Status: Mehr Anerkennung, Gehör und Respekt
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Einfach übersetzt bedeutet «Status» nicht, was Sie gerade machen. Auf diese Idee könnte man angesichts der heutigen Social-Media-Aktivitäten schnell schliessen. Obwohl der Ausdruck hier wohl nicht zufällig für die Meldungen gewählt wurde, was jemand gerade tut und es für wert hält, den anderen mitzuteilen. Bezeichnenderweise wird ja gerade auf Facebook, Instagram und Co. viel geschummelt oder zumindest geschönt: «Ich befinde mich gerade auf meiner Jacht und esse Austern, während ich die gesammelten Werke von Goethe geniesse.» «Status» bezeichnet aber ebenso nicht nur das, was Sie besitzen, sondern ist ein Bündel von äusseren und inneren Merkmalen, die zusammenspielen.
Der Status ermöglicht die gegenseitige Einschätzung der Kommunikationspartner. Dabei ist bei Kennenlerngesprächen vorerst mal der soziale und materielle Status interessant, der sehr schnell über vermeintlichen Small Talk erfragt wird. Was machen Sie beruflich? Wo leben Sie? Welche Schulen haben Sie besucht? Haus oder Wohnung? Und so geht es weiter, bis wir über die Automarke im schlimmsten Fall bei der Marke der Unterwäsche und des Deos angekommen sind.
Immer wieder fällt er mir auf, der Abklärungsversuch, auf welchem Status sich jemand befindet, und gleichzeitig fällt mir auch der Prestigewunsch auf, der gerne darüber schwebt. Status und Prestige können Förderer sein. Karriereförderer. Status und Prestige sind für mich Bestandteile sozialer Systeme. Somit können diese sozialen Zuschreibungen aber auch nur einem bestimmten System zugeordnet sein, in einem anderen System könnten die gleichen Status- und Prestigemerkmale gar keine Relevanz haben.
Nehmen wir als Beispiel die Familie. Jemand geniesst im Kreise seiner Familie einen hohen Status, ein hohes Ansehen, Autorität. Dieselbe Person ist in seinem Job als Hausmeister aber vielleicht in der sozialen Rangordnung frei von jeglichem Status und Prestige. Oder umgekehrt: Jemand ist der «Hero» in einem Unternehmen, und zu Hause ist er der Ja-Sager, der es nicht schafft, sich durchzusetzen. Das ist das «Regelmässige» an Status und an Prestige: Diese Position kann sich verändern, sowohl zeitlich als auch hinsichtlich der verschiedenen sozialen Gruppen, in denen wir agieren. Die Managerin wird vielleicht beruflich als Koryphäe betrachtet, ist in der Mütterrunde aber – oft durchaus zu Unrecht – als «Rabenmutter» oder «Karrierefrau» stigmatisiert. Der beste Tennisspieler im Verein ist beruflich vielleicht nur der, der in jeder Sitzung Kaffee macht. Manchmal hat Status also seine Wirkungsfunktion, und manchmal kratzt es niemanden. Status ist also demzufolge auch systemvariabel.
In Gruppen gibt es unterschiedliche Bewertungen zum Thema Status. Zum Beispiel kann eine Person von verschiedenen Personen auf einer Statusskala unterschiedlich bewertet werden. Nehmen Sie doch mal die Statusposition von Lehrern. Da hat sich einiges verändert. Ich bin im Jahr 1964 geboren. In meiner Schulzeit hatten Lehrer bei Schülern noch hohen Status.
Status hat viele Gesichter, viele Hintergründe, viele Facetten. Ich höre schon die Stimmen von manchen, die sagen: «Status ist mir egal.» Doch das bezweifle ich. Denn jeder spielt damit und setzt ihn ein. Jeder ist permanent damit in Kontakt, ob er es will oder nicht. Es ist wie in einer Arena. Zwei Menschen stehen einander gegenüber, das Duell beginnt, das Spiel ist eröffnet. Jetzt kommt es darauf an, wer welche Spielzüge macht. Vielleicht ist manchen nicht bewusst, dass das Gerangel, in dem sie sich gerade befinden, Statusverhalten oder gar Statusspiel ist.
