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Generationen-Management: Mitarbeitende generationsbewusst begleiten

Die steigende Lebensarbeitszeit führt dazu, dass teilweise bis zu fünf Generationen gleichzeitig arbeitstätig sind. Dies stellt Unternehmen auf die Probe, wobei HR-Verantwortliche mit dem Know-how, wie man Menschen generationsbewusst und werteorientiert begleitet, einen zentralen Beitrag leisten. Ein wirksames Werkzeug dafür bietet das Talentmanagement, indem Ressourcen und Stärken aller Generationen erkannt und gefördert werden — um die Vielfalt der Generationen erfolgreich und nachhaltig zu nutzen.

24.01.2024 Von: Sonja Kupferschmid Boxler, Stefanie Philipp
Generationen-Management

Wir Menschen sind Beziehungswesen und identifizieren uns mit den Personen ums uns herum, insbesondere denjenigen unserer Generation. Mit ihnen teilen wir nicht nur unser Geburtsjahr, sondern auch unsere Erlebnisse, Erfahrungen und Erinnerungen. Daraus resultiert ein gemeinsames Wir-Gefühl, das verbindet.

So ähnlich, wie wir unseren Jahrgängen sind, unterscheiden wir uns von unseren Grosseltern, Eltern und Kindern. Wir wurden anders erzogen und haben uns unterschiedlich sozialisiert. Nichtdestotrotz lebt der Mensch mit verschiedenen Altersgruppen zusammen. Sei es Familie, Freizeit oder Beruf: Überall sind mehrere Generationen vertreten – ein Phänomen, das sich durch den demografischen Wandel noch mehr verstärkt.

Der demografische Wandel – Möglichkeiten für Unternehmen

Durch die steigende Lebenserwartung entwickelt sich unsere Gesellschaft immer deutlicher zu einer Drei- wenn nicht sogar zu einer Vier-Generationen-Gesellschaft. Während es im vergangenen Jahrhundert noch die Ausnahme war, ist es heute und in Zukunft durchaus möglich, dass Kinder in Vier-Generationen-Familien mit einer langen gemeinsamen Lebensdauer aufwachsen.

Auch für Unternehmen stellt der demografische Wandel in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung dar: Aufgrund der steigenden Lebensarbeitszeit kommt es immer mehr vor, dass sich die Arbeitnehmerschaft aus bis zu fünf Generationen zusammensetzt.

Durch diese Generationenvielfalt ergibt sich die grosse Möglichkeit, mittels generationenspezifischer und werteorientierter Personalentwicklungsarbeit ein breit gefächertes, generationsbewusstes Talentmanagement zu fördern. Um Mitarbeitende generationsbewusst zu begleiten, ist es für HR-Verantwortliche wichtig, die unterschiedlichen Bedürfnisse der aktuellen Generationen auf dem Arbeitsmarkt zu verstehen. Die Differenzen zwischen den Generationen zeigen sich nicht nur in unterschiedlichen Jahrgängen, sondern machen sich vor allem hinsichtlich anders gelebter Werte, Einstellungen und Bedürfnisse sowie bei den bevorzugten Kommunikationswegen bemerkbar.

