Zoll USA: Folgen neuer Regeln für Schweizer KMU

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„Reciprocal tariffs“ für Schweiz
Seit dem 7. August 2025 erhebt die USA auf Warenausfuhren aus der Schweiz einen zusätzlichen Zollsatz von 39%. Das ersetzt eine vorherige, niedrigere Basiszollregel.
- Diese Regel gilt für (nichtpräferenzielle) Ursprungswaren: Der zusätzliche Zoll USA gilt auf Waren, deren Herkunft Schweiz ist.
- Es gibt Ausnahmen und Übergangsregelungen, z.B. für bestimmte Hightech-Produkte, Halbleiter, Pharma etc.
Wegfall der Zollbefreiung für Kleinsendungen/«De minimis»-Grenzen und neue Versandvorschriften
- Ab dem 29. August 2025 fällt die US-Schwelle («De minimis exemption») von USD 800.– für Warensendungen weg. Das heißt: Sämtliche Warensendungen nach USA müssen deklariert werden und gegebenenfalls Zölle und Steuern entrichtet werden.
- Swiss Post meldet, dass sie postalische Warensendungen in die Zoll USA vorübergehend gar nicht mehr annehmen kann, bis gewisse Fragen zu Haftung, Deklaration und Zollabwicklung geklärt sind.
Branchenspezifische und volkswirtschaftliche Auswirkungen
- Sektoren wie Maschinenbau, Uhren, Metalle, Lebensmittel sind stark betroffen.
- Viele KMU erwarten steigende Preise oder Margendruck.
- Es bestehen Risiken für Arbeitsplätze: Schätzungsweise bis zu 100’000 Arbeitsplätze in der Schweiz könnten betroffen sein, direkt und indirekt.
Steuerliche und betriebliche Auswirkungen für Schweizer KMU
Die neuen Zölle und Regularien betreffen nicht nur den Handel, sondern haben auch steuerliche und betriebliche Konsequenzen:
- Kostenerhöhung & Margendruck
Höhere Importzölle führen zu höheren Preisen für exportierte Waren in den Zoll USA. Das kann nötigenfalls zu Anpassungen bei Verkaufspreis, Rabattpolitik oder Gewinnmargen führen. - Verzögerungen & zusätzlicher Aufwand
Deklarationspflichten, Zollabfertigung, Warenursprung und Lieferkettenprüfung verursachen administrative Kosten und Verzögerungen, auch Compliance und Dokumentation werden wichtiger. - Risiko von Verlusten/Wechselkurs- und Währungsrisiken
Einnahmen in USD-Währung können durch schwankende Wechselkurse oder zusätzliche Zölle weniger wert sein. Wenn Vorauszahlungen oder Verträge schon bestehen, aber Zölle neu erhobenwerden, entstehen potenzielle Verluste. - Steuerfolgen – Schweiz & USA
• Schweizer Seite: Gegebenenfalls sinken die Exporterlöse. → Dies hat Auswirkungen auf die Mehrwertsteuereinnahmen, Gewinnsteuer und Liquiditätsplanung. Höhere Produktions- oder Logistikkosten sind Betriebskosten, die abzugsfähig sein können.
• US-Seite: Falls Unternehmen in den USA mit eigener Niederlassung, Distributionspartner oder Zollagenten arbeiten, könnten zusätzliche US-Steuern, Importabgaben, Einfuhrzölle, evtl. Pflicht zur Einrichtung von USA-Stützpunkten (z.B. um Ursprung zu ändern oder lokale Fertigung) relevant sein. - Cashflow-Effekte
Vorauszahlungen von Zöllen, Vorfinanzierung von Verzögerungen und Lagerkosten etc. belasten den Cashflow.
