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Teamprobleme: 5 Dysfunktionen der Teamarbeit im Fokus

Dysfunktionen treten im Miteinander auf – auch in Teams. Oft verursachen sie Teamprobleme. Lösen Sie deshalb die 5 typischsten dysfunktionale Schieflagen auf.

22.11.2022 Von: Brigitte Miller
Teamprobleme

Mal wieder ein Teamproblem – und die Lösung greift nicht

Wieder so ein Tag. Die Zusammenarbeit im Team stockt. Erneut. Zum x-ten Mal in den letzten Tagen, gar Wochen. Unzufriedenheit breitet sich aus. Und jeder sucht auf seine Weise nach der Ursache, als auch oft gleichzeitig nach einer Lösung für dieses Teamproblem. Natascha puscht ihre Teamkollegen „Jetzt legt endlich einmal los“. Gernot versucht mit besänftigenden Worten „Lasst uns gemeinsam einen Kaffee trinken. Dann sind wir wieder alle fit“ Harmonie ins Team zu bringen. Aischa stichelt „Mich wundert es nicht. Ist doch klar, an wem es liegt“, worauf Dave kontert „Nicht an wem, sondern an was. Nämlich den fehlenden Vereinbarungen und Teamstandards“.

Jeder hat schon ähnliche Teamprobleme erlebt. Teamprobleme, deren Ursachen auf den ersten Blick so banal erscheinen – wie Missverständnisse, Unklarheiten, Ungeduld und Druck. Eigentlich sollte doch ein Missverständnis schnell aus dem Weg geräumt werden. Eigentlich. Denn auf den zweiten Blick ist das Teamproblem weder banal, noch einfach zu lösen. Ganz im Gegenteil. Es scheint sich immer wieder in regelmässigen Abständen zu wiederholen: Ewig grüsst das Murmeltier. Die Lösungen greifen nicht. Leider. Und das Team mag sich fragen: Wieso geraten wir immer wieder in diese Sackgasse?

Dysfunktionen endlich im Fokus

In solchen Momenten lohnt sich der Blick auf das „System Team“. Denn ein Team ist mehr als ein Zusammenbringen unterschiedlicher Mitarbeiter, die ihre Fähigkeiten und Kompetenzen, Ihr Wissen und Können für den viel gewünschten Synergie-Effekt bündeln. Vielmehr bringt jeder Teammitarbeiter seine ganz individuellen Stärken und Schwächen mit ins Spiel. Und genau dies kann zu Unstimmigkeiten, Problemen bis hin zu Konflikten führen. Denn nicht immer sind die Stärken und/oder Schwächen miteinander verträglich. Vielmehr bilden sich dadurch oft Dysfunktionen im Miteinander. Dysfunktionen, die durch das „System Unternehmen“, das selbstverständlich auch über Stärken und Schwächen verfügt, oftmals verstärkt werden.

Deshalb lohnt sich gerade bei wiederkehrenden ähnlichen Teamproblemen mal ein Blick auf diese Dysfunktionen zu werfen. Denn oft tragen diese mit zum Problem bei – oder sind sogar alleiniger Auslöser.

Die 5 Dysfunktionen im Team – und seine funktion(ierenden) Ressourcen

Nach Patrick Lencioni, US-amerikanischer Management-Experte, gibt es 5 Dysfunktionen, die die Zusammenarbeit und Performance im Team blockieren können – aber auch 5 Ressourcen, die die Teamarbeit fördern.

Dysfunktion abbauen

Funktion(ierende) Ressourcen stärken

Teamregeln basierend auf den Ressourcen

1. Fehlendes Vertrauen

 

Gegenseitiges Vertrauen

Wir vertrauen einander.

2. Scheu vor Konflikten

Konfliktbereitschaft

Wir tragen Konflikte aus, um Ideen Raum zu geben.

3. Mangelndes Engagement

Selbstdisziplin

Wir engagieren uns gemeinsam für unsere Ziele, Entscheidungen und Pläne.

4. Scheu

vor Verantwortung

Gegenseitige Verantwortung

Wir ziehen gemeinsam an einem Strang, übernehmen Verantwortung und nehmen einander in Verantwortung, wenn jemand nicht auf das gemeinsame Ziel hinarbeitet.

