Produkte.
Im Rahmen des Financial Supply Chain Management (SCM) gilt es als Ziel, den Cash-Conversion-Cycle zeitlich zu minimieren und so zugleich das gebundene Umlaufvermögen zu reduzieren. Um dies zu erreichen, werden die folgenden Instrumente eingesetzt:
- Kredit- bzw. dem Forderungsmanagement: Durch ein wirksames Forderungsmanagement lassen sich Forderungsausfälle reduzieren. Dies beginnt bereits mit einer Bonitätsprüfung der Kunden als Vorstufe einer Gewährung von Lieferantenkrediten, und setzt sich fort mit einem zeitnahen Mahnwesen und einer effektiven Debitorenbuchhaltung. So erlaubt das Kredit- bzw. Forderungsmanagement eine Verkürzung der DSO und zugleich eine Verbesserung des Cash Flow.
- Cash Management: Das Cash Management kümmert sich um die Liquiditätsteuerung, die sowohl die optimale Anlage freier Mittel oder Kreditaufnahme als auch die Effizienzsicherung der Effizienz des Zahlungsverkehrs innerhalb der Financial Supply Chain einschliesst.
- Electronic Bill Presentment and Payment (EBPP): Das EBPP befähigt Unternehmen, ihren Rechnungsabwicklungsprozess dadurch zu beschleunigen, dass der Prozess der Übermittlung der elektronischen Darstellung der Rechnungsdaten (Electronic Bill Presentment) sowie der elektronischen Zahlung und des Austauschs der Zahlungsdaten (Electronic Bill Payment) optimal verlaufen und miteinander abgestimmt sind [Spann & Pfaff 2001]. Mit Hilfe des EBPP sind neben einer kürzeren DSO, auch eine Reduktion des Belegwesens, eine Kostensenkung bei der Rechnungslegung sowie eine automatische Zuordnung von Gutschriften zu offenen Posten möglich. Dabei lässt sich die Zeitspanne des Rechnungszustellungsprozesses schon dadurch verkürzen, dass der Medienbruch durch die papierbasierte Zustellung der Rechnung vermieden wird, weil beim Direct-Modell der Rechnungssteller und der Rechnungsempfänger Rechnungsdaten beispielsweise unmittelbar austauschen.
Fazit
Mit dem Financial Supply Chain Management (SCM) können Unternehmen die Finanzprozesse innerhalb und mit anderen Unternehmen wie z.B. Kunden und Lieferanten optimal gestalten. Dies lässt sich neben dem Cash Conversion Cycle mit spezifischen Kennzahlen messen. Voraussetzung für die Optimierung der Financial Supply Chain ist ein funktionierendes Forderungsmanagement, mit dem unliebsame Debitorenverluste vermieden werden. Mit Hilfe des Cash Managements lassen sich die liquiden Mittel innerhalb der Financial Supply Chain besser planen, steuern und kontrollieren, was zusätzlich zu einer kürzeren DSO sowie verbesserten Rentabilität und Finanzflexibilität führt. Durch die elektronische Abwicklung des Rechnungsabwicklungsprozesses im Rahmen des EBPP kann das Unternehmen den Zahlungsprozess bei gleich bleibendem Zahlungsverhalten der Kunden beschleunigen, wenn die Dauer des Rechnungserstellungs- und des -zustellungsprozesses verringert werden kann.