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Vorsorge für Frauen: Aufgepasst bei diesen Punkten

Zwar bildet man junge Frauen von heute dazu aus, beruflich durchzustarten – sie können diesen Vorsprung aber im Berufsleben schlecht für sich nutzen. Die Möglichkeiten sind beinahe grenzenlos. Doch gesellschaftliche Rollenbilder bremsen Frauen immer noch aus. Erfahren Sie im Artikel, worauf Frauen bei der beruflichen Vorsorge besonders achten sollten.

24.01.2022 Von: Clivia Koch
Vorsorge für Frauen

In der Regel sprechen Menschen, die Geld haben nicht gross darüber. Andere hingegen, die plötzlich zu Geld kommen – aus welchen Gründen auch immer – protzen bei jeder Gelegenheit damit. Ein paar Zitate rund ums Geld:

  • Jean Paul Getty (US-amerikanischer Öl-Tycoon) sagte: «Über Geld spricht man nicht, man hat es.»
  • Danny Kaye (US-amerikanischer Schauspieler) meinte: «Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu.»
  • Und noch ein deutsches Sprichwort: «Frauen und Geld regieren die Welt.»

Das Thema Geld begleitet uns ein Leben lang. Es ist egal, ob dies im privaten, beruflichen oder gesellschaftlichen Kontext ist.

Mal offen über Geld zu reden. Das ist fast wie ein Vertrauensbeweis. Den persönlichen Wert des Geldes bestimmt jeder/jede selbst. Frauen stehen den Männern heute bezüglich Finanzwissen nicht nach. Doch sie kümmern sich zu wenig um die eigenen Finanzen. – da sind sich Banken, Vorsorgeexperten und Frauennetzwerke für einmal einig. Warum ist das so?

Altersarmut ist weiblich – ein Naturgesetz?

Junge Frauen sind gut ausgebildet und es besteht in der Schweiz eine zunehmende Nachfrage der Frauen nach bezahlter Arbeit. Dies zeigt sich im steilen Anstieg der Frauenerwerbsquoten in den letzten zwei Jahrzehnten sehr deutlich. Die Erwerbsquoten der 15- bis 64-jährigen Frauen und Männer gleichen sich immer wie mehr an. Seit Ende der 90er Jahre ist jene der Frauen gestiegen, während die der Männer zunächst leicht zurück- gegangen und seit 2004 stabil geblieben ist. Die Schweiz liegt mit den Erwerbsquoten von Mann und Frau im europäischen Vergleich auf dem 2. Rang. Nur Island hat eine noch höhere Erwerbsquote.

Die schlechte Nachricht: Es arbeiten hierzulande mehr erwerbstätige Frauen Teilzeit und in kleineren Prozentanteilen als in den Nachbarländern. Teilzeitarbeit bedeutet häufig schlechtere soziale Absicherungen (z.B. bei der Pensionskasse), tiefere Löhne sowie geringere Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen. Andererseits ermöglicht ein Teilpensum andere Aktivitäten, etwa ein Studium, eine Weiterbildung oder ein freiwilliges Engagement.

Während die Erwerbsquote in der Schweiz in den letzten dreissig Jahren zwar zugenommen hat, ist im Vergleich die Vollzeitbeschäftigung der Frauen eher zurückgegangen.

Für Frauen ist die Rente bis in die 1960er aufgrund ihrer niedrigen Lebenserwartung und der Versorgung durch den Ehemann kein Thema.

Demnach mussten sich Frauen wenig Gedanken über ihre finanzielle Absicherung im Rentenalter machen. War eine Frau berufstätig wurde ihr oftmals automatisch mit Bekanntgabe der Verlobung gekündigt, denn sie hatte ja eine andere Einkommensquelle.

Warum strebten die Frauen anfangs der 70er Jahre nach dem Recht auf Bildung und Arbeit? Ich bin selbst Ende der 70er Jahre ins Berufsleben eingestiegen. Wir hatten nicht die gleichen Ausbildungschancen wie die heutigen Frauen. Wir aber wollten unabhängig vom Einkommen des Mannes sein und auf eigenen Beinen stehen. Und trotz guter Ausbildung liessen uns beispielsweise die Grossbanken nicht im Finanzbereich arbeiten. So starteten wir meist als Assistentinnen und arbeiteten uns durch die gläserne Decke durch. Für die erste Kaderstelle stand ich, wohlgemerkt mit 27 Jahren, für ein Jahr unter Probe. Erst nach einem Jahr wurde ich offiziell ernannt. Bis dahin hatte ich zwar die ganze Verantwortung, aber meine männlichen Mitarbeitenden verdienten mehr – na ja, sie waren auch älter und sie hatten eine Ehefrau und Kinder, die es zu ernähren galt.

Als ich dann später CEO wurde und über ein Vermögen von 8 Mrd. (als Frau) wachte, kam ich zu meinem Erstaunen gleich in der «Handelszeitung» und in der Zeitschrift «Women in Business» unter die einflussreichsten Frauen in der Schweiz.

