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Frauen in der Führung: Wie Frauen in Führung gebracht werden

Gemäss einer Langzeitstudie der Avenir Group steigt der Anteil an weiblichen Führungskräften in der Schweiz stetig. Jedoch sind die Geschlechteranteile in Führungsfunktionen immer noch nicht ausgeglichen. Es werden Massnahmen für Unternehmen und Frauen vorgeschlagen, damit es zukünftig noch mehr Frauen in der Führung geben wird.

25.04.2022 Von: Barbara Künzle
Frauen in der Führung

Der Frauenanteil im Top Management steigt

In den vergangenen elf Jahren verzeichnete eine Langzeitstudie der Avenir Consulting AG zum Frauenanteil in Assessment Centern für das obere Management einen Anstieg um fast das Dreifache: Während es sich 2009 nur bei 9% aller Assessment Center Kandidaten für Top Management Funktionen um Frauen handelte, waren es 2020 bereits 26% (s. Abb. 1). Trotz dieser positiven Entwicklung hinkt der Frauenanteil demjenigen der Männer noch weit hinterher: 74% der Assessment Center Teilnehmenden waren im Jahre 2020 männlich. Darüber hinaus zeigen diese Zahlen nicht, welche Teilnehmenden schliesslich für die Zielposition ausgewählt wurden und demnach nun dem Topkader angehören.

Warum braucht es Frauen in der Führung?

Die Vorteile eines erhöhten Frauenanteils in der Führung sind vielfältig. So zeigen Studien, dass es bei Unternehmen mit Frauen in der Führung zu einer verbesserten Unternehmensführung und -ethik kommt, der gesamte Talentpool genutzt wird, die Qualität von Entscheidungsprozessen durch Kreativität und Innovation gesteigert wird und verbesserte Unternehmensleistungen realisiert werden können. Nebst den ökonomischen Gesichtspunkten gibt es auch sozial didaktische Aspekte: Frauen in Führungspositionen können limitierende Stereotype auflösen, neue Rollenmodelle schaffen und jungen Frauen als Vorbild dienen.1 Ausserdem sind frauenorientierte Unternehmen zukunftsfähiger. Sie sind attraktiver für junge Arbeitnehmende und sichern sich damit ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Wie führen Frauen?

Die Studie von Avenir zeigt ausserdem, dass Frauen und Männer gleich gut geeignet sind, zu führen. In den Assessment Center Gesamtbeurteilungen konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern festgestellt werden. Jedoch unterscheiden sich Männer und Frauen in einzelnen Kompetenzen. Während Frauen etwas besser in den Kompetenzen «Energie und Motivation», «Kooperation und Konfliktverhalten» und «Kommunikation» abschnitten, erzielten Männer leicht bessere Ergebnisse in den Kompetenzen «Ziel- und Ergebnisorientierung» sowie «strategische Führung». Demnach verfügen Frauen über bessere interpersonelle Kompetenzen – jene Fähigkeiten, die gemäss der Trendanalyse von Avenir (vgl. Leadership Kompass 2021 von Avenir) seit 2009 an Bedeutung gewonnen haben. Die Entwicklung in den Unternehmen hin zu New Work und Transformationaler Führung kommt den Frauen also zugute, da sie hier über Stärken verfügen.

Wie gelangen Frauen in Führungspositionen?

Im Vergleich zu Männern beurteilen sich Frauen hinsichtlich der im Assessment Center beurteilten Kompetenzen signifikant schlechter. Besonders stark konnte dieser Effekt bei Frauen unter 40 Jahren beobachtet werden (s. Abb. 2). In der Altersklasse über 40 nimmt das Selbstbewusstsein der Frauen aber signifikant zu, sodass sie sich in etwa gleich gut wie ihre männlichen Kollegen einschätzen. Demnach dürften sich vor allem junge Frauen zu Beginn ihrer Karriere mehr zutrauen. Für die Rekrutierung bedeutet dies, sich vor Augen zu führen, dass insbesondere jüngere Kandidatinnen ihre Leistung oder Erfahrung tendenziell kritischer reflektieren als Männer. Umso wichtiger werden objektive Beurteilungsverfahren.

