Energiewende: So schaffen Unternehmen die Energiewende

Die Energiewende ist Realität – und Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sie wirtschaftlich zu meistern. Besonders im Bau- und Immobiliensektor schlummern grosse Einsparpotenziale. Jetzt sind nachhaltige Strategien gefragt, um Klimaziele zu erreichen und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Dieser Beitrag zeigt praxisnahe Ansätze und regionale Erfolgsfaktoren auf.

15.08.2025
Energiewende

Regionale Wahrnehmung der Energiewende 

Die Wahrnehmung der Energiewende variiert je nach Region. Während in städtischen Ballungszentren häufig hohe Akzeptanz für erneuerbare Energien und energetische Sanierungen besteht, begegnen ländliche Gebiete dem Wandel oft skeptischer. 

Kulturelle Unterschiede, politische Rahmenbedingungen und unterschiedliche Förderstrukturen beeinflussen, wie stark Unternehmen die Energiewende priorisieren. Die Herausforderung besteht darin, regionale Dynamiken zu erkennen und darauf abgestimmte Massnahmen zu entwickeln.

Der Gebäudesektor als Schlüsselfaktor

In der Schweiz entfallen rund 40 % des Energieverbrauchs auf Gebäude – vor allem durch Heizung, Warmwasser und Beleuchtung. Viele Bestandsimmobilien sind energetisch veraltet. Die Folge: hoher CO₂-Ausstoss und unnötige Betriebskosten. Um diese Bilanz zu verbessern, braucht es gezielte Investitionen in die Gebäudehülle, moderne Heizsysteme und smarte Steuerungstechnik.

Lösungen im Überblick

Unternehmen haben verschiedene Optionen, um ihre Gebäude energetisch zu optimieren und damit einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende zu leisten.

Neubauten und Sanierungen nach Minergie-Standard

Der Minergie-Standard steht in der Schweiz für Energieeffizienz, Komfort und Werterhalt. Gebäude, die nach diesem Standard geplant oder saniert werden, erfüllen strenge Anforderungen an Dämmung, Luftdichtheit und Lüftung. Für Unternehmen bedeutet dies eine deutliche Reduktion des Energieverbrauchs sowie ein attraktiveres Raumklima für Mitarbeitende und Kunden. Auch die langfristige Werterhaltung von Immobilien wird gestärkt.

Einsatz von Wärmepumpen, Photovoltaik und Batteriespeichern

Moderne Wärmepumpen nutzen Umgebungswärme aus Luft, Erde oder Wasser – und ersetzen so fossile Heizsysteme. In Kombination mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach kann ein Unternehmen einen grossen Teil seines Strombedarfs selbst decken. Ergänzt durch Batteriespeicher wird der Eigenverbrauch maximiert und Lastspitzen können abgefedert werden. Diese Kombination steigert die Energieautarkie und senkt die Betriebskosten nachhaltig.

Energiespar-Contracting mit externer Finanzierung und Betrieb

Für viele Unternehmen ist die Investition in energieeffiziente Technik eine Hürde – genau hier setzt das Energiespar-Contracting an. Ein externer Dienstleister übernimmt Planung, Finanzierung und Betrieb der Massnahmen. Der Kunde zahlt eine vertraglich fixierte Rate, profitiert sofort von Effizienzgewinnen und muss keine eigenen Investitionen tätigen. Dieses Modell ist besonders attraktiv für Immobilien mit hohem Optimierungspotenzial und begrenztem Investitionsspielraum.

Handlungsspielräume für Kommunen und Kantone 

Lokale Behörden in der Schweiz haben zentrale Steuerungsfunktionen bei der Umsetzung der Energiewende. Sie bestimmen über Nutzungspläne, bewilligen Bauprojekte und sind oft selbst Eigentümer energieintensiver Liegenschaften. Damit verfügen sie über effektive Hebel, um energetische Standards vorzugeben und zu fördern. Auch die Vorbildrolle der öffentlichen Hand ist nicht zu unterschätzen: Was Gemeinden und Kantone an eigenen Gebäuden vormachen, hat Signalwirkung für Unternehmen und Private.

