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Selbstorganisiertes Arbeiten: Erfolgsrezept für Unternehmen?

Sich selbst steuernde Mitarbeiter-Einheiten, bei denen abteilungsübergreifend alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, sind ein favorisiertes Zukunftsmodell. Solche Teams sind den zunehmend unvorhersehbaren Anforderungen der Digitalökonomie besser gewachsen als die anweisungsorientiert geführten Teams alten Stils.

16.03.2022 Von: Anne M. Schüller
Selbstorganisiertes Arbeiten

Selbstorganisiertes Arbeiten

Wer unternehmerisch handelnde Mitarbeitende will, muss diese auch unternehmerisch arbeiten lassen. Geplante Aktionen werden dann nicht nur praxisorientierter und facettenreicher, sondern auch engagierter umgesetzt. Denn nichts wird mehr vordiktiert, sondern alles in Eigenregie entwickelt. Und am Ende steht dann der „Mein-Baby-Effekt”: Was man selbst geschaffen hat, lässt man nicht mehr im Stich.

Was Mitarbeiter-Involvement im Einzelnen bringt:

  • Durch das systematische Einholen von Meinungen und fachlichem Rat kommen mehr Ideen zusammen - und Entscheidungen stehen auf einer breiteren Basis.
  • Hierarchie-, bereichs- und generationsübergreifendes Konsultieren schafft eine Kultur der Wertschätzung, der Transparenz und des Vertrauens.
  • Es stärkt zudem das Verständnis für die Arbeit der anderen, auch über Abteilungsgrenzen hinweg. Und es bereitet den Boden für Partnerschaft.
  • Alle in den Prozess Involvierten lernen voneinander. So vergrössert sich das Wissen und Können im gesamten Unternehmen.
  • Involvierte Mitarbeitende fühlen sich besser, ihre Arbeitsfreude steigt, sie zeigen mehr Verantwortungsbereitschaft und erzielen bessere Ergebnisse.
  • Wer sich als Teil des Entscheidungsprozesses sieht, wird, wenn nötig, auch dazu bereit sein, unangenehme Entscheidungen mitzutragen.

In sich selbst organisierenden Einheiten entstehen Strukturen und Vorgehensweisen, die aussergewöhnliche Ergebnisse hervorbringen werden. Hierzu braucht es ein Umfeld, das Vorschriften abbaut, auf Fehler lernfreudig reagiert, Vertrauen zulässt und Freiräume schafft. Leitplanken statt Handschellen, Empfehlungen statt Statuten und Mut zum Versuch sind die Devisen. All das macht eine Firma beweglich und anpassungsschnell.

Vor dem Start: Drei Grundüberlegungen sind fundamental

Wer selbstorganisiertes Arbeiten einführen will, für den stehen drei Überlegungen an:

  • Wo im Unternehmen wollen wir Selbstorganisation einführen – und wo nicht? Nicht jeder Ort im Unternehmen ist dafür geeignet. In Bereiche mit unumgänglicher Vorschriftendichte und vertraulicher Arbeit gehört sie zum Beispiel nicht hin.
  • Mit wem im Unternehmen wollen wir Selbstorganisation einführen – und mit wem nicht? Nicht jeder Mitarbeitende und lange nicht jede Führungskraft ist dafür wie geschaffen, vielmehr brauchen beide Seiten Training, Coaching und Übung.
  • Auf welche Weise wollen wir Selbstorganisation einführen – und wie nicht? Nicht jedes Unternehmen ist reif für die Selbstorganisation. Transparenz, Vertrauen, ein respektvolles Miteinander und eine fehlertolerante Lernkultur sind die Basis.

Schon allein an diesen drei Punkten lässt sich erkennen: Die Selbstorganisation kann einem Unternehmen nicht aufgepfropft und wie eine Blaupause über alles und jeden „ausgerollt“ werden. Parallel müssen sich organisationale Strukturen und Denkweisen ändern. Ein schrittweises Vorgehen ist anzuraten. Das braucht seine Zeit. Rückschläge sind zunächst möglich, bis sich die notwendige Expertise eingestellt hat. Eine intensive Begleitung und das Einbeziehen der Mitarbeitenden von Anfang an sind unerlässlich.

