Video Recruiting: Wie sich der Recruiting-Prozess neu erfindet
Passende Arbeitshilfen
Die Herausforderung bei der Planung vom Video Recruiting
„«Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt» – ein Spruch, der auch im Video-Recruiting oft zutrifft. Sie planen eine grossartige Kampagne, sind sicher, dass die Bewerberzahlen explodieren, und dann? Ernüchterung. Nicht die Masse macht den Unterschied, sondern die Qualität. Um genau die richtigen Talente zu erreichen, benötigen wir eine zielgerichtete Ansprache – mit den richtigen Leuten, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit. Es ist kein Hexenwerk, aber es erfordert Kreativität und ein feines Gespür für die Zielgruppe.“
Zielgerichtete Kommunikation als Schlüssel
Als Leiterin Recruiting & Employer Branding setze ich auf Video Recruiting-Ansätze, die exakt auf unsere Zielgruppen zugeschnitten sind. Personalisierte Kommunikation ist das Zauberwort. Das bedeutet, dass wir Text, Bildsprache, Tonalität und Kanäle gezielt an die Bedürfnisse und Vorlieben unserer Zielgruppe anpassen. Nur so können wir echt und glaubwürdig auftreten.
Der schmale Grat zwischen Marke und Zielgruppe
Es ist wichtig, dass die Marke in all unseren Videos konsistent bleibt. Doch wie erreichen wir dies, wenn wir uns an verschiedene Zielgruppen wenden? Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Während das Marketing Kunden anspricht, zielt das Employer Branding auf potenzielle Mitarbeitende – zwei sehr unterschiedliche Zielgruppen. Es ist essenziell, dass man die «Tone of Voice» der Marke nicht verletzt, sich aber bei der Ansprache eindeutig mehr auf potenzielle Mitarbeitende statt Kunden bezieht. Wir haben z.B. intern eine Du-Kultur, sprechen unsere Kunden aber mit Sie an. Beim Recruiting-Video setze ich in dem Fall passenderweise auf das Du.
Der Mensch im Mittelpunkt
Unser Ziel ist es, Bewerber anzuziehen, die nicht nur zu unseren Werten und unserer Unternehmenskultur passen, sondern auch persönlich zu unseren Teams. Der Schlüssel dazu sind unsere Mitarbeitenden selbst. Sie sind die besten Botschafter unserer Marke. Ihre authentische Ausstrahlung und ihre Erfahrungen machen sie zu perfekten Repräsentanten. Video Recruiting hilft uns dabei, ihre authentischen Geschichten zu transportieren und eine emotionale Verbindung zu schaffen.
Auf den richtigen Zeitpunkt und Kontext setzen
Die Videos sollten nicht nur die passenden Gesichter zeigen, sondern auch einen aktuellen Aufhänger haben. Sei es die Neueröffnung einer Filiale, der Start der Lehrstellenausschreibungen oder die Bewerbung eines Standorts – es geht darum, zu vermitteln, warum es sich lohnt, bei uns zu arbeiten, und warum es die perfekte Chance ist, genau jetzt zu uns zu stossen. Was haben Bewerbende davon, (genau jetzt) Teil unseres Teams zu werden?
Authentizität gewinnt immer. Glaubwürdige Darstellung sorgt dafür, dass unsere Botschaften bei der Zielgruppe ankommen und echte Verbindungen entstehen. So führte ein Recruiting-Video mit unseren Lernenden dazu, dass die Bewerberzahlen für unsere Lehrstellen sprunghaft anstiegen. Der häufigste Kommentar: «Eure Lernenden sind so cool, ich will meine Lehre auch bei euch machen!»
Mehr als nur ein Video: Die Multiplattform-Strategie
Je nach Zielgruppe nutzen wir unterschiedliche Kanäle. Jugendliche erreichen wir über Yousty, TikTok und Instagram, während wir bei Managern und Spezialisten LinkedIn verwenden. Das Video jedoch nur auf Social Media zu beschränken, wäre eine verpasste Chance. Wir integrieren es auch in Stellenanzeigen, auf unserer Karriereseite, in Vorstellungsgesprächen und Präsentationen. Ein Video – viele Einsatzmöglichkeiten.
