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Ko-Kreation: So setzen Sie Ko-Kreations-Prozesse im Unternehmen um

Vermeiden Sie teure Flops. Eröffnen Sie sich deshalb gezielt die Nutzerperspektive bei der Entwicklung Ihrer Produkte. Stärken Sie den Ko-Kreations-Prozess.

04.07.2023 Von: Brigitte Miller
Ko-Kreation

Innovationen aus der Bubble

Jeder hat seinen Blick auf die Welt. Auch Sie. Auch Ihr Entwicklungsteam. Und dieser Blick auf die Welt setzt entsprechende Innovationen frei – eben aus der eigenen Perspektive, aus der eigenen Bubble. Verständlich, nur zu verständlich.

Leider werden dabei etliche Kunden aus dem Blick verloren, wenn Sie überhaupt im Blickfeld waren. Die Resultate sind ernüchternd. Ihr Produkt und/oder Ihre Dienstleistung spricht nur einen Bruchteil der Bevölkerung an. Und mausert sich bei dem anderen Teil zu einem Flop. Sie verschenken somit das Potenzial neuer Kunden(gruppen). Wie schade.

Dies geht nicht Ihnen allein so. Wir alle leben in einer Bubble – und weiten selten die Nutzerperspektive, die eigentlich von dem Produkt und der Dienstleistung betroffen sind. Denken Sie nur einmal an Themen wie

  • männliche Stadt,
  • Gender Data Gap,
  • diskriminierende KI,
  • Gender Medizin,
  • barriere(un)freie Stadt / Einkaufscenter / Theater / Wohnungen / Unternehmen / Online-Dienste,
  • Fussgänger- und Radfahrer(un)freundliche Städte,
  • Kinderfeindliche Städte,
  • Migrationsblindheit, d.h. die Integration wird viel zu oft als Einbahnstrasse praktiziert.  

Ihnen fallen sicherlich weitere Beispiele ein. Beispiele, die zeigen, dass in der Entwicklung von neuen Produkten, Dienstleistungen, kommunalen Infrastrukturen, als auch städtischen Projekten, die (essenziellen) Bedürfnisse der Nutzer kaum bis gar nicht berücksichtigt werden. Meist aus einem einfachen Grund: Die Innovationen stammen aus einer Bubble, der Bubble der Entwickler. Frage: Wie sieht es bei Ihnen in Ihrem Unternehmen aus?

Ausblendung hat Folgen

Die Bubble-Perspektive hat natürlich Folgen. Auf gesellschaftlicher Ebene kann es zu Konflikten kommen. Auch sind oftmals Nachbesserungen gefordert, die so richtig ins Geld gehen können. Für Ihr Unternehmen sieht es auch nicht viel rosiger aus. Neben den bereits oben genannten Flops, riskieren Sie

  • eine Verschlechterung des Unternehmensimages,
  • Wettbewerbsvorteile zu verspielen,
  • potenzielle Kunden nicht zu erreichen und an die Konkurrenz zu verlieren,
  • unattraktiv für Top-Mitarbeiter zu werden,
  • beim Recruiting für bestimmte Mitarbeiter-Zielgruppen gar nicht als Arbeitgeber in Frage zu kommen.

Schon erstaunlich, aber Ihr Innovationsmanagement schlägt weite Kreise.

Ko-Kreation ist die Antwort

Ihr Innovationsmanagement sollte sich deshalb öffnen. Ermöglichen Sie die Partizipation und Teilhabe der Nutzenden – Ihrer Kunden. Integrieren Sie sie in den Entwicklungsprozess. Wie dies gelingen kann? Ko-Kreation ist die Antwort.

Was ist Ko-Kreation?

Definition: Unter Ko-Kreation wird die Zusammenarbeit verschiedener Akteure, als auch die Integration unterschiedlicher Perspektiven und Kompetenzen bei der Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen und Lösungen verstanden.

Ziel: Steigerung der Nutzerorientierung und der Innovationskraft der entwickelten Lösung durch ein umfassenderes Zielgruppen- und Problemverständnis.

Realisierung: Einbindung von Expert*innen und potenziellen Nutzer*innen in den Entwicklungsprozess von Anfang an. Förderung eines interdisziplinären Meinungsaustausches. Stärkung einer breiten Lösungskompetenz. Gemeinsames (Er-)Arbeiten tragfähiger und innovativer Produkte und/oder Dienstleistungen.

