Meldepflichten: Steuerliche Vorgaben für Unternehmen

Aus steuerlicher Sicht bestehen für ein schweizerisches Unternehmen mehrere Meldepflichten, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene – je nach Unternehmensgrösse, Struktur und Geschäftstätigkeit (insbesondere bei grenzüberschreitenden Aktivitäten). Nachstehende Ausführungen sollen einen Überblick zu den wichtigsten Meldepflichten aus steuerlicher Sicht geben.

29.07.2025 Von: Alain Villard
Meldepflichten

Nationale Meldepflichten (Schweiz)

Steuererklärung (direkte Bundessteuer & Kantons-/Gemeindesteuern)

Wer ist betroffen? Alle juristischen Personen mit Sitz oder tatsächlicher Verwaltung in der Schweiz.

Was ist Gegenstand der Meldung? Jährliche Einreichung einer Steuererklärung mit Jahresabschluss (Bilanz & Erfolgsrechnung), Anhang & eventuell Revisionsbericht. Zudem sind die Nachweise zu Beteiligungen, Schulden, Lizenzeinnahmen etc. zu erbringen.

Frist: variiert je nach Kanton (meist innerhalb von sechs Monaten nach Abschlussstichtag, verlängerbar).

Mehrwertsteuer (MWST)

Wer ist betroffen? Unternehmen mit weltweitem Umsatz ≥ CHF 100 000.– pro Jahr.

Was ist Gegenstand der Meldung? MWST-Registrierung bei der ESTV (eidg. Steuerverwaltung). Quartalsweise oder halbjährliche MWST-Abrechnung, Deklaration steuerbarer Umsätze & Vorsteuerabzug.

Besonderheit: Bei Inanspruchnahme von Auslanddienstleistungen ist die Bezugsteuer abzurechnen, die indes als Vorsteuer wieder abgezogen werden kann, wenn das volle Vorsteuerabzugsrecht besteht.

Quellensteuer (bei Lohnzahlungen oder Dividenden)

Wer ist betroffen? Unternehmen,

die Arbeitnehmende mit Wohnsitz im Ausland beschäftigen, Dividenden, Zinsen oder Lizenzgebühren an nicht in der Schweiz ansässige Personen zahlen,

Arbeitnehmende mit Wohnsitz im Ausland beschäftigen,

Dividenden, Zinsen oder Lizenzgebühren an nicht in der Schweiz ansässige Personen zahlen.

Was ist Gegenstand der Meldung? Quellensteuer auf Lohn oder Kapitalerträgen einbehalten & an Kanton bzw. ESTV melden.

Frist? Monatlich oder quartalsweise je nach Kanton.

Internationale Meldepflichten

Automatischer Informationsaustausch (AIA)

Wer ist betroffen? Unternehmen mit Finanzkonten (z.B. Holdinggesellschaften, Investmentgesellschaften).

Was ist Gegenstand der Meldung? Meldung von Kontoinformationen an ESTV, wenn Kunden oder Eigentümer im Ausland steuerpflichtig sind.

Gilt vor allem für: Treuhandstrukturen, Finanzintermediäre, Family Offices.

Country-by-Country Reporting (CbCR)

Wer ist betroffen? Teil von grossen multinationalen Unternehmensgruppen mit konsolidiertem Umsatz > CHF 900 Mio.

Was ist Gegenstand der Meldung? Meldung von Umsatz, Gewinn, Steuern etc. pro Land.

Nicht relevant für KMU, aber erwähnenswert für wachsende Gruppen.

Meldung grenzüberschreitender Strukturen (DAC6-Meldung/Schweizer Pendant)

Die Schweiz kennt keine DAC6-Meldepflicht wie die EU, aber: Es besteht eine Kooperation mit OECD, inkl. Meldung bei bestimmten Steuergestaltungsmodellen. Bei aggressiven Steuerstrukturen oder komplexen Verrechnungspreisen ist Vorsicht geboten.

