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Spannungen im Team: So lösen Sie Probleme im Team

Probleme und Spannungen im Team blockieren die Zusammenarbeit. Mit Hilfe der Teamübung „Gefühlstopf“ setzen Sie gemeinsam Lösungen frei.

28.02.2023 Von: Brigitte Miller
Spannungen im Team

Ein Team und sein Zusammenspiel

Teamarbeit ist ein vielschichtiger Prozess. Vordergründig geht es natürlich um die Zusammenarbeit, bei der jedes Teammitglied innerhalb seiner Funktion, Kompetenzen und Ressourcen Aufgaben übernimmt. Allerdings spielen natürlich bei dieser Zusammenarbeit viele weitere Komponenten eine Rolle:

  • die Persönlichkeit der Teammitglieder,
  • die (oftmals verdeckte) Hierarchie im Team,
  • der Zusammenhalt im Team,
  • die Eifersüchteleien,
  • die unausgesprochenen Regeln,
  • die (manches Mal oder sehr oft) wechselnden Teammitgliedern,
  • ob oder ob nicht ein ausreichender Prozess der Teambildung stattgefunden hat,
  • die Anforderungen und Erwartungen, die an das Team gestellt werden – vom Team selbst und von aussen,
  • die Ziele, die an das Team gestellt werden,
  • die Vorgaben,
  • der Druck von aussen
  • undundund…

All diese Komponenten prägen und beeinflussen die Zusammenarbeit – und zwar enorm. Und so ist es kaum verwunderlich, dass immer wieder Spannungen im Team auftreten.

Manche Probleme im Team benötigen neue Lösungsmethoden

Probleme im Team gehören somit zur Tagesordnung. Und sind im Grunde die Regel. Sie wissen dies. Das Team weiss es. Deshalb haben sich längst gute Lösungskompetenzen entwickelt, um das eine oder andere Problem in den Griff zu bekommen und nachhaltig zu lösen. Nur, manches Mal klappt es eben nicht.

Vielleicht ist das Problem „neu“. Vielleicht wird das Problem von allen ignoriert. Vielleicht kann das Team das Problem nicht alleine lösen, weil ihm dafür die Ressourcen und Befugnisse fehlen. Vielleicht erzeugt das Problem aber auch viele Emotionen und Spannungen im Team, die eine Lösungsfindung behindern.

In solchen Fällen ist es unerlässlich, sich den Emotionen und Spannungen im Team zu stellen. Die Teamübung „Gefühlstopf“ unterstützt Sie bei diesem Prozess. Denn mit dieser Teamübung dürfen endlich einmal die Spannungen auf „den Tisch“. Dies befreit – auch den Blick auf realisierbare Lösungen.

Mit dem „Gefühlstopf“ Probleme und Spannungen im Team auflösen

Die Teamübung ist einfach durchzuführen. Dennoch benötigt sie ein wenig Vorbereitung. Machen Sie sich deshalb, erst einmal mit dieser Übung vertraut.

Die Teamübung „Gefühlstopf“ im Überblick

Ziele:

  • Sich selbst und seine Emotionen spüren und erkennen
  • Gefühlen einen Ausdruck verleihen –auch differenziert
  • Den anderen und seine Emotion wahrnehmen
  • Problem und Emotionen verknüpfen
  • Neue Problemlösungsstrategien verankern und entwickeln

Dauer:

ca. 30 Minuten

Benötigtes Material:

  • Schnüre bzw. lange Schnur, um den „Gefühlstopf“ auf dem Boden zu markieren
  • Flipchart oder Pinnwand
  • Moderationskarten
  • Papier und Stifte

Umfeld – Raum:

Ein grosser Konferenzraum, bei dem die Tische zur Seite gestellt werden können. In der Mitte des Raumes muss ausreichend Platz geschaffen werden, um den „Gefühlstopf“ weitläufig auf dem Boden mit der Schnur zu markieren.

Regeln:

  • Der „Gefühlstopf“ ist ein geschützter Raum.
  • Wer im „Gefühlstopf“ steht, darf seine Emotionen offen aussprechen.
  • Emotionen werden ausschliesslich durch Ich-Botschaften mitgeteilt.
  • Es werden keine Schuldzuweisungen gemacht.
  • Jeder darf ausreden. Tipp: Vielleicht 1 Minute-Redezeit-Beschränkung einführen.
  • Emotionen sind Emotionen, d.h. es gibt kein richtig oder falsch.
  • Die Emotionen des anderen sind zu akzeptieren und zu respektieren.
  • Die Vielschichtigkeit und Wandelbarkeit der Emotionen wird akzeptiert – auch und gerade während des Übungs-Prozesses.

Den „Gefühlstopf“ im Einsatz

Die Teamübung „Gefühlstopf“ muss von jemandem angeleitet und moderiert werden. In der Regel sind Sie als Führungskraft und Vorgesetzter dafür am besten geeignet.

Ausnahme: Sie selbst sind in das Problem verstrickt oder das Team traut sich nicht, Gefühle offen in Ihrer Gegenwart an- und auszusprechen. Sollte dies der Fall sein, ist es ratsam, ein Teammitglied auszuwählen.

Schritt 1: Den „Gefühlstopf“ einrichten

Markieren Sie den „Gefühlstopf“ durch eine Schnur auf dem Boden. Bitte die Schnur nicht zu eng legen, sondern einen breiten „Gefühlstopf“ legen.