Besonders wirkungsvoll sind koordinierte regionale Energiekonzepte, die Synergien nutzen und klare Leitlinien für Investitionen schaffen. Voraussetzung dafür ist eine enge Zusammenarbeit von Gemeinden, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Nur durch abgestimmtes Handeln können nachhaltige Projekte langfristig bestehen. Wichtig sind transparente Kommunikation, gezielte Beteiligungsformate und ein konsequentes Umsetzen rechtlicher Vorgaben.

Empfohlene Massnahmen

Um die vorhandenen Handlungsspielräume effektiv zu nutzen, sollten Gemeinden und Kantone auf bewährte Instrumente zurückgreifen. Die folgenden Ansätze haben sich in der Praxis als besonders wirksam erwiesen:

  • Energieplanung als Pflichtinstrument für Gemeinden: Eine verbindliche Energieplanung schafft Transparenz über den lokalen Energiebedarf und ermöglicht eine vorausschauende Steuerung von Infrastrukturprojekten.
  • Bürgerdialoge und Partizipationsformate: Durch aktive Einbindung der Bevölkerung steigt die Akzeptanz für Projekte – Widerstände können früh erkannt und gelöst werden.
  • Nutzung von kantonalen Förderprogrammen: Kantone bieten finanzielle Unterstützung und Beratung für energetische Sanierungen oder den Ausbau erneuerbarer Energien – diese Potenziale sollten gezielt ausgeschöpft werden.

Finanzierung: Energiecontracting als Lösung 

Viele Unternehmen scheuen Investitionen in energetische Optimierung – aus Sorge vor hohen Kosten und fehlender Expertise. Hier setzt Energiecontracting an: Ein externer Dienstleister übernimmt Planung, Finanzierung und Betrieb. Das Unternehmen zahlt eine monatliche Gebühr – vergleichbar mit einer Miete – und profitiert sofort von sinkenden Energiekosten.

Vorteile im Überblick: 

  • keine Eigeninvestitionen notwendig
  • klare Kostenstruktur und Risikoübernahme durch Contractor
  • Entlastung interner Ressourcen

Digitalisierung als Treiber der Energiewende 

Digitale Lösungen schaffen neue Möglichkeiten, Energieflüsse zu analysieren, zu steuern und systematisch zu optimieren.

Smart Metering und Energiecontrolling

Digitale Technologien ermöglichen eine präzise Erfassung und Auswertung des Energieverbrauchs. Mit Smart Metering und intelligentem Energiecontrolling können Unternehmen Lastspitzen vermeiden, Effizienzpotenziale identifizieren und ihre Energiekosten aktiv steuern. Der Einsatz entsprechender Tools ist besonders im Gebäudebestand ein echter Hebel zur Optimierung.

Vernetzung und Plattformökonomie 

Moderne Energiemanagement-Plattformen verbinden Gebäudetechnik, Nutzerverhalten und externe Dienstleister zu einem integrierten System. Sie ermöglichen automatisierte Abläufe, datengestützte Entscheidungen und Echtzeitreaktionen auf Energieverbrauch. Dadurch lassen sich erneuerbare Energien gezielt einbinden und Ressourcen effizienter nutzen. Sie funktionieren dabei zunehmend wie digitale Geschäftsmodelle, bei denen Plattformstrukturen zentrale Steuerungs- und Optimierungsvorteile ermöglichen.

Unternehmen mit mehreren Standorten oder komplexer Infrastruktur profitieren besonders. Sie gewinnen Transparenz, Kontrolle und Handlungsspielraum für ihre Energiebilanz und können Prozesse flexibel skalieren oder anpassen, ganz im Sinne moderner Plattformstrategien.

Fazit: Der Weg zur unternehmerischen Energiewende 

Die Energiewende gelingt nicht durch Einzelmassnahmen, sondern durch abgestimmte Strategien. Unternehmen, die Energieeffizienz, regionale Gegebenheiten und moderne Finanzierungsmodelle zusammen denken, schaffen nachhaltige Werte. Der Wandel ist kein Risiko, sondern eine wirtschaftliche Chance – besonders für die Bau- und Immobilienbranche.

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