Projektarbeiten: Arbeitsorganisationsmodelle für die Zukunft

Passende Arbeitshilfen
Regelmässige Wechsel zwischen Arbeitgebern, Aufgabenstellungen und Funktionen werden zunehmend üblich. Immer mehr Mitarbeitende werden sich aufgabenbezogen zu Teams zusammenfinden und ihre Arbeit selbst organisieren. Klassische Projektarbeiten nach dem Wasserfallprinzip sind dabei nur noch marginal sinnvoll, weil sich fortan die Umstände ständig verändern. In den neuen Projektarbeiten liegen umfassende Aufgabenstellung komplett in den Händen eines selbstorganisierten, interdisziplinär zusammengesetzten Teams.
Innovationsideen werden in internen Projektmärkten auf eine offen zugängliche Weise organisiert. So werden nicht zwangsläufig Projektideen zentraler Instanzen favorisiert, sondern diejenigen mit den grössten Erfolgsaussichten, weil sie akute Kundenprobleme lösen und so den Weg in deine prosperierende Zukunft bahnen. Die Mitarbeiter mit entsprechenden Kompetenzen ordnen sich einem geeigneten Projekt eigenverantwortlich zu, so dass eine optimale Besetzung gewährleistet ist. Freiwilligkeit und Interesse am Thema sorgen für zusätzliche Motivation, für selbstgesteuerte Initiativen und erhebliches Engagement. Vielfach bleiben die aufeinander eingeschworenen Projektteams auch für Folgeprojekte beisammen.
In Zukunft mehr Projektarbeiten auf hohem Niveau
Die hohe Nachfrage nach sich schnell verändernden Fachkompetenzen sorgt für eine zunehmende Mobilität der Arbeitnehmer. Top-Talente wechseln nicht nur rasch die Firma, sie gehen bisweilen auch auf Zeit in die Selbstständigkeit. Deshalb wird Wissen und Können, das im Unternehmen fehlt und kurzfristig verfügbar sein muss, nun auch vermehrt von aussen zugekauft.
Top-Unternehmen werden dabei zu Anziehungspunkten für hochqualifizierte Projektarbeiter und hervorragende Experten. Diese jonglieren zwischen Projekten, Auftraggebern und Arbeitsorten. Sie organisieren sich in Netzwerken oder mithilfe von Agenturen. KI-Assistenten und Stellvertreter-Avatare stehen ihnen zur Seite. Essenziell für sie ist, gemeinsam mit Gleichgesinnten etwas von Bedeutung zu schaffen. Danach ziehen sie weiter, zu einem neuen Schauplatz für Meisterwerke.
Drei massgebliche Entscheidungskriterien der Top-Projektarbeiter sind diese:
- Ist das Projekt eine persönliche Herausforderung?
- Hat das Projekt einen höheren Sinn für die Welt?
- Arbeite ich mit exzellenten Menschen zusammen?
Vor allem grosse Unternehmen mit weltweiten Aktivitäten werden sich zunehmend über Projektarbeiten organisieren. Für kleinere Firmen gibt es eine zweite Variante.
Corporates werden zunehmend „fluide“
Mit dem zunehmend projektorientierten Arbeiten entstehen neue Management- und Führungsaufgaben. Future Leader müssen lernen, diese freien Mitarbeitenden auf Zeit zu integrieren, zu motivieren und so schnell wie möglich auf ein Performance-Hoch zu bringen. Dafür werden die Unternehmen bewertet. Wer bei Bezahlung, Fairness und Arbeitsatmosphäre nicht punkten kann, wird die Spitzengarde der global agierenden Projektarbeiter:innen gar nicht erst anlocken können. Andererseits werden grosse Konzerne ihre Projekte via Internet an interne und externe Projektteams auktionieren.
Der Trendforscher Sven Gábor Jánszky nennt solche Firmen „fluide“ und erläutert das so: „Der Begriff fluide kommt nicht von der Mitarbeiterfluktuation, sondern daher, dass die Tätigkeiten und Abteilungsgrenzen im Unternehmen permanent im Fluss sind. Einen wesentlichen Anteil daran haben kommende IT-Systeme, in denen die heutige ERP-Software mit automatisierten Kompetenzanalysetools verschmelzen wird. So entstehen algorithmenbasierte, intelligente Personalplanungssysteme, die ideale Teams nach Kompetenz, Alter, Kultur und Geschlecht zusammenstellen und auch noch deren perfekte Auslastung steuern.“[1]
Die Alternative: Caring Companies
Unternehmen hingegen, die einen festen Mitarbeiterstamm anvisieren, werden zu Caring Companies. Sie können die schützenden Kollektive früherer Zeiten wie auch die auseinanderbrechenden klassischen Ordnungsstrukturen ersetzen und so den Menschen eine neue Heimat geben. Coole Caring Companies sind Identitätsorte und agieren wie eine Art Volksstamm, dem man sich hingebungsvoll anschliesst. Firmen, die sich um das Wohlergehen der Menschen kümmern, selbstwirksames Arbeiten möglich machen und netzwerkartige Strukturen schaffen, sind dann einen längeren Aufenthalt wert. Sie sorgen für emotionale Verbundenheit und freiwillige Treue.
„Caring Companies machen das Unternehmen zu einem Wohlfühlort.“
Erfolgreiche junge Unternehmen zeigen uns seit Jahren, wie das geht. Natürlich braucht es nicht gleich einen Sternekoch in der Kantine. Doch etwas mehr als Obstkorb und Pingpongplatte darf es schon sein. Am besten nutzen Sie den Einfallsreichtum der Belegschaft, damit es deren Wohlfühlort wird.
Caring Companies bauen auch Bande zu den Kindern, den Eltern sowie den Sport-, Kultur- und Freizeitinteressen ihrer Mitarbeitenden auf. Dazu können etwa Zuschüsse zur Miete, Angebote für die Kinderbetreuung, Beteiligung bei der Pflege bedürftiger Angehöriger sowie ein Mitwirken bei Gesundheit und Vorsorge zählen.
Diese vielfältigen Bande machen einen schnellen Wechsel für die Beschäftigten unattraktiv. „Die Basis der Caring Companies ist rein mathematisches Kalkül“, meint Jánszky. Die Zusatzkosten für Unternehmen, die alle paar Jahre die Hälfte ihrer Mitarbeitenden in einem leer gefegten Arbeitsmarkt neu rekrutieren müssen, „lassen sich recht einfach berechnen. Sie sind gigantisch. Das strategische Ziel des Corporate Life ist es deshalb, mit einem Bruchteil dieses Budgets die Abwanderungsquote signifikant zu senken.“ [2]
Quellenhinweis
[1] Die Zukunft der Arbeit: Strategien für eine Welt der Vollbeschäftigung, https://www.zukunft.business/foresight/trendanalysen/analyse/die-zukunft-der-arbeit-strategien-fuer-eine-welt-der-vollbeschaeftigung/, S. 4f
[2] Die Zukunft der Arbeit: Strategien für eine Welt der Vollbeschäftigung, https://www.zukunft.business/foresight/trendanalysen/analyse/die-zukunft-der-arbeit-strategien-fuer-eine-welt-der-vollbeschaeftigung/, S. 4f