Buchhaltungssoftware: So wählen KMU die passende Lösung

Passende Arbeitshilfen
Schrittweises Vorgehen
Schritt 1: Analyse der eigenen Bedürfnisse und Anforderungen
Bevor Sie sich auf die Suche nach Software machen, ist es entscheidend, Ihre spezifischen Anforderungen im Rahmen eines Requirements Engineering zu definieren. Dazu bieten die folgenden Fragen eine Hilfestellung:
- Unternehmensgrösse und -struktur: Wie viele Mitarbeitende arbeiten im Unternehmen bzw. in der Unternehmensgruppe? Wie komplex ist Ihre Unternehmensstruktur (z.B. mehrere Standorte, Tochtergesellschaften)?
- Buchhaltungsvolumen: Wie viele Transaktionen/Buchungen fallen ungefähr monatlich an?
- Benötigte Funktionen:
- Grundfunktionen: Finanzbuchhaltung (Debitoren-/Kreditorenbuchhaltung, Hauptbuch), Bilanz, Erfolgsrechnung, MWST-Abrechnung (Schweiz-spezifisch)
- Zusatzfunktionen (je nach Bedarf):
- Fakturierung und Offerten-Erstellung
- Lohnbuchhaltung (oft als Add-on oder Integration)
- Lagerverwaltung
- Projektmanagement und Zeiterfassung
- Anlagenbuchhaltung
- Mahnwesen
- E-Banking-Integration
- Reporting und Analyse (z.B. Liquiditätsplanung)
- Schnittstellen zu anderen Systemen (z.B. CRM, Webshop)
- Branchenspezifische Anforderungen: Gibt es Besonderheiten in Ihrer Branche, die die Software berücksichtigen muss?
- Budget: Wie viel sind Sie bereit, für die Software (inkl. Implementierung, Schulung und laufende Kosten) auszugeben?
- Technische Voraussetzungen: Benötigen Sie eine Cloud-basierte Lösung (Zugriff von überall) oder eine On-Premise-Installation (lokale Installation)? Welche Betriebssysteme und Geräte müssen unterstützt werden?
- Benutzerfreundlichkeit: Wie wichtig ist eine intuitive Bedienung für Sie und Ihre Mitarbeitenden?
- Support und Schulung: Welchen Umfang an Unterstützung und Schulung benötigen Sie?
- Wachstumsperspektive: Kann die Software mit Ihrem Unternehmen mitwachsen und zusätzliche Funktionen bei Bedarf integrieren?
Schritt 2: Recherche und Auswahl potenzieller Softwarelösungen
Nachdem die Anforderungen klar definiert sind, kann mit der Recherche begonnen werden, wobei vor allem die folgenden Quellen berücksichtigt werden sollten:
- Online-Verzeichnisse und Vergleichsportale: Diese bieten oft einen guten Überblick über verschiedene Softwareanbieter und deren Funktionen. Achten Sie auf spezifische Filter für die Schweiz.
Hier sind einige Beispiele für Schweizer Vergleichsportale und Übersichten ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
– Gryps: (www.gryps.ch/produkte/erp-system-10/buchhaltungsprogramm/) Bietet die Möglichkeit, Offerten für Buchhaltungsprogramme einzuholen und listet verschiedene Lösungen für die Schweiz auf. |
– swiDOC: (www.swidoc.ch/de/blog/reader/die-besten-buchhaltungssoftwares-der-schweiz) Listet und beschreibt verschiedene Buchhaltungsprogramme mit Fokus auf Schweizer KMU. |
– Treuhand-Suche.ch: (https://treuhand-suche.ch/blog/teil-1-wie-finde-ich-die-passende-buchhaltungssoftware/ und folgende Teile) Bietet eine mehrteilige Serie zum Vergleich von Schweizer Buchhaltungssoftware. |
– buchhaltungsprogramme.ch: (www.buchhaltungsprogramme.ch/) Ein spezifisches Verzeichnis für Buchhaltungssoftware in der Schweiz. |
- Empfehlungen von Branchenverbänden: Fragen Sie Ihren Branchenverband oder andere KMU in Ihrer Branche nach Erfahrungen mit Buchhaltungssoftware.
- Fachartikel und Testberichte: Informieren Sie sich über aktuelle Tests und Bewertungen von Buchhaltungsprogrammen in der Schweiz.
- Websites von Softwareanbietern: Detaillierte Informationen zu Funktionen, Preisen und Support finden sich direkt auf den Anbieterseiten der Softwareanbieter von Buchhaltungsprogrammen. Hier sollte auf explizite Hinweise zur Unterstützung der schweizerischen Mehrwertsteuer und anderer lokaler Anforderungen geachtet werden.
