Sinnfrage: Als Führungskraft Sinn stiften und Orientierung vermitteln
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Orientierung vermitteln und selbst haben
In diesem Führungsumfeld sind Sie und Ihre Mitarbeiter stark gefordert: Vernetztes und systemisches Denken, geistige Mobilität und die Fähigkeit, sich schnell neuen Arbeitssituationen anzupassen, sind notwendige Bedingungen für Sie und Ihre Mitarbeiter, um erfolgreich zu sein. Orientierung zu vermitteln setzt voraus, selber Orientierung zu haben, und diese ist umso wichtiger, je mehr Mitarbeiter Sie führen und je eigenständiger diese arbeiten. Eine beständige und verlässliche Orientierung zu vermitteln bedeutet, Sinn zu geben.
Friedrich Nietzsche hat einmal gesagt, dass ein Mensch alles aushält, wenn er nur den Sinn dahinter erkennen kann. Ihre Mitarbeiter wollen von Ihnen wissen, wofür ihr Unternehmen steht und welchen Sinn ihre Arbeit hat. Sie werden Sie fragen, warum ihre Arbeit für das Unternehmen wichtig ist. Sie wollen von Ihnen wissen, wie Ihr persönlicher Beitrag zum Erfolg aussieht, wohin sich die Abteilung entwickelt und ganz grundsätzlich auch, wofür die Abteilung steht. Sie müssen Ihren Mitarbeitern das Warum ihrer Aufgabe vermitteln und ihnen damit eine für sie sinnvolle Antwort geben. Die Frage nach dem Sinn zu beantworten, ist wichtig für die Orientierung und die Identifikation, die Ihre Mitarbeiter in ihrem Arbeitsleben suchen.
«Der Mensch ist ein Wesen auf der Suche nach dem Sinn – nach Sinn, nicht nach Macht, Ruhm oder Geld.» (Fredmund Malik)
Sinn gibt Motivation zum Handeln
Sinn ist das, was in Ihrem Arbeitsleben und dem Ihrer Mitarbeiter als gehaltvoll, wesentlich und wichtig erscheint. Mit der Beantwortung der Sinnfrage geben Sie sich selbst und Ihren Mitarbeitern Handlungsanleitungen für das tägliche Tun. Vor allem ist Sinn die Umsetzung gemeinsamer Werte als Orientierungsmassstab für Handlungen. Sie sind Leitlinien, die sich im Unternehmensleitbild und den Führungsgrundsätzen finden. Als Leader müssen Sie nicht nur wissen, wohin Ihr Unternehmen bzw. Ihr Team will, sondern auch, auf welchem Weg und nach welchen Spielregeln Sie dorthin gelangen wollen. Nur dann können Sie Ihren Mitarbeitern die nötige Orientierung vermitteln.
Ich kenne einen grossen deutschen Warenhauskonzern, dessen Mitarbeiter im Ruhestand sich jeden Samstag im Warenhaus-Restaurant treffen, um dort zu frühstücken und miteinander zu sprechen. Die frühere Arbeit hat ihr Arbeitsleben erfüllt und ihnen eine tägliche Orientierung gegeben – bis heute. Die Identifikation mit der Aufgabe, mit dem Umfeld und mit den ehemaligen Kollegen muss gross sein, wenn man jede Woche freiwillig dorthin zurückkommt, wo man seinen Sinn und seine Orientierung gefunden hat.
Sinn durch Wertigkeit und Bedeutung
Sinn erfahren Sie und Ihre Mitarbeiter auf der emotionalen Ebene durch die Wertigkeit und die Bedeutung Ihres eigenen Tuns und der Sichtbarkeit Ihres eigenen Beitrags zum Ganzen. Sie sollten Ihren Mitarbeitern diesen Beitrag zum Ganzen verdeutlichen und selbst Ihren Beitrag dazu leisten. Die Mitarbeiter müssen sehen, wozu sie beitragen und was ihr persönlicher Anteil daran ist.
Ihre Aufgabe als Leader ist es, mit dem Sinn die Antwort auf die Frage «Wozu das alles?» zu geben. Sinn kann dabei nicht verordnet werden. Sinn kann nur vom Einzelnen und in der Situation, der Aufgabe, gefunden, entdeckt und empfunden werden. Die Beantwortung der Sinnfrage ist für jeden Mitarbeiter unterschiedlich und kann sich im Laufe der Zeit auch ändern. Der authentische und verständlich kommunizierte Sinn stiftet nicht nur Identität, sondern motiviert auch Ihre Mitarbeiter zum zielführenden Handeln. Die Kenntnis, dass dieses wirksame Handeln zur Entstehung dessen was man erreichen möchte beiträgt, bietet eine stabile und vor allem dauerhafte Motivationsbasis. Deshalb ist es Ihre Aufgabe als Leader, Ihren Mitarbeitern jeweils ihren Beitrag zum Ganzen klarzumachen. Sie müssen dafür sorgen, dass möglichst alle den «Sinn» sehen und Klarheit über ihren Auftrag haben (vgl. Malik 2003).
«Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.» (Alexis Carrel)
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Sinn und Zweck sind nicht dasselbe
Während der betriebswirtschaftliche «Zweck» des Unternehmens die Gewinnoptimierung sein kann, spielt auf der emotionalen Ebene der Sinn die wichtigste Rolle. Zweck und Sinn sind gleichermassen wichtig, stehen in einer Wechselwirkung und sind unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie und Ihre Mitarbeiter können eine Tätigkeit, die zwar zweckmässig, aber aus individueller Sicht nicht sinnvoll ist, nicht über eine lange Zeit erfolgreich ausüben – ganz einfach, weil die Motivation fehlt. Aus diesem Grund können Sie mangelnden Sinn nie durch Zweck, aber mangelnden Zweck sehr wohl durch Sinn ersetzen. Sinn ist damit die stärkere Kraft, die Quelle für Motivation, letztlich die Voraussetzung für Spitzenleistungen von Mitarbeitern.
Als Führungskraft können Sie die Sinnfrage nur dann erfolgreich begleiten, wenn Sie Ihr tägliches Tun auf einem stabilen Wertefundament aufbauen. Diese Werte basieren auf Ihrer Authentizität, die den Rahmen für eine gelebte Sinn- und Wertekultur schafft. Wenn es Ihnen gelingt, sie in Ihrem Führungsverhalten zu verankern, dann entsteht der Raum für eine von Ihnen in Ihrem Verantwortungsbereich vorgelebte Unternehmenskultur und für eine Form von Sinnmanagement. In diesem Raum finden Ihre Mitarbeiter die notwendige Orientierung und schöpfen Kraft, um auch in schwierigen Zeiten erfolgreich zu sein.
«Der Wille zum Sinn bestimmt unser Leben! Wer Menschen motivieren will und Leistung fordert, muss Sinnmöglichkeiten bieten.» (Viktor Frankl)
Sinn schafft Identifikation und Motivation
Unternehmerische Erfolge hängen von der Leistung Ihrer Mitarbeiter ab. Diese Leistung können Sie nicht per Knopfdruck abrufen, sondern sie entsteht in einem Raum, der geprägt ist von Vertrauen, gelebter Unternehmenskultur und Sinn. Jedes Unternehmen kann langfristig nur dann erfolgreich sein, wenn sich die Mitarbeiter mit ihm identifizieren. Darauf basiert die emotionale Bindung zum Unternehmen. In Ihrer sinn orientierten Mitarbeiterführung zielen Sie dabei auf nachhaltige Selbstmotivation zur Leistung, bei der der Boden für ein erfülltes, freudvolles, ganzheitliches und sinnvolles Tun und Sein entsteht.
Organisationen schaffen Leitbilder und gemeinsame Werte, um Orientierung und Identität zu stiften und damit eine gemeinsame Unternehmenskultur zu ermöglichen. In einer gelebten Unternehmenskultur, mit einer klaren Vision als Kompassnadel, einem tragfähigen emotionalen Fundament und einer die Unternehmensexistenz begründenden Mission geht es im Kern um die Sinnfrage. Durch die Erfüllung der individuellen und unternehmerischen Werte, durch die Beantwortung der Frage nach dem Wozu, durch die Sichtbarkeit des eigenen Tuns als Beitrag zu einem grösseren Ganzen findet so etwas wie «Sinnmanagement» statt.
Checkliste: Sinn und Orientierung
Nehmen Sie die Fragen in der folgenden Checkliste als Orientierung, um das Erfolgsprinzip «Sinn und Orientierung geben» zu reflektieren:
- Informieren Sie Ihre Mitarbeiter über die Beweggründe für Ihr persönliches Handeln und Tun als Führungskraft?
- Sprechen sie mit Ihren Mitarbeitern über den Sinn ihrer Arbeit, ihrer Tätigkeit?
- Ist Ihren Mitarbeitern ihr jeweiliger persönlicher Beitrag zum Ganzen klar?
- Haben Sie den Eindruck, dass sich Ihre Mitarbeiter mit den Aufgaben identifizieren?
- Können Ihre Mitarbeiter sagen, wohin sich Ihr Unternehmen als Ganzes entwickeln will?
- Sehen Ihre Mitarbeiter Ihren Anteil am Erfolg?
- Sind Sie authentisch in Ihrem Führungsverhalten?
- Orientieren Sie sich in Ihrem Führungsverhalten an den Werten des Unternehmens?
- Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern über Ihre gemeinsamen Werte im Leitbild?