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HALT-Strategie: Nicht länger auf dem Zahnfleisch gehen

Stark unter Stress stehen. Die letzten Reserven mobilisieren. Sich wie ausgebrannt fühlen. Sagen Sie sofort Halt. Wenden Sie die HALT-Strategie an.

04.03.2024 Von: Brigitte Miller
HALT-Strategie

Die eigenen Grenzen überschreiten

Sie kennen solche Momente, gar Tage. Auf Ihrem Schreibtisch türmen sich die Aufgaben. Das Telefon klingelt immer wieder. Ihr Vorgesetzter macht Druck. Ein Kollege nervt mit Nachfragen, statt selbst einmal die Angelegenheiten zu klären. Im Team gibt es Streitigkeiten. Zusätzlich beschäftigen Sie private Unstimmigkeiten.

Normalerweise würden Sie all dies mühelos wegstecken, um nach und nach Lösungen zu finden und kluge Entscheidungen zu treffen. Nur jetzt nicht. Sie haben das Gefühl: Alle scheinen sich gegen Sie zu verschwören. Mehr noch. Sie haben das Gefühl: Sie gehen auf dem Zahnfleisch. Am liebsten würden Sie ein „weisses Tuch in den Ring“ werfen. Dennoch machen Sie weiter, obwohl Sie längst am Limit Ihrer Kräfte sind, oft genug sogar Ihre Grenzen wieder und wieder überschreiten.

Endlich Halt sagen – mit der HALT-Strategie

Sie laufen im Grunde auf Reserve. Kein guter Zustand. Viel zu hoch das Risiko, sich dabei auszubrennen, gar einen Burn-Out zu erleiden. Damit ist niemandem geholfen. Ihnen nicht. Ihrem Vorgesetzten und Team nicht. Ihrer Familie und Ihren Freunden nicht. Deshalb ziehen Sie wirklich die Reissleine. Sagen Sie endlich HALT – und nutzen Sie die HALT-Strategie, um kurz-, mittel- und langfristig für sich eine neue, optimalere Balance in Ihrem Leben zu bewirken.

Die HALT-Strategie im Überblick

Das HALT – und seine wichtige Bedeutung

Halt ist ein mächtiges und wichtiges Wort. Sie nutzen es, wann immer Sie jemanden oder einen Prozess stoppen möchten. Halt lenkt somit Ihren Fokus automatisch auf anHalten, inneHalten, EinHalt, Haltung, hausHalten, InHalte, RückHalt oder auch VerHalten, um nur einige Wörter, die ein Halt beinhalten, zu benennen.

Die HALT-Strategie – und ihre zwei Aspekte

Die HALT-Risiken

Die HALT-Tricks

Am Limit agieren kommt nicht von ungefähr. Es gibt HALT-Risiken, die einen energieraubenden Prozess begünstigen.

H = Hunger

A = Alleinsein oder sich einsam fühlen

L = Leiden unter starken Gefühlen wie Wut

T = Todmüde sein

Allerdings können Sie aktiv gegensteuern. Es gibt HALT-Tricks, die Sie dabei unterstützen.

H = Hinschauen

A = Achtsam sein

L = Loslassen

T = Tun – und zwar anders

Die HALT-Strategie im Einsatz: 5 Tipps

Die Anwendung der HALT-Strategie ist einfach. Dennoch darf diese Einfachheit nicht unterschätzt werden. Sie bedarf wie jede Strategie Ihrer Aufmerksamkeit – ganz besonders zu Beginn – und Ihre Bereitschaft sich zu ändern. Lohnen tut sich Ihr Einsatz. Ihr Energielevel gleicht sich aus. Ihr Wohlbefinden steigt. Letztendlich verbessert sich sogar Ihre Leistungsfähigkeit – einfach, weil Sie HALT praktizieren und besser auf sich achten.

Tipp 1: Sich für Ihre persönlichen HALT-Risiken sensibilisieren

„Running on empty“ wie es im Englischen so schön heisst, wird durch die HALT-Risiken getriggert. Nicht jeder dieser Risikofaktoren tritt immer, noch gleich stark auf. Sie werden auch hier Ihre „Vorlieben“ haben. Vielleicht versorgen Sie Ihren Körper zu wenig oder unregelmässig mit „Kraftstoff“, ob durch feste Nahrung oder Flüssigkeiten. Vielleicht sind Sie ein Team-of-one und deshalb oft allein. Vielleicht, bedingt durch Corona, arbeiten Sie im Homeoffice und der soziale Kontakt zu den Kollegen ist stark eingeschränkt. Vielleicht haben Sie sich über etwas sehr geärgert und können das Gefühl nur schwer überwinden. Vielleicht schlafen Sie auch schlecht und kommen deshalb nicht ausgeruht zur Arbeit.

Sensibilisieren Sie sich deshalb einmal für Ihre persönlichen HALT-Risiken:

  • Wenn Sie Ihre aktuellen, als auch vergangenen „Auf-dem-Zahnfleisch-gehen-Situationen“ beleuchten, welche der Risiken sind bei Ihnen aktiv? Welche eher nicht?
  • Welche dieser für Sie typischen Risiken verstärken den Zustand? Auf welche Weise?
  • Welche dieser Risiken treten regelmässig auf, z.B. schlecht schlafen oder mit starken Gefühlen umgehen zu müssen?
  • Wie erkennen Sie für sich, ob das eine oder andere Risiko aktiv ist oder unterschwellig anwächst?
  • Wie können Sie sich zukünftig besser dafür sensibilisieren, dass das eine oder andere Risiko nicht zu stark ausufert bzw. es am besten sehr früh aufHalten?

