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Habeck-Effekt: Zeigen Sie in Ihrer Kommunikation Transparenz und Authentizität

Zeigen Sie in Ihrer Kommunikation Transparenz und Authentizität. Kommunizieren Sie innere Zweifel. Machen Sie sich menschlich und nahbar – eben wie Robert Habeck.

23.08.2022 Von: Brigitte Miller
Habeck-Effekt

Adé klassische Verschlossenheit

Sie kommunizieren jeden Tag. Sie sammeln somit täglich Erfahrungen: Ob in Eins-zu-Eins-Gesprächen, ob in Meetings, ob beim Vortragen Ihrer Präsentation. Ihre kommunikativen Erfahrungen sind vielschichtig, eben, weil Kommunikation vielschichtig ist. Längst sind Sie vertraut mit rhetorischen Finessen und Weisheiten wie

  • was Sie als Sender sagen kommt vielleicht beim Empfänger ganz anders an. Das 4-Seiten-Modell der Kommunikation lässt grüssen,
  • das Gegenüber abzuholen und einzubinden,
  • ein Mix aus Wir-, Sie- und Ich-Botschaften zu kommunizieren,
  • Fragen zu stellen, die sich der Zuhörer stellen mag, um diese selbst zu beantworten,
  • kluge Argumentationsketten mitzuteilen, die überzeugen,
  • Emotionen an- und auszusprechen,
  • transparent und authentisch aufzutreten.

Kurzum: Von dem klassischen Kommunikationsstil, der gerne suggeriert „alles voll im Griff zu haben“, ohne die daran geknüpfte Kompetenz und die Ziele mitzuteilen, haben Sie sich sicherlich längst verabschiedet.

Dem Robert-Habeck-Effekt auf der Spur

Dennoch gibt es Momente, in denen es nicht so gut gelingt. In solchen Momenten wünscht sich jeder eins: Inspiration durch Menschen, die gelungen kommunizieren. Ein Vorbild eben. Ein solches Vorbild ist der deutsche Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Allerdings nur ein Vorbild unter vielen. Denn die jüngere Politiker-Generation hat längst einen anderen Kommunikationsstil für sich entdeckt: Offener, menschlicher und anschaulicher – umso Vertrauen zu schaffen.

Den Robert-Habeck-Effekt im Blick

Lassen Sie sich von den folgenden Beispielen inspirieren.

Lücken zugeben Auf die Frage „Wissen Sie, von wem das Zitat stammt?“ gibt Habeck als Antwort „Nö, keine Ahnung“.
Sachlage einordnen „Was wir momentan erleben, ist bedeutsamer und greift tiefer als damals.“
Den Menschen mit seiner Wahrnehmung abholen und bestätigen „Ich denke, dass die meisten Menschen sehr gut spüren, was gerade auf dem Spiel steht (…) Deshalb sehe ich eine grosse Entschlossenheit, Putin diesen Krieg nicht durchgehen zu lassen, auch wenn es uns etwas kostet.“
Das Tun der Gesellschaft würdigen „Nein, es (das persönliche Opfer) ist nicht klein. Es ist bedeutsam. (…) Verbraucher und Industrie sparen aktuell schon sehr viel Gas ein.“
Sorgen aufgreifen und offen mit diesen umgehen „Aber die Opfer, die Lasten sind ja sehr ungleich verteilt (…) Und zur Ehrlichkeit gehört: Das ist noch nicht das Ende. Mehr Menschen werden betroffen sein.“
Problem benennen – und (erste) Lösungen präsentieren „Es wird in jedem Falle knapp im Winter. Wir sind in einer Gaskrise. Wir tun als Bundesregierung alles, um die Energieversorgung zu stabilisieren (…) Wir sind jetzt schon da, wo Deutschland nie war.“
Zerrissenheit – Dilemma – aufzeigen „Wenn das Gas nicht ausreicht, müssten bestimmte Industriebereiche, die Gas benötigen, abgeschaltet werden. Als Wirtschaftsminister kann man da keine guten Entscheidungen treffen, bestenfalls weniger falsche (…) Nur, bin ich ja gerade gezwungen, klimapolitisch ganz bittere Entscheidungen zu treffen. Das ist einfach ein grosser Mist.“
Emotionen offenbaren „Zur Kohle: Das ist für mich deutlich schmerzhafter. Ja, es ist erbärmlich. Ich wäre froh gewesen, wenn ich diese Entscheidung nicht hätte treffen müssen.“
Veranschaulichen „Es gibt ein lehrreiches Beispiel aus Grossbritannien. Da herrschte mal eine Knappheit an Blutkonserven, und die Regierung kam auf die Idee, den Menschen etwas Geld für ihre Spende zu geben. Dann sagten die Leute: Was? So wenig ist euch mein Blut wert? Und die Spendenbereitschaft brach völlig ein.“
Erwartung an die Gesellschaft klar kommunizieren „Menschen sollen sich nicht fragen müssen, was sie kriegen, sondern sie sollen es tun, weil sie Bock haben, in diesem Land zu leben, weil sie Stolz und Freude dabei empfinden, für andere etwas zu tun (…) Sagen wir es so: Ich setze auf so etwas Altmodisches wie Verantwortungsgefühl. Das mögen Sie albern finden, aber ich traue den Menschen etwas zu.“
Frage stellen – und zum Reflektieren einladen

