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Kritik äussern: Sachlich, souverän und lösungsorientiert

Kritik ist Feedback. Punkt. Und wie jedes Feedback verfolgt auch Kritik ein Ziel: Die Optimierung der Leistung. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es entscheidend, wie Sie die Kritik äussern.

11.11.2019 Von: Brigitte Miller
Kritik äussern

Kritik kritisch betrachtet

Kritik hat bisher ein Schattendasein geführt. Oft zwischen Tür und Angel im harschen Tonfall ausgesprochen, wurde der Mitarbeiter mit wenigen Sätzen so schnell als möglich mit dem zu bemängelnden Sachverhalt konfrontiert. «Ihr Bericht weist eklatanteste Lücken auf. Sie haben wohl Ihre Hausaufgaben nicht gemacht und die Zahlen zu wenig gegengecheckt. Ändern Sie dies.»

Allerdings – und diese Erfahrung macht jeder, ob Vorgesetzter oder Mitarbeiter – verfehlt solch eine vorgebrachte Kritik in der Regel das gewünschte Ziel. Statt Einsicht und engagiertem Willen, den Fehler zu beheben oder das Verhalten zu ändern, entsteht Widerstand, Unmut und Demotivation. Der Mitarbeiter fühlt sich überrumpelt und wie ein kleines Kind zurechtgewiesen, im schlimmsten Falle sogar (vor den Augen der Kollegen und/oder des Teams) abgekanzelt.

Kritik äussern ist durch diese typische Umsetzung in Verruf (oder in Kritik) geraten. Mit der Folge: Viele Führungskräfte scheuen sich, Kritik auszudrücken. Und Mitarbeiter können mit den vorgebrachten Beanstandungen meist wenig anfangen, weil viele Tadel das Problem oberflächlich hervorheben, ohne das Ziel konkret zu benennen. Für beide Seiten ist das Erleben von Kritik daher äusserst unzufrieden stellend.

Souveräne, sachliche und lösungsorientierte Kritikgespräche führen: 5 Tipps

Kritik äussern ist jedoch erst einmal eins: Notwendiges Feedback über einen Fehler, eine untaugliche Leistung oder ein unvorteilhaftes Verhalten. Diese (vielleicht neue) Perspektive rückt eine Frage in den Fokus: Wie kann Kritik als Feedback, ja sogar als positives Feedback, geäussert werden? Die Antwort ist einfach: sachlich, souverän und lösungsorientiert. Die Realisierung vielleicht nicht mehr so leicht. Die folgenden Tipps verraten, wie es – mit ein wenig Übung – immer müheloser gelingt.

Tipp 1: Sich vorbereiten

Bereiten Sie das Kritikgespräch in Ruhe vor. Solch eine Vorbereitung kostet zwar Zeit, verschafft Ihnen jedoch viele Vorteile:

  • Distanz zum Problem. Indem Sie sich in Ruhe mit dem Fehler oder unvorteilhaften Verhalten auseinandersetzen, entsteht eine mentale, als auch emotionale Distanz zum Problem.
  • Sachliche Auseinandersetzung. Sie geben sich die notwendige Zeit, um den Kritikpunkt sachlich auszuarbeiten und das gewünschte Ziel zu benennen.
  • Gesprächsführung vorbereiten. Sie überlegen, wie Sie den Mitarbeiter aktiv ins Gespräch einbinden können, um gemeinsam Schritte zur Realisierung des Zieles festzulegen.

Tipp 2: Unter vier Augen

Kritik sollte stets in einem persönlichen Gespräch ausgesprochen werden. Nicht allein, damit der Mitarbeiter sein Gesicht wahren kann. Vielmehr sollten sich die Führungskraft und der Mitarbeiter in diesem Gespräch Raum und Zeit geben, den Sachverhalt zu besprechen und gegenseitige Einschätzungen des Problems zu hinterfragen. Denn beide werden das Problem anders bewerten. Durch das Gespräch gelingt es, bei der Bewertung einen gemeinsamen Nenner zu erlangen. Dadurch kann der Mitarbeiter die Kritik nachvollziehen und annehmen. Dadurch gelingt es auch, gemeinsam eine realistische Lösung zu definieren.

