Persönliche Ausstrahlung: Wie Führungskräfte gewinnend auftreten und andere wirksam erreichen

Starke Charaktere führen wirksam und sie begeistern als Redner und Präsentatoren. Sie beherrschen die Kunst, persönlich zu überzeugen und den gegenwärtigen Augenblick so gelassen wie selbstbewusst zu beleben. Menschen kommen dann gut an, wenn sie für ihre Aufgabe brennen und sich positiv mit sich selbst und ihrem Gegenüber verbinden. Kurzum: Experten und Leader entfalten persönliche Ausstrahlung, weil sie sich und andere aufrichten: Mit einer wohlwollenden Haltung, einer stimmigen Körpersprache und klaren gewinnenden Worten.

05.07.2023 Von: Susanne Kleiner
Persönliche Ausstrahlung

Hier und jetzt

Gestern Abend gerade noch die Deadline eingehalten und am nächsten Morgen schreit der Premium-Kunde nach Aufmerksamkeit et cetera. Wer eine hohe Drehzahl fährt, ist gedanklich in Windeseile oft überall und nirgends unterwegs. Das heisst: Rastlose Gemüter entzaubern die Magie jedes Augenblicks. Charismatiker hingegen zentrieren ihre Gedanken bewusst und geben sich just in dem Moment vollkommen ihren Gesprächspartnern und der gemeinsamen Aufgabe hin. Das wirkt, signalisiert Wertschätzung und entfaltet Strahlkraft. Entwicklungswillige Menschen sind sich ihres Potenzials bewusst und trainieren ihre persönliche Ausstrahlung: etwa mit Mentalcoaching, Yoga oder Achtsamkeitspraktiken. Genauso entkommen sie mit Auszeiten in der Natur, aktivem Sport oder Musizieren dem Hamsterrad. So schaffen es besonnene Zeitgenossen, ganz natürlich selbstbewusst und authentisch aufzutreten. Sie spüren: Wohltuende Präsenz entspannt nicht nur sie selbst, sondern auch das Publikum.

Haltung einnehmen und bewahren

Sympathieträger strahlen Ruhe aus und füllen den Raum. Sie richten sich auf, atmen tief und nehmen Blickkontakt mit dem Publikum oder ihrem Gesprächspartner auf. Sie sprechen erst, wenn ihr Gegenüber aufmerksam zuhört. Ihre Körpersprache ist zugewandt, offen und verbindlich. So zeigen sich Persönlichkeiten mit Ausstrahlung nahbar und gestalten ein angenehmes Miteinander. Sie stehen hüftbreit oder sitzen aufrecht und halten dabei mit beiden Füssen Kontakt zum Boden. Sie lockern Knie und Schultern und verlagern ihr Gewicht leicht nach vorne auf die Fussballen. Der Brustkorb ist aufgerichtet. Das vermittelt Stärke. Ihr Atem fliesst frei und ruhig, ihre Stimme klingt sonor und entfaltet einen ausgewogenen, freischwingenden Klang. Entscheidend ist: Blickkontakt schafft kraftvolle Spannung und bündelt Aufmerksamkeit. Und auf die innere Haltung kommt es an. Gute Kommunikatoren sind sich ihrer selbst sicher und stellen sich nicht in Frage. Wie Profisportler fokussieren sie ihre Stärken und akzeptieren Ängste, ohne zuviel Energie in ihre Schwächen zu lenken. Sie stehen wie Glückspilze auf dem Platz und offenbaren: «Ich stehe für das, was ich sage. Und ich liebe das, was ich tue: für mich und euch.»

Wellenlänge solidarisiert

Wer gut kommuniziert, nimmt Dialog vorweg. Das heisst: Wer sich mit seinen Gesprächspartnern identifiziert, sich in die anderen hineinversetzt und mögliche Fragen vorwegnimmt, antwortet treffsicher. Mit dem Herzen auf dem rechten Fleck knüpfen Menschen mit persönlicher Ausstrahlung starke Bande. Wertschätzende Führungskräfte gestalten Beziehungen auf Augenhöhe, ohne mit der Tür ins Haus zu fallen. Sie stellen sich positiv auf den anderen ein und würdigen: Was trägt mein Gegenüber zum gemeinsamen Erfolg bei? Wofür bin ich ihr oder ihm dankbar? Und sie besinnen sich auf die Bedürfnisse des anderen und schwingen sich verständnisvoll ein. Beliebte Führungskräfte brechen etwa mit zielgerichteten Fragen den Bann. Oder sie teilen Episoden aus dem eigenen Leben mit. Beziehungsstärkend agiert, wer mit dem Echo versiert umgeht. Das heisst: Selbstbewusste Persönlichkeiten heissen Fragen und Antworten oder auch Kritik willkommen und nehmen sie dankbar an. Wer aufmerksam zuhört und das Gehörte in eigenen Worten wiedergibt, zeigt Respekt und ehrliches Interesse. Das wirkt: Mitarbeiter, Kollegen, Kunden oder interessierte Zuhörer erleben, dass sie gesehen, gehört und verstanden werden.

