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Unternehmenskennzahlen: Die 7 wichtigsten Kennzahlen für KMU

Unternehmenskennzahlen werden aus der Buchhaltung (genauer der Bilanz und Erfolgsrechnung) gebildet. Sie zeigen auf einen Blick, ob sich die Organisation auf Kurs befindet und ob sich die Zahlen verbessern, verschlechtern oder gleich bleiben.

30.06.2023 Von: Rolf Rado, Sue Rado
Unternehmenskennzahlen

Das bekannteste Kennzahlensystem ist der im Jahre 1905 vom amerikanischen Chemiekonzern DuPont de Nemours und Co. entwickelte Renditebaum, bekannt unter dem Namen «DuPont-Pyramide». An der Spitze steht der ROI (Return on Investment), also die Rendite des Gesamtkapitals. Es könnten Dutzende von Unternehmenskennzahlen errechnet werden, wir begnügen uns hier auf die wesentlichen Zahlen, die für die meisten KMUs ausreichend sind.

Folgende Unternehmenskennzahlen werden in diesem Beitrag vorgestellt: Liquidität, Finanzierungsstruktur, Vermögensstruktur, Anlagedeckung, Rentabilität.

Wichtige Unternehmenskennzahlen – Umsetzungstipps

  • Überlegen Sie sich, welche Kennzahlen für Ihr Unternehmen wichtig sind.
  • Wenn Ihr Unternehmen hauptsächlich eigenfinanziert ist, dann ist die Finanzierungsstruktur nicht relevant.
  • Wenn Ihr Unternehmen praktisch ohne Anlagen auskommt, dann ist die Anlagedeckung auch nicht relevant.
  • Wenn Ihr Unternehmen rasch wächst oder Ihre Kunden eine schlechte Zahlungsmoral haben, dann ist ein besonderes Augenmerk auf die Liquidität zu richten.
  • Wenn Sie eine gute Auftragslage haben, einen grossen Einsatz leisten, Ende Jahr aber nur ein kleiner Gewinn oder sogar ein Verlust resultiert und Sie sich nur ein bescheidenes Salär auszahlen können, dann ist es an der Zeit, dass Sie sich über die Rentabilität Gedanken machen.
  • Seien Sie sich klar, Umsatz alleine macht noch keinen Gewinn. Machen Sie sich Gedanken darüber, wie Sie die Rentabilität steigern können, statt dauernd dem Umsatz hinterherzurennen.
  • Lehren Sie auch Ihre Führungskräfte, dass Umsatz nicht Gewinn ist. Es ist in vieler Hinsicht wenig sinnvoll, Umsatz zu bolzen – ohne dass damit etwas verdient wird.

1. Unternehmenskennzahl: Liquidität

Welche Kennzahl stellt sicher, dass uns das Geld nicht ausgeht?
Die Liquidität ist kurzfristig die wichtigste Kennzahl. Wenn einem Unternehmen das Geld ausgeht und die Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können, dann nützt auch eine gute Auftragslage nichts, das Unternehmen droht sehr rasch pleitezugehen. 

Es spricht sich auch rasch herum, wenn ein Unternehmen die Zahlungsfristen nicht einhält, was dazu führen kann, dass Lieferanten auf Vorauszahlung bestehen. Wenn dann noch Betreibungen anstehen, dann führt dies in eine Abwärtsspirale, die kaum mehr aufzuhalten ist. Wenn es mal so weit ist, wird man auch weder eine Bank noch Investoren finden, die bereit sind, Geld einzuschiessen.

Dringend zu beachten ist, dass die Liquidität in raschen Wachstumsphasen stark strapaziert wird. In Wachstumsphasen steigen einerseits die Ausstände (Debitoren) und das Lager – das bindet Liquidität –, andererseits wollen die Lieferanten trotzdem pünktlich bezahlt werden. Oft werden in solchen Phasen mehr Mitarbeitende eingestellt, das benötigt Ende Monat ebenfalls zusätzliche Liquidität.

>> Kennzahl Liquiditätsgrad 2 (Quick Ration) – Berechnung in der Abbildung

Der Richtwert 100% sagt aus, dass mit den flüssigen Mitteln und den Forderungen die kurzfristigen Verbindlichkeiten gedeckt werden können. Sinkt dieser Wert erheblich unter 100%, ist die Gefahr da, dass wir in Liquiditätsschwierigkeiten geraten.

Neben dem Liquiditätsgrad 2 können auch die Liquiditätsgrade 1 und 3 errechnet werden, deren Aussagekraft aber klein ist. Der Vollständigkeit halber seien sie hier aber erwähnt:

  • Liquiditätsgrad 1 (Cash Ratio) stellt die flüssigen Mittel dem Fremdkapital gegenüber.
  • Liquiditätsgrad 3 (Current Ratio) stellt das Umlaufvermögen dem kurzfristigen Fremdkapital gegenüber.