Passende Produkt-Empfehlungen
Bei der Auswahl sollten weiterhin die folgenden Kriterien beachtet werden:
- Schweizerische Relevanz: Unterstützt die Software die spezifischen Anforderungen der Schweizer Buchhaltung (z.B. MWST-Formulare, eBill-Integration)?
- Skalierbarkeit: Kann die Software mit Ihrem Unternehmen wachsen und bei Bedarf erweitert werden?
- Integrationen: Lässt sich die Software problemlos in Ihre bestehende IT-Infrastruktur und andere wichtige Tools integrieren?
- Datensicherheit und Datenschutz: Werden Ihre Daten sicher in der Schweiz oder in Rechenzentren mit vergleichbaren Sicherheitsstandards gespeichert? Entspricht die Software den schweizerischen (und allenfalls auch europäischen) Datenschutzbestimmungen (DSG, evtl. auch DSGVO)?
- Kosten: Vergleichen Sie die verschiedenen Preismodelle (z.B. monatliche Gebühren pro Benutzer, einmalige bzw. laufende Lizenzkosten) und berücksichtigen Sie zusätzliche Kosten für Schulung, Support und optionale Module im Falle von zukünftigen Erweiterungen.
- Testmöglichkeiten: Bietet der Anbieter eine kostenlose Testphase oder eine Demoversion an, damit Sie die Software vor dem Kauf ausprobieren können?
Schritt 3: Testen und Vergleichen der Favoriten
Nach der ersten Auswahl sollten die infrage kommenden Softwarelösungen intensiv getestet werden. Solche Testphasen sind insbesondere geeignet und wichtig, um:
- Die Benutzerfreundlichkeit zu prüfen: Ist die Software intuitiv und einfach zu bedienen?
- Die wichtigsten Funktionen zu testen: Funktioniert alles wie erwartet und deckt die Software Ihre Kernanforderungen ab?
- Den Support zu kontaktieren: Wie reagiert der Kundenservice auf Ihre Fragen? Ist der Support in Deutsch verfügbar?
- Die Dokumentation und Schulungsmaterialien zu prüfen: Sind diese verständlich und hilfreich?
Erstellen Sie eine detaillierte Vergleichstabelle Ihrer Favoriten und bewerten Sie diese anhand Ihrer zuvor definierten Kriterien.
Schritt 4: Entscheidung und Implementierung
Nach sorgfältiger Prüfung treffen Sie Ihre endgültige Entscheidung. Bei der anschliessenden Implementierung sollte vor allem auf folgende Punkte geachtet werden:
- Datenmigration: Wie einfach lassen sich Ihre bestehenden Daten in die neue Software übertragen? Bietet der Anbieter Unterstützung an und, wenn ja, welche?
- Schulung der Mitarbeitenden: Ist sichergestellt, dass alle relevanten Mitarbeitenden ausreichend geschult werden, um die Software effektiv nutzen zu können?
- Support während der Startphase: Klären Sie ab, welcher Support Ihnen während der ersten Nutzungsphase zur Verfügung steht.
Die Auswahl der richtigen Buchhaltungssoftware ist ein wichtiger Schritt für die Effizienz und den Erfolg Ihres Schweizer KMU. Nehmen Sie sich die Zeit für eine gründliche Analyse Ihrer Bedürfnisse und einen sorgfältigen Vergleich verschiedener Lösungen. Die Investition in die passende Software zahlt sich langfristig aus.
Abschliessend folgt noch eine kurze Checkliste mit den wichtigsten Fragen zur Auswahl von Buchhaltungssoftware für Schweizer KMU:
Kriterium | Ja | Nein | Kommentierung |
---|---|---|---|
Habe ich meine Bedürfnisse und Anforderungen klar definiert? | |||
Unterstützt die Software die Schweizer Mehrwertsteuer und andere lokale Anforderungen? | |||
Ist die Software skalierbar? | |||
Bietet die Software die benötigten Integrationen? | |||
Sind Datensicherheit und Datenschutz gewährleistet (idealerweise Server in der Schweiz)? | |||
Ist das Preis-Leistungs-Verhältnis angemessen? | |||
Gibt es eine Testmöglichkeit oder eine Demoversion? | |||
Ist die Software benutzerfreundlich? | |||
Werden Support und Schulung in den für die Unternehmung relevanten Sprachen angeboten? | |||
Kann die Software mit meinem Unternehmen mitwachsen? |
Quellenverzeichnis
Cédric Bochsler: Beste Buchhaltungssoftware für kleine Unternehmen, https://cedricbochsler.ch/beste-buchhaltungssoftware/
Topsoft: Marktübersicht ERP für KMU, https://topsoft.ch/themen/marktuebersicht-erp-fuer-kmu/
User Test – Vergleich Schweizer Buchhaltungssoftware 2025 – Teil 3, https://treuhand-suche.ch/blog/teil-3-schweizer-buchhaltungssoftware-im-test/
Swiss made software: www.swissmadesoftware.org/home.html