Neue Führungsmodelle: Die Führungskraft als Coach

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Einleitung neue Führungsmodelle
Allerdings gibt es dabei einige Stolpersteine, die unbedingt Beachtung finden sollten: Da Führungskraft und Mitarbeiter derselben Unternehmenskultur entstammen, fehlt häufig die kritische Aussenperspektive. Probleme oder Krisen offen anzusprechen, fällt schwer. Neue Führungsmodelle setzen daher auf Transparenz und psychologische Sicherheit, um genau diesen Herausforderungen zu begegnen. Zudem bleibt die Führungskraft formal weiterhin in der Rolle der Beurteilenden – was schnell zu Rollenkonflikten führen kann. Neue Führungsmodelle versuchen, solche Rollenkonflikte durch klare Kommunikation, Reflexion und Coaching-Kompetenz zu entschärfen.
Ein solches Coaching verlangt viel: Persönliche Reife, eine hohe Reflexionsfähigkeit, ausgeprägte Kommunikationskompetenz sowie tiefes Verständnis und Identifikation mit den Zielen und Werten des Unternehmens. Verstanden als bewusster Entwicklungsprozess, geht es beim Coaching nicht um Steuerung von außen, sondern um die Förderung von Eigenverantwortung und Potenzialentfaltung.
Der Wandel vom klassischen Manager zur begleitenden Führungspersönlichkeit – dem sogenannten „Wertschöpfungs-Manager“ – beginnt mit dem Selbst. Bevor Mitarbeitende sinnvoll gecoacht werden können, steht das Selbstmanagement der Führungskraft im Zentrum: eigene Ziele klären, persönliche Stärken und kreative Ressourcen aktivieren sowie authentisch auftreten. Erst so entsteht eine Führungspersönlichkeit, die nicht macht, sondern entwickelt – und damit echte Wirkung entfaltet.
Nach Dehner & Dehner liegt das Ziel eines Coachings darin, „den Mitarbeiter zu selbständigem Handeln zu befähigen“. Doch genau hier zeigt sich bereits ein zentrales Dilemma, wenn Führungskräfte selbst in die Rolle des Coachs schlüpfen: Sie verfolgen meist eigene Interessen und geben häufig die Richtung vor. Das steht im Widerspruch zu einem Grundprinzip des Coachings – dass die Ziele vom Coachee selbst formuliert werden.
Vogelauer benennt in diesem Zusammenhang fünf typische Fallstricke, die verdeutlichen, warum eine Führungskraft nur bedingt gleichzeitig Coach ihrer Mitarbeitenden sein kann.
1. Falle: Zwangsverhältnis durch Hierarchie
Coaching lebt von Freiwilligkeit und Eigenverantwortung. Diese ist in einem hierarchischen Verhältnis nicht gegeben. Ein Mitarbeiter kann sich der Coaching-Situation kaum entziehen, wenn sie von oben kommt – anders als im klassischen Coaching, wo der Coachee den Coach selbst auswählt und gegebenenfalls wechselt. Das Machtgefälle erzeugt eine Abhängigkeit, die der Entwicklung echter Selbststeuerung und Autonomie im Weg steht.
2. Falle: Zielvorgaben durch die Führungskraft
Führungskräfte verfolgen naturgemäß die Zielerreichung im Sinne der Organisation. Im Coaching hingegen stehen die individuellen Ziele des Coachees im Vordergrund – auch wenn sie nicht vollständig mit den Unternehmenszielen übereinstimmen. Diese Spannung zwischen organisationalem Interesse und individueller Entwicklung stellt eine große Herausforderung für Vorgesetzte dar, die gleichzeitig coachen wollen.
Coaching oder Kontrolle?
Wenn Coaching als Führungsinstrument lediglich dazu dient, eigene Ziele durchzusetzen, wird der eigentliche Sinn des Prozesses verfälscht. Mitarbeitende spüren sehr wohl, dass es Konsequenzen haben kann, wenn sie die vorgegebenen Ziele nicht erreichen. In einer solchen Konstellation fehlt die nötige Offenheit – echte Entwicklung wird erschwert, weil der Coachingprozess nicht angstfrei erlebt werden kann.
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