Fragen: Mehr Fragen als Antworten

Passende Arbeitshilfen
Viele sind auf der Suche nach Antworten und Klarheiten. Sie möchten wissen, was der Sinn des Lebens ist, was aus Ihnen werden soll, wie sie ihre Zukunft gestalten oder was sie heute Abend kochen sollen. Antworten geben uns einerseits vermeintlich Sicherheit und zeigen einen Weg in die Zukunft auf. Andererseits schränken Sie uns auch ein, da wir nun wissen und nicht mehr so neugierig sind, wie wenn wir Antworten suchen. Ambiguität wird vielerorts nicht grossgeschrieben. Unsicherheiten und Mehrdeutigkeiten werden als Herausforderungen gesehen, obwohl gerade darin viel Potenzial steckt.
Wir lieben es zum Beispiel, wenn unsere Teilnehmenden mit mehr Fragen als Antworten aus unseren Seminaren gehen. Wenn Sie noch nicht wissen. Wenn Sie etwas herausfinden möchten. Wenn Sie etwas ausprobieren möchten. Denn dann können wir davon ausgehen, dass sie im Alltag nach weiteren Antworten suchen und diese auch finden werden.
Nicht selten geschieht es, dass uns Teilnehmende berichten, dass die Antworten, die sie im Seminar gefunden hätten, zwar schon gut waren, sie jedoch vor allem die unbeantworteten Fragen weiter beschäftigt hätten. Denen gehen Sie sehr häufig auch im Alltag neugierig nach.
Mit Fragen haben Sie das Potenzial, dass Sie aus Unsicherheiten, Mehrdeutigkeiten und Unklarheiten einen zukünftigen Mehrwert schaffen.
Neugierig durch Fragen
Wir starten unsere Workshops meist nach einem ersten Input, worum es in diesem Seminar geht, mit einer Fragewand. Auf dieser Fragewand – vor Ort meist auf einer Stellwand, online auf einem online Board – schreiben die Teilnehmenden alle Fragen auf, auf die sie Antworten finden möchten. Dabei ist die Frage «Auf welche Fragen möchtest du Antworten finden?» sehr gezielt gewählt.
Sie betont, dass
- es Fragen sein sollen: Mit der Idee, dass wenn wir Fragen stellen, wir neugierig bleiben und Antworten suchen.
- es auch mehrere Fragen sein dürfen: Wir verwenden gezielt das Wort «Fragen» und nicht «Frage», da die Teilnehmenden meist vielseitig interessiert sind und so Antworten auf unterschiedliche Fragen finden können.
- die Teilnehmenden Antworten finden: Wir gehen davon aus, dass die Teilnehmenden Expert*innen für Ihre Antworten sind und sie ihr individuellen Antworten finden werden. Die Frage so formuliert, stärkt die individuelle Handlungsmächtigkeit der Teilnehmenden, in dem sie selbst auf ihre Antworten kommen können.
- die Teilnehmenden Antworten finden möchten: Neugier leitet die Aufmerksamkeit. Wenn die Teilnehmenden Antworten finden möchten, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie dies auch tatsächlich tun.
- es mehrere Antworten sein dürfen: Meist lassen sich Fragen nicht mit einer einfachen Antwort beantworten. Antworten können differenziert, vielfältig und vielleicht auch widersprüchlich sein. Deshalb legen wir Wert auf «Antworten finden» anstatt «eine Antwort finden».
- das Finden von Antworten auch nach dem Seminar noch weitergehen kann: Wir lassen den Zeitraum gezielt offen und beschränken ihn nicht auf das Seminars zum Beispiel mit «Auf welche Fragen möchtest du im Seminar Antworten finden?», da wir davon ausgehen, dass sich viele Antworten erst im Alltag zeigen werden.
Wir haben dabei vor allem gemerkt, dass der erste Input, worum es in diesem Seminar geht und was sie davon profitieren könnten, wichtig ist. Wir versuchen immer einen ersten Bezug zu ihrem Alltag zu machen. Die Teilnehmenden sehen so, was sie am Thema interessiert, und können meist gute Fragen stellen, die in ihrem Alltag einen Unterschied machen.
