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Eingangsrechnungen: Zentrale Punkte für die Digitalisierung

Die Digitalisierung von Routine-Prozessen in Unternehmen schreitet mit rasantem Tempo voran und stellt dabei in mehrfacher Hinsicht neue Anforderungen. Im Hinblick auf eine Automatisierung weisen vor allem zahlreiche Prozesse in den administrativen Bereichen gute Voraussetzungen auf, wenn es Unternehmen darum geht, Abläufe kosteneffizienter, schneller und weniger fehleranfällig zu gestalten. Im Besonderen finden sich verschiedene Prozesse im Finanzbereich, die dann ein grosses Potenzial aufweisen, wenn es sich um repetitive Routineprozesse in grosser Zahl handelt, da bei diesen besonders gute Voraussetzungen für eine Digitalisierung bzw. robotergesteuerte Automatisierung vorliegen. So hat die CFO-Studie 2020 der Unternehmensberatung Horvath & Partners gezeigt, dass die Standardisierung, Automatisierung und Zentralisierung der Finanzprozesse aus Sicht der europäischen CFOs von besonders hoher Bedeutung ist.

28.11.2022 Von: Prof. Dr. Thomas Rautenstrauch
Eingangsrechnungen

Es stellt sich die Frage, wie die infrage kommenden Prozesse automatisiert und dabei zugleich den rechtlichen, fachlichen und technischen Anforderungen Rechnung getragen werden kann. Vor allem die Wechselbeziehungen und Konsequenzen einer zunehmenden Digitalisierung und das interne Kontrollsystem mit Bezug auf Buchführung und Rechnungslegung bedürfen einer genaueren Betrachtung. Diese wird im vorliegenden Beitrag auf den Prozess der Verarbeitung von Eingangsrechnungen (engl. Purchase-to-Pay) bezogen.

Prozessablauf zur Verarbeitung von Eingangsrechnungen

Der Verarbeitungsprozess startet regelmässig mit dem Eingang einer Lieferantenrechnung. Diese kann in unterschiedlicher Form das Unternehmen erreichen: als Papierrechnung, als elektronische Rechnung in einem digitalen Format (PDF) oder direkt als elektronische Rechnung (E-Invoice). Im Unterschied zu E-Invoices müssen Rechnungen in Papierform zunächst gescannt werden, bevor sie wie elektronische Rechnungen im PDF-Format im Anschluss via OCR (Optical Character Recognition) ins System eingelesen werden. Das bedeutet, dass durch das OCR-Scanning Texte auf einem gescannten oder bereits digitalen Bild erkannt werden und anschliessend in ein Text-Dokument umgewandelt werden. Aus den gescannten Images werden die MWST-relevanten Daten der Rechnung (Kreditor-Stammdaten, Belegnummer, Belegdatum, Betrag etc.) extrahiert sowie gegebenenfalls mit dem Kunden vereinbarte spezifische Felder durch entsprechende Softwaresysteme ausgelesen und mit den Stammdaten abgeglichen. Hier finden Sie die Abbildung "Workflow Rechnungsverarbeitung".

Danach durchläuft die Rechnung einen definierten Freigabeworkflow. Für den Fall, dass eine Rechnung nicht vollständig validiert bzw. eine im System hinterlegte Validierungsregel nicht erfüllt wird, erfolgt eine Information an die Kreditorenbuchhaltung. Für die automatische Validierung sowie für die manuelle Nachbearbeitung ist die Qualität der bereitgestellten Stammdaten von zentraler Bedeutung.

Kreditoren-Stammdaten und Materialstammsätze werden in ausreichender Qualität benötigt werden, um bei Rechnungen z.B. den Lieferanten gleich per OCR zu ermitteln. Fehlen diese bzw. sind sie unvollständig, kann der Lieferant nicht automatisch ermittelt werden und es sind manuelle Nacharbeiten notwendig, was wiederum einen erhöhten Prozessaufwand nach sich zieht.