Um künftig einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen verzeichnen zu können, müssen Frauen auch an solchen interessiert sein. Eine aktuell noch laufende Studie der Avenir Consulting AG zeigt, dass Frauen Führungsfunktionen ausüben, weil sie so mitgestalten, Wirkung erzielen sowie sich weiterentwickeln können. Gründe wie Statusgewinn oder höhere Löhne wurden selten genannt.

Auf die Frage, was Frauen helfen würde, ihre Führungsfunktion noch erfolgreicher ausüben zu können, wurden die Punkte zeitliche Flexibilität, erweiterte Sichtbarkeit und Akzeptanz sowie weibliche Solidarität genannt. Im Zusammenhang mit der weiblichen Solidarität kann das sogenannte Queen Bee Verhalten jedoch zur Problematik werden. Frauen, die Queen Bee Verhalten zeigen, streben in einem männerdominierten Arbeitsbereich ausschliesslich nach eigenem Erfolg, passen sich der männlichen Kultur an und entfernen sich demnach physisch sowie psychisch von Frauen auf unteren Ebenen. Kurzfristig führt dies vielleicht zum individuellen Erfolg, langfristig werden aber bestehende Hierarchien und Geschlechterungerechtigkeiten legitimiert.2

Wie können Frauen in Führung gebracht werden?

Der Trend ist zwar klar: der Frauenanteil in der Chefetage nimmt stetig zu. Und doch gibt es noch einiges zu tun, damit Frauen in der Führungsetage zur Normalität werden. Für Unternehmen bedeutet dies in erster Linie ein klares Bekenntnis zu mehr weiblichen Führungskräften sowie gezielte strategische und organisationale Anpassungen. Unternehmen, die Frauen fördern, steigern auch ihren Employer Brand und sind damit nicht nur für Frauen, sondern auch für junge Generationen attraktiv. Gleichzeitig sollten Frauen aber auch Mut zeigen, den Schritt in die Führung zu wagen, sich selbstbewusst als Führungskraft zu positionieren und sichtbar zu werden.

Dos für Unternehmen und Frauen

Dos für Unternehmen:

  • Klare Bekenntnisse des Verwaltungsrats und Top Managements zum Thema Frauenförderung, Diversity und Vereinbarkeit
  • Verankerung des Themas in der Strategie
  • Kurz- und mittelfristige, messbare Ziele zur Förderung des Frauenanteils auf Unternehmensebene festlegen und überprüfen
  • Zeitliche Flexibilität und verbindliche (familienfreundliche) Regelungen, wann Meetings stattfinden (z.B. nur zwischen 8 und 17 Uhr)
  • Erreichbare Vorbilder schaffen
  • Frauen ermutigen, sich auf Führungsfunktionen zu bewerben, und Stelleninserate so formulieren, dass Frauen motiviert werden, sich zu bewerben
  • Führungsrolle weniger männlich konnotieren (transformationale statt direktive Führung)
  • Sich alter Rollenbilder im Unternehmen bewusst werden, diese hinterfragen und neue Rollenbilder in Werten verankern
  • In Bewerbungsprozessen vermehrt gemischte Interviewer-Teams einsetzen

Dos für Frauen:

  • Selbstbewusstsein stärken: Sich eigener Erfolge bewusst werden, eigene Werte kennen und Selbstwirksamkeit stärken
  • Exzellenz statt Perfektion: Fokus auf das Wichtige, Pareto-Prinzip, «Nein-Sagen», delegieren
  • Workplace friendship: Solidarität, gegenseitige Unterstützung und Kultur des gemein samen Lernens etablieren
  • Sichtbarkeit: Sich bemerkbar machen, Netzwerken neu denken; «Never lunch alone», «Qualität vor Quantität»: lieber weniger und dafür intensivere Kontakte pflegen als viele oberflächliche Beziehungen aufrechterhalten

Quellen:

1 European Commission, She Figures (2013); Europäische Kommission (2012); Hoogendoorn, S., Oosterbeek, H., & Van Praag, M. (2013). The impact of gender diversity on the performance of business teams: Evidence from a field experiment. Management Science, 59(7); SpringerPlus, vol. 5 (2016). Linda-Eling Lee, Ric Marshall, Damion Rallis, and Matt Moscardi, Women on Boards: Global Trends in Gender Diversity on Corporate Boards (MSCI, 2015)
2 Derks et al., 2016; Duguid, 2011

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