Agiles Denken: Durch Testen Zusammenarbeit stärken

Passende Arbeitshilfen
Der Wandel der Arbeitswelt hat einen Namen: Agilität
Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Mehr als je zuvor. Schneller. Flexibler. Änderungs- und anpassungsfreudiger, um mit dem Tempo, vor allem den geforderten und benötigten Transformationen Schritt halten zu können. Alles Eigenschaften, die auch ein anderes, gar „neues“ Denken fordern und benötigen: Ein agiles Mindset.
Vielleicht ist das Denken gar nicht so „neu“. Flexibel sein. Anpassungsfähig. Änderungswillig. Sie und Ihre MitarbeiterInnen besitzen diese Eigenschaften. Es sind Ressourcen und Kompetenzen, die Sie sich im Laufe Ihres Berufs-Lebens angeeignet haben. Und doch dürfen sich diese Fähigkeiten er-weit-ern – erneut wandeln: Hin zu mehr Agilität.
Agiles Mindset mit einem blinden Fleck
Sie alle – hhmm, vielleicht nur der eine oder die andere – begannen mit Elan und Begeisterung das agile Arbeiten im agilen Team. Ob nun vor Ort im Unternehmen, als Remote Work oder Co-Creation. Doch viel zu oft kommt zweifelsfrei ein Punkt, an dem die Begeisterung und die Motivation abflacht.
Hoffentlich zieht dann in solch einem Moment niemand die Schlussfolgerung: Bad Will, cause it is no bad will, but… Denn ein böser Wille, gar Unlust, Desinteresse oder Verweigerung liegt diesem Abflauen nicht zu Grunde. Vielmehr zeigen sich Grenzen. Grenzen, die von Anfang existierten, aber – vielleicht – im Zuge der Begeisterung und Motivation gegenüber der agilen Ausrichtung etwas „übersehen“ wurden.
Der blinde Fleck der Wahrnehmung hat voll zugeschlagen. Ein blinder Fleck, weil einfach oftmals einige Ressourcen, die agiler werden sollten, „übersehen“ wurden:
- ein Mehr an Flexibilität,
- erhöhter Anpassungswillen,
- Mut zum Ausprobieren,
- offener Umgang mit Fehlern, d.h. auch Fehler willkommen heissen,
- gesteigerte Selbstreflexion,
- ein Mehr an Selbstverantwortung und Selbstorganisation,
- Lernen wollen,
- Schnelle Kursänderung, wenn etwas nicht funktioniert,
- frühzeitige Teilergebnisse liefern, um zu testen, was geht und was nicht
- undundund…
Alles Fähigkeiten und Ressourcen, die bisher in einem gewissen Rahmen – dem Unternehmens-Kontext – eingesetzt wurden. Dieser Rahmen steckte Ihren und den Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter jedoch Grenzen auf. Auch dieser Rahmen war kein böser Wille, sondern einfach eine Orientierungs-Notwendigkeit, an der sich alle mit Ihrer Arbeit, Denken, Verhalten und Tun ausrichten konnten. Mehr war (all die Jahre) nicht gewollt, noch gefordert – beispielsweise mehr Agilität zu wagen.
Jetzt aber bemerken Sie diesen blinden Fleck. Und stellen fest, nicht allein der Rahmen – der Unternehmens-Kontext – sollte sich weiten und öffnen, auch Ihre Mitarbeiter dürfen und sollten die eigenen Fähigkeiten öffnen und weiten. Üben ist deshalb angesagt, um das agile Denken zu stärken, zu festigen und zu verankern. Am besten spielerisch, denn dies ist ja auch ein Bestandteil der Agilität und agiles Denken.
