Prognoserechnung: Der Forecast als Instrument der Finanzplanung
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Ausgangslage
Diese beiden Methoden verfügen über spezifische Vor- und Nachteile, und beide Ansätze stossen an Grenzen, wenn sich ein Unternehmen oder eine ganze Branche ungewohnten Ereignissen oder grossen Unsicherheiten in der Planung gegenübersieht. Die COVID-19-Pandemie und die von den Behörden und Unternehmen in dieser Krisensituation ergriffenen Massnahmen stellen zweifellos eine solche (Extrem-)Situation dar, die die Finanzplanung bzw. den Forecastingprozess vor grosse Herausforderungen stellt. Der folgende Beitrag befasst sich mit diesen Herausforderungen im Kontext der pandemiebedingten Unsicherheiten für die Finanzplanung in Unternehmen.
Verständnis und Arten der Finanzprognose (Forecast)
Mit einer (Finanz-)Prognose bzw. mit einem Forecast soll die kurzfristige und mittelfristige Erreichung der Finanzziele ermöglicht und kontrolliert werden. Ziel eines solchen Forecasts ist es, dass Unternehmen rechtzeitig Entscheidungen treffen können, um
- auf Abweichungen zwischen Ist- und Planwerten frühzeitig reagieren und
- Chancen nutzen bzw. Risiken reduzieren zu können (Nasca, 2018).
Der Finanz-Forecast geht regelmässig über eine normale Prognose hinaus, da sowohl finanzielle und nichtfinanzielle Informationen verarbeitet werden und weil bei fortgeschritteneren Varianten des Forecastings auch Simulations- und Szenarioberechnungen zum Einsatz kommen (Horváth & Partners, 2016). Die Durchführung einer (Finanz-)Prognose (Forecasting) erfolgt entweder periodisch in festen Zeitabständen bzw. zu festgelegten Zeitpunkten oder lediglich bei Bedarf. Der klassische (Jahresend-)Forecast dient primär der operativen Steuerung, um die Unternehmensziele zu erreichen (Buttkus & Eberenz, 2014). Eine Alternative zum herkömmlichen Jahresend-Forecast ist der sogenannte rollierende Forecast. Beide Methoden werden im Folgenden vorgestellt.
Klassischer bzw. traditioneller Forecast
Der klassische oder auch traditionelle Forecast stellt eine Prognose der erwarteten Istwerte zum Periodenende dar, die auf Basis des jeweils aktuellen Kenntnisstands vorgenommen wird (Horváth & Partners, 2016, S. 178). Ein solcher Forecast hat die Funktion, zu bestimmten Zeitpunkten, wie zum Beispiel zum Quartals- oder Halbjahresende, Aussagen für das Restbudgetjahr zu treffen (siehe Abb. 1). Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob die Unternehmung zum Jahresende unter den derzeitigen Bedingungen ihre Budgetziele erreichen wird. Der klassische Forecast ist somit ein Bindeglied zwischen laufendem Reporting (IST) und Budget (Plan). Eine bedeutende Schwachstelle des klassischen Forecasts ist es, dass sich dieser ausschliesslich auf das Planjahr bezieht. Zudem führt dessen Erstellung zu einem hohen Ressourcenaufwand sowie zu einer für Entscheidungszwecke viel zu langen Erstellungszeit (Horváth & Partners, 2016).
Sinn und Zweck des klassischen Forecasts ist es, zukunftsorientierte Informationen für notwendige Steuerungsmassnahmen besser ablesen zu können. Er sollte daher insbesondere dort eingesetzt werden, wo im Rahmen des laufenden Reportings Abweichungen in grösserem Umfang ermittelt wurden, die Auswirkungen auf das Gesamtergebnis verändern könnten (Baier, 2008).
Rollierender Forecast
Der rollierende Forecast wird regelmässig und unterjährig durchgeführt und ist somit losgelöst von der rigiden Jahressichtweise. Unternehmen mit einer rollierenden Planung, zum Beispiel über fünf oder auch sechs Quartale, verwenden das Wort «Budget» nicht mehr, doch sinngemäss ist dieses als erster Entwurf bereits für das Folgejahr enthalten. In Verbindung mit der operativen Budgetplanung wird der rollierende Ansatz in der Praxis eher selten angewendet (Horváth & Partners, 2016). Der rollierende Forecast ermöglicht es, Veränderungen im Geschäftsgang und damit Risiken für die Finanzzielerreichung frühzeitig zu erkennen und mit einer flexiblen Anpassung des Ressourceneinsatzes darauf zu reagieren (Buttkus, Neugebauer, & Kaland, 2016).
Als zentrales Planungsinstrument verbessert der rollierende Forecast die Entscheidungsunterstützung des Managements (Schmitz & Graf, 06/2018). Die wichtigsten Merkmale des rollierenden Forecasts lassen sich, insbesondere in Abgrenzung zum herkömmlichen klassischen Forecast, wie folgt zusammenfassen:
- stets gleichbleibender Horizont (losgelöst vom Geschäftsjahr bzw. der Jahresbetrachtung)
- Periodizität: in der Regel quartalsweise Erstellung
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