Vertrauen: Wie Sie mit Vertrauen Ihre Mitarbeitenden motivieren

In Zeiten der Agilität wichtiger denn je: Vertrauen. Und als Führungsinstrument unschlagbar. Stärken Sie Ihr Vertrauen in Ihre Mitarbeiter und deren Vertrauen in Sie.

15.10.2025 Von: Brigitte Miller
Vertrauen

Vertrauen - so selbstverständlich 

Jeden Tag bringen Sie als Führungskraft Ihrem Team und jedem einzelnen Mitarbeiter eins entgegen: Vertrauen. Dieser Soft-Skill, vielleicht eher Wert oder gar Tugend genannt, ist nicht allein ein wichtiges Führungstool, sondern auch der Kitt in der Arbeitsteilung und dem Miteinander. Sie vertrauen darauf, dass Ihr Team 

  • sich selbst gut organisiert, 

  • vielleicht auch agil(er) agiert,

  • Verantwortung für die Aufgaben, Arbeiten und deren Durchführung übernehmen,

  • die Zusammenarbeit zeitlich klug gestaltet, 

  • respektvoll und freundlich mit den KundInnen umgeht,

  • sich gegenseitig unterstützt – bei allen Anliegen und Aufgaben, 

  • Fehler, Probleme oder Unsicherheiten erkennt, diese anspricht, mitteilt und löst,

  • und so vieles mehr. 

Sie als Führungskraft schenken Ihrem Team Ihr Vertrauen. Wieder und immer wieder. Es geht im Grunde auch nicht anders. Sie müssen abgeben, d.h. Ihre Aufgaben als Führungskraft sind so umfangreich, dass Sie gar nicht permanent vor Ort sein können, um alles zu kontrollieren und zu prüfen oder gar selbst durchzuführen. Das geht einfach nicht. Eine Tatsache, die Ihnen vertraut ist, ja vertraut. Eigentlich ist es – dieses Vertrauen – somit (fast) eine Selbstverständlichkeit, über das dann auch nicht weiter (oder viel) geredet und nachgedacht wird. 

Hat Ihr Unternehmen gar die agile Transformation gestartet – vielleicht schon länger, vielleicht auch erst vor kurzem – erhält Vertrauen eine weitere Gewichtung. Denn Sie geben ja innerhalb der Agilität so viel ab. Oder anders ausgedrückt: Sie übergeben dem Agilen Team ein Mehr an Selbstorganisation, Selbstverantwortung und Eigenständigkeit. 

Übung: Sie und Ihr Vertrauen 

Halten Sie für einen Moment inne. Widmen Sie sich diesem wunderbaren Soft-Skill und Wert: Vertrauen. Lassen Sie dieses Wort in sich nachwirken, gar hineinsacken, denn das Wort allein triggert schon viele fabelhafte Assoziationen: 

  • Ver-TRAUE-n: „Da traue ich mich etwas“ oder „Was müsste ich mich trauen/wagen, um dies zu tun?“

  • Vertrauen: erwarten, rechnen mit, glauben, zählen auf, voraussetzen, Zuversicht haben, sich verlassen, hoffen. 

Folgen Sie einmal der mentalen Bewegung, die der eine oder andere Wort-Impuls liefert. 

  • Was poppt da gerade ganz spontan auf?

  • Was verbinden Sie selbst mit Vertrauen?

  • Worauf zählen Sie, wenn Sie Ihrem (agilem) Team Vertrauen entgegenbringen?

  • Was erwarten Sie von dem einzelnen Mitarbeiter?

  • Was bedeutet es für Sie, in diesem Moment und der jeweiligen Aufgabe dem Team Ihr Vertrauen entgegenzubringen? Was müssen Sie dafür tun? Was müssen Sie loslassen?

Vielleicht wollen Sie Ihre Einsichten noch ein wenig mehr vertiefen. Vielleicht möchten Sie ergründen, was Vertrauen für Sie bedeutet. Wenn Sie möchten, beenden Sie die folgenden Sätze (oder einzelne von diesen Sätzen) so oft Sie können und wollen:

  • „Auf mein Team/Namen des Mitarbeiters zu vertrauen, bedeutet für mich…“

  • „Ich vertraue darauf, dass das Team/Namen des Mitarbeiters was tut/wie durchführt/worauf achtet…“

  • „Damit ich dem Team/Namen des Mitarbeiters vertrauen kann, sollte wie was wann wo ausgeführt/welches Ergebnis vorliegen/welche Aspekte beachtet werden etc. …“

  • „Ich kann mich darauf verlassen, dass…“

  • „Ich erwarte, dass…“

  • „Mein Vertrauen in das Team/Namen des Mitarbeiters wird be- und gestärkt, wenn…“

  • „Ich vertraue dem Team/Namen des Mitarbeiters folgendes an…“

  • „Ich traue dem Team/Namen des Mitarbeiters zu, dass…“

Lassen Sie Ihre Antworten auf sich wirken. Spüren Sie dem Vertrauen nach, dass Sie Ihrem Team und jedem einzelnen Mitarbeiter entgegenbringen. Würdigen Sie Ihr Vertrauen. Jetzt. Einmal. 