Umsetzungstipps zur Unternehmenskennzahl Liquidität

  • Behalten Sie die Liquidität stets im Auge.
  • Schauen Sie dazu, dass Sie so liquide sind, damit Sie von Lieferanten gewährte Skonti ausnützen können. Das ist der einfachste Gewinn, den Sie erzielen können. Wenn Sie beispielsweise Zahlungskonditionen «2% Skonto 10 Tagen/30 Tage netto» gewährt bekommen, sind 2% für 20 Tage früher bezahlen eine sehr gute «Rendite»!
  • Ergreifen Sie frühzeitig Massnahmen, wenn Ihr Liquiditätsgrad 2 unter 100% fällt.
  • Wenn es sich um einen kurzfristigen Liquiditätsengpass handelt, kann eine Erhöhung der Kontokorrentlimite bei der Bank ausreichend sein. Bei langfristigen Liquiditätsproblemen, beispielsweise hervorgerufen durch starkes Wachstum, werden Sie nicht darum herumkommen, das Eigenkapital oder das langfristige Fremdkapital zu erhöhen.

Eine Vorlage für die Berechnung und Umsetzung finden Sie hier.

2. Unternehmenskennzahl: Finanzierung

Welche Kennzahlen zeigen auf, ob wir «gesund finanziert» sind?
Die Finanzierungsstruktur gibt Auskunft über das Verhältnis der Finanzierung. Ein ausreichend hoher Eigenfinanzierungsgrad bietet dem Unternehmen gewichtige Vorteile:

  • Entscheidungsfreiheit
  • Unabhängigkeit von Kapitalgebern
  • Gesicherte Liquidität
  • Basis für Selbstfinanzierung bei Investitionen
  • Sicherheit bei Konjunkturschwankungen
  • Tiefe Zinskosten (Fixkosten)

Die heute tiefen Zinsen verleiten einerseits zwar zu mehr Fremdkapital, andererseits sind insbesondere die Banken restriktiv mit der Vergabe von Krediten.

>> Unternehmenskennzahlen zur Finanzierung – Berechnung in der Abbildung

Eigenfinanzierungsgrad und Verschuldungsgrad ergeben zusammen immer 100%.

Umsetzungstipps zu den Finanzierungskennzahlen

  • Überlegen Sie sich, was Ihnen Sicherheit und Unabhängigkeit wert sind. Je wichtiger Ihnen diese Werte sind, desto tiefer sollte Ihr Verschuldungsgrad sein.

  • Bedenken Sie immer, dass Fremdkapital gekündigt werden oder nach Ablauf nicht erneuert werden kann. Das kann Sie rasch in finanzielle Probleme stürzen.

  • Fremdkapital ist teuer, berücksichtigen Sie daher immer die Zinskosten.
  • Bedenken Sie, dass Zinsen von Fremdkapital auch bei schlechtem Geschäftsgang bezahlt werden müssen. Beim Eigenkapital sind Sie frei, ob, wann und wie viele Dividenden Sie bezahlen.

Eine Vorlage für die Berechnung der Fremdkapitalquote finden Sie hier.

3. Unternehmenskennzahl: Anlageintensität

Welche Kennzahl zeigt auf, wie stark wir in Anlagen investieren?
Die Anlageintensität zeigt den Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen. Eine hohe Anlageintensität bedeutet ein höheres Risiko, da bei Marktveränderungen nicht rasch darauf reagiert werden kann. Wenn viel Kapital im Anlagevermögen langfristig gebunden ist, verliert das Unternehmen an Flexibilität, um sich an neue Marktbedingungen, die möglicherweise andere Anlagegüter erfordern, anzupassen.

>> Kennzahl Anlageintensität – Berechnung in der Abbildung

Umsetzungstipp: Wenn Sie in einem anlageintensiven Bereich tätig sind, überlegen Sie sich auch
alternative Finanzierungsmöglichkeiten, beispielsweise Leasing.

4. Unternehmenskennzahl: Anlagedeckung

Welche Kennzahlen zeigen auf, wie unser Anlagevermögen finanziert ist?
Der Anlagedeckungsgrad sagt aus, in welchem Masse das Anlagevermögen durch langfristiges Kapital gedeckt ist. Die dem Unternehmen auf lange Sicht zur Verfügung stehenden Anlagen sollten grundsätzlich durch unkündbares Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital finanziert werden.

>> Kennzahl Anlagedeckung – Berechnung in der Abbildung

Beim Anlagedeckungsgrad 2 gilt 100% als die «Goldene Bilanzregel».