Seminar-Empfehlungen
Agiles Denken stärken: Die Marshmallow Challenge
Iteratives Arbeiten ist ein Element im agilen Arbeiten. Auch hier wird mit Hilfe des Timeboxing ein Rahmen gesteckt. Allerdings benötigt das iterative Arbeiten für ein gutes Gelingen weitere Aspekte – wie Mut etwas auszuprobieren, Team-Hierarchien zu verabschieden und weg vom Ergebnis hin zum Entwicklungs-Prozess zu kommen. Mit der Marshmallow-Challenge wird dies – und vieles mehr – kreativ und spielerisch erlebt, als auch trainiert.
| Die Marshmallow-Challenge im Überblick | |
| Ziel | Es soll ein Turm aus Spaghetti gebaut werden, auf dessen Spitze ein Marshmallow gesetzt wird. Der Turm soll so gross als möglich sein, freistehend und transportierbar. |
| Benötigte Materialien | Je Gruppe:
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| Inspiration | Auf TED-Talk das Debriefing von Tom Wujec zur Marshmallow Challenge gemeinsam ansehen. Bitte erst am Ende der Challenge! |
| Durchführung der Marshmallow Challenge | |
| Team aufteilen | Das Team wird in kleine Gruppen von maximal 5 Personen aufgeteilt. |
| Übung erläutern | Teilen Sie kurz mit, was die einzelnen Gruppen mit den Materialien tun sollen: „Baut einen Turm, so hoch als möglich, der transportierbar und freistehend ist. Und auf dessen höchstem Punkt ein Marshmallow sitzt.“ |
| Timeboxing vorgeben | Die Kleingruppen haben 18 Minuten Zeit für den Bau. |
| Präsentation | Stoppen Sie nach 18 Minuten die Challenge, unabhängig davon, wer fertig ist oder nicht. Die Gruppen stellen ihren Turm an einen vorgegebenen Platz. Wessen Turm stehen bleibt, ist der Gewinner. Die Gewinnergruppe(n) dürfen benannt werden. |
| Gemeinsam reflektieren | Eröffnen Sie die Diskussion. Laden Sie alle im Team ein, sich mit der Challenge auseinanderzusetzen:
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| Gemeinsam Denken neu ausrichten | Meist wird eins sichtbar:
Fazit: „Inspect & Adapt“, ein zentraler Aspekt des agilen Denkens und Arbeitens, kam nicht oder nur sehr gering zum Einsatz. Stattdessen wurde wie bisher gewohnt, das Risiko ans Ende verlagert. Verankern für alle: Es darf gleich zu Beginn ins Risiko gegangen werden. Denn Fehler sind beim agilen Arbeiten willkommen. |
Agiles Denken: Marshmallow-Challenge klug nutzen: 2 Tipps für die Retrospektive
Spielerisch und kreativ brachte die Challenge bestimmt viele interessante Erkenntnisse. Damit diese jedoch nicht „verpuffen“, dürfen diese verankert, als auch mit neuen Lösungen im Alltag umgesetzt werden. Entwickeln Sie gemeinsam umsetzbare Schritte.
Tipp 1: Vertrautes wahrnehmen
Alte Arbeitsweisen, gerade, die im Team verankert sind, sitzen fest und tief. Oft sind diese erst einmal gar nicht so offensichtlich – und wurden hoffentlich bei der Marshmallow Challenge ans Licht geholt. Betrachten Sie gemeinsam die vertrauten Arbeitsabläufe:
- Wie haben wir bisher im Team zusammengearbeitet?
- Welche Rolle und Funktion hatte wer dabei inne und ausgefüllt?
- Wie haben wir bei der Challenge zusammen agiert? Wie jeder einzelne?
- Welche bekannten Verhaltens- und Arbeitsmuster waren (sehr) dominant?
- Wann sind wir wie von der agilen Zusammenarbeit abgewichen?
- Was fällt auf?
- Wenn wir jetzt an die agile Zusammenarbeit denken, was hat gut funktioniert bzw. was war eher hinderlich?
Tipp 2: Gemeinsam „Altes“ loslassen und „Neues“ etablieren
Lenken Sie den Blick auf Lösungen. Besprechen Sie Ideen, was sich ändern darf. Bieten Sie durch Fragen Impulse für erste Schritte:
- Wie können wir das Positive und gut funktionierende stärken?
- Wie können wir das „Hinderliche“ loslassen?
- Wodurch darf das „Hinderliche“ ersetzt werden – von wem wann wie?
- Was sollte sich für die agile Zusammenarbeit ändern?
- Was nehmen wir uns jetzt vor?
- Wie setzen wir es konkret um?
- Auf was wollen wir zukünftig – also ab sofort – achten?