Corporate Social Responsibility: 3 KMU-Strategien für mehr Nachhaltigkeit und Verantwortung
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Wirtschaftsräume im Wandel: Corporate Social Responsibility vs. Profitorientierung
Seit Jahrzehnten sehen sich die Wirtschaft, (einzelne) Branchen und Geschäftsmodelle permanent neuen Herausforderungen gegenüber: Globalisierung, Klimawandel, Bankencrash mit Finanzkrise, Corona, Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel, notwendige Digitalisierung und der zunehmende Einsatz von KI. Längst befinden sich alle mehr oder weniger in einem Transformationsprozess.
Ein Transformationsprozess, der mehr denn je das alte reine profitorientierte Management in Frage stellte – oder besser gesagt: stellen musste. Denn soziale und ökologische Nachhaltigkeit rückte durch all die Krisen und Herausforderungen verstärkt in den Fokus. Auch weil,
- Kunden es forderten und weiterhin fordern,
- die Politik entsprechende wirtschaftliche Rahmenbedingen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes aufstellte, oftmals spät und sehr langsam oder eventuell erst nach Klagen wie beispielsweise der Klimaseniorinnen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte,
- Mitarbeiter verstärkt eine nachhaltige Ausrichtung verlangen,
- es dem Unternehmensimage diente,
- es einen Vorsprung vor der Konkurrenz bedeutete,
- nach und nach die unternehmerische Erkenntnis gekoppelt mit an eine (oftmals neue) Verantwortung durchsickerte: Wir graben unser eigenes Grab bei Beibehaltung eines reinen profitorientiertem Managements.
Wie auch immer die Motivation für eine sozial-ökologische Transformation entstanden ist, die daran gekoppelten Herausforderungen betreffen alle. Und wollen von allen gestemmt werden. Jeder, abhängig von seinem Wirtschaftszweig und Branche, auf die eigene Weise. Das Besondere ist: Mehr denn je wird sich ausgetauscht, vernetzt und voneinander gelernt. Dabei darf eine Wirtschaftsform mal etwas genauer betrachtet werden: Die vielen mittelständischen Klein- und Familienunternehmen.
KMU haben eine sozial-ökologische Ausrichtung
Der deutschsprachige Raum, als auch die Benelux-Länder zeichnen sich verstärkt durch eine mittelständische Wirtschaft mit vielen Klein- und Familienunternehmen aus. Allein im Jahr 2021 gab es in der Schweiz insgesamt 607.820 kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Davon sind ungefähr 300.000 reine Familienunternehmen, die etwa 3,2 Millionen Angestellte beschäftigen, oft weniger als zehn Mitarbeiter pro Unternehmen.
Die meisten dieser KMU weisen bekannte Merkmale auf, die gerade im Hinblick der sozial-ökologischen Transformation interessant sind:
- Regional agierender Schwerpunkt
- Regional vernetzt
- Mitarbeiter, Kunden und viele Zulieferer aus der Region
- Lokale Herkunft
- Vor Ort ansässig mit Unternehmen und Familie
- In der Regel über mehrere Generationen bestehend
- Der Unternehmensblick wird durch diese Verankerung fast automatisch auf die Belange der vor Ort und der Region gelenkt
- Hoher Bekanntheitsgrad vor Ort, d.h. das Unternehmensimage wird nicht allein mit dem wirtschaftlichen, sondern auch mit dem sozial-ökologischen Tun verbunden
- Oft eingebunden in Politik vor Ort, lokale Verbände, Vereine, in die kirchliche Gemeinschaft
- Oft auch ein hohes Interesse an neuen Lösungen für die globalen Herausforderungen, sei es beispielsweise bei den Wertschöpfungsketten
Alles Faktoren, die für eine sozial-ökologische Transformation wichtig sind und in Betracht gezogen werden sollten.
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Corporate Social Responsibility positiv gestalten: 3 KMU-Strategien
Im Grunde hat sich in den meisten KMU wie von selbst eine Corporate Social Responsibility (CSR) gebildet, ohne das diese es wohl so nennen würden. Denn der Blick auf das Lokale und die Region, als auch die daraus abgeleitete unternehmerische Verantwortung ist meist über mehrere Generationen gewachsen. So sehr, dass beides (fast) selbstverständlich geworden ist – und keine Strategien zu offenbaren scheint. Der Schein trügt.
Strategie 1: Zukunftsorientierter denken und handeln
Jedes Unternehmen blickt in die Zukunft. Sie auch. Sie müssen und wollen planen. Vielleicht sogar expandieren. Vielleicht neue Märkte erschliessen. Vielleicht neue Kunden gewinnen. Wie auch immer Ihr unternehmerisches Ziel lauten mag: Sie blicken dafür in die Zukunft. Nur – und dies ist entscheidend – wie weit in die Zukunft?
Klein- und mittelständische Unternehmen, die seit Generationen bestehen, haben einen sehr weiten Blick in die Zukunft. Ein Blick, der meist über das nächste Quartal und Geschäftsjahr hinausgeht. Hier wird, wenn das Familienunternehmen Bestand haben soll, über Jahrzehnte hinausgedacht. Es werden zeitlich feste Fundamente gebildet. Fundamente, die dann alle mittragen (sollen). Die Familie. Die Mitarbeiter. Aber auch die Gemeinschaft vor Ort, in die das Unternehmen eingebunden und vielleicht auch von dieser abhängig ist.