DIY statt Agentur – Flexibilität zahlt sich aus
Unser Lernenden-Video für die Lehrstellen 2025 ist ein Beispiel dafür, wie wir uns von teuren Agenturen lösen und die Produktion selbst übernehmen. Während frühere Projekte zwischen CHF 8000.– und CHF 10 000.– kosteten, war unser DIY-Ansatz deutlich günstiger und flexibler («gratis» bzw. investierte Arbeitszeit). So können wir schneller auf neue Trends und Themen reagieren.
Das Team hinter dem Projekt
Gehen wir unserem Beispiel nach, dem Lernenden- Video. Unser Team bestand aus:
- Chefin für Berufsbildung: Koordination mit den Lernenden, Vorgesetzten und Work Force Managern.
- Videograf: Kamera, Schnitt und Ton. Er sorgte dafür, dass alle technischen Anforderungen erfüllt waren.
- Ich: Drehbuch, Regie und Kommunikation – von der Idee bis zur Umsetzung.
Von der Idee zum fertigen Video
Mit dem Ziel, mehr Bewerbungen von passenden Lernenden zu generieren, arbeiteten wir mit 20 Lernenden zusammen. Ihre Motivation war spürbar. Sie waren stolz darauf, das Unternehmen zu repräsentieren, was den Erfolg des Videos noch verstärkte.
Die zentralen Botschaften
Im Workshop mit den Lernenden erarbeiteten wir unsere wichtigsten Botschaften:
- Spannende Aufgaben und viel Lernpotenzial.
- Positive Arbeitskultur und kollegiales Umfeld.
- Das Unternehmen als starke Referenz für die Zukunft.
- Attraktive Benefits, z.B. Personalrabatte und bezahlte Schulbücher.
Hier ein Beispiel für die Struktur des Drehbuchs:
Szene | Botschaft | Personen/Text |
Intro | Wer sind wir, und was bieten wir? | Lernende |
Aufgaben | Spannende Aufgaben, viel Abwechslung | Lernende |
Arbeitskultur | Positive Atmosphäre, nette Kollegen | Lernende |
Benefits | Warum es sich lohnt, bei uns zu arbeiten | Lernende |
Call-to Action | Bewirb dich jetzt! | QR-Code oder Link |
Das Drehbuch- Kreativität und Struktur
Das Drehbuch war klar strukturiert und legte den Fokus auf Wahrhaftigkeit. Die Lernenden durften so sprechen, wie ihnen «der Schnabel gewachsen» ist.
Was wir gelernt haben
- Übung macht den Meister: Die Lernenden wurden durch Üben immer selbstsicherer.
- Engagement schaffen: Regelmässige Updates und klare Kommunikation halfen, das Engagement hochzuhalten.
- Plan B: Ersatztermine für unvorhergesehene Probleme sind unerlässlich.
- Rechtliche Absicherung: Einverständniserklärungen müssen vorab eingeholt werden.
Erfolgsfaktoren für Recruiting-Videos
- Kurz und knackig: Social-Media-Videos sollten maximal eine Minute dauern.
- Kill your Darlings: Auch wenn man sich in eine Szene verliebt hat, muss sie raus, wenn sie das Video unnötig verlängert.
- Infotainment rules: Die Botschaften müssen relevant und informativ auf den Punkt gebracht werden, aber gleichzeitig in einem unterhaltsamen Kleid daherkommen – Stichwort Infotainment.
- Untertitel verwenden: So ist das Video für alle verständlich.
- Reichweite maximieren: Intern und extern auf allen relevanten Plattformen teilen.
- Feedback sammeln: Rücklauf messen, Video analysieren und Verbesserungspotenziale identifizieren.
AIDA im Drehbuch: Der rote Faden
Das Drehbuch orientiert sich am AIDA-Prinzip:
- Attention: Der Einstieg muss Aufmerksamkeit erregen.
- Interest: Die Botschaften müssen relevant und informativ sein.
- Desire: Emotionen wecken, die Lust machen, Teil des Teams zu werden.
- Action: Mit einem klaren Call-to-Action enden.
Fazit: Flexibilität und Freestyle führen zum Erfolg
«Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt» – Flexibilität ist der Schlüssel zum Erfolg. Manchmal läuft nicht alles nach Plan, aber genau das macht den Prozess spannend. Spontane Ideen auf dem Set? Warum nicht! Originalität und Freestyle führen oft zu den besten Ergebnissen.
Die Videos können Sie zum Teil auf meinem LinkedIn-Profil im Bereich «Fokus» finden. Auf Anfrage schicke ich Ihnen gerne weitere Links zur Ansicht.