Kennzahlen Unternehmen: Zehn wichtige Steuerkennzahlen

Steuern stellen für Schweizer KMU nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch einen wichtigen Kostenfaktor dar. Gerade in einem wettbewerbsintensiven Umfeld können steuerliche Optimierungen den entscheidenden Unterschied für die finanzielle Stabilität und das langfristige Wachstum ausmachen. Ein genauer Überblick über die relevanten Kennzahlen Unternehmen im Steuerbereich ist daher unerlässlich, um einerseits rechtliche Vorgaben einzuhalten und andererseits betriebswirtschaftliche Entscheidungen fundiert zu treffen sowie potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen.

01.09.2025 Von: Prof. Dr. Thomas Rautenstrauch
Kennzahlen Unternehmen

Kennzahlen Unternehmen: Einleitung

Die im vorliegenden Beitrag vorgestellten zehn Steuerkennzahlen liefern eine solide Grundlage, um die individuelle steuerliche Situation eines Unternehmens zu analysieren und zu bewerten. Dabei werden unterschiedliche Aspekte berücksichtigt wie der effektive Steuersatz, das Verhältnis von aus- und inländischen Steueraufwendungen sowie das Monitoring von direkten und indirekten Steuern. Für KMU in der Schweiz bietet dieser Überblick wichtige Anhaltspunkte, um durch gezielte Massnahmen die Steuerlast zu steuern und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Kennzahlen Unternehmen: Steuerkennzahlen

Die folgenden Kennzahlen Unternehmen bieten einen Überblick über ihre steuerliche Situation und helfen dabei, die Steuerbelastung zu analysieren und zu steuern. Jede Kennzahl enthält eine kurze Beschreibung, die grundlegende Berechnungsformel sowie Anwendungsbeispiele oder praktische Hinweise.

1. Effektiver Steuersatz (Effective Tax Rate, ETR)

Beschreibung:
Der effektive Steuersatz gibt Aufschluss darüber, welcher Anteil vom Ergebnis vor Steuern tatsächlich für Ertragsteuern aufgewendet wird. Er zeigt an, in welchem Verhältnis die tatsächliche Steuerbelastung zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens steht.

Formel:
Effektiver Steuersatz (in %) = (Ertragsteuern / Ergebnis vor Steuern) × 100

Praxistipp
Ein hoher effektiver Steuersatz kann darauf hindeuten, dass ein Unternehmen seine Steuerplanung verbessern sollte (z.B. durch Ausschöpfung von Steuervergünstigungen oder Optimierung seiner Rechtsform oder auch eine Standortverlagerung).

2. Cash Tax Rate

Beschreibung:
Die Cash Tax Rate stellt die tatsächlich gezahlten Steuern (Cash Taxes) ins Verhältnis zum Ergebnis vor Steuern (oder zum operativen Ergebnis). Sie zeigt so, welche Mittel das Unternehmen tatsächlich abfliessen lassen muss, anstatt lediglich den bilanzierten Steueraufwand (der in anerkannten Abschlüssen zur Rechnungslegung übrigens auch latente Steuern beinhalten kann) zu betrachten.

Formel:
Cash Tax Rate (in %) = (tatsächlich gezahlte Steuern \ Ergebnis vor Steuern) × 100

Praxistipp
Diese Kennzahl ist für die Liquiditätsplanung besonders wichtig, da sie den tatsächlichen Geldabfluss für Steuern aufzeigt.

3. Steueraufwand-zu-Umsatz-Verhältnis

Beschreibung:
Diese Kennzahl setzt den gesamten Steueraufwand (einschließlich Ertrag- und ggf. sonstiger Unternehmenssteuern) in Relation zum Umsatz. Damit lässt sich bewerten, wie stark der Umsatz durch Steuerlasten beeinflusst wird.

Formel:
Steueraufwand-zu-Umsatz (in %) = (Steueraufwand total / Umsatzerlöse) × 100

Praxistipp
Gerade im Branchenvergleich kann dieses Verhältnis wertvolle Hinweise darauf geben, ob die Unternehmensstruktur steuerlich effizient aufgestellt ist oder ob es im Vergleich zu Wettbewerbern steuerliches Optimierungspotenzial gibt.

