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Candidate Mining: Ein erfrischender Ansatz gegen den Fachkräftemangel

Heute beleuchte ich aus meinem eigenen Alltag als Headhunterin das Thema Candidate Mining. Oft wird auch von Talent Mining gesprochen. Ich schicke voraus, dass Candidate Mining für Headhunter wie auch für Firmen eine weitere Möglichkeit bietet, an die gesuchten und raren Fachkräfte zu kommen. Die Methoden sind für beide die gleichen.

31.10.2023 Von: Tanja Biel
Candidate Mining

Einleitung

Seit Jahren in aller Munde, und heute spüren wir «ihn» an allen Ecken und Enden der Personalsuche. Wir leben in einer Zeit des Fachkräftemangels und des sogenannten War for Talents sprich dem Kampf um Talente. So spielt Active Sourcing eine immer wichtigere Rolle. Es genügt als Unternehmen schon lange nicht mehr, einfach eine Stellenanzeige zu schalten, abzuwarten und zu hoffen, dass sich die richtigen Kandidaten dann schon bewerben. Die Zeiten des Arbeitgebermarkts sind vorbei, und die Suche nach Talenten muss proaktiv geschehen. Und so komme ich auch schon zur Überleitung zum eigentlichen Thema, dem Candidate Mining.

Was ist Candidate Mining? Candidate Mining ist vereinfacht gesagt eine Art Schatzsuche nach den schillerndsten Diamanten in der Suche nach Personal. Es ist ein zielführender Prozess, bei dem Recruiter verschiedene Ressourcen nutzen, um potenzielle Bewerber zu identifizieren. Diese Kandidaten sind möglicherweise aktiv oder auch nicht aktiv auf Stellensuche. Bevor ich später im Beitrag noch vertiefter darauf eingehe, möchte ich vorher noch den Active-Sourcing-Prozess kurz erklären.

Prozess Active Sourcing

Der Prozess läuft in grundsätzlich drei Schritten ab: Vorbereitung, Recherche, Ansprache. Mehr dazu erfahren Sie in dieser Abbildung.

Begriff Candidate Mining

Candidate Mining ist nichts anderes als ein Teil des Recruitings bzw. des Active Sourcings. Beim Active Sourcing sprechen wir auf eine aktive Art und Weise jene Kandidaten direkt an, die auf eine vakante Stelle passen könnten.

Anders als in den Unternehmen gehört das Active Sourcing im Headhunting seit jeher zur Alltagsarbeit. Allerdings ist zu erwähnen, dass es heute immer mehr Personalabteilungen gibt, die begonnen haben, selber auch Active Sourcing zu betreiben. Dies oftmals auch im Zusammenhang mit der Umsetzung einer positiven Employer-Branding-Strategie. Auf die Vor- und Nachteile diesbezüglich gehe ich etwas später noch ein. Es geht darum, nicht nur jene potenziellen Mitarbeitenden anszusprechen, die auf Stellensuche sind, sondern auch darum, solche abzuholen, die momentan nicht aktiv auf Stellensuche sind, aber möglicherweise in naher Zukunft einen Jobwechsel in Betracht ziehen. Als Headhunter ist es einfacher und wird als seriöser taxiert, Personen auf diese Art und Weise anzusprechen und schlussendlich abzuwerben als wenn Firmen dies direkt tun.

Wie gehe ich als Headhunterin nun vor, wenn ich Candidate Mining betreiben will? Zuerst plane ich meine Suchstrategie anhand des gesuchten Profils und suche aktiv und systematisch nach passenden Kandidaten in den gegebenen Kanälen (online und offline). Ich gehe hier auch proaktiv vor, mit dem Ziel, einen Pool an geeigneten Fachkräften aufzubauen, auf welchen ich jederzeit und nach Bedarf zugreifen kann. Hierzu werden vor allem Online-Quellen angezapft. Mit einer systematischen Vorgehensweise kann die Suche automatisiert oder nach wie vor auch manuell umgesetzt werden.

Ein guter Headhunter hat diese Königsdisziplin im Griff und verfügt über das notwendige Fachwissen, wie diese auch technisch umzusetzen ist. Mit der booleschen Suche im Netz macht er sich an die Arbeit. Bei dieser Suche geht es um eine Kombination von Keywords und Suchbegriffen sowie Befehlen, den sogenannten Strings. Diese Art der Suche kennen einige der Leser möglicherweise von Suchmaschinen wie z.B. Google, aber auch von Karriereportalen wie XING, LinkedIn oder anderen Social-Media-Kanälen. Allerdings wissen die wenigsten, wie diese Suchen wirklich zielführend umgesetzt werden und funktionieren, da sich die Anwendbarkeit der Befehle auch immer wieder ändert.

Auf diese Weise können potenzielle Quellen systematisch nach geeigneten Kandidaten durchforstet werden. Im Sinne eines ganzheitlichen Rekrutierungsansatzes ist es wichtig, dass sämtliche Suchstrategien aufeinander abgestimmt sind.