Nicht immer gelingt dies. Keine Frage. Viele Familienunternehmen finden keinen Nachfolger in der Familie. Oft auch nicht mehr ausserhalb. Leider. Oder die örtliche Infrastruktur verändert sich zum Nachteil. Dennoch darf solch eine Zukunftsorientiertheit als sozial-ökologisch CSR-Strategie unter die Lupe genommen werden. Fragen Sie sich:
- Wie weit ist Ihr unternehmerischer Blick in die Zukunft gerichtet?
- Wen binden Sie bei dieser Zukunftsorientiertheit mit ein? Familie? Mitarbeiter? Belegschaft? Aktionäre? Kunden? Die Menschen vor Ort?
- Welche Ideen der Kinder-/Enkelkinder-Generationen oder Generation Z sollten aufgegriffen werden, um das Unternehmen zukunftsfest zu gestalten?
- In welche Zukunftsrichtung bewegen sich Ihre Kinder/Enkelkinder und/oder die Generation-Z-Mitarbeiter? Was gilt es somit zu integrieren?
- Welche Ziele leiten Sie daraus ab? Welche Ziele formulieren Sie für Ihr Unternehmen?
- Welche Konsequenzen haben Ihre Ziele? Für Ihr Unternehmen? Ihre Mitarbeiter? Für Ihre Kunden? Für die Menschen vor Ort? Für das Ökosystem? Für das soziale Gefüge – vor Ort, in Ihrem Land und/oder global?
- Welche Verantwortung leiten Sie aus diesen Zielen ab? Für das Soziale? Für die Nachhaltigkeit? Für ein ökologisches Handeln?
- Welches Bild der Zukunft prägen Ihre Ziele? Was wird sich wie Ihrer Meinung nach verändern? Zum Vorteil? Zum Nachteil? Wie müssten Sie deshalb Ihr Unternehmen wandeln, damit es noch lange in der Zukunft mit einer positiven CSR bestehen kann?
- Welche Weichen gilt es zu stellen?
Strategie 2: Regionale Infrastruktur auf dem Schirm
Ein altes Motto darf als zweite Strategie wieder aufgelebt werden: Think global, act local. Ihr unternehmerischer CO2 Footprint ist zweifelslos auch durch globale Lieferketten geprägt. Vieles, das Sie zur Produktion benötigen, wird eben meist nicht mehr vor Ort hergestellt. Sie importieren es. Manches Mal verleitet dies dazu, die nähere Umgebung aus den Augen zu verlieren.
Allerdings findet Ihr CSR gerade vor der eigenen Unternehmens-Haustüre ein unmittelbares Echo. Es macht einen Unterschied, - beispielsweise -
- ob Sie sich jede Nacht Ihre Waren just-in-time anliefern lassen oder einmal pro Woche tagsüber gebündelt. Im zweiten Falle keine nächtliche Ruhestörung und weniger CO2-Emissionen bei der Anlieferung.
- woher Sie Ihre Energie beziehen und wie energieeffizient Sie und Ihre Belegschaft agieren.
- ob Sie die Dächer und Wände Ihrer Bürogebäude und Lagerhallen begrünen, um so die Umgebung im Sommer zu kühlen.
- ob Sie auch in die Infrastruktur vor Ort investieren, ob in Kindergärten, Vereine, soziale und/oder ökologische Projekte.
Überlegen Sie, welche Aspekte der regionalen Infrastruktur Sie fokussieren und welche Sie ausblenden. Vielleicht gibt es einige Bereiche, die die Unterstützung Ihres Unternehmens benötigen. Vielleicht stärken Sie auf diese Weise nicht allein Ihre CSR, sondern auch positive Veränderungen für die Menschen vor Ort.
Strategie 3: Nachhaltig vor Ort starten… und ausdehnen
Nachhaltig zu handeln, ist ein globaler Prozess. Das Klima kennt eben keine Grenzen. Dennoch beginnt alles eigentlich vor Ort. Bei sich zu Hause. Bei Ihnen im Unternehmen. Und wird auch vor Ort einen positiven Effekt nach sich ziehen. Denn Nachhaltigkeit bietet die Chance, sich als Unternehmen mit den eigenen Produkten und Dienstleistungen in regionalen Märkten und Nischen zu positionieren.
Prüfen Sie – beispielsweise -,
- welche Nachhaltigkeits-Zertifikate es für Ihre Branche und Dienstleitung gibt.
- welche unternehmerischen Bereichen auf welche Weise nachhaltiger gestaltet werden können – beispielsweise den Dienstwagen-Fuhrpark zu reduzieren und mehr ÖPNV-Tickets anzubieten.
- wie Produktionswege nachhaltiger umgestaltet werden können.
Binden Sie Ihre Mitarbeiter in diese Prozesse mit ein. Laden Sie auch Kunden, Geschäftspartner, Zulieferer und politische Entscheider zu einem Austausch ein. Gestalten Sie zusammen ein Nachhaltigkeitskonzept, das in Ihrem Unternehmen beginnt, jedoch auf die Region übergreift. Und vielleicht dann solche Kreise zieht, dass es sich weiter und weiter ausdehnt. Probieren Sie es.