Auftrittskompetenz: Einsame Wölfe haben es heute schwer
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Die richtige Auftrittskompetenz
Vor einiger Zeit kam eine junge Frau in mein Büro: schlank, gross, gut aussehend. Sie hatte in Zürich, London und San Francisco studiert. Sie hat einen Doktortitel, ein riesiges Wissen, MBAs und Zusatzdiplome. Ich dachte mir: «Mon dieu, die Frau hat ja alles, der liegt die Welt zu Füssen.»
Doch genau das tat die Welt nicht. Die junge Frau, nennen wir sie Frau X, war aus Dutzenden Kandidaten ausgewählt worden. Keine und keiner konnten ein solches Curriculum vorweisen. Jetzt leitet sie im Unternehmen ein Team.
Und da liegt das Problem: «Ich fühle mich bei meinen Auftritten vor Leuten je länger, je mehr unsicher. Schon beim Gedanken daran gerate ich in Panik. Ich fühle mich ausgestellt, nicht akzeptiert. Die Leute hören mir nicht zu, sie gähnen, tuscheln miteinander und konsultieren ihre Handys, wenn ich spreche.» Intelligente, junge, attraktive Frau, mit Diplomen im Sack – und sie hat Panik vor Auftritten?
Die Zeiten haben sich geändert. Früher referierte der «grosse Chef», und die Untergebenen hörten zu. Doch die Arbeitsstrukturen sind nicht mehr dieselben. Immer mehr wird in kleineren Gruppen gearbeitet.
Der Gruppenleiter muss auftreten und moderieren können. Er muss Ideen einbringen, muss überzeugen und manchmal schlichten. Und vor allem: Er muss seinen Mitarbeitenden in kurzer Zeit die Kernpunkte seiner Strategie darlegen können, Enthusiasmus entfachen. Damit niemand mehr gähnt.
Diplome und nochmals Diplome
Das sind Fähigkeiten, die in manchen Betrieben unterschätzt werden. Oft spielen sie bei der Anstellung nur eine untergeordnete Rolle. Noch immer zählen vielerorts vor allem Diplome und nochmals Diplome. Doch was bringt es, wenn jemand mit MBAs garniert ist – und die Leute gähnen, wenn sie oder er spricht? Was bringt ihm sein summa cum laude, wenn seine Zuhörerinnen und Zuhörer auf dem Handy spielen?
In manchen Unternehmen ist man sich mehr und mehr bewusst, dass der «Rucksack» zwar sehr wichtig ist – aber eben nicht alles. Im HR-Bereich hat längst das grosse Umdenken begonnen – allerdings noch nicht in allen Punkten.
Auftrittskompetenz als Schlüsselkompetenz
«Hat man Sie gefragt oder gar getestet, wie Sie vor Leuten auftreten?», fragte ich Frau X. «Nein», sagte sie, «man ist davon ausgegangen, dass mir ein Auftritt vor einem Team nicht schwerfällt. Und ich konnte meine Schwäche ja nicht vor allen einfach auf den Tisch legen. Niemand hat bei der Anstellung nach meiner Auftrittskompetenz gefragt. Und bis jetzt konnte ich mich auch davor drücken. Doch es ist eine Frage der Zeit, dass ich demnächst auch hinstehen muss. Davor graut mir.»
Viele ruhen sich auf ihren Titeln und Diplomen aus. Sie realisieren gar nicht, wie schlecht sie kommunizieren. Doch es gibt eben auch andere. Andere, wie Frau X., die sich bewusst sind, dass ihre Diplome allein nicht genügen. Und auch HR-Verantwortliche legen immer mehr Wert auf die Kommunikations-und Auftrittskompetenz. Auftreten, überzeugen und sich durchsetzen zu können, gehört heute zu den Schlüsselkompetenzen. Die Fähigkeit, in einem Team verständlich zu kommunizieren, es zu motivieren – und es zu Höchstleistungen zu ermuntern, ist der Weg zum Erfolg.
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