„Was soll denn aus diesem Land werden, wenn die Vorbilder immer schlechte sind?“

Ziele aufzeigen – und erste Realisierungsbeispiele nennen (…) Wir machen jetzt erst einmal einen halben Schritt zurück. Das bedeutet in der Zukunft müssen wir umso grössere Schritte nach vorne machen. Und das werden wir auch. Der Ausbau der erneuerbaren Energien geht wieder los (…)
Zuversicht aussprechen

„Es gibt also auf der längeren Strecke Hoffnung, aber leicht wird das alles nicht.“

Quelle der Beispiele: Spiegel-Gespräch mit Robert Habeck „Wir laufen in eine harte Zeit“ geführt von Markus Feldenkirchen und Gerald Traufetter, Spiegel Nr. 26, 25.06.2022

Überzeugend(er) kommunizieren: Mit 3 Fragen ans Ziel

Rufen Sie sich einige Ihrer Gespräche, Beiträge in Meetings und/oder Reden der letzten Zeit in Erinnerung. Prüfen Sie mit den obigen Beispielen Ihre Stärken. Benennen Sie für sich, welche Kommunikationstricks Sie zukünftig gerne öfter einsetzen wollen.

Frage 1: Welche der obigen Kommunikationstricks haben Sie bereits in Ihrem Kommunikationsstil verankert?

Würdigen Sie erst einmal, was Ihnen in Ihrer Kommunikation gut gelingt. Vergegenwärtigen Sie sich,

  • welchen Kommunikationstrick Sie auf welche Weise und bei welcher Gelegenheit in der letzten Zeit angewandt haben,
  • wie Ihre Aussage bei Ihrem Gesprächspartner ankam,
  • wie Sie sich selbst in dem Gespräch wahrgenommen haben.

Frage 2: Welchen Kommunikationstrick wenden Sie kaum oder gar nicht an?

Prüfen Sie, welches rhetorische Instrument bisher wenig zum Einsatz kam. Hinterfragen Sie Ihr kommunikatives Nicht-Tun. Listen Sie den Grund oder die Gründe auf. Vielleicht sind Sie darin ungeübt. Vielleicht fällt es schwer, eigene Emotionen und die persönliche Zerrissenheit anzusprechen, weil Sie nicht als „schwach“ wahrgenommen werden wollen. Vielleicht gelingt es Ihnen nicht immer so gut, sich in Ihre Zuhörer hineinzuversetzen, um sie mit deren Sorgen und Ansichten abzuholen.

Setzen Sie Ideen frei, wie Sie den Grund auflösen können. Vielleicht diesen Kommunikationsstil erst einmal schriftlich üben. So gehen Aussagen leichter von der Hand – und können später im Gespräch ausprobiert werden. Vielleicht eigene Emotionen im vertrauten Kreis äussern, um in einem sicheren Umfeld die Reaktion des Gesprächspartners zu erleben.

Frage 3: Welche kommunikativen Bausteine wollen Sie zukünftig verstärkter einsetzen?

Sie sind erfahren, gar sattelfest in Ihrer Kommunikation. Allerdings hat sich durch Ihre Erfahrungen auch ein Sprachmuster ergeben. Ein Sprachmuster, das Sie gerade ein wenig näher beleuchtet haben. Ein Sprachmuster, das optimiert und nach Ihren Wünschen verändert werden kann.

Erstellen Sie sich deshalb einen Kommunikations-Lehrplan. Überlegen Sie, welchen Kommunikations-Baustein Sie in den nächsten Tagen, vielleicht auch Wochen, immer wieder in Ihre Gespräche einfliessen lassen wollen. Notieren Sie sich am Ende des Tages Ihre Erkenntnisse.

  • Was ist wann gelungen?
  • Was fiel schwer?
  • Was fiel leicht?
  • Wer hat wie darauf reagiert?
  • Wie verlief das Gespräch?
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