Schritt 2: Das Problem benennen

Bitten Sie das Team, das Problem zu benennen. Notieren Sie es auf dem Flipchart oder der Pinnwand. Und zwar in einem markanten Satz – beispielsweise „Die Aufgaben sind ungerecht verteilt“.

Schritt 3: In den „Gefühlstopf“ treten – und Gefühle spüren

Nacheinander treten alle in den „Gefühlstopf“. Es wird sich im Kreis aufgestellt, so dass jeder jeden sehen kann. Fordern Sie die Teammitglieder auf, erst einmal die eigenen Gefühle zu spüren, die das Problem in ihnen auslöst.

Schritt 4: Gefühle aussprechen

Reihum teilt nun jeder seine Gefühle mit. Wichtig: Nicht nur allein durch Worte. Das Gefühl soll unbedingt auch durch Mimik und Gestik dargestellt werden – beispielsweise fletscht, wer wütend ist, die Zähne, schlägt mit der rechten Faust auf die linke flache Hand und/oder verschränkt die Arme abwehrend vor dem Körper. Oft zeigt sich, dass es ähnliche Emotionen im Team gibt. Bitten Sie die Teammitglieder, die beispielsweise wütend oder verärgert sind, sich innerhalb des „Gefühlstopfs“ zu einer Gefühlsgruppe zusammenzustellen.

Schritt 5: Kurze Distanz – raus aus dem „Gefühlstopf“

Alle treten für einen Moment aus dem „Gefühlstopf“. Wer will, kann das Gefühl kurz „ausschütteln“. Die dargestellten und genannten Gefühle werden notiert.

Schritt 6: Die Bedürfnisse hinter dem Gefühl entdecken

Bitten Sie jedes Teammitglied wieder in den „Gefühlstopf“ – allerdings mit zeitlichem Abstand. Gibt es eine Gefühlsgruppe – beispielsweise „Wut“ - tritt diese gemeinsam in den „Gefühlstopf“.

Fordern Sie nun das einzelne Teammitglied auf, erneut sein Gefühl zu spüren. Das Gefühl sollte präsent sein, um die eine oder andere Frage zu beantworten:

  • „Wenn mein Gefühl reden könnte, was würde es mir/uns mitteilen?“
  • „Welche Bedürfnisse und Wünsche hat mein Gefühl?“
  • „Was benötigt mein Gefühl von mir selbst, damit ich es loslassen kann?“
  • „Was benötige ich vom Team/Vorgesetzten/Geschäftsleitung etc., damit ich nicht länger – beispielsweise wütend – sein muss?“

Notieren Sie die Antworten auf dem Flipchart/der Pinnwand. Bitten Sie dann das nächste Teammitglied der Gefühlsgruppe seine Antworten mitzuteilen. Haben alle ihre Antworten gebeten, darf die nächste Gefühlsgruppe oder das nächste Teammitglied in den „Gefühlstopf“ treten, um dort die Bedürfnisse, die sein Gefühl hat, mitzuteilen.

Tipp: Manches Mal ist es sinnvoller, dem Team Moderationskarten auszuhändigen, auf die jeder die Bedürfnisse, die sein Gefühl hat, zu notieren. Zum einen wird so ausgeschlossen, dass sich gegenseitig beeinflusst wird. Zum anderen, gelingt es auf diese Weise Teammitgliedern, die zurückhaltend sind, ihre Wünsche zu äussern.

Schritt 7: Lösungen finden

War jedes Teammitglied erneut im „Gefühlstopf“, um dort die Bedürfnisse seines Gefühls zu entdecken, verlassen alle wieder den „Gefühlstopf“. Fordern Sie das Team auf, Lösungen zu finden. Damit ausreichend Ideen freigesetzt werden, stellen Sie zur Unterstützung Fragen:

  • Wie kann es gelingen, alle Bedürfnisse zu erfüllen?
  • Welche Kriterien müssten erfüllt werden, damit das einzelne Bedürfnis (bitte genau benennen) erfüllt wird? Fragen Sie gerne das einzelne Teammitglied, das dieses Bedürfnis geäussert hat, welche Kriterien es für notwendig hält.
  • Welche Bedürfnisse widersprechen sich?
  • Worin liegt der Widerspruch?
  • Wie können widersprechende Bedürfnisse verknüpft werden?
  • Wie kann es gelingen Widerspruch aufzulösen?
  • Welchen Kompromiss gibt es?
  • Was wäre eine gute Lösung für alle?
  • Welche Lösung ist in jedem Falle für alle tragbar und akzeptabel?
  • Wie soll die Lösung umgesetzt werden?
  • Wer muss dafür was tun oder was unterlassen?
  • Woran erkennt das Team, das es auf dem richtigen Weg der Umsetzung ist?
  • Woran erkennt das Team, das es wieder rückfällig geworden ist? Was will es dann tun?

Haben sich alle auf die Lösung und die Lösungsschritte geeinigt, bitten Sie das Team sich erneut in den „Gefühlstopf“ zu stellen. Jeder darf und soll nun seinen Gefühlen nachspüren:

  • Wie geht es mir jetzt?
  • Wie sehe ich meine bzw. unsere Zukunft im Team?
  • Was hat mich besänftigt? Was hat mich beruhigt?
  • Wofür bin ich dankbar?
  • Was ist aber auch noch ungelöst? Woran sollte ich/wir alle beim nächsten Mal arbeiten?
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