Tipp 2: Regelmässig inneHalten

Sie wollen eins: Im Gleichgewicht bleiben, so oft es geht. Gönnen Sie sich dafür immer wieder kurze InneHalten-Pausen. Zu Beginn vielleicht am besten einmal die Stunde oder nach spätestens 90 Minuten. Spüren Sie in diesen kurzen Pausen von maximal 5 Minuten nach,

  • wie es Ihnen gerade geht.
  • was Sie fühlen.
  • was Sie denken.
  • ob Sie etwas verärgert oder erfreut hat.
  • ob Sie sich frisch fühlen oder eher schlapp und müde.
  • ob Sie frische Luft benötigen.
  • ob Sie sich etwas bewegen möchten, um die Verspannungen im Körper abzubauen.
  • ob Sie etwas zu essen oder zu trinken benötigen.
  • ob Sie ein „social cuddling“ wollen. Vielleicht einen kleinen Plausch mit einem Kollegen?
  • was Ihnen fehlt.
  • was Sie tun können, um Ihr Wohlbefinden zu steigern.

Überlegen Sie nicht lange. Klären Sie schnell und mühelos Ihre Bedürfnisse. Setzen Sie diese, soweit es Ihnen möglich ist, um.

Tipp 3: Mit Achtsamkeit ins Gleichgewicht zurückkehren

Achtsamkeit richtet den Blick auf das Jetzt. Bestens geeignet, um bewusst HALT zu sagen und jeglichen Arbeitsprozess für einen Augenblick zu stoppen. Mit der folgenden Übung lenken Sie gezielt Ihren Blick auf das Jetzt. Sie kommen bei sich selbst an. Sie erlangen mühelos Abstand zu Ihrem Tun, Ihrem Denken, Ihren Gefühlen und den Geschehnissen um Sie herum. Sie reorientieren sich im Hier und Jetzt.

Achtsamkeit für Zwischendurch: die 5-4-3-2-1 Übung

Fokussieren Sie zunächst nacheinander fünf Dinge,

die Sie sehen können:

Ich sehe…den Baum vor dem Fenster.

Ich sehe…den Bildschirm auf meinem Schreibtisch.

Ich sehe…meine Hände auf der Tastatur.

Ich sehe …das Poster an der Wand.

Ich sehe…die Kaffeetasse.

die Sie hören können:

Ich höre…das Telefonat meines Kollegen.

Ich höre…den Drucker.

Ich höre…wie jemand draussen auf dem Flur vorbeigeht.

Ich höre…den Wind vor dem Fenster.

Ich höre…wie jemand laut im Büro lacht.

die Sie fühlen können:

Ich fühle…meine Füsse auf dem Boden.

Ich fühle…die Rückenlehne des Stuhles.

Ich fühle…die Wärme im Zimmer.

Ich fühle…den Stoff meines Pullovers auf meiner Haut.

Ich fühle…meine Nackenverspannungen.

Wiederholen Sie diesen Vorgang mit vier, drei, zwei und schliesslich mit einem Ding.

Tipp 4: Sich eigene Grenzen erlauben

Sie haben Grenzen, wie jeder andere auch. Gestatten Sie sich Ihre Grenzen einzuHalten. Das mag nicht immer gelingen. Vielleicht, weil Sie bestimmte Erwartungen an sich selbst stellen. Vielleicht, weil andere Ansprüche an Sie erheben. Klären Sie in solchen Momenten,

  • was wer von Ihnen verlangt.
  • wie Sie mit diesem Anspruch bisher umgegangen sind.
  • welche Auswirkungen auf Ihr Wohlbefinden und Ihre Balance diese Erwartungen haben (hatten).
  • welche persönlichen Grenzen Sie in diesen Momenten verletzten, missachten und überschreiten.
  • welche Bedürfnisse Sie haben.
  • wie Sie mit sich selbst und/oder Ihrem Gegenüber realistischere Erwartungen aushandeln.

Tipp 5: Gezielt loslassen – und sich neu ausrichten

Sie wollen am liebsten nie mehr auf Reserve laufen. Prima! Dafür heisst es, sich umzuorientieren. Denn bestimmte VerHaltensweisen führten bisher eher dazu, dass Sie auf dem Zahnfleisch gehen. Solche VerHaltensweisen dürfen Sie ab heute – nach und nach – loslassen.

Prüfen Sie erst einmal, am besten unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen HALT-Risiken, welches Handlungsmuster kontraproduktiv ist. Benennen Sie so konkret als möglich, was Sie loslassen wollen. Überlegen Sie gleichzeitig, wodurch Sie dieses VerHalten ersetzen möchten, d.h. lassen Sie kein Vakuum in Ihrem Handlungsrepertoire entstehen. Denn dadurch riskieren Sie wieder in alte Muster zu fallen. Legen Sie also fest,

  • was Sie stattdessen tun möchten.
  • wie Sie sich selbst darin erinnern können, das Neue zu tun, statt das alte zu wiederholen.
  • mit welchem ersten Schritt die neue Handlung beginnt.
  • welche danach folgen werden.

Probieren Sie Ihre Ideen schliesslich aus. Falls manches nicht so gut funktioniert, keine Panik auf der Titanic. Richten Sie die Schritte einfach entsprechend neu aus. Optimieren Sie, bis alles für Sie rund läuft – und Sie so im Gleichgewicht bleiben.

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