Generationsbewusstes Talentmanagement

Für Firmen und Organisationen ist die Gestaltung der beruflichen Entwicklung von Angestellten eine zentrale Aufgabe, bei der das Abdecken von gegenwärtigen und zukünftigen Personalbedürfnissen im Fokus steht. Aus gutem Grund, denn ein starker Personalentwicklungssektor steigert nicht nur die Qualität der Dienstleistung oder des Produkts, sondern macht einen Arbeitsplatz auch attraktiver für potenzielle Bewerbende, was wiederum die Qualität und somit die Wettbewerbsfähigkeit der Organisation fördert (Klaffke, 2014). Was für Mitarbeitende im Hinblick auf ihre Entwicklung gewinnbringend ist, sind Personalentwicklungsmassnahmen mit Fokus auf die Stärken und Ressourcen, die eine Generation typischerweise mitbringt. Die Babyboomer beispielsweise sind in der Regel gut vernetzt sowie für ihre hohe Sozialkompetenz und Kooperationsfähigkeit bekannt, weshalb sie sich in Teams mit einem starken Generationenmix hervorragend als Vermittler oder «Leitpartner/-in» eignen. Personen der Generation Y gelten als Teamplayer und haben ein sehr hohes Gespür und Verlangen nach Sinnhaftigkeit, wodurch es sich lohnt, für diese Mitarbeitergruppe sinnstiftende Aufgaben zu schaffen, bei denen sie sich einbringen und etwas gemeinsam bewirken können. Es geht also für Organisationen und deren Personalentwicklung darum, die Stärken und Ressourcen der jeweiligen Generation zu erkennen und den Mitarbeitenden zu ermöglichen, diese einzusetzen und auszuleben.

Exkurs: Generationen X, Y und Z im Überblick

Generation X (1966–1980):
Das berufliche Weiterkommen ist sehr wichtig. Sie sind ambitioniert und legen bei der Arbeit viel Wert auf Selbstständigkeit und Flexibilität. Gleichzeitig zeichnet sie ein individualistisches Lebensgefühl aus. Im Gegensatz zu den Babyboomern ist der Job für die Generation X mehrheitlich Mittel zum Zweck: Sie streben nach hoher Lebensqualität und stellen die Arbeit in der Regel hinter andere Bedürfnisse (Motto: «Zeit ist wertvoller als Geld»). In der aktuellen Arbeitswelt gilt die Generation X als etabliert und befindet sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere oder auf der Zielgeraden dorthin.

Generation Y (1981–1995): Diese Generation hat ein grosses Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und sucht Antworten auf die Frage «Warum» («Y» für «Why»). Bei der Generation Y muss die Arbeit vor allem sinnstiftend und abwechslungsreich sein. In ihrer Sozialisierung wurden sie von einem Gefühl der Grenzenlosigkeit geprägt. Durch die fortschreitende Globalisierung und den stetigen Wandel der Arbeitswelt haben sie jedoch auch mit Unsicherheiten, Wettbewerbsdruck und Instabilitäten zu kämpfen. Individuelle Entfaltung, Selbst- und Mitbestimmung sowie kulturelle Offenheit und Toleranz sind Werte, die dieser Generation wichtig sind. In ihrer aktuellen Lebensphase hat die Generation Y den Spagat zwischen geforderter beruflicher Flexibilität und Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu meistern.

Generation Z (1996–heute): Diese Generation ist noch jung und steht kurz vor dem Einstieg in den Arbeitsmarkt, weshalb sich noch keine eindeutigen Merkmale für den beruflichen Kontext ableiten lassen. Was sich bislang abzeichnet, ist ein Streben nach Freiheit und Flexibilität sowie der Wunsch, neue Dinge auszuprobieren, aber auch das Bedürfnis nach Orientierung und Zugehörigkeit. Dadurch, dass die Generation Z als erste Generation ganz im Zeitalter der Digitalisierung aufgewachsen ist, ist sie stark geprägt von sozialen Medien und anderen modernen Kommunikationstechnologien. 

Generation Jahrgänge

Aktuelle Arbeits- bzw. Berufs-situation

Werte, Einstellungen und Bedürfnisse

(auf Basis der Sozialisation)
(Bevorzugte) Kommunikation
Wirtschafts-wunder-generation 1946-1955 Am Ende der beruflichen Laufbahn oder bereits im (Vor-) Ruhestand
  • Idealismus
  • Wunsch nach Selbstbestimmung
  • Etc.
  • Medium: Brief, Telefon
  • Face-to-Face-Kommunikation
Baby Boomer 1956-1965 Im mittleren bis hohen Erwerbsalter, besetzen aktuell Grossteil der Führungspositionen
  • Gleichberechtigung
  • Persönliche und berufliche Sicherheit
  • Etc.
  • Telefon und E-Mail
  • Face-to-Face-Kommunikation
Generation X 1966-1980 In Führungs-positionen, auf dem Höhepunkt der Karriere bzw. auf der Zielgerade dorthin
  • Ehrgeiz und Ambitionen
  • Selbstständigkeit und Flexibilität
  • Individualismus
  • Etc.
  • E-Mail und SMS
  • Textbasierte Kommunikation (via E-Mail)