Exkurs: Boolesche Suche

Im Active Sourcing hört oder liest man oft von den Begriffen «Boolean Strings» und «X-Ray-Search». Hierbei handelt es sich um spezielle Methoden, die bei der Suche nach passenden Kandidaten sogenannte Operatoren einsetzen. Diese Boolean Strings arbeiten mit den gängigsten Operatoren wie «AND», «OR» und «NOT». Mithilfe dieser «Boolean Strings» kann auf verschiedenen Plattformen nach passenden Kandidaten gesucht werden. Das Gute an der Sache ist, dass ein Boolean String auf beliebig vielen Plattformen angewendet werden kann. So z.B. auf XING, LinkedIn und vielen weiteren.

    Vorteile des Candidate Minings

    • Entdecke verborgene Talente: Durch das Caniddate Mining können Kandidaten gefunden werden, die vielleicht noch gar nicht wussten, dass sie nach neuen Herausforderungen suchen.
    • Konkurrenzvorteil: Indem wir potenzielle Bewerber aktiv ansprechen, bevor sie sich anderweitig bewerben, sichern wir uns einen klaren Vorteil gegenüber Firmen, die ebenfalls Talente einstellen wollen. Es entsteht die Möglichkeit, einen positiven Eindruck zu hinterlassen und das Unternehmen kann als attraktiver Arbeitgeber präsentiert werden.
    • Erweiterung des Kandidatennetzwerks: Candidate Mining ermöglicht es, das Kandidatennetzwerk zu erweitern und langfristige Beziehungen aufzubauen. Selbst wenn ein Kandidat in der aktuellen Position zufrieden und nicht wechselwillig ist, können wir in Zukunft auf ihn zurückkommen und ihm neue Möglichkeiten anbieten.

    Nachteile des Candidate Minings

    • Zeit- und Ressourcenaufwand: Die Suche nach den besten Kandidaten erfordert Zeit, Geduld und bindet Ressourcen. Das Durchforsten von Datenbanken, das Anaysieren von Profilen und das persönliche Ansprechen von Kandidaten bedeutet tatsächlich eine Investition.
    • Datenschutz: Bei der Nutzung von öffentlichen Datenbanken und sozialen Netzwerken müssen Recruiter besonders darauf achten, dass sie die Datenschutzrichtlinien einhalten. Es ist wichtig, sensibel mit den besonders schützenswerten persönlichen Informationen der potenziellen Kandidaten umzugehen.
    • Ablehnung: Nicht jeder Kandidat, der kontaktiert wird, wird interessiert sein oder bereit sein, den Job zu wechseln. Zudem finden es auch nicht alle okay, dass sie angesprochen und abgeworben werden sollen, und so gibt es zwischendurch auch einmal «böse» Reaktionen. Es gilt hier, sich nicht entmutigen zu lassen und dies nicht persönlich zu nehmen. Das gehört zum Spiel des Candidate Minings dazu.

    Wie geht erfolgreiches Candidate Mining?

    Wer sich im Active Sourcing und somit im Candidate Mining erfolgreich betätigen will, muss mehr auf dem Kasten haben, als einfache boolesche Befehle auszuführen. Es ist wichtig zu beachten, dass der Datenschutz oftmals die Grenzen vorgibt. Die Gesetze und Richtlinien rund um den Datenschutz zu kennen, ist für ein professionelles Candidate Mining unabdingbar.

    Dann ist es so, dass jede Suchmaschine ihre individuellen Strings benötigt. Ein erfahrener Recruiter weiss, dass Algorithmen immer wieder geändert werden, so ist es essenziell, dass er hier ein vertieftes Verständnis hat.

    «Wer sucht, der findet», heisst es so schön, dies ist aber nicht ganz so einfach. Finden tut nur, wer auch weiss, was er sucht. Wer sich also mit der gesuchten Position nicht im Detail auseinandergesetzt hat, wird auch nicht die richtigen Keywords kennen und in die Suche einbauen und so wird die Suche auch nicht so erfolgreich wie erhofft. Nur wer weiss, welche Kompetenzen und Fähigkeiten für die Vakanz wichtig sind, kann herausfinden, wie und wo im Netz Kandidaten mit den gesuchten Soft und Hard Skills gefunden werden können.

    Hier sprechen wir auch vom Begriff «Candidate Persona». Vielleicht haben die meisten noch nie etwas davon gehört, aber trotzdem behaupte ich, dass sich jeder Recruiter oder Personaler aktiv mit dem Begriff auseinandersetzt. Jedes Mal wenn wir ein Anforderungsprofil erstellen und uns über den Wunschkandidaten Gedanken machen, dann arbeiten wir an dieser Candidate Persona. Ohne eine Vorstellung dieser perfekten Candidate Persona, also dem perfekten Kandidaten, wird es nicht einfach, eine zielorientierte Anzeige zu entwerfen oder die eingehenden Bewerbungen zielführend zu bewerten.

    Fazit

    Candidate Mining ist aus meiner Sicht ein erfrischender und spannender Ansatz, um im Kampf gegen den Fachkräftemangel erfolgreich zu sein und eine weitere Möglichkeit, an interessante Kandidaten zu kommen. Es ermöglicht Unternehmen wie auch Headhuntern, verborgene Talente zu entdecken, dadurch Wettbewerbsvorteile zu erlangen und den Rekrutierungsprozess zu verkürzen. Wichtig im Candidate Mining sind die Skills des Recruiters hinsichtlich der Boolesche-Suche-Tools.

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