Stimme macht Stimmung

Studien offenbaren, dass Körpersprache und Stimme stärker bei den Zuhörern ankommen als der Inhalt des Gesagten. Angenehme Sprecher führen ihre Stimme gekonnt. Sie klingen entspannt und satt. Sie beeindrucken, weil sie kommunizieren, ohne Druck auszuüben. Mit einem Lächeln erwärmen sie die Herzen. Mit natürlicher Gestik und Mimik unterstreichen sie die nachhallende Wirkung. Mit ihrem offenen Blick und aufrechter Pose setzen sich Sprecher mit persönlicher Ausstrahlung in das richtige Licht. Erprobte Kommunikatoren wärmen ihre Stimme auf, bringen ihren Körper in Form und trinken genügend Wasser. Und: Klarheit schafft Vertrauen. Klartext sprechen ist Gold wert. Kryptisches verhallt und produziert Fragezeichen. Nicht umsonst gilt Rhetorik als tragendes Element für Charisma und Erfolg. Denn Botschaften sind wertvoll, wenn sie wirklich ankommen.

Klare Sprache folgt klaren Regeln

Beliebte Köpfe sprechen und texten lebendig. Sie formulieren aktiv und nennen Ross und Reiter, anstatt mit Passivkonstruktionen Distanz aufzubauen. Sie beherzigen: Ein Gedanke, ein Satz. Schachtelsätze mit vielen Nebensätzen sind tabu. Überflüssiges, Belangloses und Binsenweisheiten laufen ins Leere. Ganz wichtig: Nominalstil, also substantivierte Verben, wirken hölzern. Verben, also Tätigkeitswörter, beleben die Kraft der Aussage. Es ist empfehlenswert, Fachtermini und unverständliche Begriffe wegzulassen. Es sei denn, Experten erläutern und veranschaulichen leicht verdaulich und bestenfalls unterhaltsam, was dahinter steckt. Fremdwörter gleichen Barrieren. Wortmonster schaffen Distanz. Kluge Sprecher wissen: je konkreter, desto besser. Allgemeinplätze schwächen Botschaften. Positives erzeugt gute Resonanz. Wer Komplexes geschickt reduziert und mit greifbaren Geschichten oder Sprachbildern veranschaulicht, macht Zusammenhänge sichtbar und bringt Emotionen ins Spiel. Für bildhafte Sprache gilt: Profis wählen Metaphern sorgsam aus, damit die Vergleiche auch in den Kontext der jeweiligen Denk-, Lebens- oder Arbeitswelten ihrer Zuhörer passen. Und sie nutzen farbige Ausdrücke, um das Kopfkino anzuknipsen. Wer im Präsens, also in der Gegenwart, formuliert steigert die Stringenz. Auch Konjunktivgebilde lassen Botschaften verblassen.

Auf Punkt sprechen und Pausen wirken lassen

Beliebte Kommunikatoren blähen sich nicht auf und künsteln nicht. Wer abliest, riskiert eine trübe Performance. Die Folge ist: Ihre persönliche Ausstrahlung verpufft. Deshalb nutzen beliebte Redner die Kraft der Pausen. Sie starten erst, wenn sie volle Aufmerksamkeit geniessen. Und sie leiten mit einer einfachen Sprache und kurzen Sätzen ihren Vortrag ein. Dabei artikulieren sie deutlich und betonen natürlich. Die Stimme führt am Satzende nach unten und pointiert das Gesagte. Eine bereichernde Spannung entsteht, wenn danach eine Pause folgt und der Blick des Sprechers dem Gegenüber nicht ausweicht. Wer dieses Stilmittel gekonnt einsetzt, zieht die Zuhörer in seinen Bann, gewinnt natürliche Autorität und nährt seine persönliche Ausstrahlung. Redner, die nach diesem Muster auf Punkt sprechen, verhindern, sich in einer „Fragezeichen“-Spirale zu verheddern. Wer das nicht beherrscht, jagt sich selbst. Ungeübte werden oft kurzatmig und verfallen in Hektik. Das schwächt ihren Auftritt. Die persönliche Ausstrahlung leidet. Versierte Sprecher trainieren Artikulation, Brustresonanz und Stimmführung: zuhause, im Auto, während eines Spaziergangs oder gemeinsam mit einem Stimmbildner. Wer in Gesprächen und bei Vorträgen innehält, Bodenhaftung spürt und im Rhythmus des entspannten Atemflusses spricht, vermittelt Präsenz, beruhigt sich selbst und andere - und besticht als strahlende Persönlichkeit.

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