4. Latente Steuerquote

Beschreibung:
Latente Steuern entstehen aus zeitlich befristeten Differenzen zwischen handels- und steuerrechtlicher Bewertung und beeinflussen den ausgewiesenen Steueraufwand. Durch das im Schweizer Steuerrecht verankerte Massgeblichkeitsprinzip entspricht die Jahresrechnung nach dem Rechnungslegungsgesetz (Obligationenrecht) grundsätzlich bereits der Steuerbilanz, jedoch sind temporäre Differenzen zwischen Steuerbilanz und OR-Abschluss immer möglich. Dies gilt ebenso zwischen dem obligationenrechtlichen Abschluss und dem Abschluss nach anerkanntem Standard zur Rechnungslegung. Latente Steuern ergeben so den Steueraufwand, der nach Massgabe des handelsrechtlichen Ergebnisses resultieren würde. Die hier beschriebene Kennzahl «Latente Steuerquote» zeigt somit das Verhältnis der latenten Steuern zur Bilanzsumme oder zum Eigenkapital und gibt Auskunft über das künftige Potenzial von Steuerbelastungen oder Steuervorteilen.

Formeln (vereinfacht):
Latente Steuerquote (in %) = (latente Steuern / Bilanzsumme) × 100
oder alternativ:
Latente Steuerquote (in %) = (latente Steuern / Eigenkapital) × 100

Praxistipp
Eine steigende latente Steuerquote kann signalisieren, dass sich in der Zukunft höhere tatsächliche Steuerzahlungen oder höhere Steuervergünstigungen ergeben könnten

5. Steueraufwand pro Mitarbeiter

Beschreibung:
Diese Kennzahl verdeutlicht, wie hoch die Steuerlast je Mitarbeiter ausfällt, indem der gesamte Steueraufwand (Ertragssteuern und ggf. weitere Unternehmenssteuern) durch die Anzahl der Mitarbeiter geteilt wird.

Formel:
Steueraufwand pro Mitarbeiter = (gesamter Steueraufwand / Anzahl Mitarbeitende)

Praxistipp
Besonders interessant ist dieser Wert im Kontext von Personal- und Standortentscheidungen und kann ebenfalls einen steuerlichen Optimierungsbedarf anzeigen.

6. Steueraufwand pro Aktie (Tax Expense per Share)

Beschreibung:
Für börsennotierte Unternehmen, die also Anteilsscheine (Aktien oder Partizipationsscheine) ausgegeben haben, liefert diese Kennzahl Einblicke in die steuerliche Belastung je Aktie bzw. Partizipationsschein.

Formel:
Steueraufwand pro Aktie = gesamter Steueraufwand / Anzahl ausgegebene Aktien

Praxistipp
Dieser Wert spielt bei der Bewertung einer Aktie auf den Kapitalmärkten meist eine untergeordnete Rolle, kann jedoch für Analysen im Rahmen der Dividendenpolitik oder der Kapitalstruktur relevant sein.

7. Steuer-EBIT-Verhältnis

Beschreibung:
Das Steuer-EBIT-Verhältnis setzt den Steueraufwand (Tax Expense) in Bezug zum operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT). Diese Kennzahl liefert Hinweise darauf, in welchem Umfang operative Gewinne durch steuerliche Belastungen gemindert werden.

Formel:
Steuer-EBIT-Verhältnis (in %) = (Steueraufwand / EBIT) × 100

Praxistipp
Ein stark steigendes Verhältnis kann auf ineffiziente Strukturen oder auf das Auslaufen von Steuervorteilen (z.B. Verlustvorträge) hinweisen.

8. Tax Shield (Steuerschild)

Beschreibung:
Das Steuerschild resultiert beispielsweise aus abzugsfähigen Zinsen oder Abschreibungen und reduziert die effektive Steuerlast eines Unternehmens. Es zeigt, in welchem Umfang Fremdkapital- bzw. Abschreibungsaufwendungen die Steuerbasis verringern.