Weitere Meldepflichten (indirekt steuerlich relevant)

AHV/Sozialversicherungen: Anmeldung bei der Ausgleichskasse bei Lohnzahlungen.

Registereintragungen: Handelsregister, insbesondere bei Sitzverlegung, Kapitaländerungen, Änderungen im Verwaltungsrat.

Zoll/Meldepflicht bei Intrastat: bei grenzüberschreitendem Warenverkehr innerhalb der EU.

Fazit

Die genauen Pflichten hängen stark von der Grösse, Branche und Internationalität des Unternehmens ab. Für ein typisches Schweizer KMU lauten die Kernpflichten meist:

  • Steuererklärung CH (Bund + Kanton)
  • MWST-Abrechnung
  • Quellensteuer bei Bedarf
  • Sozialversicherungen

Beispiel: Steuerliche Meldepflichten – IT-Beratungs-GmbH (Zürich)

Nachstehende Übersicht fasst die relevanten steuerlichen Meldepflichten einer in Zürich ansässigen IT-Beratungs-GmbH mit einem Umsatz von rund CHF 1 Mio. (CH 750 k, DE 250 k), 25 Mitarbeitenden und einer Tochtergesellschaft in Deutschland zusammen.

1. Nationale Meldepflichten (Schweiz)

BereichMeldepflichtFristen & Hinweise
direkte Bundessteuer & Kantonssteuerjährliche Steuererklärung (Bilanz, ER, Anhang)innerhalb von 6 Monaten nach Abschluss, Verlängerung möglich
Mehrwertsteuer (MWST)quartalsweise MWST-AbrechnungRegistrierungspflicht ab CHF 100 000.– Umsatz, Abgabe innert 60 Tagen nach Quartalsende
AHV/ALV/UVG/BVGLohnmeldungen & Abrechnung bei Ausgleichskasseregelmässige Einreichung (monatlich/quartalsweise je nach Kasse)
Verrechnungssteuerbei Dividendenausschüttung an GesellschafterMeldung & Abgabe innert 30 Tagen nach Fälligkeit
Quellensteuer (Löhne)bei MA mit Wohnsitz im Ausland oder Grenzgängernmonatlich via Kanton Zürich (Quellensteueramt)

2. Internationale Meldepflichten

BereichMeldepflichtFristen & Hinweise
VerrechnungspreiseDokumentation von Leistungen & Preisen zwischen CH & DEOECD-konform, relevant bei Dienstleistungen, Lizenznutzung etc.
Intercompany-Verträgevertragliche Regelung für interne Leistungenklarer Leistungsinhalt, Zahlungsbedingungen, schriftlich fixieren
Country-by-Country Reportingnicht erforderlichnur bei > CHF 900 Mio. Gruppenumsatz
AIA (autom. Informationsaustausch)nicht relevantnur für Finanzintermediäre, Family Offices etc.
EU-Meldepflichten (DAC6)nicht direkt, aber über DE-Tochter relevantbei grenzüberschreitender Steuergestaltung in Absprache mit dt. Steuerberater

3. Weitere steuerlich relevante Meldungen

BereichMeldepflichtFristen & Hinweise
Lohnmeldungen (UVG/BVG etc.)Jahresmeldung an Versicherungenjeweils im Januar/Februar für Vorjahr
Zoll- & Dienstleistungsmeldung (EU)ggf. bei grenzüberschreitenden Leistungenin DE über Tochter ggf. Intrastat/Zusammenfassende Meldung (ZM-Pflicht)
HandelsregisteränderungenMeldung bei Änderungen (VR, Sitz, Kapital etc.)innert 30 Tagen an HR Zürich

4. Empfehlungen

  • Verrechnungspreise professionell dokumentieren – insbesondere für Dienstleistungen an die Tochtergesellschaft in Deutschland
  • Intercompany-Verträge sauber und schriftlich aufsetzen
  • enge Abstimmung mit deutschem Steuerberater zur Vermeidung von Doppelbesteuerung
  • internes Tax-Compliance-Dossier führen – für Transparenz bei Betriebsprüfungen
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