Unterschied Swiss GAAP FER und OR: Ein Überblick

Swiss GAAP FER ist eine anerkannte Alternative zur Rechnungslegung nach Obligationenrecht (OR) in der Schweiz. Während das OR die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Buchführung vorgibt, bietet Swiss GAAP FER eine detailliertere und wirtschaftlich aussagekräftigere Darstellung der finanziellen Lage eines Unternehmens. In diesem Beitrag geht es um den Unterschied Swiss GAAP FER und OR.

22.08.2025 Von: Isabelle Weber
Unterschied Swiss GAAP FER und OR

Unterschied Swiss GAAP FER und OR: Einleitung

Der wesentliche Unterschied Swiss GAAP FER und OR liegt in der Art und Weise, wie Werte in der Bilanz erfasst werden. Das OR erlaubt die Bildung stiller Reserven, wodurch Unternehmen bewusst gewisse Vermögenswerte tiefer bewerten oder Rückstellungen überhöht ansetzen können. Diese Praxis kann zwar der finanziellen Absicherung dienen, führt aber oft dazu, dass die tatsächliche wirtschaftliche Lage nicht direkt ersichtlich ist. Swiss GAAP FER hingegen setzt auf das True & Fair View-Prinzip, welches eine möglichst realitätsnahe und transparente Darstellung der finanziellen Situation sicherstellt.

Neben den Bewertungsmethoden unterscheidet sich Swiss GAAP FER auch in der Struktur der Jahresrechnung. Während das OR eine eher einfache Gliederung in Bilanz, Erfolgsrechnung und Anhang vorschreibt, verlangt Swiss GAAP FER eine detailliertere Darstellung der Finanzberichterstattung. So müssen Unternehmen, die nach diesem Standard bilanzieren, eine Geldflussrechnung erstellen, die aufzeigt, wie sich ihre Liquidität über das Geschäftsjahr hinweg entwickelt hat. Der Anhang enthält zudem umfassendere Informationen, was die Aussagekraft der Jahresrechnung erhöht. Auch hier wird der Unterschied Swiss GAAP FER und OR besonders deutlich.

Unterschied Swiss GAAP FER und OR: Entscheidungskriterien

Die Wahl zwischen OR und Swiss GAAP FER hängt stark von den Anforderungen an die Berichterstattung ab. Unternehmen, die primär für interne Zwecke oder für Steuerbehörden bilanzieren, können sich auf die Vorgaben des OR beschränken. Auch viele Start-ups, die Investoren im privaten Bereich oder Banken als Geldgeber haben, erstellen dennoch lediglich einen OR-Abschluss. Swiss GAAP FER bietet jedoch für Unternehmen, die eine höhere Transparenz anstreben oder bestimmten Stakeholdern wie Investoren, Kreditgebern oder Geschäftspartnern eine detailliertere Berichterstattung liefern müssen, eine klarere und vergleichbarere Alternative. Besonders für börsenkotierte Unternehmen im Nebensegment der Schweizer Börse oder für grössere Firmen, die externe Investoren mit strukturierten Finanzberichten überzeugen möchten, ist Swiss GAAP FER eine verbreitete Wahl. Der Standard ist weniger komplex als internationale Regelwerke wie IFRS, bietet aber eine deutlich höhere Aussagekraft als das OR.

Swiss GAAP FER folgt einem modularen Aufbau, der sich an die Grösse und Komplexität eines Unternehmens anpassen lässt. Die Kern-FER regelt grundlegende Prinzipien wie das Rahmenkonzept, die Bewertung von Vermögenswerten und Schulden, die Darstellung der Jahresrechnung sowie die Geldflussrechnung. Ergänzend gibt es spezifische Standards für verschiedene Branchen, darunter Versicherungen, Non-Profit-Organisationen und Konzerne. Dieser flexible Aufbau ermöglicht es Unternehmen, genau die Regelungen anzuwenden, die für ihre spezifische Situation relevant sind, ohne unnötigen administrativen Aufwand betreiben zu müssen.

Unterschied Swiss GAAP FER und OR: Vorteile

Ein entscheidender Vorteil von Swiss GAAP FER gegenüber dem OR ist die höhere Transparenz und Vergleichbarkeit. Während das OR Unternehmen grossen Spielraum bei der Bilanzierung lässt, etwa durch die Bildung stiller Reserven, sorgt Swiss GAAP FER für eine objektivere Darstellung der Vermögens- und Ertragslage. Dadurch erhalten Investoren, Banken und andere Stakeholder eine klarere und realistischere Einschätzung der finanziellen Situation eines Unternehmens. Diese Transparenz stärkt das Vertrauen in die Berichterstattung und ermöglicht fundiertere Entscheidungen.

Trotz der Vorteile von Swiss GAAP FER bleibt das OR für viele Unternehmen weiterhin eine praktikable Lösung. Gerade kleinere Betriebe, die keine externen Investoren oder Gläubiger detailliert informieren müssen, profitieren von der einfacheren Anwendung und den geringeren Anforderungen. Auch für viele Start-ups oder wachstumsstarke Unternehmen kann der administrative Mehraufwand von Swiss GAAP FER unverhältnismässig sein, insbesondere in personeller und finanzieller Hinsicht. Die zusätzlichen Berichtsanforderungen und der höhere Detailgrad bedeuten mehr Ressourcen für Buchhaltung und Controlling, was für kleine Firmen schnell zu einer Belastung werden kann.

Unterschied Swiss GAAP FER und OR: Fazit

Letztlich hängt die Wahl zwischen OR und Swiss GAAP FER stark davon ab, welchen Stellenwert Transparenz und Aussagekraft in der Rechnungslegung eines Unternehmens haben. Wer lediglich die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen will, kommt mit dem OR gut aus. Wer hingegen eine möglichst realistische und faire Darstellung seiner Finanzlage anstrebt oder auf eine strukturierte, für Investoren verständliche Berichterstattung angewiesen ist, findet in Swiss GAAP FER einen bewährten Standard, der die wirtschaftlichen Verhältnisse deutlich klarer aufzeigt.

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