Inclusive Leadership: So fördern Sie Diversität und Inklusion in Ihrem Team

Diversity ist in aller Munde. Doch warum ist Diversität und insbesondere Inklusion in Unternehmen so wichtig? Wie Führungskräfte Diversität und Inklusion in ihren Teams fördern können, lesen Sie in diesem Beitrag.

13.04.2023 Von: Anna Pachenkova, Miriam Schneider
Inclusive Leadership

Initiativen für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion am Arbeitsplatz haben in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erfah­ren. Diversität wird immer wichtiger, ganz besonders im Kontext der Globalisierung und des demografischen Wandels. Sie birgt viele Vorteile: diverse Teams sind kreativer, treffen bessere Entscheidungen und sind innovativer. Und darüber hinaus ist es im ganzen Unternehmen spürbar und auch noch gut für den Umsatz. Un­ternehmen mit Geschlechterdiversität und jene mit ethnischer und kultureller Vielfalt haben eine höhere Wahrschein­lichkeit der Outperformance gegenüber Unternehmen mit weniger Diversität.

Dass Diversität auf allen Ebenen des Un­ternehmens stattfindet, ist auch ein mo­ralischer Anspruch, der zur Norm gehören sollte. Dennoch ist die Repräsentation in der Schweiz bisher eher eine Ausnahme. Es gibt zwar die Geschlechterrichtwerte, die 30% Frauen in Verwaltungsräten und 20% in Geschäftsleitungen für bör­sennotierte Unternehmen mit Sitz in der Schweiz vorschreiben. Dennoch haben über 50% dieser Unternehmen keine ein­zige Frau in der Geschäftsleitung. Es gibt also noch viel zu tun, um mehr Diversität am Arbeitsplatz zu erreichen. Und hierbei sprechen wir nur über die Geschlechtervielfalt (und nur nach dem binären männlich/weiblichen Verständnis).

Diversität ist nicht nur Repräsentation

Wie können es Unternehmen demnach schaffen, diverserzuwerden? Ein entschei­dender Faktor ist eine Repräsentation auf allen Ebenen des Unternehmens. Zudem ist die Inklusion ein weiterer wichtiger Fak­tor – denn Repräsentation allein schafft es nicht, dass alle Stimmen gleichermassen gehört werden. «Diversität bedeutet nicht Inklusion. Manchmal haben wir Diversität am Tisch, aber keine Inklusion. Diversität bedeutet, dass wir alle an einem Tisch sitzen. Inklusion bedeutet, dass sich alle sicher fühlen, zu sprechen», erklärt Kaveh Mir, Executive Coach bei CoachHub.

Eine Umfrage von McKinsey zeigt, dass 61% der befragten Mitarbeitenden ne­gativ gegenüber der Inklusivität in ihrer Organisationskultur stehen. Bei fehlender Inklusion fühlen sich viele Mitarbeitenden nicht wohl dabei, sich zu äussern. Sie verspüren Druck, sich zu verstellen oder Teile von sich zu verbergen, um dazuzu­gehören. In einer weiteren Mitarbeitendenbefragung haben 84% der Befragten Mikroaggressionen am Arbeitsplatz er­lebt. Wenn Mitarbeitende als «Quoten» betrachtet werden, die lediglich eine bestimmte soziale Gruppe repräsentie­ren und kein rechtmässiges Mitglied des Teams sind, können sie unter Stereotypi­sierung oder sogar Ausgrenzung aus der Arbeitsgruppe leiden. Diese Erfahrungen von Respektlosigkeit, Ausgrenzung oder sogar offener Diskriminierung können zu hohem Stress und letzten Endes verrin­gertem Engagement, Burnout und Kün­digung führen. Diversität ohne Inklusion funktioniert also nicht. Somit gehen viele der potenziellen Vorteile der Diversität aufgrund des wahrgenommenen Man­gels an Inklusion verloren.

Inclusive Leadership oder inklusive Führung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung

Was Führungskräfte sagen und tun, ist einer der grössten Einflussfaktoren über die Wahrnehmung von Inklusion der Mit­arbeitenden. Dem Konzept von Inclusive Leadership liegen zwei Grundbedürfnis­se zugrunde: Wir wollen dazugehören und wir wollen etwas Besonderes sein. Inclusive Leadership ermöglicht Mitarbei­tenden durch positive Verhaltensweisen der Führungskraft, sich sowohl dem Team zugehörig zu fühlen als auch ihre Einzig­artigkeit zu bewahren und somit eigene, kreative Beiträge zur Arbeitsgruppe bei­zutragen.