Vertrauen – ein empfindliches Band 

Ihre Antworten haben viel bewegt. Vielleicht – hoffentlich – auch ein Gefühl der Stärke. Vertrauen löst solch ein Gefühl aus. Und sicherlich haben Sie noch eins gespürt. Wie stark das Vertrauen zwischen Ihnen und Ihrem Team ist. Ein starkes Band des Vertrauens existiert, nicht wahr? Wie schön.

Ein Band, dass jeden Tag gestärkt wird. Ein Band, dass aber auch Belastungen ausgesetzt ist. Denn manches Mal wird das Band – das Vertrauen – enttäuscht oder gar gebrochen. Leider. Geschehen tut dies. Vielleicht hat ein Mitarbeiter einen Fehler verschwiegen. Vielleicht blockiert ein Mitarbeiter die Zusammenarbeit im Team. Vielleicht verfällt das Team trotz stetem Agilem Coaching wieder in alte Muster der Zusammenarbeit zurück. Vielleicht praktiziert ein Mitarbeiter gerne und häufig die Rückdelegation. 

In solchen Momenten geschieht viel. Sie sind möglicherweise verärgert und frustriert. Sie stellen, je nach Schwere des Fehlers und Vorfalls, fest „Da werde ich zukünftig ein Auge draufhaben. Ich kann gerade nicht darauf vertrauen, dass dies zukünftig korrekt durchgeführt wird“. 

Das Band des Vertrauens hat einen kleinen Knacks erhalten. Den spüren Sie. Und Sie spüren auch, wie eine Frage aufpoppt: Wie kann das Vertrauen wieder gestärkt werden?

Übung: Vertrauen, das empfindsame Band 

Rufen Sie sich jetzt einige Situationen und Geschehnisse in Erinnerung, in denen Ihr Vertrauen in Ihr Team und/oder Ihren Mitarbeiter beschädigt wurde. 

  • Was war geschehen?
  • Wer war alles beteiligt?
  • Welche Auswirkungen hatte das Tun oder Nicht-Tun auf die Arbeit, das Team?
  • Worauf hatten Sie vertraut?
  • Welches Vertrauen hatten Sie entgegengebracht?

Betrachten Sie sich den Vertrauensverlust etwas genauer. 

  • Auf welche Art und Weise wurde Ihr Vertrauen beschädigt?
  • Wenn Sie den Vertrauensverlust auf einer Skala von 1 bis 10 einordnen würden, welche Zahl würden Sie vergeben?
  • Was folgt für Sie daraus – in Ihrem Führungsverhalten gegenüber dem Team und/oder dem Mitarbeiter?

Spüren Sie dem Vertrauensverlust nach. 

  • Was vermuten Sie, könnte/n die Ursache/n für diesen Vertrauensbruch sein?
  • Was hatte das Team/den Mitarbeiter wohl veranlasst, das zu tun, was getan wurde?
  • Wurden die Vereinbarungen klar getroffen und kommuniziert?
  • Wurden Ihre Erwartungen klar kommuniziert?
  • Erhielt das Team/der Mitarbeiter Kriterien für die Selbstkontrolle?
  • Auf welche Art und Weise haben Sie vielleicht selbst ein wenig zu diesem Vertrauensverlust beigetragen?

Vertrauen – ein Band der Gegenseitigkeit 

Allerdings – und dies wissen Sie -, ist Vertrauen kein einseitiges Ereignis. Im Gegenteil. Beide Seiten sind beteiligt. Es ist ein Geben und Nehmen des Vertrauens: 

  • Sie gegenüber Ihrem Team und Ihren Mitarbeitern
  • Ihr Team und Ihre Mitarbeiter Ihnen gegenüber, die Ihnen ihr Vertrauen schenken. 