5. Ungenügende Ergebnisorientierung

Ziel- und Ergebnisorientierung

Wir konzentrieren uns auf das Erreichen von unseren Zielen und den gesetzten Ergebnissen.

Teamprobleme lösen mit Blick auf die Dysfunktionen

Natürlich muss nicht erst ein Problem auftreten, um sich einmal den möglichen bestehenden Dysfunktionen im Team zu widmen. Ein Blick auf diese lohnt sich immer, um

  • Problemen vorzubeugen,
  • Leistungsabfall zu verhindern,
  • Zufriedenheit zu erhalten,
  • Motivation zu steigern,
  • Synergieeffekte zu stärken,
  • Wohlbefinden zu sichern.

Tipp 1: Problem benennen

Widmen Sie sich gemeinsam mit dem Team dem entstandenen Problem. Führen Sie eine kurze Analyse durch:

  • Welches Problem ist aufgetreten?
  • Beschreiben alle im Team das gleiche Problem? Oder wer beschreibt das Problem auf welche Weise?
  • Wer ist von diesem Problem direkt betroffen? Wer am Rande? Wer gar nicht?
  • Wie wirkt sich dieses Problem auf wen im Team wie aus?
  • Wer profitiert gar von diesem Problem (weniger Arbeit, weniger Verantwortung etc.)?
  • Wie wird das Problem am Leben erhalten? Von einzelnen Teammitgliedern? Vom Team insgesamt? Vom Vorgesetzten? Von anderen Teams/Abteilungen? Von Vorgaben? Von der Geschäftsführung? Vom Unternehmen? Wer tut dafür was?
  • Wie wurde das Problem bisher gelöst? Wie wirksam waren diese Lösungen? Was hat an der Lösung funktioniert? Was dagegen nicht?

Tipp 2: Dysfunktionale Schieflagen offenlegen

Betrachten Sie das Problem unter dem Aspekt der Dysfunktionen. Die zentrale Frage ist: Welche Dysfunktion ist dafür (mit-)verantwortlich?

Vielleicht sind es sogar mehrere Dysfunktionen. Dann nehmen Sie zusammen mit dem Team eine Gewichtung vor. Bitten Sie das Team eine Skalierung vorzunehmen. Dafür soll das Team – vielleicht auch eher jeder einzelne Teammitarbeiter, um jedem eine faire Chance zu geben – die Dysfunktion und seinen Einfluss auf das Problem  auf einer Skala von 0 (kein Einfluss) bis 10 (starker Einfluss) einordnen. Liegt die erste Gewichtung vor, verfeinern Sie Ihre Analyse.

Dysfunktionale Schieflagen aufdecken

Geben Sie dem Teammitarbeitern Raum und Zeit, die folgenden Fragen erst einmal alleine zu beantworten. Jeder darf nach der eigenen Analyse seine Einsichten auf Moderationskarten notieren, die dann auf der Pinnwand angebracht werden. Oder Sie sammeln als Führungskraft die Karten ein und heften diese anonym an die Pinnwand.

Dysfunktion

Hinterfragen 

1. Fehlendes Vertrauen

  • Wie offen sind wir miteinander? Was kann ausgesprochen werden? Was nicht?
  • Wie wird mit Fehlern umgegangen? Werden diese angesprochen? Verschwiegen? Gar vertuscht?
  • Was wird transparent gemacht? Was bleibt im „Dunkeln“?
  • Wann und in welchen Situationen  mangelt es an gegenseitigem Vertrauen?
  • Gab es Ereignisse, die das Vertrauen schwächten? Welche?
  • Gab es einen Vertrauensmissbrauch? Wann? In welcher Situation?

2. Scheu vor Konflikten

  • Wie offen wird sich über Meinungsverschiedenheiten ausgetauscht?
  • Diskutieren wir über unterschiedliche Standpunkte konstruktiv und fair?
  • Geben wir uns Feedback auf Augenhöhe?
  • Tragen wir Konflikte offen, ehrlich und kollegial aus?
  • Nehmen wir Disharmonien wahr und sprechen diese an?