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Ich spreche hier von zwei Formen von Status. Die erste Art betrifft den sozialen Status, also jene gesellschaftliche Position, die sich jemand erarbeitet hat oder in die er hineingeboren wurde. Die zweite Art von Status ist für mich das Statusverhalten, das gerne als «Statusspiel» beschrieben wird. Statusverhalten tritt immer ein und ist immer wieder da. Sie können dagegen gar nichts tun. Statusverhalten ist die Art und Weise, wie Sie mit jemandem interagieren. Sie können im Statusverhalten im Moment tiefer oder höher liegen als die andere Person. Wir drücken unseren Status immer über unser Verhalten aus, in jedem Moment unseres Lebens, in jedem Moment einer Begegnung. Stellen Sie sich das bildlich wie bei Aufzügen vor, bei denen stets einer gerade hinauf- und der andere hinunterfährt – genauso verhält es sich in einem Gespräch: Der Status des einen ist oben und der des anderen gesenkt. Der Status ist nie exakt gleich. Denken Sie nur an ein scheinbar kooperatives Gespräch mit einem Polizisten, der Sie angehalten hat. Auch wenn Sie meinen, mit diesem Polizisten ein sehr gutes Gespräch geführt zu haben, ist er dennoch derjenige, der am längeren Hebel sitzt, dessen Status und sein dazugehöriges Statusverhalten höher angelegt ist als Ihres.
Wir gestalten mit unserem Statusverhalten kommunikative Interaktionen. Wir machen dies vorwiegend mittels Stimme, Sprache, Körpersprache und Kleidung. Wobei Vorsicht an einem Punkt geboten ist: Wenn jemand permanent lispelt oder leise spricht, so kann man nicht von Statusverhalten, sondern von einem Dauerzustand sprechen. Statusverhalten steht immer in einem bestimmten Vergleichsverhältnis zum Gesprächspartner in der momentanen Situation.
Es geht übrigens nicht darum, dass Sie immer im Hochstatus agieren, sondern darum, für sich abzuwägen, ob Sie im Hochstatus oder Tiefstatus in der jeweiligen Situation mehr erreichen können. Wenn beide den gleichen Status haben, wie z. B. Tiefstatus, dann kann es sehr langatmig und zäh werden, spannender ist da schon Hochstatus. Doch wenn Sie genau überlegen, Hochstatus gegen Hochstatus kann auch nicht auf Dauer bestehen. Irgendeiner wird, um eine Lösung zu erzielen, ins Statusgefälle gehen müssen. Der Aufzug muss hinunterfahren.
Sie haben bestimmt schon politische Diskussionen im Fernsehen beobachtet und bemerkt, dass diese oft ohne Lösungen bleiben. Warum ist das so? Meine manchmal böse Zunge behauptet, dass dies so sein soll. So können Entscheidungen wunderbar hinausgeschoben werdenn und dem Volk kann vorgegaukelt werden, man würde sich um Entscheidungen bemühen und solche sogar zum Wohle des Volkes erkämpfen. Statusverhalten, Statusspiele der Erwachsenen!
Ein Mitarbeiter in einem Unternehmen bekommt eine Position als Führungskraft. Die Position schreibt ihm einen bestimmten Status zu. Ob er diesen Status mit Statuskompetenz erfüllen kann, steht auf einem vollkommen anderen Blatt. Hat er nur den Positionsrespekt, oder gilt der Respekt und die Anerkennung auch seinem Statusverhalten?
Statusalarm
- Status ist unvermeidbar.
- Sozialer Status, Statusverhalten und Statussymbole ermöglichen uns eine Einschätzung von Kommunikationspartnern.
- Statussymbole können materiell und immateriell sein. In unterschiedlichen Kontexten kann jemand unterschiedlichen Status haben.
- Gruppenmitglieder bewerten ein und dieselbe Person oft unterschiedlich.
- Wir drücken unseren Status über unser Verhalten aus. Wir gestalten kommunikative Interaktionen z. B. mit Stimme, Sprache, Körpersprache.