Formel (vereinfacht):
Tax Shield = abzugsfähige Aufwendungen × Steuersatz (in Prozent)

Praxistipp
Bei Investitions- und Finanzierungsentscheidungen spielen mögliche Steuereffekte (z.B. Zinsabzug) eine Rolle. Ein Unternehmen kann durch geschickte Kapitalstrukturierung das Steuerschild optimal nutzen.

9. Verhältnis von ausländischen zu inländischen Steuern

Beschreibung:
Unternehmen, die global tätig sind, profitieren je nach Rechtsform und Standort von unterschiedlichen Steuersätzen. Das Verhältnis zeigt, wie sich die Steueraufwendungen auf verschiedene Länder verteilen.

Formel (vereinfacht als Anteil am Gesamtsteueraufwand):
Ausländischer Steueranteil (in %) = (Steueraufwand im Ausland / Steueraufwand total) × 100

Praxistipp
Ein hoher Anteil an ausländischen Steuern kann strategisch erwünscht oder problematisch sein, je nachdem, ob dort tendenziell höhere oder niedrigere Steuersätze als im Inland gelten.

10. Verhältnis von direkten zu indirekten Steuern

Beschreibung:
Diese Kennzahl betrachtet, welcher Teil der Steuerlast aus direkten Steuern (z.B. Ertragssteuern) und welcher aus indirekten Steuern (z.B. Mehrwertsteuer, Zollabgaben u.a.) stammt.

Formel (vereinfacht):
Anteil direkte Steuern (in %) = (direkte Steuern / gesamter Steueraufwand) × 100
bzw.
Anteil indirekte Steuern (in %) = (indirekte Steuern / gesamter Steueraufwand) × 100

Praxistipp
Änderungen bei indirekten Steuern (z.B. Mehrwertsteuererhöhungen) wirken sich unmittelbar auf das Preisgefüge und die Margen des Unternehmens aus. Eine kontinuierliche Beobachtung dieses Verhältnisses gibt daher wichtige Hinweise für die Preiskalkulation und Umsatzplanung.

Kennzahlen Unternehmen: Fazit und Ausblick

Die oben dargestellten zehn Kennzahlen vermitteln Unternehmen wertvolle Hinweise in ihre steuerliche Situation und bilden zugleich die Grundlage für strategische Entscheidungen bei der Steuerplanung. Die hier vorgestellten Kennzahlen zeigen darüber hinaus ebenfalls an, wo mögliche Optimierungspotenziale genutzt werden können – etwa durch eine angepasste Rechtsform, eine effiziente Finanzierungsstruktur oder eine sinnvolle Standortwahl.

Zu beachten ist, dass jede dieser Kennzahlen stets im Kontext des gesamten Unternehmens betrachtet wird. Einzelwerte können nur dann aussagekräftig interpretiert werden, wenn sie in einen Vergleich zu anderen Perioden, Wettbewerbern oder Branchenbenchmarks gestellt werden. Darüber hinaus empfiehlt es sich, bei komplexeren Steuerfragen stets die Unterstützung von Steuerberatern oder Fachleuten in Anspruch zu nehmen, um Rechtskonformität und eine angemessene Steueroptimierung sicherzustellen.

Mit einer systematischen Überwachung und Auswertung der steuerlichen Kennzahlen können Unternehmen nicht nur ihre Steuerbelastung und Liquiditätsplanung optimieren, sondern auch potenzielle Risiken frühzeitig erkennen und gegensteuern.

Quellen- und Literaturhinweise

Baumgartner, P. (2013): Steuerliche Herausforderungen für den Unternehmensstandort Schweiz, online: Steuerliche-Herausforderungen-für-den-Unternehmensstandort-Schweiz.pdf

Bugnon, D.; Rautenstrauch, T.: Steuerrisiken: Vermeidung von Steuerrisiken in KMU, WEKA, online: Steuerrisiken: Vermeidung von Steuerrisiken in KMU

Eidgenössische Steuerverwaltung: ww.estv.admin.ch

Insolution.ch: Übersicht über das Steuersystem in der Schweiz, online: Übersicht über das Steuersystem in der Schweiz – Schweiz Limited gründen, GmbH, AG Firmengründung

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