3. Mangelndes Engagement

  • Akzeptieren wir mittelmässige Entscheidungen?
  • Täuschen wir Zustimmung zu?
  • Wie hoch schätzen wir unser gegenseitiges Engagement?
  • Wer kniet sich rein? Wer „schiebt eine ruhige Kugel“?
  • Ist sich jeder selbst der nächste? Oder steht das Team zusammen – generell und/oder in Krisen?

4. Scheu

vor Verantwortung

  • Sind wir oder einzelne Teammitglieder nur halb bei der Sache?
  • Wofür übernehmen wir Verantwortung? Wofür nicht?
  • Wofür übernimmt jedes einzelne Teammitglied Verantwortung? Wofür nicht?
  • Schauen wir eher „weg“, wenn ein Teammitglied ein Verhalten zeigt, das uns und unseren Zielen schadet?
  • Nehmen wir uns gegenseitig in die Pflicht? Oder dominiert die Haltung „Warum soll ich mich in die Arbeit des anderen einmischen“?
  • Was lassen wir „laufen“, obwohl es uns blockiert?
  • Schauen wir über unseren eigenen Tellerrand – zum Teamkollegen, zu anderen Abteilungen, auf das gesamte Unternehmen und unsere Kunden?

5. Ungenügende Ergebnisorientierung

  • Orientieren wir uns an gemeinsam formulierten Zielen?
  • Sind diese Ziele realistisch und eindeutig?
  • Sind die gewünschten Ergebnisse und deren Standards allen bekannt?
  • Werden eigene Bedürfnisse, als auch der eigene Status höher bewertet als die Teambedürfnisse?
  • Wiegt die Anerkennung der eigenen Leistung und Person mehr als Teamergebnis?

Tipp 3: Lösungen etablieren – kurzfristig und langfristig  

Die Analyse ist beendet. Vielleicht hat es das eine oder andere Aha-Erlebnis gegeben. Vielleicht hat es den Teammitarbeitern gut getan, endlich einmal diese Schieflagen offenlegen zu können. Vielleicht hat die Analyse bereits einige Ideen für Lösungen eröffnet. Lassen Sie für einen Moment die Erkenntnisse ein wenig sacken. Eine kleine Kaffee-Pause ist dafür am besten geeignet.

Setzen Sie anschliessend gemeinsam Lösungsideen für das aktuelle Teamproblem frei – beispielsweise zum Teamproblem „Zusammenarbeit“:

  • Offen Bedürfnisse und Verantwortlichkeiten ansprechen. „Ich wünsche mir eine neue Verteilung der Aufgaben. Meine Auswertung dauert länger, als wir alle eingeplant hatten.“
  • Fehler klären. „In Toms Berechnung gab es einen Fehler, den ich erst gestern entdeckte. Wir beide benötigen einen weiteren Tag.“
  • Ziele und Ergebnisse neu bestimmen. „Die Deadline ist nicht mehr zu halten. Das angeforderte Ergebnis wurde vom Kunden geändert. Deshalb arbeiten wir in den letzten Tagen orientierungslos. Und die Zusammenarbeit leidet. Was wollen und sollen wir jetzt bis wann erreichen?“

Lösungen sind stets erwünscht. Aber sicherlich nicht allein für das bestehende Problem. Vielmehr darf dysfunktionales Verhalten reduziert werden. Überlegen Sie zusammen, wie die dysfunktionalen Schieflagen, die benannt wurden, verringert werden können – beispielweise:

  • Teamregeln mit Leben füllen. Wie kann die einzelne ressourcenstärkende Teamregel umgesetzt werden? Auf was sollten wir dabei achten?
  • Teambuilding erhöhen. Welche Methoden wenden wir an, um unser Teamgefühl zu stärken? Führen wir ein 10-minütiges Daily durch, um beispielsweise gemeinsam den Tag zu beginnen? Feiern wir unsere Erfolge? Gibt es immer wieder Raum für soziale Begegnungen wie ein gemeinsames Mittagessen?
  • Gewaltfreie Kommunikation schulen. Wie können wir in Konflikten gewaltfreier miteinander kommunizieren? Worauf sollten wir in unserer Kommunikation achten?
  • Kanban-Board. Wie können wir mit Hilfe eines Kanban-Boards sicherstellen, dass die Aufgaben fair verteilt werden? Wie können wir damit das Engagement und die Verantwortung ankurbeln?
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