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Widerstandsfähigkeit: Wie gut ist Ihre Resilienz?

Warum überstehen manche Menschen Krisen und Misserfolge unbeschadet – ja, wachsen noch daran – und andere Menschen zerbrechen an solchen Krisen? Die Antwort: die einen sind resilient, die andern nicht.

07.09.2020 Von: Rolf Specht
Widerstandsfähigkeit

Was ist Resilienz?

Unter Resilienz verstehen wir die Fähigkeit, sich buchstäblich wie der berühmte Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen zu können. Oder um ein anderes Bild zu verwenden: Die Stehauf-Menschen, die Menschen, die immer wieder auf die Füsse fallen, die sind resilient.

Die Wikipedia-Definition lautet so:

«Resilienz (von lat. resilire ‹zurückspringen›, ‹abprallen›) oder psychische Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis).»

Schutzfaktoren der Resilienz

Wie resilient ein Mensch später durchs Leben geht, wird bereits in der Kindheit geprägt. Die Forschung zeigt, dass Schutz-respektive Resilienzfaktoren begründet sind im Individuum, in der Familie und im Umfeld.

Individuum: Resiliente Kinder wirken bereits früh aktiv, angenehm, fröhlich, aufgeschlossen und gesellig, sind stolz auf sich und ihre Fähigkeiten (hohes Selbstwertgefühl) und trauen sich etwas (hohes Selbstwirksamkeits-Gefühl). Ausserdem sind sie hilfsbereit.

Familie: Typisch für resiliente Kinder sind Bezugspersonen mit hoher Stabilität und Kompetenz, die auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Resiliente Jungen haben Zugang zu meinem männlichen Identifikationsfigur, werden immer wieder ermutigt, ihre Gefühle zu zeigen, resiliente Mädchen haben oft Zugang zu einer unabhängigen und verlässlichen weiblichen Bezugsperson.

Umfeld: Hier fällt auf, dass resiliente Kinder sich auf Gleichaltrige oder Älter Bezugspersonen verlassen können, wenn sie Unterstützung suchen. Diese Personen dienen dann als positives Rollenmodell. Kurz das, was wir als stabiles Umfeld bezeichnen.

Risikofaktoren der Resilienz

Daraus folgt umgekehrt, dass der Aufbau von Resilienz im Kindesalter behindert wird durch sogenannte Vulnerabilitätsfaktoren wie Chromosomenanomalien, chronische Erkrankungen, schwierige Temperamentsmerkmale, unsichere Bindungsorganisation, geringe kognitive Fertigkeiten einerseits und andrerseits durch Risikofaktoren wie niedriger sozioökonomischer Status, psychische Erkrankung eines Elternteils, bildungsfernes Elternhaus, Erziehungsdefizit, häufige Umzüge.

Kann man Resilienz trainieren?

Das alles hört sich so an, wie wenn der Grad der persönlichen Widerstandsfähigkeit einfach Schicksal wäre – je nach Elternhaus hat man halt einfach Pech gehabt. Glücklicherweise ist dem nicht so. Resilienz lässt sich auch als Erwachsener durchaus trainieren, man ist also nicht einfach Opfer unglückseliger Umstände oder braucht es jedenfalls nicht zu bleiben. Man kann tatsächlich jeden einzelnen Faktor, die zusammen die Resilienz ausmachen, einzeln trainieren. Nicht dass dies besonders leicht wäre, aber es ist möglich. Die Forschung hat 7 relevante Elemente herausgearbeitet, die sogenannten «Sieben Säulen der Resilienz».

Die sieben Säulen der Resilienz

Ich kann also auch als 40-, 50- oder 60-jähriger Mensch durchaus noch resilienter werden, als ich im Moment bin, indem ich diese sieben Fähigkeiten trainiere.

  1. Emotions-Steuerung (ich bin nicht Sklave meiner Gefühle)
  2. Impulskontrolle (Ich kann mich selbst regulieren)
  3. Selbstwirksamkeits-Überzeugung (Ich kann das!)
  4. Empathie (ich spüre die Welt)
  5. Realistischer Optimismus (vieles ist möglich)
  6. Zielgerichtetheit (ich weiss was ich will)
  7. Analytisches Denken (ich kann Probleme durchdacht angehen)

Ihre Coachs in diesen sieben Fähigkeiten voranzubringen, ist ein wichtiger Teilaspekt der Arbeit als Top Management Coach.

Voraussetzungen

Allerdings müssen dazu einige Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Ich muss erkennen, dass es da für mich noch was zu lernen gibt.
  2. Ich muss glauben, dass ich noch veränderbar bin.
  3. Ich muss meinen Willen zur Veränderung mobilisieren.
  4. Ich muss mir Trainingseinheiten ausdenken.
  5. Ich muss die Zeit für dieses Lernfeld in meinem Leben freischaufeln.

Gibt es resiliente Unternehmen?

Zum Schluss noch die Frage: gibt es resiliente Organisationen? Ich denke ja: zum Beispiel sogenannte «intakte Familien» oder verschworene Sportmannschaften.

Gibt es auch resiliente Unternehmen? Mit Sicherheit, und es braucht auch resiliente Unternehmen, denn auf ein heutiges Unternehmen kommen immer schneller immer grössere Herausforderungen (Veränderungen, strategische Umbrüche) zu, die nur mit einer gewissen organisationalen Resilienz bewältigt werden können.

Die entsteht allerdings nicht von selbst, sondern muss bewusst geschaffen werden.

Eine kulturelle Leistung

Das ist in erster Linie eine kulturelle Leistung, denn Resilienz im Unternehmen ist grösstenteils nichts anderes als die Resilienz der Menschen in diesem Unternehmen.

Was das Unternehmen als Ganzes dafür tun kann, ist bestimmte Werte-Haltungen verbindlich zu machen:

  • Diversität: Vielfalt der Meinungen
  • Einfallsreichtum: Nutze das Vorhandene
  • Antizipation: Höre auf leise Signale
  • Ausdauer: Marathonqualitäten

Auf der systemisch-organisationalen Seite kann das Unternehmen für robuste (und das sind meist einfache) Strukturen sorgen, verbunden mit einem hohen Identifizierungsangebot.

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