Die wesentlichen Aspekte selbstorganisierter agiler Teams

Agile Teams organisieren sich zur Arbeitsbewältigung vollständig selbst. Hierzu definieren die Mitarbeitenden ihre Ziele sowie die dazu notwendigen Mittel und Wege gemeinsam und übernehmen Verantwortung für die erbrachten Ergebnisse. Nicht Vorgaben von Oben sondern kollegial miteinander erstellte Vereinbarungen über die Art und Weise der Zusammenarbeit bestimmen das Vorgehen. Das bedeutet:

  • selbstorganisierte Teams erarbeiten ein gemeinsames Verständnis für die jeweilige Aufgabe und organisieren das dazu notwendige Wissen,
  • sie erarbeiten die mit der Aufgabenbewältigung zusammenhängenden Ziele, die entsprechende Zeitplanung und die benötigten Ressourcen,
  • sie erarbeiten fortlaufend Lösungsideen, bewerten und gewichten diese und treffen daraufhin alle notwendigen Entscheidungen gemeinsam,
  • sie gehen gemeinsam in die Umsetzung, sind gemeinsam verantwortlich für das Ergebnis und organisieren etwaige Nachjustierungen und Optimierungen.

Selbstorganisierte Teams gruppieren sich über Abteilungsgrenzen hinweg um Branchen, Kunden, Produkte oder Funktionen. Dies geschieht im Rahmen einer Wertewelt aus Vertrauen, Heiterkeit, Transparenz, Verlässlichkeit, Disziplin und Konsequenz. Sie bestehen aus einer überschaubaren Mitgliederzahl, meist zwischen fünf und fünfzehn Personen. Danach teilt sich das Team.

Aspekte, die für den Umsetzungserfolg wesentlich sind

Besonders am Anfang sollte ein jeweiliges Team stabil zusammenbleiben, um sich an die neue Arbeitsweise zu gewöhnen, Routinen zu entwickeln und Vertrauen füreinander aufzubauen. Zudem müssen Feedback-Kompetenz und Konfliktbewältigungsstrategien antrainiert werden. Denn autonome Teams regeln alles unter sich. Da kann es auch schon mal Spannungen geben und sogar ganz schön krachen.

In Unternehmen mit Selbstorganisation werden Projektmärkte eingerichtet, damit sich jeder aus eigenem Antrieb dort einbringen kann, wo seine Talente den meisten Nutzen stiften. Hierdurch erlebt der Einzelne Sinn und erlangt Bedeutung. Sehr schnell kommt es zu einer fachlichen, menschlichen und motivatorischen Stärkung des Einzelnen.

Wie von Fesseln befreit wird eine enorme Energie freigesetzt. Weitere willkommene Nebeneffekte: Selbstorganisiertes Arbeiten lässt Menschen reifen. Eigenverantwortung macht sie selbstbewusst. Entscheidungskompetenz macht sie stark. Die zunehmende Reflexionsfähigkeit macht Ergebnisse besser. Das Verständnis für Gesamtzusammenhänge im Unternehmen wächst, das unternehmerische Denken wird angeregt, Wissenshorizont und Expertise werden erweitert.

Verbesserungsideen, die den eigenen Bereich betreffen, werden im Team besprochen, entschieden und umgesetzt, es braucht also keinen Segen von oben. Interdisziplinäre Ideen gehen nicht an den Chef, sondern direkt an das jeweilige Team – oder in eine zentrale Ideenbank, die allen zugänglich ist. Onlinebasierte Kollaborationsplattformen eignen sich bestens dazu. Wie in einem Regal werden dort Ideen zur Ansicht, zum Ausprobieren und zum Weiterentwickeln angeboten.

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