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Mögliche Massnahmen, um Steuer- und Kostenfolgen zu minimieren
| Massnahme | Zweck/Vorteil | Praktische Umsetzung |
|---|---|---|
| Ursprungsregeln prüfen & ggf. anpassen | Wenn Waren so hergestellt sind, dass sie US-Vorschriften über Ursprung erfüllen, könnten sie von bestimmten Ausnahmen profitieren oder Zölle reduziert werden. | Überprüfen der Liefer- bzw. Produktionskette. Nach Möglichkeit Bestandteile und Arbeitsschritte so wählen, dass US-nichtpräferenzielle Ursprungsregeln erfüllt sind oder Komponenten von ausserhalb USA verwendet werden. |
| Marktdiversifizierung | Exporte in Märkte mit weniger restriktiven Zollvorschriften verringern Abhängigkeit vom US-Markt. | Neue Zielmärkte analysieren. Vertriebsstrukturen oder Logistikstandorte in anderen Ländern stärken. |
| Produktanpassung/Wertschöpfung verlagern | Reduzierung des in den USA-zollpflichtigen Teils der Kosten oder Veränderung der Produktzusammensetzung. | Lokale Montage oder Endfertigung in den USA prüfen («Nearshoring»). Komponentenwert reduzieren. |
| Preisstrategien & Vertragsanpassungen | Teilweise Weitergabe der höheren Kosten an Kunden oder Anpassen von Lieferbedingungen (Incoterms) und Zahlungen, um Risiko zu hinterlegen. | Verträge überarbeiten, neue Zahlungsbedingungen, Preisanpassungsklauseln einbauen. Versandkosten, Zollkosten transparent machen, evtl. «Delivered Duties Paid» vs. «Ex Works» etc. prüfen. |
| Finanzplanung/Liquiditätsmanagement | Vorbereitung auf erhöhte Vorauszahlungen, Zoll und Lagerkosten. | Budgetrevision, Cashflow-Prognosen, ggf. Rückstellungen im Jahresabschluss. Sicherung von Kreditlinien. |
| steuerliche Optimierung | Betriebskosten steuerlich absetzen; Einbezug von Zollkosten etc. in Kalkulation. Steuerliche Beratung zu Doppelbesteuerung, Verwendung von US-Niederlassung zur lokalen Steueroptimierung. | Buchhalterische Trennung von Zöllen und Kosten; prüfen, ob Zollkosten letzte Glieder in der Import-Kostenrechnung sind; falls USA-Gesellschaften vorhanden sind, prüfen, welche Steuerstruktur optimal ist. |
| Lobbyarbeit und politische Intervention | KMU gemeinsam mit Branchenverbänden Druckaufbauen, um Ausnahmeregeln zu erreichen oder Zölle reduziert zu bekommen. | Kontakt mit Exportförderstellen, Handelskammern, Bundesbehörden (SECO etc.). Nutzung von ExportHelp in Schweiz Global Enterprise. |
Was Schweizer Unternehmen konkret tun sollten
- Analyse aller Produkte/Warengruppen, die in die USA exportiert werden: Welche Zölle fallen jetzt an (HS-Code prüfen), gelten Ausnahmen?
- Überprüfen bestehender Kundenverträge: Sind Preisanpassungen möglich, wer trägt Zollkosten? Incoterms prüfen.
- Zulieferkette auf Ursprungskriterien prüfen: ob Teile aus den USA enthalten sind, wie das den Zollsatz beeinflusst; eventuell Vorproduktion in anderen Ländern oder Komponentenbezug ändern.
- Dokumentation sicherstellen: Liefernachweise, Ursprungszeugnisse, Compliance mit US-Importregulationen (z.B. Produktsicherheit, Umweltvorschriften, Markenschutz etc.).
- Kostenrechnungen anpassen: Neue Zölle, Transport, Verzögerungen einrechnen; Margenrechnung ggf. neu aufsetzen.
- steuerliche Beratung einholen: insbesondere, ob Kosten als abzugsfähige Betriebsausgabengelten; mit Blick auf internationale Steuerverträge (z.B. Doppelbesteuerungsabkommen), US-Steuervorschriften, Transferpreise, lokale US-Niederlassung oder Tochterfirma etc.
- alternative Geschäftsmodelle prüfen: z.B. Kooperation mit US-Partnern, Lizenzierung statt Export, lokale Produktion oder Montage in den USA.
Fazit
Die neuen Zoll USA-Regelungen – insbesondere der zusätzliche Zollsatz von 39% für Schweizer Export –stellen eine erhebliche Herausforderung für viele KMU dar: steigende Kosten, Margendruck, Wettbewerbsnachteile und mögliche Marktverluste. Gleichzeitig bieten sich Chancen für Anpassung und Differenzierung: KMU, die schnell ihre Lieferketten, Preise und Strukturen überarbeiten sowie strategisch neu ausrichten (z.B. mehr lokale Beschaffung oder Produktion, stärkere Marktdiversität), können die Schäden begrenzen.