Generation Y

(«Millennials»)
1981-1995 Junge Erwerbstätige, stehen im beruflichen und privaten Leben vor wichtigen Entscheidungen
  • Sinnhaftigkeit
  • Individuelle Entfaltung, Selbst- und Mitbestimmung
  • Offenheit, Transparenz und Toleranz
  • Etc.
  • SMS/Text-Messages und Social Media
  • Virtuelle Kommunikation (via Online-Medien)

Generation Z

(Generation «Internet» oder «iGeneration»)
1996-heute Mitten in der Berufswahl bzw. kurz vor dem Einstieg in den Arbeitsmarkt
  • Freiheit und Flexibilität
  • Selbstverwirklichung (im Privatleben)
  • Bedürfnis nach Orientierung, Struktur und Zugehörigkeit
  • Etc.
  • Social Media
  • Mobile Kommunikation (via Smartphone)

Auch wenn solche Generationenmodelle oft überspitzt dargestellt und nie vollständig generalisierbar sind, wird aus den Ausführungen klar: Jede Generation hat aufgrund ihrer Sozialisierung unterschiedliche Werte und Bedürfnisse, die sie leben und erfüllen möchte.

Was bedeutet dies für die (Begleitungs-)Praxis?

In Begleitungsprozessen mit Führungskräften und HR-Verantwortlichen ist es wichtig, auf die Generationenvielfalt und die damit einhergehenden Chancen für eine Organisation und deren Belegschaft hinzuweisen. Die Auseinandersetzung mit der generationenspezifischen Förderung von Arbeitnehmenden befähigt uns, Mitarbeitende je nachdem, wie sie sozialisiert wurden und in welcher Lebensphase sie stehen, am richtigen Punkt abzuholen und sie effektiv zu unterstützen. Eine Methode, die hilft, sich der Werte, Bedürfnisse und Ziele der jeweiligen Generation bewusst zu werden und diese stets im Blick zu behalten, ist der Perspektivenwechsel. Im Coaching und Mentoring können wir die Idee des Perspektivenwechsels für unsere Begleitungstätigkeit nutzen, indem wir eine Brücke schlagen und uns immer wieder bewusst in die Lage des Gegenübers versetzen und überlegen, was ihm/ ihr in einer spezifischen Situation wichtig ist oder er/sie vom Unternehmen als Arbeitgeber erwartet.

Leitfragen für den Perspektivenwechsel:

  • Was braucht mein Gegenüber?
  • Weshalb reagiert er/sie in der Situation X so, wie er/sie es tut (ggf. anders, als ich reagieren würde)?
  • Welche Werte vertritt er/sie? Und warum?
  • Welche Bedürfnisse hat er/sie und wie können diese erfüllt werden?
  • Welche Art von Führung/Beratung/Begleitung wünscht oder braucht er/sie?

Exkurs: Was bedeutet Talentmanagement?
Talentmanagement ist ein Teilgebiet des Human Resources Managements und steht hauptsächlich für personalpolitische, strategische Massnahmen in einem Unternehmen, um langfristig die Talentförderung und das Besetzen kritischer Stellen für Fach- sowie Führungskräfte sicherzustellen. Es gilt als erfolgskritischer Faktor für moderne Unternehmen, die nicht nur durch Lohnauszahlungen ihre Arbeitnehmenden an sich binden, sondern und vor allem durch die Förderung und den Einsatz des individuellen Talentes einer Arbeitskraft. Talentmanagement verfolgt eine umgedrehte Personaleinstellungslogik: Anstatt für eine offene Stelle eine passende Person zu finden (Recruiting), wird eine talentierte Person gefunden und darauf (im Optimalfall) eine passende Stelle geschaffen.