Unterstützung: Sie wollen einen Ko-Kreations-Prozess durchführen. Falls Sie vertiefende Unterstützung suchen, wenden Sie sich an das Fraunhofer IAO, an Nina Hieber, Psychologin, die sich hauptsächlich mit Innovations-und Transformationsprozessen befasst. Natürlich auch mit dem Ko-Kreations-Prozess. Link: www.kodis.iao.fraunhofer.de/de/kontaktseiten/nina-hieber.html

Ko-Kreations-Prozesse verlaufen in 3 Phasen

Bevor Sie einen Ko-Kreations-Prozess anstossen, gilt es eins zu tun. Prüfen Sie,

  • für welche Bereiche solch ein gemeinsamer Entwicklungsprozess sinnvoll ist,
  • welche Kundenzielgruppen Sie bisher „ein wenig“ vernachlässigt haben,
  • welche Produkte und/oder Dienstleistungen bei welchen Kundenzielgruppen überhaupt nicht ankamen,
  • welche Kritik, vielleicht sogar Shit-Storms, Sie deshalb einstecken mussten,
  • welche Innovationsschübe Sie sich wünschen und erhoffen,
  • wer zu diesem Ko-Kreations-Prozess eingeladen und eingebunden werden soll.

Machen Sie sich anschliessend mit den 3 Phasen des Ko-Kreations-Prozesses vertraut.

Phase 1: Die Co-Exploration

Wie der Name schon verrät, dreht sich alles in der ersten Phase ums Entdecken, Erkunden, Erforschen, Untersuchen. Gemeinsam werden die Herausforderungen, Probleme und Trends identifiziert, das Gestaltungsfeld für die Entwicklung abgesteckt und durch umfangreiche Recherchen, Analysen und Dialoge ein Verständnis über den Gestaltungsrahmen und dessen Potenziale geschaffen.

In dieser ersten Phase stellen Sie die Weichen, ob es zu einem wahrhaften Ko-Kreations-Prozess kommen wird. Denn die einzelnen Teilnehmer nennen zweifelsfrei Herausforderungen, Probleme und/oder Trends, die ihnen wichtig erscheinen. Und diese können sich stark voneinander unterscheiden. Es gilt, sich aufeinander einzulassen, um letztendlich gemeinsam herauszufiltern, welche Herausforderung oder welches Problem oberste Priorität hat. Kompromissfähigkeit ist somit schon in der ersten Phase von jedem gefordert.

Phase 2: Die Co-Innovation

Jetzt geht es ans Entwickeln. Gemeinsam werden innerhalb dieser zweiten Phase vier Unterphasen durchlaufen:

  1. Co-Empathize & Co-Define. Alle Teilnehmenden stimmen sich durch Befragungen und Beobachtungen auf die Zielgruppe ein. Es soll zum einen durch vorliegende Daten, Personas und Insights abgeleitet werden. Aber auch andere fremde Quellen, als auch eigenes Verständnis und persönliche Erfahrungen sollen einfliessen, um letztendlich die Zielgruppe zu definieren.
  2. Co-Ideation & Co-Design. Der kreative Entwicklungsprozess wird angestossen. Nutzen Sie dafür Methoden wie 6-3-5, Value Proposition Design, Six Thinking Hats, Laterales Denken – die PO-Methode. Setzen Sie gemeinsam Ideen frei. Leiten Sie Dienstleistungskonzepte ab. Vergleichen Sie alternative Entwürfe.
  3. Co-Prototyping. Erstellen Sie aus dem ausgearbeiteten Konzept einen Service Blueprint, einen Prototyp oder einen Customer Journey. Ziel ist es, die Dienstleitung oder das Produkt visuell darzustellen – und so greifbar zu machen.
  4. Co-Testing. Wählen Sie Testpersonen, die folgende Bereiche nach festgelegten Kriterien testen und bewerten: Nutzen, Verständlichkeit, Funktionalität und Akzeptanz. Selbstverständlich sollten Sie auch unter den Teilnehmern deren Beobachtungen und User-Experience abfragen.

Phase 3: Die Co-Conceptualization & Co-Evaluation

In der Abschlussphase werden die Ergebnisse und Konzepte übergreifend bewertet. Fragen, die sich alle stellen dürfen, sind beispielsweise:

  • Wird ein Mehrwert für die Kundengruppe generiert?
  • Werden die Bedürfnisse der Zielgruppe tatsächlich mit diesem Produkt oder Dienstleistung befriedigt?
  • Bieten wir damit eine leistungsstarke Lösung eines Problems, das die Zielgruppe hat?
  • Wie kann daraus ein tragfähiges Geschäftsmodell entstehen?
  • Wie kann das Konzept auf andere Bereiche übertragen werden?
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