Umsetzungstipps zur Unternehmenskennzahl Anlagedeckung

  • Stellen Sie sicher, dass Ihre langfristigen Anlagen durch langfristiges Kapital gedeckt sind.
  • Vermeiden Sie, Anlagevermögen durch kurzfristiges Fremdkapital zu finanzieren, das wäre sehr gefährlich.
  • Auch hier gilt: Überlegen Sie sich alternative Finanzierungsmöglichkeiten, beispielsweise Leasing. Es muss nicht immer alles dem Unternehmen gehören.

5. Unternehmenskennzahl: Rentabilität

Welche Kennzahlen zeigen auf, wie rentabel wir arbeiten?
Die Rentabilitätskennzahlen zeigen auf, wie das Unternehmen wirtschaftet, also wie das Eigenkapital verzinst wird und wie viel Gewinn pro Umsatzfranken verdient wird.

>> Kennzahlen zur Rentabilität – Berechnungen in der Abbildung

Als Faustregel für die Eigenkapitalrendite gilt der Kapitalmarktzins für langfristige Anlagen. Dieser liegt ca. 50% über der Rendite für risikolose Anlagen, beispielsweise Bundesobligationen.

Umsetzungstipp: Eine gesunde Eigenkapitalrendite ist sinnvoll, setzen Sie die Ziele aber nicht übermässig hoch an. Zu hohe Renditeziele führen dazu, mehr Risiken einzugehen. Zu grosse Risiken haben schon etliche Unternehmen in den Ruin getrieben.

6. Unternehmenskennzahl: Return on Investment (ROI)

Welche Kennzahl zeigt auf, wie rentabel eine Investition ist?
Wie bereits erwähnt, ist die wohl bekannteste Kennzahl der Return on Investment (ROI), hergeleitet aus dem DuPont-Kennzahlensystem. Dieses System zeigt die Rendite des Gesamtkapitals auf. Die Kennzahl ROI kann aber auch verwendet werden, um eine Investition, ein Projekt auf die Rentabilität zu prüfen.

>> Berechnung der Kapitalrentabilität in der Abbildung

Umsetzungstipps zur Kennzahl Return on Investment (ROI)

  • Achten Sie darauf, dass die Annahmen, insbesondere die erwarteten Gewinne aus einer Investition realistisch sind.
  • Berechnen Sie bei den Investitionen alle Kosten. Insbesondere die Personalkosten aller am Projekt Beteiligten, diese werden oft «vergessen».
  • Wenn Sie von einem ROI von über 100 ausgehen, dann investieren Sie.
  • Wenn der ROI unter 100 ist, dann rentiert die Investition nicht. Überlegen Sie sich andere Investitionen.

Eine Vorlage für die Berechnung des ROI finden Sie hier.

7. Unternehmenskennzahl: Cashflow

Welche Kennzahl zeigt auf, wie es um die Finanzkraft steht?
Der Cashflow gibt an, ob eine Firma ihre Existenz sichern kann. Der Cashflow ist die beste Kennzahl, um die Finanz- und Ertragskraft eines Unternehmens zu beurteilen. Der Cashflow zeigt, ob die selbst erarbeiteten Mittel ausreichen, um die Existenz der Firma langfristig zu sichern. Er vermittelt Informationen über die Fähigkeit der Unternehmung:

  • die notwendigen Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen aus dem Umsatz zu finanzieren (ohne Aufnahme von Fremd- oder Eigenkapital)
  • Schulden zu tilgen
  • Gewinne auszuschütten

Es bestehen zwei Methoden zur Berechnung des Cashflows:

  • direkte Methode: alle liquiditätswirksamen Erträge minus alle liquiditätswirksamen Aufwände
  • indirekte Methode: Jahresgewinn plus nicht liquiditätswirksame Aufwände (Abschreibungen, Bildung von Reserven) minus nicht liquiditätswirksame Erträge (Auflösung von Reserven)

Einfach ausgedrückt: Cashflow gleich alle Einzahlungen abzüglich aller Auszahlungen.

>> Berechnung des Cashflows in der Abbildung (Zahlen aus der Erfolgsrechnung)

Umsetzungstipps zur Cashflow-Berechnung

  • Ein positiver Cashflow ist einer Ihrer Indikatoren, ob Ihr Unternehmen langfristig überleben kann.
  • Ein dauernder, über die Jahre negativer Cashflow (Cashdrain) zeigt Ihnen an, dass Ihr Unternehmen ein Liquiditäts- und Ertragsproblem hat und mittel- bis langfristig nicht wird überleben können.
  • Der Cashflow ist die wichtigste Liquiditätsquelle Ihres Unternehmens.
  • Liquidität können Sie auch durch Aufnahme von Fremd- oder Eigenkapital beschaffen oder durch den Verkauf von nicht mehr benötigtem Anlagevermögen (Desinvestierung).

Eine Vorlage für die Berechnung des Cashflow mit der direkten und indirekten Methode finden Sie hier.

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