Individuell begleiten und fördern

Ein Ansatzpunkt für das Generationen-Management, der darauf aufbauend angegangen werden kann und generationsbewusstes Handeln im Unternehmen ermöglicht, ist die individuelle Mitarbeiterförderung. Als HR-Verantwortliche/-r können Sie Ihre Mitarbeitenden durch die Begleitung bei persönlichen Lern-, Entwicklungs- und Veränderungsprozessen auf individuelle Art und Weise unterstützen und so auf ihre spezifischen Anliegen und Bedürfnisse eingehen. Betriebliches Mentoring, wo der/die Mitarbeitende das Ziel und den Inhalt vorgibt und Sie als Begleitungsperson den Prozess mittels Fragen und Impulsen steuern, ist dafür ein geeigneter und auch nachhaltiger Weg.

    Leitfragen für die individuelle Mitarbeiterförderung:

    • Was sind die Ziele meines Gegenübers?
    • Was möchte er/sie als Nächstes erreichen?
    • Wie kann ich ihn/sie auf diesem Weg unterstützen?
    • Etc.

    Fokus auf Stärken und Ressourcen

    Was für Mitarbeitenden im Hinblick auf ihre (Weiter-)Entwicklung zusätzlich gewinnbringend ist, sind Personalentwicklungs-Massnahmen mit Fokus auf die Stärken und Ressourcen, die eine Generation typischerweise mitbringt. Die Baby Boomer beispielsweise sind i.d.R. gut vernetzt sowie für ihre hohe Sozialkompetenz und Kooperationsfähigkeit bekannt, weshalb sie sich in Teams mit einem starken Generationenmix hervorragend als Vermittler oder «Leitpartner/-in» eignen. Personen der Generation Y gelten als Teamplayer und haben ein sehr hohes Gespür und Verlangen nach Sinnhaftigkeit, wodurch es sich lohnt, für diese Mitarbeitergruppe sinnstiftende Aufgaben zu schaffen, bei denen sie sich einbringen und etwas gemeinsam bewirken können. Es geht also für Sie als HR-Verantwortliche/-r darum, die Stärken und Ressourcen der jeweiligen Generation zu erkennen und den Mitarbeitenden zu ermöglichen, diese einzusetzen und auszuleben.

    Leitfragen für Stärken-/Ressourcenorientierung:

    • Welche Stärken hat mein Gegenüber?
    • Was kann oder tut er ausgesprochen gut?
    • Welche Ressourcen bringt er/sie mit?
    • Worauf kann er/sie zurückgreifen?
    • Wo könnte er/sie diese Stärken und Ressourcen wie einsetzen?
    • Etc.

    Erfolgsfaktor Generationenvielfalt

    Zusammenfassend kann das Wissen und Bewusstsein, wie die unterschiedlichen Generationen «ticken», als wertvoller Wegweiser betrachtet werden, der das Erfüllen von Bedürfnissen ermöglicht und damit die Arbeitgeberattraktivität und auch die Mitarbeiterzufriedenheit steigert. Dennoch ist die Generationenangehörigkeit nicht alles, was zählt: Mit der Generation, der wir angehören, teilen wir zwar unsere Erlebnisse, Werte und Bedürfnisse. Doch wir Menschen sind viel mehr als ein Abbild unserer Generation: Neben der generationsbedingten Sozialisation gibt es noch viele weitere Faktoren, die den Menschen in seiner Entwicklung geprägt haben und ihn als Individuum ausmachen, wie z.B. das Geschlecht, der kulturelle Hintergrund, die soziale Herkunft oder die individuelle Persönlichkeit. Die Generation, in die man geboren wird, ist wegweisend – doch sie ist schlussendlich bloss ein Teil des grossen Ganzen.

     

    Literatur
    K Klaffke, M. (2014). Generationen-Management: Konzepte, Instrumente, Good-Practice-Ansätze. Springer: Wiesbaden.

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