Inclusive Leadership schafft viele positive Effekte wie psychologische Sicherheit, gute Beziehungen in Arbeitsgruppen, er­höhtes organisatorisches Zugehörigkeits­gefühl und Zufriedenheit mit der Arbeit sowie verbessertes Wohlbefinden. Zu­dem hat eine Studie ergeben, dass inclu­sive Leadership die Team-Performance, die Zusammenarbeit und die Qualität von Entscheidungen verbessert.

Wie können Führungskräfte in­klusive Leader werden und wie können Unternehmen die Füh­rungskräfte dabei unterstützen?

Überzeugungen für Diversität, eigene Demut und kognitive Komplexität sind Merkmale inklusiver Führungskräfte. Hierbei geht es zum einen um Empathie, offene Kommunikation und Unterstüt­zung. Es geht darum, Interesse zu zeigen und sich um die Bedürfnisse und Erwar­tungen der Mitarbeitenden zu kümmern. Zum anderen ist inklusive Führung auch die Befähigung von Mitarbeitenden durch Informationen und Ressourcen, sodass sie ihre eigenen Entscheidungen treffen und Herausforderungen bewälti­gen können. Und es geht um den Aufbau tieferer Beziehungen, wahrer Akzeptanz und Empowerment.

Als Übersicht gibt es 5 Kategorien, an denen inclusive Leaders ihr Verhalten ori­entieren können. Diese Verhaltensweisen fördern die Inklusionswahrnehmung von Mitarbeitenden:

Ermöglichung von Zugehörigkeit

  1. Unterstützt Einzelpersonen als Grup­penmitglieder, sorgt für effektive Zu­sammenarbeit und fördert den Zusam­menhalt im Team
  2. Gewährleistet Gerechtigkeit und Gleichberechtigung durch sichtbares Engagement und Massnahmen für Diversität und Inklusion
  3. Schafft Raum für andere Meinungen und teilt die Entscheidungsfindung

Wertschätzung der Einzigartigkeit

  1. Ermutigt zu vielfältigen Beiträgen, indem die Führungskraft eine offene Denkweise, Neugier auf andere und Empathie demonstriert
  2. Hilft den Gruppenmitgliedern, ihren vollen Beitrag zu leisten, indem sie Authentizität annehmen, ihr Selbst­wertgefühl fördern, und stellt sicher, dass jede Stimme gehört wird

Diese inklusiven Führungsweisen können problemlos erlernt und trainiert werden. Nichtsdestotrotz ist es nicht einfach, gera­de wenn man einen anderen Führungsstil gewohnt ist. Digitales Coaching unter­stützt Führungskräfte, reflexiver zu wer­den und sich unbewusster Vorurteile be­wusst zu werden, Empathie zu entwickeln und Beziehungsfähigkeiten zu verbessern. Es bietet einen Raum, um die Auswirkun­gen des eigenen Verhaltens zu erforschen und zu verstehen, über die Beziehungen innerhalb des Teams nachzudenken und sich darüber bewusst zu werden, wie inklusiv man als Führungskraft ist.

Inklusion ist der Kleber für Diversität im Unternehmen. Beides muss gleich zeitig vorangetrieben werden. Inclusive Leadership kann Diversity-Management-Massnahmen im Recruitment, in der Talent Pipeline und darüber hinaus unterstüt­zen und fördern. Aber dies allein reicht noch nicht. Wir brauchen eine systemische Veränderung, in der ein holistischer Ansatz gefahren wird. Gleichzeitig muss es Transparenz und Offenheit geben, um Gleichberechtigung voranzutreiben. Wir brauchen Mut, um Ungerechtigkeiten zu adressieren, und die Anstrengung aller, um gemeinsam eine faire und inklusive Arbeitswelt zu schaffen, in der jede/r für die eigene Einzigartigkeit anerkannt wird und gleichzeitig ein Gefühl der Zugehö­rigkeit erlebt.

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