Veränderung findet ständig statt
Die Teilnehmenden schreiben so ihre Fragen auf, denen Sie nachgehen möchten. Wir laden Sie ein, einen Zettel pro Frage zu schreiben. Während des Workshops gehen wir dann immer wieder – meist nach der Mittagspause und am Ende des Tages - zur Fragewand und schauen mit den Teilnehmenden,
- welche Fragen Sie bereits beantworten konnten: Wir laden Sie ein, diese Fragen abzunehmen, um so Fortschritte sichtbar zu machen. Oft machen sich die Teilnehmenden dazu Notizen. Wir laden sie ein das, was sie entdeckt haben, mit den anderen Teilnehmenden zu teilen. Denn das, was eine Person entdeckt hat, inspiriert oft auch Antworten der anderen Personen.
- auf welche Fragen Sie bereits Antworten gefunden haben: Wenn dies für die Teilnehmenden bereits gut genug ist, nehmen Sie die Fragen ab. Wenn Sie der Frage noch weiter nachgehen möchten, lassen Sie sie noch auf der Fragewand. Zudem laden wir sie oft ein, die bereits gefundenen Antworten auf dem Zettel zu notieren.
- welche Fragen sich verändert haben: Wir gehen davon aus, dass Veränderung ständig stattfindet und sich auch unsere Fragen verändern. Dies geschieht nicht selten nach einem Input oder nach einer Lernerfahrung, nach der die Sichtweise plötzlich eine andere ist. Die Fragen, die sich verändert haben, passen die Teilnehmenden dann jeweils an.
- welche Fragen nicht mehr relevant sind: Oft sind auch Fragen, die zu Beginn eine Wichtigkeit hatten, plötzlich nicht mehr relevant und andere Fragen rücken ins Zentrum. Diese Fragen lassen wir ebenfalls abnehmen, so dass auf der Fragewand nur relevante Fragen hängen.
- auf welche Fragen sie noch keine Antworten gefunden haben: Vor allem diese Fragen bieten noch Potenzial, um Antworten zu finden. Diese lassen sie an der Fragewand hängen. Vielfach bleiben Fragen auch bis zum Schluss offen und die Teilnehmenden möchten sie mit in den Alltag nehmen.
Mit der Fragewand bleiben nicht nur die Teilnehmenden Expert*innen für ihre Fragen und ihre Antworten, es wird meist auch der erzielte Fortschritt schön sichtbar. Dies vor allem dann, wenn die Teilnehmenden ihre Erkenntnisse, ihr Antworten oder ihre neuen Fragen mit den anderen Teilen. Denn das, was eine Person entdeckt, inspiriert nicht selten auch eine andere Person.
Am Ende des Workshops schauen wir dann mit den Teilnehmenden,
- Auf welche Fragen sie (genügend gute) Antworten gefunden haben: Diese Zettel nehmen sie ab. Meistens ist dies die grosse Mehrzahl an Fragen, die die Teilnehmenden so für sich beantworten konnten.
- welche Fragen nicht mehr relevant sind: Auch diese lassen wir abnehmen.
- welche Fragen sie in den Alltag mitnehmen möchten: Diese nehmen die Teilnehmenden mit.
- welche Fragen sie noch gerne gemeinsam besprechen möchten: Diese Fragen lassen wir sie mit den anderen Teilnehmenden und uns besprechen, um nochmals einen Mehrwert zu schaffen.
Über viele Jahre massen wir den Erfolg unserer Seminare an der Anzahl und Qualität der beantworteten Fragen. Wir hatten Freude, wenn möglichst alle Fragen der Teilnehmenden beantwortet waren. Auch heute haben wir noch Freude, wenn die Teilnehmenden für sich gute und nützliche Antworten für Ihren Alltag generieren können. Noch viel mehr Freude jedoch haben wir heute an den Fragen, die noch nicht geklärt sind. Die Fragen, die die Teilnehmenden mitnehmen in ihren Alltag. Die Fragen, denen sie nachgehen möchten und etwas entdecken möchten. Denn dann können wir davon ausgehen, dass die Teilnehmenden im Alltag etwas ausprobieren, dass sie neugierig und aufmerksam durch ihren Alltag gehen, und etwas Nützliches geschieht.
Fragen, die noch offen sind und denen die Teilnehmenden in ihrem Alltag nachgehen wollen, geben uns die Zuversicht, dass das Seminar nicht nur kurzfristig nützlich war, sondern auch langfristig Nutzen stiftet, da die Teilnehmenden neugierig ihren Lösungen auf der Spur bleiben.