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Fundamentale Unternehmensbewertung: Schritt für Schritt zur aussagekräftigen Bewertungsanalyse

Anteile an Unternehmen wechseln täglich in vielfältigen Transaktionen – denkbar ist eine Unternehmensübernahme oder auch nur die Anlageentscheidung eines privaten oder institutionellen Investors – den Eigentümer. Und Käufer und Verkäufer fragen sich dabei zwangsläufig immer: War der gezahlte Preis für die übertragenen Unternehmensanteile «richtig»?

30.01.2020 Von: Prof. Dr. Ulrich Krings, Dr. Clemens Kustner
Fundamentale Unternehmensbewertung

Grundgedanke der fundamentalen Unternehmensbewertung

Einen Preis zu zahlen, der über oder unter dem wahren Wert liegt, führt nämlich für eine der beteiligten Parteien unmittelbar zu einem Verlust. Investoren können dieses Risiko dadurch reduzieren, dass sie systematisch relevante Informationen über das Unternehmen, das bewertet werden muss, analysieren, um letztlich daraus auf den inneren Wert des Unternehmens zu schliessen. Fundamentale Unternehmensbewertung als Methode und praktisches Handwerkszeug bedeutet entsprechend: Systematisch Informationen analysieren, ausgehend von diesen Informationen zukünftige Kapitalrückflüsse prognostizieren, und aus diesen Prognosen einen Unternehmenswert ableiten. Der fundamentale Unternehmenswert ist der Wert, den diese Rückflüsse rechtfertigen (vgl. Stephen Penman, Financial Statement Analysis and Security Valuation, 2013, S. 2 f.).

Die fundamentale Unternehmensbewertung unterscheidet sich damit von relativen Bewertungsansätzen, bei denen der «Preis» eines Unternehmens oder von Anteilen an einem Unternehmen aus den beobachtbaren Marktpreisen von vergleichbaren Unternehmen abgeleitet wird. Fundamentale Unternehmensbewertung ist gleichzeitig auch das Gegenteil von intuitiven Investmentansätzen, bei denen Anteile – ohne Rückbindung zu den fundamentalen Daten – gekauft werden, weil sie gerade «in» sind. Die fundamentale Unternehmensbewertung steht auch im Gegensatz zu passiven Bewertungsansätzen, die letztlich unterstellen, dass Märkte effizient sind und der Marktpreis immer eine zuverlässige Abschätzung des «wahren» Werts eines Unternehmens darstellt (vgl. Stephen Penman, Financial Statement Analysis and Security Valuation, 2013, S. 3 f.).

Prozess der fundamentalen Unternehmensbewertung

In der Praxis hat es sich bewährt, die Ermittlung des inneren bzw. fundamentalen Werts eines Unternehmens bzw. der Anteile an einem Unternehmen in die folgenden zehn Schritte zu gliedern (für eine detaillierte Darstellung vgl. Stephen Penman, Financial Statement Analysis and Security Valuation, 2013, S. 84 ff.).

Schritt 1: Das Unternehmen genau kennen

Wollen Käufer oder Verkäufer ein Unternehmen bewerten, dann müssen sie es möglichst gut kennen und verstehen – fehlt diese Voraussetzung, dann ist eine belastbare Bewertungsanalyse schlichtweg nicht möglich. Detaillierte Kenntnisse über ein Unternehmen aufzubauen kann viel Zeit in Anspruch nehmen und muss immer an die spezifischen Anforderungen und Gegebenheiten angepasst werden. Ist man für eine Bewertung verantwortlich und zahlt «harte Franken» für ein Unternehmen oder eine Beteiligung, dann sollte man zumindest die folgenden Fragen klar beantworten können: Was ist die Strategie des Unternehmens? Wie glaubt das Unternehmen, Wert für die Anteilseigner schaffen zu können? Wie sollen die strategischen Ziele erreicht und umgesetzt werden? Besitzt das Unternehmen die dafür erforderlichen Ressourcen? Was ergibt sich aus dieser Strategie für die verschiedenen Geschäftsbereiche und Funktionen? Was ergibt sich daraus für die zukünftige Entwicklung von Kosten, Gewinnen und Renditen? Die Strategie gut zu kennen ist wesentlich, denn ein Unternehmen wird immer hinsichtlich einer spezifischen Strategie bewertet! Ein gutes Strategieverständnis ist auch erforderlich, um differenzierte Antworten zu den folgenden nachgelagerten Bereichen zu entwickeln: Den Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens; den Absatzmärkten und Absatzkanälen; den Kunden; den Aktivitäten des Unternehmens in den Bereichen Marketing und Vertrieb; seinen Produktions- bzw. Leistungserstellungsprozessen; der Struktur der Wertschöpfungskette sowie der Positionierung des Unternehmens auf dieser Wertschöpfungskette; den Zulieferern; der Kostenstruktur; den Vermögenswerten des Unternehmens, seiner Wissensbasis, seiner Fähigkeit den technologischen Wandeln mitzugestalten; den wesentlichen Merkmalen des Sektors, in dem das Unternehmen tätig ist; den Wettbewerbern und der eigenen Marktstellung; dem regulatorischen und politischen Umfeld sowie vielen weiteren Aspekten. Je umfassender man ein Unternehmen und sein Umfeld verstehen, desto belastbarer kann man beurteilen, welche Wettbewerbsvorteile ein Unternehmen hat und wie nachhaltig diese sind. Dies wiederum bestimmt, wie nachhaltig aktuelle Wachstumsraten und Renditeniveaus sind, denn nur Unternehmen, die dem Wettbewerb immer wieder neu innovative Produkte und Dienstleistungen entgegensetzen können, werden ihre Wachstumskraft und Ertragsstärke halten können. Für die oben genannten Punkte gilt allgemein: Die Antworten müssen belastbar sein – es geht nicht um ein Spekulieren über die Zukunft. Vielmehr sollte der Unternehmenswert möglichst in gesichertem Wissen verankert sein.

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