Diese Gegenseitigkeit darf nie unterschätzt werden. Denn beide bedingen sich ja – wieder und immer wieder. Stellen Sie sich beispielsweise einmal vor:

  • Sie als Führungskraft geben dem Team Ihr Wort sich um ein bestimmtes Anliegen zu kümmern. Ihr Team vertraut auf Sie. Und nimmt Sie beim Wort. Nur, Sie liefern nicht. Aus welchen Gründen auch immer klären Sie das Anliegen nicht. Das Team wird enttäuscht sein, frustriert, vielleicht auch verärgert. In jedem Falle aber hat jetzt das Vertrauen, das das Team Ihnen entgegenbringt, gelitten. Mit unterschiedlichen Folgen: Vielleicht denkt das Team „Die Führungskraft hält sich nicht an ihre Zusagen. Dann können wir unsere Zusagen auch lässiger verstehen und umsetzen.“ Vielleicht führt dies zu einem nachlassenden Leistungsniveau und so sinkt Ihr Vertrauen in das Team.
  • Sie fordern bestimmte (Unternehmens-)Werte ein. Vielleicht einen respektvollen und offenen Umgang miteinander. Doch Sie selbst geben bei einer Betriebsfeier so manche abwertende Bemerkung über eine Frau mit Migrationshintergrund zum Besten. Da wird auch Vertrauen beschädigt.
  • Ein Mitarbeiter hält sich seit einiger Zeit immer wieder nicht an Absprachen. Ihr Vertrauen in ihn und sein Tun sinkt auf einen Tiefstand. Mit der Folge: Sie vertrauen ihm bestimmte Aufgaben nicht länger an. Dadurch wird sein Vertrauen in die eigene Leistung schwinden und/oder sein Vertrauen in Ihre Führungsfähigkeiten. 

Bei dem Blick auf die negativen Geschehnisse, darf unbedingt hervorgehoben werden: Jeden Tag gibt es in Ihrem Miteinander ganz viele Momente und Ereignisse, die das gegenseitige Vertrauen stärken. Vielleicht

  • hat Ihr Mitarbeiter die Aufgabe früher als geplant erledigt,
  • hat das agile Team den Kunden mit dem ersten Ergebnis überzeugt,
  • wurde ein Problem frühzeitig entdeckt, angesprochen und gelöst. 

Deshalb wagen Sie einen ausgewogenen Blick auf das Band des gegenseitigen Vertrauens. Nehmen Sie wahr, was das gegenseitige Vertrauen schwächte und – ganz wichtig – stärkte. 

Übung: Gegenseitiges Vertrauen ist empfindsam 

Sensibilisieren Sie sich für das Wechselspiel des Vertrauens. Fragen Sie sich: 

  • Wann gab es Momente, in denen das gegenseitige Vertrauen gestärkt/gemindert wurde?
  • Was wurde wie von wem in diesem Moment getan?
  • Wie hat sich dies auf das gegenseitige Vertrauen ausgewirkt?

Betrachten Sie das Vertrauen, das Ihnen Ihr Team schenkt und entgegenbringt.

  • Worauf vertraut Ihr Team?
  • In welchen Bereichen bringt Ihnen Ihr Team (immenses) Vertrauen entgegen?
  • Wann haben Sie das Vertrauen gebrochen? Weshalb?
  • Was tun Sie, um das Vertrauen, das das Team in sie hat, zu festigen?
  • Was können Sie zukünftig tun, um dieses Vertrauen zu stärken?

Motivierte Mitarbeiter: Ohne Vertrauen undenkbar

Zweifelsfrei ist Ihnen jetzt erneut bewusstgeworden: Vertrauen ist so wichtig. Denn Ihr Vertrauen 

  • schenkt dem Team/Mitarbeiter Freiräume für das eigene Tun,
  • überträgt ihm neue Aufgaben,
  • vermittelt immer wieder „Ich traue Ihnen etwas zu“,
  • bestärkt die Fähigkeiten des Mitarbeiters, weil er diese gezielt(er) einsetzt,
  • lässt ihn Neues wagen, Fehler eingestehen und Probleme lösen
  • undundund…

Und sein Vertrauen in Sie

  • steigert sein Engagement,
  • stärkt die Identifikation mit seiner Arbeit und dem Unternehmen,
  • beschert ihm die wichtige emotionale und psychologische Sicherheit, um z.B. offen Ideen auszusprechen,
  • stützt ihn bei seiner Arbeit,
  • erhöht sein Leistungsniveau
  • undundund…

Vertrauen mag zwar „nur“ ein Soft-Skill sein. Doch an dessen Einfluss auf die Mitarbeitermotivation darf sich täglich erinnert werden. All die vielen Fragen und Ihre Antworten haben Ihnen erste Ideen beschert, wie Ihr Vertrauen in Ihr Team und das gegenseitige Vertrauen für motivierte Mitarbeiter sorgen. Gehen Sie deshalb vertrauensvoll mit Ihrem Vertrauen um.

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