Cashflowkennzahlen: Wichtige Kennzahlen zur finanziellen Situation
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Cashflow-Analyse mit Hilfe von Kennzahlen
Folgende Cashflowkennzahlen werden in der Praxis angewendet:
Cashflow-Marge=
Cashflow aus Geschäftstätigkeit
––––––––––––––––––––––––––––––––––
Umsatz
Cashflow
––––––––––––––––––––– =
Investitionsverhätnis
Cashflow aus Geschäftstätigkeit
–––––––––––––––––––––––––––––––
Umsatz
Freier Cashflow =
Cashflow aus Geschäftstätigkeit - Cashflow aus Investitionstätigkeit
Tilungsfaktor =
Nettofinanzschulden
–––––––––––––––––––––––––––––––
Freier Cashflow
Zinsdeckungsfaktor =
Gewinn + Zinsaufwand + Ertragssteuern
–––––––––––––––––––––––––––––––
Zinsaufwand
Die Cashflow-Marge zeigt, welcher Anteil des Umsatzes in Form von liquiden Mitteln zurückbleibt. Im Rahmen der Erstellung von Finanz- und Liquiditätsplänen ist diese Grösse von zentraler Bedeutung. Aufgrund der branchenspezifischen Unterschiede kann jedoch kein einheitlicher Richtwert festgelegt werden.
Das Cashflow-Investitionsverhältnis misst die Fähigkeit zur Deckung der Nettoinvestitionen (Investitionen abzüglich Desinvestitionen) aus selbst erarbeiteten Mitteln. Langfristig muss sich der Wert bei 100% einpendeln, da sonst ein Abbau der Liquidität/eine Erhöhung der Verschuldung in Kauf zu nehmen ist.
Der Tilgungsfaktor zeigt, in welchem Umfang die Nettofinanzschulden der Unternehmung durch den Freien Cashflow gedeckt werden können. Hierbei ist es allerdings notwendig bzw. sinnvoll, den Tilgungsfaktor mit dem zukünftig erwartbaren Freien Cashflow zu berechnen. Bei fehlenden Plandaten kann dieser auf der Grundlage der aktuellsten Jahresrechnung geschätzt werden. Dabei wird von einem künftigen Nullwachstum ausgegangen. Aufgrund einer solchen Annahme entspricht der erwartbare Freie Cashflow dem aktuellsten Jahresergebnis vor ausserordentlichen Erfolgen.
Die Zinsdeckungsrate gibt an, wie gut die Zinsen für die Fremdfinanzierung aus der operativen Geschäftstätigkeit bezahlt werden können. Anders als die Analyse des Fremd-/Eigenfinanzierungsgrads, bei dem die Höhe der Schulden im Verhältnis zum Gesamtkapital im Mittelpunkt steht, misst die Zinsdeckungsrate, wie gut das Unternehmen die eingegangenen Schulden verkraften kann. Damit sind auch Rückschlüsse über Fälligkeiten/Zinsstruktur möglich (tief verzinsliche Schulden drücken weniger als hoch verzinsliche).
Bei allen Kennzahlen ist es wichtig hervorzuheben, dass einjährige Erhebungen und Interpretationen wenig Sinn machen: Nur im mehrjährigen Quervergleich lassen sich aussagekräftige Schlussfolgerungen ziehen.
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Informationsgehalt der Cashflow-Rechnung
In Verbindung mit weiteren Elementen des Jahresabschlusses sollen Cashflow-Kennzahlen ebenso wie die Geldflussrechnung ihren Adressaten folgende Informationen liefern:
Ist die Unternehmung in der Lage, ihren kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen und seine Schulden zu tilgen sowie seine Zinsen zu bezahlen?
Kann die Unternehmung aus der operativen Geschäftstätigkeit so viele flüssige Mittel erwirtschaften (positiver Cashflow aus Geschäftstätigkeit), dass die in der Periode geplanten Investitionen der Unternehmung gedeckt werden? Sollte dies nicht erreicht werden, bestehen dann mögliche Cash-Zuflüsse durch allfällige Desinvestitionen oder bestehende Möglichkeiten der Aussenfinanzierung (Beteiligungsfinanzierung oder Kreditfinanzierung)?
Wird bzw. wurde ein positiver Cashflow aus Geschäftstätigkeit für die Vornahme von Investitionen oder für die Tilgung von Krediten oder die Zahlung von Dividenden verwendet und, falls ja, in welchem Umfang?
Die Cashflow-Rechnung informiert nicht nur über die Lage und Finanzierungskraft einer Unternehmung, sondern ebenso über deren Liquidität und dies ohne durch “jahresabschlusspolitische Verzerrungen”.
Vor allem bei kapitalintensiven Unternehmen, bei denen hohe Abschreibungen anfallen können, ist der Unterschied zwischen dem aktienrechtlichen Jahreserfolg der Erfolgsrechnung und dem Cashflow erheblich.
Bei neugegründeten Unternehmen, oder während einer allgemeinen Verschlechterung der Zahlungsmoral, etwa in Krisenzeiten, ist hingegen der Cashflow regelmässig viel kleiner als das Jahresergebnis, weil Verkäufe erzielt wurden, für die noch keine Einzahlungen vorliegen, also der Bestand an Forderungen angestiegen ist.