Dabei wollte ich einfach unabhängig sein. Mein Vater wollte das Baugeschäft nicht einer Tochter weitergeben. Er hatte das Pech, vier Töchter zu haben und ich brachte den passenden und ersehnten Schwiegersohn nicht mit nach Hause. Trotz seinen Bemühungen, mir den Richtigen vorzustellen und so die Nachfolge zu sichern. Also blieb ihm nichts anders übrig als zu verkaufen. Und mir? Karriere zu machen, denn ich wollte unabhängig bleiben.

Und heute sieht die Realität laut einer Umfrage der Frauenzeitschrift «Annabelle» – auch 50 Jahre später – nicht wirklich besser aus: Jede zweite Frau würde zu wenig verdienen, um ihren Lebensunterhalt allein bestreiten zu können. Ja, liebe Frauen, wir müssen reden!

Liegt es an unserer Geschichte oder an unserem Wohlstand?

Die Mühlen in der Schweiz scheinen tatsächlich etwas langsamer zu mahlen. Bis 1988 stand im Gesetz: «Der Ehemann ist das Haupt der Gemeinschaft. Er bestimmt die eheliche Wohnung und hat für den Unterhalt von Weib und Kind in gebührender Weise Sorge zu tragen». Wer denkt, dieser Artikel sei mit Einführung des Frauenstimmrechts gekippt worden, liegt falsch. So hatte die Frau bis 1988 selbst vor dem Kauf eines Staubsaugers streng rechtlich die Zustimmung des Ehemanns einzuholen! Das Scheidungsrecht, das noch aus dem Jahr 1907 stammte, wurde 1990 immerhin revidiert und trat 2000 in Kraft. Heute feiern wir 50 Jahre Frauenstimmrecht – und einige wichtige Gesetze wurden angepasst. Bildungsmässig stehen Frauen aktuell alle Türen offen und Unternehmen bemühen sich, mehr Frauen für Führungspositionen zu gewinnen.

Warum gibt es immer noch Baustellen bezüglich Gleichstellung und finanzieller Absicherung und Unabhängigkeit der Frauen?

Je fortschrittlicher sich ein Land gibt, desto geringer ist der Anteil an Studentinnen in den sog. Mint-Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Ausgerechnet die nördlichen Musterstaaten wie Finnland, Norwegen und Schweden bilden auf dieser Rangliste die Schlusslichter. Dafür sind Länder ganz vorne, die nicht unbedingt für Gleichstellung bekannt sind, nämlich Algerien, Tunesien, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Wirtschaftliche Unabhängigkeit scheint nicht das oberste Ziel der Frauen zu sein. Aber warum ist das so? In unseren Breitengraden setzen die Frauen eher auf Selbstverwirklichung und persönliche Entfaltung. Sie glauben, es sich leisten zu können. Daran ist zwar auf den ersten Blick nichts falsch – wenn man es sich eben langfristig leisten kann. Ein guter Lohn bedeutet Sicherheit im Alter, Freiheit, Unabhängigkeit und bessere Möglichkeiten für unsere Kinder.

Das häufigste Familienmodell in der Schweiz besteht immer noch aus dem Mann, der 100% arbeitet, und der Frau, die einem Pensum von maximal 50% nachgeht. Bei der zweithäufigsten Konstellation ist der Mann der Alleinernährer. Konkret: 32% der Frauen im erwerbsfähigen Alter gehen keiner bezahlten Arbeitstätigkeit nach. Meist sitze ich sprachlos am Tisch, wenn junge Frauen ganz nebenbei erzählen – in einer Frauenrunde natürlich –, dass sie sich ihren Männern bezüglich Ausbildung überlegen fühlen, aber zugunsten von Kindern und flexibler Arbeitseinteilung auf eine Karriere verzichten.

Meine Mutter leitete mit meinem Vater den Betrieb. Er wäre nie so erfolgreich gewesen, hätte sie nicht mitgearbeitet. Nebenbei zog sie noch uns vier Töchter gross. Ich erinnere mich, dass sie von meinem Vater den gerechten Lohn einfordert. Sie bekam ihn auch. Bei der Scheidung zog sie allerdings den Kürzeren, denn das alte Scheidungsrecht ging wohl immer noch davon aus, dass für den Erfolg eines Unternehmens allein der Mann verantwortlich sein kann.

Ich habe gelernt: Der Ehemann ist keine Altersvorsorge! Und niemals alles auf nur eine Karte setzen.

Gut, das Scheidungsrecht hat sich angepasst. Die Frauen dürfen und sollen auch mehr zum gemeinsamen Lebensunterhalt beitragen. Das hat kürzlich das Bundesgericht entschieden. Die Ehefrau bekommt nicht mehr per se den nachehelichen Unterhalt. Der Aufschrei der Gewerkschaften und Frauenorganisationen liess nicht lange auf sich warten und zeigt: Die Frauen sind und waren auf das nicht vorbereitet. Warum denn nicht? Haben die Frauen nicht längst gelernt, ihre Stimme zu erheben und zu verhandeln? Warum regeln sie das Zusammenleben mit einem Konkubinatsvertrag, nicht aber die Ehe mit einem Ehevertrag? Wegen den Schmetterlingen im Bauch? Haben andere Dinge Priorität? Oder glauben sie, dass sie nie so alt werden und lassen es sich lieber heute gut gehen? So geht den Frauen wichtige Zeit verloren, die Frauen  für die Altersvorsorge brauchen.

