Konfliktentwicklung: Die Dynamik von Konflikten
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Was ist das Besondere an der Konfliktentwicklung? Die Dynamik eines typischen Konfliktes kennen wir aus eigenem Erleben. Folgend beschreiben Konfliktparteien, wie sie das Geschehen wahrnehmen.
- Missverständnisse häufen sich und scheinen ab einem bestimmten Punkt vorprogrammiert zu sein. Egal, was man sagt – man hat irgendwie keine Chance mehr, die Sache zu klären.
- Und auf einmal werden aus verbalen Nadelstichen massive Keulenschläge (Worte können sehr wehtun), denen dann richtige Attacken folgen. Egal, was man dann dagegen tut – es wird gegen einen ausgelegt, die Angriffe hören nicht auf, verstärken sich sogar eher.
- Man kriegt nach der Arbeit die Sache gar nicht mehr aus dem Kopf, die Mühle im Kopf dreht und dreht sich.
- Gerade weil man enorm aufpasst, was man sagt und tut, macht man selbst auch Fehler. Und man reagiert auch mal über – gerade bei eigentlich unbeteiligten Personen. Man ist dann irgendwann in jeder Hinsicht total verunsichert und findet keinen festen Stand mehr.
- Manchmal denkt man, dass es nun ruhiger ist – aber dann passiert plötzlich wieder was.
- Man muss zunehmend aufpassen, zu wem im Kollegenkreis man was sagt – es scheinen immer mehr Personen mitzumischen und Partei zu ergreifen. Es wird immer schlimmer, die ganze Sache wird zunehmend unberechenbar und ist wie eine Strömung, die einen fortreisst.
Hinter diesen Beschreibungen steckt eine doch immer wieder recht deutlich erkennbare Eigendynamik in der Konfliktentwicklung. Die für Konflikte charakteristische Grundtendenz lässt sich so beschreiben:
- Es wird immer schlimmer, die Beteiligten fühlen sich immer hilf- und ratloser.
- Die persönliche Belastung nimmt stetig zu; gesundheitliche Probleme sind der Normalfall im Rahmen eines grösseren Konfliktgeschehens.
- Es werden immer mehr Leute aus dem Umfeld der ursprünglich Beteiligten mit hineingezogen; der Druck auf neutrale Kollegen wächst enorm.
- Lager bilden sich, Feindbilder werden etabliert und verhärten sich.
Diese fatale Entwicklung ist ab einem bestimmten Zeitpunkt von den Beteiligten selbst kaum noch zu durchbrechen – deshalb ist oft eine kompetente und entschlossene Intervention von aussen erforderlich. Konflikte sind wie Lawinen – aus kleinen Anfängen können mehr oder weniger schnell massive Folgen entstehen.
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Welche Phasen werden in einer Konfliktentwicklung durchlaufen, wenn man nicht kompetent eingreift?
Die typische Konfliktentwicklung lässt sich mit einem Phasenmodell gut skizzieren (Jiranek und Edmüller (2010)). Die wesentlichen Stationen lassen sich im Überblick so benennen:
- Erste Missverständnisse führen zu aggressivem Verhalten auf verbaler Ebene.
- Auf Worte folgen Taten. Der Konflikt kippt und die Beteiligten versuchen, sich mit ersten nichtverbalen Aktionen zu schaden oder weh zu tun.
- Es bilden sich Lager. Die Beteiligten holen sich Verbündete an Bord.
- Gruppendynamik setzt ein. Die Auseinandersetzung wird erweitert, härter, rücksichtsloser.
- Im Extremfall wird die rote Linie zum kriminellen Verhalten überschritten und ohne Rücksicht auf Verluste weiter eskaliert.
Sieht man genauer hin, dann lassen sich neun Schritte erkennen, die wesentliche Stadien der Konfliktentwicklung kennzeichnen. Dazwischen kann es immer wieder Phasen relativer Ruhe geben – aber deren Ende ist vorprogrammiert.
1. Verhärtung: Es ist irgendwie anders, verkrampfter, nicht mehr so locker, ...
2. Verbales Pingpong: Es geht los!
3. Taten: Jetzt wird endlich gehandelt!
4. Koalitionsbildung: Gemeinsam sind wir stärker!
5. Gesichtsverlust: Ich demaskiere meinen Feind als das Böse!
6. Drohungen: Wer nicht hören will, muss fühlen!
7. Begrenzte Vernichtungsschläge: Mein Feind war gewarnt – aber er hat es selbst so gewollt!
8. Zerstörung: Für beide von uns ist auf diesem Planeten kein Platz!
9. Gemeinsam in den Abgrund: Dich nehme ich mit!