Tipp 3: Positives Feedback generieren

Für den Mitarbeiter kann Kritik durchaus zu einem positiven Feedback werden. Dafür sollten bestimmte Faktoren beachtet werden:

  • Gutes würdigen – und mitteilen. Lenken Sie Ihren Fokus, auf alles, was gut an der Leistung war. Listen Sie alle positiven Aspekte auf. Vielleicht die ausführliche Ausarbeitung des Berichtes. Vielleicht die Schlussfolgerungen. Vielleicht die kundenorientierte Formulierungen. Eröffnen Sie mit diesen Aspekten gerne Ihr Kritikgespräch. «Ihr Bericht hat mir in folgenden Punkten sehr gefallen…»
  • Nutzen aufzeigen. Durch das kritische Feedback eröffnen Sie dem Mitarbeiter die Möglichkeit, seine Leistung zu optimieren. Benennen Sie den Nutzen konkret «Indem Sie mehr belegbare Zahlen in Ihre Argumentation einbauen, überzeugen Sie mit Ihren Schlussfolgerungen.»

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Tipp 4: Konkret und präzise

Der Mitarbeiter soll die Kritik nachvollziehen und verstehen. Typische Aussagen wie «Eklatante Lücken im Bericht» oder «Ihre Präsentation war wenig überzeugend» beschreiben jedoch den Punkt der Kritik viel zu oberflächlich. Der Mitarbeiter kann so nur Rätselraten, was er denn wie ändern soll.

Benennen Sie deshalb konkret, was missfallen hat. «Die Schlussfolgerungen sind aus den Fakten und Zahlen, die Sie angegeben haben, nicht nachvollziehbar.» oder «Ich weiss, Sie sprühen vor Ideen. Nur als Moderator von Gruppendiskussionen ist es Ihre Aufgabe, bei Ihren Kollegen Ideen freizusetzen. Welche Einfälle hätten Sie denn, wie Ihnen dies zukünftig besser gelingen könnte?»

Tipp 5: Lösungsorientiert lenken

Typisch für die bisherige geäusserte Kritik ist: Dem Mitarbeiter wird gesagt, was er tun soll. Solch ein Vorgehen ist nachvollziehbar, um das gewünschte Ergebnis «endlich» zu erzielen. Allerdings hat dieses «Sagen» eine vernichtende Auswirkung auf das Mitarbeiter-Empowerment: Der Mitarbeiter verankert die gewünschte Änderung zu wenig in seinem Denken und Tun. Als Folge kann es dann zu Wiederholungen des Fehlers oder der untauglichen Leistung kommen.

Um diesem Risiko vorzubeugen, heisst es, das Gespräch lösungsorientiert zu beenden. Oder den Mitarbeiter, falls es notwendig erscheint, kurz und schnell lösungsorientiert zu coachen. Damit dies gelingt, stellen Sie dem Mitarbeiter Fragen – beispielsweise:

  • Aus welchen Fakten haben Sie Ihre Schlussfolgerungen abgeleitet?
  • An welchen Stellen im Bericht wäre es Ihrer Meinung nach sinnvoll, weitere Fakten und Zahlen einzubauen?
  • Wie können Sie als Moderator bei Ihren Kollegen einen kreativen Denkprozess aktivieren? Was müssten Sie dafür tun?
  • Was wäre für Sie eine gute und realistische Lösung?
  • Welche Lösung finden Sie in diesem Falle erstrebenswert?
  • Welche Ideen haben Sie, um dieses Problem so zu lösen, dass das gewünschte Ergebnis entsteht?
  • Welche persönlichen Ressourcen unterstützen Sie bei der Realisierung der Lösung?
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