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Rechnungslegung: Wie komplex ist die Umstellung auf Swiss GAAP FER?

Die Entwicklung der Swiss GAAP FER in den letzten Jahren kann zu Recht als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Mit der Ausrichtung auf kleine und mittlere Unternehmen und Unternehmensgruppen hat deren Verbreitung stark zugenommen und geniesst einen sehr guten Ruf bei Kapitalgebern.

19.04.2022 Von: Linus Furrer, Daniel Schweizer
Rechnungslegung

Swiss GAAP FER

Gemäss einer Studie der Stiftung für Fachempfehlungen zur Rechnungslegung (FER) in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich aus dem Jahr 2014 wendet jedes fünfte mittelgrosse Unternehmen Swiss GAAP FER an. Bei Konzernrechnungen liegt die Quote der Anwender sogar bei 39%.

Im Hinblick auf eine mögliche Erstanwendung von Swiss GAAP FER in einem Unternehmen stellen sich folgende Fragen:

  • Welches sind die Vor- und Nachteile einer Umstellung?
  • Mit welchem Aufwand ist zu rechnen und welche Knacknüsse treten bei einer Umstellung in der Praxis regelmässig auf?

Gründe für den Wechsel

Eine wesentliche Stärke der Swiss GAAP FER besteht darin, dass Banken und andere Kapitalgeber diesem Rechnungslegungsstandard einen erheblichen Vertrauensvorschuss entgegenbringen. Diese Tatsache vereinfacht die Kreditverhandlungen mit Banken und kann zu vorteilhafteren Konditionen führen. Eine weitere Stärke liegt in der höheren Transparenz gegenüber den Aktionären – insbesondere dann, wenn sie nicht operativ im Unternehmen tätig sind. Die Praxis zeigt, dass bei einem Unternehmensverkauf mit einer Berichterstattung nach Swiss GAAP FER oft ein höherer Verkaufspreis erzielt werden kann. Die stillen Reserven werden nicht nur in einer Separatrechnung geführt, sondern sind auf den ersten Blick ersichtlich und von der Revisionsstelle über Jahre testiert.

Transparenz als starkes Signal

Die Jahresrechnung nach Swiss GAAP FER zeigt die finanzielle Situation der Gesellschaft, wie sie sich effektiv darstellt – ohne Verzerrung durch stille Reserven. In der Regel wird der Abschluss nach Swiss GAAP FER ergänzend zum statutarischen Abschluss, der weiterhin für die Besteuerung relevant bleibt, erstellt. Die Einführung von Swiss GAAP FER führt daher nicht dazu, dass die stillen Reserven versteuert werden müssen, und hat somit keine negativen steuerlichen Auswirkungen.

In der Praxis ist zudem häufig zu beobachten, dass Gesellschaften und Organisationen, die im Rahmen eines Leistungsauftrags Zuschüsse von staatlichen Stellen oder Spenden von Privaten erhalten, Swiss GAAP FER anwenden. Dazu zählen soziale Betreuungsstätten, Schulen, Pflegeheime und Spitäler. Die Anwendung der Swiss GAAP FER ist für sie nicht zwingend vorgeschrieben, sendet aber ein starkes Signal. Da diese Organisationen im Rahmen ihrer Rechenschaftsablage ohnehin zu einer höheren Transparenz verpflichtet sind, ist die Wahl von Swiss GAAP FER zweckmässig. Zudem sind solche Organisationen oftmals steuerbefreit. Dadurch entfällt das Erstellen eines zweiten, handelsrechtlichen Abschlusses.

Ablauf der Umstellung

1. Analyse und Entscheid

Vor einer Umstellung ist unter Kosten-Nutzen- Aspekten zu evaluieren, ob es sinnvoll ist, Swiss GAAP FER einzuführen. Dabei ist es unabdingbar, die erwarteten Auswirkungen auf den Jahresabschluss zu analysieren und zu quantifizieren. Es gilt realistisch abzuwägen, ob die betroffenen Mitarbeitenden für die Umstellung über das nötige Fachwissen verfügen und ob ausreichend zeitliche Kapazität vorhanden ist. Ansonsten sollte darüber nachgedacht werden, einen externen Experten hinzuzuziehen.

Die Praxis zeigt, dass eine Kombination aus interner Vorbereitung und Umsetzung mit Projektbegleitung durch einen externen Experten den grössten Erfolg verspricht. Ebenfalls genau analysiert werden sollte, ob das Buchhaltungssystem die zusätzlichen Anforderungen bereits abdeckt oder ob weitere Investitionen nötig sind.

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