Die Panik kommt irgendwann und das Renten-Dilemma wird plötzlich sehr greifbar.

Und jetzt kommt noch die AHV-Reform. Ich wurde von verschiedenen Seiten eingeladen, den Appell «Hände weg von den Frauenrenten» zu unterzeichnen – gegen die geplante Angleichung des Frauenrentenalters auf 65. War das Frauenrentenalter nicht schon einmal bei 65 Jahren? Nach unten angepasst auf 63 und 62 wurde es 1957 und 1964. Zudem wurde damals bereits eine Ehepaarrente ausgerichtet, wenn der Mann 65 Jahre und die Frau mindestens 60 Jahre alt waren. Böse Zungen behaupteten damals, dass Männer in ihrem Ruhestand nicht alleine gelassen werden wollten. Tatsächlich aber waren die damaligen Argumente wesentlich ernüchternder: «Physiologisch betrachtet ist die Frau trotz ihrer höheren Lebenserwartung dem Mann gegenüber im Nachteil» – war die Rechtfertigung. Heute beziehen die Frauen von der AHV die gleiche Rente wie die Männer. Es gibt praktisch keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern.

Wie sieht die Vorsorge für Frauen aus? Natürlich beziehen die Frauen insgesamt deutlich tiefere Renten – aber aus der beruflichen Vorsorge. Und selbstverständlich muss das Problem angegangen werden. Aber doch nicht so! Schnell werden alle Privilegien den Männern zugeordnet und uns die Nachteile. Wo bleibt da die Eigenverantwortung? Wir haben auch Vorteile: Wir leben durchschnittlich fünf Jahre länger ohne physiologischen Nachteil und müssen noch immer nicht ins Militär.

Die berufliche Vorsorge bildet das Erwerbseinkommen des Ehepaars ab. Entscheidet sich heute ein Paar dafür, dass eine Person Teilzeit arbeitet und die andere Vollzeit, was bei den meisten Paaren der Fall ist, wird in der Vorsorge für Frauen ihre zukünftigen Renten auf genau diesem gemeinsamen Einkommen berechnet. Bei einer Scheidung kommt es zu einem Splitting und jeder/jede erhält die Hälfte des während der Ehe angesparten Altersguthabens. Gegen dieses Modell spricht grundsätzlich nichts, solange die Paare nicht zwei Haushalte führen müssen.

Im Grund wissen wir: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Das Prinzip der Vorsorge, setzt darauf, dass Risiko möglichst zu umgehen oder für den Ernstfall vorgesorgt zu haben. Sichere Arbeitsplätze für die gesamte Dauer des Erwerbslebens gibt es nicht mehr. Brüchige Erwerbsbiografien nehmen zu. Wir werden unsere Sozialsysteme so oder so umbauen müssen. Das Arbeitsleben ist heute wesentlich komplizierter als noch vor einigen Jahrzehnten. Wirtschaftskrisen, Finanzkrisen, Gesundheitskrisen – es gibt viele Gründe, die unser gesellschaftliches Leben ins Wanken bringen können.

Geschlechtsspezifische Erwartungen in einer Partnerschaft führen oft nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer zu Problemen. Studien wie die «National Longitudinal Survey of Youth» (1977 bis 2011) belegen: Je höher die finanzielle Verantwortung Männer allgemein übernehmen, desto mehr verschlechtert sich ihr psychisches Wohlbefinden. Bei Frauen ist das Umgekehrte zu beobachten. Je mehr sie zum Familieneinkommen beitragen können, desto besser fühlen sie sich. Das erstaunt nicht, schliesslich ist man zusammengekommen, um Seite an Seite für die Verwirklichung der gemeinsamen Lebensträume kämpfen.

Mit zunehmendem Wunsch nach Sicherheit und Autonomie werden sich Frauen auch bei uns früher oder später mit Finanzthemen und der Vorsorge für Frauen auseinandersetzen müssen. Manchmal scheint es bequemer, den Stein gar nicht erst ins Rollen zu bringen. Anstatt einen Appell zu unterzeichnen, nehmen wir doch die Dinge besser selbst im eigenen Umfeld in die Hand.

Fazit zur Vorsorge für Frauen

Liebe Frauen, warten Sie nicht darauf, dass sich die Dinge von selbst regeln oder bis andere das für Sie tun. Die tun das nämlich entweder gar nicht und wenn doch, dann viel zu spät. Eine Auseinandersetzung mit den Lebenszielen und eine unabhängige Beratung sind essenziell, um die wirtschaftlichen Ziele und Wünsche im Leben zu erreichen. Ich glaube nicht, dass Frauen andere Produkte brauchen als Männer. Aber mehr Mut und Eigenverantwortung, die Ziele zu formulieren. Und gerade als Frau gibt es manchmal ganz besondere Herausforderungen, die gemeistert werden müssen.

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