Im Anschluss an diese Belegaufbereitung werden alle Vorgänge digitalisiert und nach erfolgter Qualitätsprüfung automatisiert an den nächsten Verarbeitungsprozess übergeben. Der aufbereitete Beleg ist hinsichtlich der Qualität sowie der gesetzlich vorgeschriebenen bildhaften Übereinstimmung mit dem Original sicherzustellen. Der auftraggebende bzw. beziehende Fachbereich prüft die Eingangsrechnung auf korrekte Leistungserfüllung und bestätigt seine Prüfung durch Freigabe, Rückweisung oder Ablehnung der Rechnung. Bei abgelehnten Rechnungen wird der Beleg gelöscht bzw. storniert.

Zurückgewiesene Rechnungen gelangen zurück an die Kreditorenbuchhaltung, welche den Beleg entsprechend verändert bzw. anpasst und anschliessend nochmals an den zuständigen Fachbereich zur erneuten Prüfung zustellt.

Freigegebene Rechnungen werden an den zuständigen Entscheider mit Finanzkompetenz zur finanziellen Prüfung und Freigabe übergeben. Nach der Freigabe werden freigegebene Rechnungen definitiv gebucht. Abgelehnte Rechnungen werden zurück an den Fachbereich bzw. die Kreditorenbuchhaltung zur weiteren Bearbeitung gesendet.

Im Freigabeprozess kann durch eine Kompetenzmatrix die finanzielle Qualifikation der einzelnen Mitarbeitenden mit deren Tätigkeit und Funktion geregelt werden. Die Geschäftskompetenz sollte hier der hierarchischen Stufe vorangehen, damit gewährleistet ist, dass Entscheidungsträger ihre Tätigkeit uneingeschränkt ausüben können. Die Vorgesetzten jeder Stufe sind berechtigt, finanzielle Kompetenzen in ihren Bereichen zu vergeben. Die Höhe der vergebenen Kompetenz darf die Kompetenzhöhe des Vergebenden nicht überschreiten.

Zum Schluss werden die Rechnungsdokumente und alle enthaltenen Informationen rechtskonform im digitalen Archiv gespeichert und sind so jederzeit verfügbar.

Die Bearbeitungszeit von Eingangsrechnungen reduziert sich mit der automatisierten Rechnungsverarbeitung massgeblich. Durch die im Workflow festgelegten Eskalationsstufen wird jede Rechnung jederzeit angemessen behandelt, vorgegebene Zahlungsfristen eingehalten, Mahnungen vermieden und Skontoerlöse optimiert.

Digitalisierung der Verarbeitung von Eingangsrechnungen durch RPA

Eine digitale Verarbeitung von Kreditorenrechnungen bietet die Robotic Process Automation (RPA). RPA ist eine Technologie, die automatisierte und strukturierte Geschäftsprozesse ausführt. Die Prozessschritte können dabei mehrere IT-Systeme umfassen. Mittels RPA kann auf die Programmierung von komplexen und teuren Schnittstellen verzichtet werden. Dabei greift RPA anhand einer Software auf das jeweilige User Interface zu.

Voraussetzung für die Prozessautomatisierung bildet zunächst eine Prozessanalyse. Diese wird heute mit Hilfe von Process Mining durchgeführt. Mittels Prozessanalyse bzw. Process Mining kann die operative Komplexität von Prozessen transparent gemacht werden, welche sich nicht nur aus der Anzahl der Inputs, Outputs und der Prozessaktivitäten selbst ergibt, sondern vor allem aus der potenziellen Anzahl ihrer Varianten.

Dabei weist die Vielfalt der Prozessvarianten nicht nur auf Effizienzpotenziale hin, sondern bedeutet in den meisten Fällen auch, dass die Fehlerquote und das Compliance-Risiko im jeweiligen Prozess hoch sind. Heutige Process Mining Software ermöglicht es, Prozessinformationen aus den IT-Systemen des Unternehmens zu extrahieren, grafisch abzubilden und die verschiedenen Varianten zu analysieren.

RPA arbeitet selbstständig und vergleichbar mit einem menschlichen Sachbearbeiter, da es sich automatisch in diverse Systeme ein- und ausloggen und so die einzelnen Prozessschritte eines festgelegten Geschäftsprozesses abarbeiten kann.

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