Bereits vor der Corona-Pandemie war das Schlagwort „Lebenslanges Lernen“ in aller Munde und in vielen Fällen zwingend notwendig, um sich für den Job und darüber hinaus neues Wissen und Fähigkeiten anzueignen. In Zeiten des digitalen Wandels ist es umso wichtiger, sich mit neuen Formen des Wissenstransfers eingehend zu beschäftigen, um gegenüber dem Mitbewerb auf dem Arbeitsmarkt nicht hinterherzuhinken. Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen können höchst unterschiedlich ausgestaltet sein. Eine gute Anlaufstelle sind Weiterbildungsinstitute wie zum Beispiel das Berufsförderungsinstitut (BFI), das österreichweit einen oder mehrere Standort(e) pro Bundesland betreibt. Daneben gibt es eine Vielzahl an universitären und vielen weiteren Lehrgängen und schließlich stellt auch ein Selbststudium eine sehr gute Möglichkeit dar, neues Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten zu erlangen.
Weiterbildung aus der Ferne
Im modernen Arbeitsalltag werden für Führungspositionen oftmals akademische Abschlüsse verlangt. Viele akademische Studien können in der Gegenwart berufsbegleitend absolviert werden. Das ist sinnvoll, sorgen diese Angebote doch für eine hohe Flexibilität, um neben der Weiterbildung auch die derzeitigen beruflichen Tätigkeiten und das Familienleben gekonnt unter einen Hut zu bringen. Im Bereich der akademischen Weiterbildung arbeitet das BFI in Österreich mit der Hamburger Fern-Hochschule (HFH) zusammen. In deren Portfolio finden sich unter anderem berufsbegleitende Bachelor- und Masterstudiengänge, zum Beispiel mit den Schwerpunkten Betriebswirtschaft (BWL) oder Wirtschaftsingenieurwesen (WIN). Die Bachelor-Studiengänge dauern zwischen vier und acht Semester, manche von ihnen bauen auf einem schulischen Abschluss (HAK-, HLW/HBLA- bzw. HTL-Absolventen) auf, und sind in vier bis fünf Semestern zu absolvieren. Angeboten werden auch Master-Studiengänge – zum Beispiel in Betriebswirtschaft oder General Management –, die in der Regel vier Semester dauern.
Abseits der akademischen Vorbildung
Aber nicht in jedem Fall bauen die Weiterbildungsmaßnahmen auf einer akademischen Vorerfahrung oder der Absolvierung einer berufsbildenden Lehranstalt auf: So bietet beispielsweise das BFI für Mitarbeiter aus dem Produktions-, Handels- und Dienstleistungsgewerbe die Möglichkeit zur Qualifizierung im Rahmen der sogenannten „Führungskräfte-Ausbildung“. Diese richtet sich unter anderem an Team- oder Bereichsleiter, aber auch an Vorarbeiter oder Schichtführer. In 100 Unterrichtseinheiten (UE) wird theoretisches und praktisches Wissen vermittelt, um als Führungskraft qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten und gleichzeitig von den Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz akzeptiert zu werden. Die Absolventen des Lehrgangs haben im Anschluss auch die Möglichkeit, eine Zertifizierungsprüfung abzulegen, um das Personenzertifikat „operative Führungskraft“ nach ISO 17024“ zu erlangen.
Notwendigkeit der Weiterbildung in der Krise
Obwohl manche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, vor allem jene, die eine persönliche Anwesenheit voraussetzen, derzeit nicht möglich sind, wird aktuell trotzdem nicht auf Weiterbildung vergessen. Besonders in Krisenzeiten zeigt sich ein erhöhter Informationsbedarf aus den Reihen der Bevölkerung. Kurzarbeit, Freistellungen und Beschneidungen der Freizeitaktivitäten können ebenfalls dazu führen, sich mit Weiterbildung noch intensiver als bisher auseinanderzusetzen. Manche Experten sehen daher die COVID-19-Pandemie als besondere Chance für die digital unterstützte Bildung – ein Umstand, von dem auch die Weiterbildungsinstitutionen profitieren könnten. Denn es hat sich gezeigt, dass große Teile der Bevölkerung, allen voran die Schüler, sich innerhalb weniger Tage auf diese außergewöhnliche Situation gut einstellen konnten und versuchen, dem Alltag die notwendige Routine zu verleihen, um „nicht aus dem Tritt“ zu kommen. Lernsoftware und Lernmanagementsysteme sind vielerorts zwar noch wenig weit entwickelt, der Umgang mit ihnen ist ungewohnt und damit oftmals schwierig. Und dennoch herrscht gerade eine Art Goldgräberstimmung in der E-Learning-Branche. Die Anbieter in diesem Bereich sind bemüht, ihre Expertise bestmöglich auch in die Zeit nach der Corona-Krise zu transferieren und werden dann einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil aufweisen. Digitale Tools für Bildungsprozesse könnten sich so zu einer wichtigen Form des organisierten Lernens entwickeln. Der eine oder andere Experte wirft schon einmal den Blick in Zukunft und hält es für durchaus möglich, dass man in einigen Jahren die Corona-Krise als zentralen Katalysator für die Digitalisierung der Bildung identifizieren könnte.