Die Anforderungen und Erwartungen des Kapitalmarkts sowie der internationalen Rechnungslegung haben dazu geführt, dass börsenkotierte Unternehmen zur Aufstellung und Berichterstattung einer Geldflussrechnung (Cashflow Statement) verpflichtet wurden, deren Format fest definiert wurde. Im Folgenden wird unter Bezug auf IAS 7 das Format der Geldflussrechnung vorgestellt.
Cashflow-Rechnung nach IAS 7
Die Cashflow-Rechnung nach IAS 7 baut auf den oben dargestellten Grundlagen auf, berücksichtigt aber auch die Verwendung der Mittel. Sie bezieht also auch Zahlungsgrössen mit ein, die nicht aus der Erfolgsrechnung stammen wie beispielsweise die Tilgung von Verbindlichkeiten oder die Zahlung bereits festgesetzter Steuern oder Investitionsauszahlungen.
Sie richtet sich auf die Mittelherkunft wie auch auf Mittelverwendung. Es empfiehlt sich daher, um IAS 7 zu verstehen, die beiden grundsätzlichen oben genannten Verfahren zur Ermittlung des Cashflow aus Geschäftstätigkeit verstanden zu haben. Nach IAS 7, 6 sind folgende Bereiche besonders Cashflow-relevant:
-
Operating activities: Das eigentliche Geschäft einschliesslich aller Nebengeschäfte; alle einkommenserzielenden Aktivitäten des Unternehmens (IAS 7.13-15).
-
Investing activities: Investitionsvorhaben aller Art, d.h., Erwerb, Abschreibung und Beseitigung von Investitionsgütern (IAS 7.16) und
-
Financing activities: Alle Aktivitäten, die Summe und Struktur des Kapitals verändern (IAS 7.17).
IAS 7.48 ff. fordern die Offenlegung weiterer Angaben, die für den Abschlussleser nützlich sein könnten, beispielsweise den Betrag von gehaltenen Zahlungsmitteln, über die nicht verfügt werden kann, den Anteil der Cashflows, der einem Anstieg der Kapazität gegenübersteht oder die Summe ungenutzter Kreditlinien bei Banken, die damit ungenutzten Zahlungsmitteln gleichstehen. Auch eine geografische Aufschlüsselung der einzelnen Cashflow-Daten ist im Zusammenhang mit der Segmentberichterstattung nach IAS 14 erforderlich.
Auf der Basis dieser dreifachen Ableitung des Cashflows in der Geldflussrechnung nach IAS 7 ist anschliessend ein wichtiger Einblick in die Herkunft und Verwendung der liquiden Mittel einer Unternehmung möglich.
Vor allem die wichtige Kennziffer des Freien Cashflows lässt sich wie folgt ableiten und zum Endbestand des Fonds Flüssige Mittel weiterführen:
Cashflow aus Geschäftstätigkeit
+/– Cashflow aus Investitionstätigkeit
= Freier Cashflow
+/– Cashflow aus Finanzierungstätigkeit
= Veränderung der liquiden Mittel
+ Anfangsbestand Liquide Mittel zu Beginn der Berichtsperiode
+/– Wechselkursbedingte Umrechnungsunterschiede (= Wertänderungen)
= Endbestand Liquide Mittel zum Ende der Berichtsperiode
Fazit
Der Grundgedanke der Cashflow-Rechnung, Auskunft über Zahlungsbewegungen eher als über Gewinn- oder andere Erfolgskennziffern zu geben, hat vielfältige Anwendung gefunden. Da der Cashflow ein “besserer” Gewinnausweis ist, eignet er sich auch für die Leistungsbewertung unternehmerischer Einheiten. Richtig ermittelt ist der Cashflow daher ein wichtiger Frühwarnindikator und eine Kennzahl zur besseren Erkennung der bilanzpolitischen Absichten eines Unternehmens. Insbesondere die Cashflow-Analyse zeigt die Liquiditätsflüsse innerhalb der Bilanzpositionen und gibt damit Aufschluss über die Kapitaldienstfähigkeit und Liquiditätsspielräume für Entnahmen bzw. Ausschüttungen.
Die Cashflow-Rechnung ist ein wichtiges Instrument, um die Stakeholder einer Unternehmung über dessen tatsächliche finanzielle Situation zu informieren und zugleich Vergleich zu anderen Unternehmen zu erlauben. Insofern ist der Zweck einer Cashflow-Rechnung, die unterschiedlichen Stakeholder über die Zu- und Abflüsse liquider Mittel in einer festgelegten Berichtsperiode zu informieren und ebenso die Quellen zu verdeutlichen, aus denen der Fonds Liquide Mittel während des Berichtszeitraums gebildet wurde. Dies ist wichtig, da vor allem mit dem Freien Cashflow (engl. free Cashflow) das Unternehmen in die Lage versetzt wird, Wachstumsinvestitionen vorzunehmen, bestehende Kreditverbindlichkeiten bzw. Darlehen zu tilgen oder schliesslich Dividenden an die Eigentümer zu zahlen.