Ökonomischer Gewinn: So wird der ROCE berechnet
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Ökonomischer Gewinn als Massgrösse für die Wertschaffung
Schafft der Geschäftsführer eine Verzinsung des Capital Employed über den Anforderungen der Kapitalgeber, entsteht ein ökonomischer Gewinn (economic value). Dieser wird auch als Residual- oder Übergewinn bezeichnet. Solche Überlegungen sind vom Grundprinzip her schon seit Jahrhunderten bekannt. Schon bei Robert Hamilton findet sich 1779 die Aussage, dass der Jahresgewinn mit den Eigenkapitalkosten zu vergleichen ist. Wirklicher Gewinn entsteht nur dann, wenn ein Überschuss über diese Eigenkapitalkosten erwirtschaftet wird (vgl. Hamilton 1779, S. 246).
Berechnung des ökonomischen Gewinns
Bekannt wurde das Konzept des ökonomischen Gewinns durch die Unternehmensberatung Stern Stewart & Co. unter dem Namen Economic Value Added (EVA®). In der Zwischenzeit existieren, je nach Beratungsunternehmen, verschiedene Namen für das mehr oder weniger gleiche Konzept. Um nicht noch einen neuen Begriff einzuführen, folgen wir der Empfehlung von Hostettler und bezeichnen den ökonomischen Gewinn mit xVA wobei x für den Namen des Unternehmens steht. (Hostettler 2007, S. 33-34). Ein ökonomischer Gewinn (xVA) wird dann generiert, wenn der EBIT die risikogewichteten Eigen- und Fremdkapitalkosten (Capital Employed x Kapitalkostensatz) übersteigt.
xVA = EBIT - Capital Employed × Kapitalkostensatz
xVA ist definitorisch nicht mit dem EBT zu verwechseln, da zusätzlich zu den Fremdkapitalkosten auch noch die Eigenkapitalkosten sowie die Ertragsteuern, die im Kapitalkostensatz mit enthalten sind, abgezogen werden.
In einer Periode wird somit Wert generiert, wenn die Verzinsung des Capital Employed - also der Ist-ROCE – höher ist als die Kapitalkosten. Letztere können auch als Ziel-ROCE bezeichnet werden.
xVA = (Ist-ROCE - Ziel-ROCE) × Capital Employed
Die Höhe der Kapitalkosten (den Ziel-ROCE) bestimmen überwiegend die Fremd- und Eigenkapitalgeber, also der Markt.
Die Geschäftsführung hat drei entscheidende Stellhebel zur Verfügung, den xVA zu erhöhen. Erstens einen möglichst hohen EBIT zu erwirtschaften, zweitens möglichst wenig Vermögen dafür zu benötigen und drittens das notwendige Vermögen mit möglichst viel Gratiskapital zu finanzieren. Diese Abbildung zeigt den Zusammenhang zwischen Gratiskapital und xVA.
Je grösser der Anteil des betriebsnotwendigen Vermögens ist, der mit Gratiskapital finanziert ist, desto mehr Geld bleibt bei gleichbleibendem EBIT für die Entlöhnung des Capital Employed übrig. Diese eigentlich banale Erkenntnis erklärt, warum der Ist-ROCE bei steigendem Anteil Gratiskapital ebenfalls steigt. Dem Unternehmen verbleibt nach der Erfüllung der risikogewichteten Zinserfordernis (Ziel-ROCE = 10%) ein grösserer Anteil des EBIT, was der Wertsteigerung oder eben dem ökonomischen Gewinn entspricht.
Der Geschäftsführer sollte somit alles unternehmen, sich mit Gratiskapital zu refinanzieren. Da dieses zur Hauptsache aus Lieferantenschulden, Kundenanzahlungen und Rückstellungen besteht, ist das Ausmass der so erreichbaren Finanzierung jedoch beschränkt.
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